Bild des Tages: Tiefseeteufel mit Zwergmännchen

Schon wieder ein Objekt aus der faszinierenden Sammlung des Museum für Naturkunde in Berlin, und noch dazu in gewisser Weise eine unbeabsichtigte Fortführung der Reihe „Fische mit Händen und Füßen“. Denn die hier gezeigten Fische sind Tiefseeteufel oder Schwarzangler der Gattung Melanocetus, tiefseebewohende Verwandte der auch in geringeren Tiefen vorkommenden Seeteufel, Anglerfische, Handfische und Seefledermäuse. Da jedoch alle Tiefsee-Anglerfische (Ceratioidei) pelagisch leben, und auch jene Arten die wie Gigantactis zumindest in Bodennähe nach Nahrung suchen, immer noch aktiv schwimmen, findet sich bei ihnen keine arm-oder beinartigen Ausprägungen der Brust-und Bauchflossen.

Melanocetus sp. im Museum für Naturkunde Berlin

Melanocetus sp. im Museum für Naturkunde Berlin

Unter den ohnehin schon grotesken Tiefsee-Anglerfischen hat sich Melanocetus besonders extrem entwickelt, denn mehr noch als bei verwandten Gattungen hat sich der Körper zu einem schwimmenden Maul mit angehängtem dehnbaren Riesenmagen entwickelt, der fast nur noch rudimentär anmutende Flossenanhängsel trägt. Mit dem kleinen Leuchtorgan (Esca) auf dem recht kurzen Illicium wirken sie fast ein bisschen wie die Beholder aus Dungeons & Dragons.

Über diese Tiere gäbe es eigentlich sehr, sehr viel zu schreiben, aber dies ist eigentlich nur ein Bild des Tages, daher werde ich hier nicht näher auf Einzelheiten ihrer faszinierenden Biologie eingehen. Erwähnenswert ist jedoch auf jeden Fall das winzige Zwergmännchen, welches am hinteren Ende des Weibchens hängt. Ich denke mal dass fast jeder der diesen Blog liest, ohnehin schon weiß dass sich bei den meisten Tiefsee-Anglerfischen die Zwergmännchen an den viel größeren Weibchen festbeißen, und praktisch mit ihnen verwachsen, daher werde ich auch darauf nicht weiter eingehen (außer irgendwann einmal vielleicht in einem ausführlicheren Blogpost über eben jenes Thema). Man kann recht gut erkennen wie sehr das kaulquappenartige Männchen mit dem Körper des Weibchens verbissen ist, und wo das zuoberst liegende Gewebe des Männchens die Haut des Weibchens überwächst.

Melanocetus sp. Zwergmännchen

Melanocetus sp. Zwergmännchen

Auf dem Photo des Alkoholpräparates aus Berlin sieht man die Körperform nur in der Seitenansicht, daher habe ich hier noch mal ein Photo von Melanocetus johnsonnii von Wikipedia zugefügt, auf welchem man in der Frontalsicht sehen kann, wie unheimlich breit der Kopf tatsächlich ist.

Melanocetus johnsonii

Melanocetus johnsonii

Tiefsee-Anglerfische sollen auf jeden Fall noch mehr Erwähnung auf dem Blog finden, nur ist es leider teilweise recht schwierig geeignetes Bildmaterial zu finden. Daher kam mir das bei meinem vorletzten Berlin-Besuch noch nicht öffentlich ausgestellte Melanocetus-Pärchen umso besser gelegen, um den bisher eklatanten Mangel von auf dem Blog vorgestellten Tiefseefischen zumindest im ersten Ansatz auszugleichen.

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Bild des Tages: Huia-Paar

Auch heute gibt es wieder ein Photo das während meinem Kurzurlaub in Berlin entstanden ist. Dabhei handelt es sich um einen ganz besonderen zoologischen Schatz, welcher im Museum für Naturkunde ausgestellt ist, nämlich ein Huia-Pärchen (Heteralocha acutirostris), eine Art der neuseeländischen Lappenvögel welche bedauerlicherweise seit etwa 1907 durch übermäßige Bejagung wegen ihren Federn und landwirtschaftbedingter Lebensraumzerstörung ausgestorben ist.

Huia-Paar (Heteralocha acutirostris) im Museum für Naturkunde, Berlin

Huia-Paar (Heteralocha acutirostris) im Museum für Naturkunde, Berlin

Was den Huia zu etwas ganz besonderem machte, war der ungewöhnliche Geschlechtsdimorphismus zwischen Männchen und Weibchen, welcher für Vögel in dieser Weise einmalig ist. Die insgesamt etwas größeren Weibchen (auf dem Photo rechts) hatten einen sehr langen, dünnen und stark gekrümmten Schnabel von etwa 8,5 cm Länge, während die Männchen einen kürzeren, geraderen und nur etwa 6 cm langen Schnabel besaßen. Zusätzlich hatten die Männchen auch stärker ausgeprägte Muskulatur im Kopf-und Halsbereich, wodurch sie besonders gut befähigt waren vermoderntes Holz aufzupicken, um darin versteckte Insektenlarven freizulegen. Im Gegensatz zu einer auch heute immer noch kursierenden zoologischen Legende arbeiteten sie aber nicht mit den Weibchen in „Teamwork“, und es stimmt auch nicht dass die Männchen mit ihren massiveren Schnäbeln das Holz aufpickten damit die Weibchen mit ihren langen dünnen Schnäbeln die Larven daraus hervorziehen konnten, so schön diese Geschichte aus der ökologischen Folklore sich auch anhört.

Vielmehr benutzte das Weibchen seinen sehr langen, dünnen und gebogenen Schnabel um in engen Spalten, Ritzen oder auch Fraßgängen in noch lebenden Bäumen nach Insekten und ihren Larven zu suchen, welche für die Männchen unerreichbar waren. Auf diese Weise verringerten sie die innerartliche Konkurrenz um die Nahrungsressourcen.

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Warum die Zähne von Flusspferden wirklich seltsam sind

Beim letzten Bild des Tages habe ich über Archaeotherium etwas vorschnell geschrieben dass sich unter den lebenden Tieren keine wirklich vergleichbaren Zähne mehr finden. Als ich letzte Woche in Berlin gewesen bin (vermutlich gibt´s darüber noch einiges an Blogmaterial), habe ich im Museum für Naturkunde einmal genauer auf die Zähne des dort ausgestellten Flusspferdskelettes geschaut. Üblicherweise fallen einem dort zuerst einmal die riesigen Eckzähne und die merwürdig stoßzahnartigen Schneidezähne auf, so dass man selten man wirklich näher auf die Molaren und Prämolaren schaut.

Hippopotamus skull frontal, Museum für Naturkunde

Erstere sind auch nicht sonderlich auffällig, breite mehrhöckerige Mahlzähne mit tiefen verästelten Fissuren zum Kauen von Pflanzennahrung, wie man sie nicht sehr viel anders auch bei vielen anderen Huftieren findet.

Hippopotamus skull Museum für Naturkunde Berlin

Die Prämolaren dagegen sind seltsam dreieckig und spitz, gar nicht so unähnlich den Prämolaren von Entelodonten. Hier noch mal ein etwas näherer Blick auf die Seitenzähne:

Hippopotamus Dentition Museum für Naturkunde Berlin

Glücklicherweise hatte ich noch zwei Photos von Zwergflusspferdschädeln in meinem Archiv, so dass ich auch diese noch einmal zum Vergleich heranziehen kann. Einmal der Schädel eines noch subadulten Zwergflusspferdes (Choeropsis liberiensis) aus der Zoologischen Schausammlung in Tübingen:

Choeropsis subadult

Die Zähne sind praktisch noch nicht abgenutzt und die Prämolaren erinnern sogar ein kleines bisschen an jene von frühen noch amphibisch lebenden Urwalen wie Pakicetus und zu einem gewissen Grade sogar an jene von bereits höherentwickelten aquatischen Archaeoceti. Bei diesen standen sie aber mit Sicherheit in Zusammenhang mit einer vor allem aus Fischen bestehenden Ernährung. Nun stellt sich aber dennoch die Frage, weshalb auch die größtenteils von Pflanzen lebenden, aber unter allen lebenden Landsäugern noch am nächsten mit den archaischen Walvorfahren verwandten Flusspferde nicht ganz unähnliche Prämolaren haben. Hier noch mal ein Photo eines Zwergflusspferdschädels (genau genommen eines Abgusses) im Zoologischen Museum in Kopenhagen:

Choeropis skull Copenhagen 2

Auch bei diesem Schädel eines adulten Exemplares sieht man die ziemlich spitzen dreieckigen bis konischen Prämolaren. Was bedeutet dies aber nun alles? Warum haben Flusspferde diese seltsamen Zähne? Diese Frage kann ich leider auch nicht beantworten. Aber ich finde es auf jeden Fall interessant dass auch die auf den ersten Blick möglicherweise eher auf eine bedingt carnivore bis omnivore Ernährung hindeutenden Prämolaren der Entelodonten so sehr jenen von primär herbivoren Flusspferden und Zwergflusspferden ähneln, und sogar in beiden Fällen die Kombination mit erheblich vergrößerten Eckzähnen und einer extrem massiven Schädelmorphologie vorliegt. Möglicherweise könnte dies einen Anhaltspunkt dafür liefern dass Entelodonten auch mehr „gewöhnliche“ Pflanzenkost konsumierten als ihre martialischen Zähne und Kiefer vermuten lassen, wenngleich die bekannten Zahnabdrücke auf Knochen klar beweisen dass sie definitiv auch Fleisch fraßen, und zwar höchstwahrscheinlich in einem erheblich höherem Maße als die opportunistisch omnivoren Flusspferde.

Betrachtet man sich noch einmal die Schädel von Flusspferden und rückblickend noch mal jenen von Archaeotherium im letzten Beitrag, dann muss man eigentlich fast sagen dass die Flusspferdschädel sogar noch höher spezialisiert, noch extremer und noch monströser sind als bei Entelodonten. Vielleicht sollte man das einmal im Hinterkopf behalten wenn man das nächste mal im Zoo ein paar lebende Vertreter der Gattungen Hippopotamus und Choeropsis sieht. Es gibt auch heute noch Monster, aber manche sind uns zu vertraut um sie als solche zu erkennen.

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Bild des Tages: Archaeotherium Schädel

Nach vielen Beiträgen über lebende Tiere gibt es jetzt mal wieder ein Fossil, genau genommen den Schädel eines Archaeotherium aus Dakota, welchen ich im Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe photographiert habe.

Archaeotherium-Schädel, Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe

Archaeotherium-Schädel, Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe

Die Schädel von Archaeotherium und anderen Entelodonten sind vermutlich unter den „monströsesten“ Formen welche die Säugetiere je hervorgebracht haben. Neben dem riesigen zähnestarrenden Maul finden sich auch bizarre Knochenauswüchse am Unterkiefer sowie ein flügelartig verlängertes Jochbein, welches Ansatzstelle für gewaltige Kiefermusklen darstellte. Die Zähne an sich sind auch schon sehr interessant, und finden sich in vergleichbarer Ausprägung bei keinem lebenden Tier. Zwar zeigen sich gewisse Ähnlichkeiten zu denen von Schweinen, und vermutlich lebten die Entelodonten, zu denen Archaeotherium gehörte, zumindest teilweise auch von pflanzlicher Nahrung, doch die dreieckigen spitzen Prämolaren waren eher eine Anpassung an an den Konsum von Fleisch und Knochen. Tatsächlich hat man auch verschiedene Knochen größerer Säuger gefunden, welche Zahnabdrücke von Archaeotherium aufwiesen. Vermutlich beschränkten sich diese Tiere auch nicht darauf nur Aas zu fressen oder anderen Fleischfressern als Kleptoparasiten die Beute abzujagen, sondern gingen teilweise auch selbst aktiv auf Jagd.

 

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Fische mit Händen und Füßen Teil 3: Die Seefledermäuse

Nach Handfischen und Anglerfischen kommen jetzt die Seefledermäuse (Ogcocephalidae), eine sicherlich nicht minder bizarre Familie der Armflosser. Im Gegensatz zu den seitlich eher zusammengedrückten Anglerfischen haben die Seefledermäuse einen stark abgeflachten Vorderkörper und einen eher schmalen Schwanzbereich, ähnlich wie bei den Seeteufeln. Allerdings besitzen sie ihm Gegensatz zu diesen nur ein ausgesprochen kleines Maul, und auch die Angel ist nur ziemlich unscheinbar ausgebildet.

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Wie die Hand-und Anglerfische laufen die Seefledermäuse mit ihren modifizierten Flossen auf dem Meeresboden, jedoch sind sie ihrer ungewöhnlichen Körperform wegen anders angeordnet, da die gelenkigen Brustflossen viel weiter seitlich als die beiden kleineren Bauchflossen liegen.

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Tricorn batfish (Zalieutes mcgintyi)

Mit über 70 Arten in zehn verschiedenen Gattungen sind die Seefledermäuse recht divers, was sich auch darin spiegelt, dass sie recht unterschiedliche Lebensräume besiedeln. Sie kommen außer im Mittelmeer in allen tropischen und subtropischen Meeren der Welt vor, wobei sie in der Regel in Tiefen von 200 bis 3000 Metern vorkommen, teilweise sogar in bis zu 4000 Metern Tiefe. Vertreter der Gattung Ogocephalus kommen aber auch in flacheren Gewässern vor, und dringen in seltenen Fällen sogar in Brackwassergebiete vor.

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Ogcocephalus parvus

Bei einigen Arten findet sich ein seltsamer knöchernen Vorsprung am Kopf…

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Dwarf batfish (Ogcocephalus pumilus)

…welcher bei einigen Arten erhebliche Ausmaße erreichen können.

Longnose batfish ( Ogcocephalus corniger)

Longnose batfish ( Ogcocephalus corniger)

Dagegen sind Arten wie der treffenderweise panke batfish genannte Halieutichthys aculeatus insgesamt massiv verkürzt, und sie dürften sicher eines der extremsten Längen-Breitenverhältnisse unter allen Knochenfischen haben.

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Pancake batfish (Halieutichthys aculeatus_)

Auffällig sind bei den Seefledermäuse auch die knöchernen Dornfortsätze, welche bei manchen Arten einen regelrechten Panzer bilden.

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Halieutaea stellata

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Fische mit Händen und Füßen Teil 2 – die Anglerfische

Die nächsten Fische mit Händen und Füßen sind bereits im Anmarsch, dieses mal die Familie der Angler-oder Fühlerfische (Antennariidae). Aufgrund ihres plumpen Körperbaus und den beinartigen Brust-und Bauchflossen werden sie teilweise auch Froschfische genannt, welche man aber nicht mit der nicht näher verwandten Gattung der Froschfische (Batrachoididae) verwechseln darf. Ich habe in diesem Beitrag eine größere Anzahl von Bildquellen verwendet, um einen möglichst guten Überblick über die Diversität der Anglerfische zu erreichen. Sämtliche Bilder stammen von Wikipedia, da ich selbst so gut wie keine Photos von Anglerfischen besitze, und die wenigen leider nicht besonders gut geworden sind.

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Commerson’s frogfish (Antennarius commerson)

Während die im letzten Beitrag vorgestellten Handfische nur eine sehr lokal begrenzte Verbreitung haben, und eine recht niedrige Anzahl an Arten vorweisen können, sind die Anglerfische in praktisch allen warmen Meeren der Welt verbreitet und auch weitaus artenreicher. Der weiter unten noch näher beschriebene Sargassum-Anglerfisch kommt auch in kälteren Gebieten vor, und wird teilweise sogar bis vor den Küsten Nordnorwegens gefunden. Ein weiteres Kuriosum ist der Brackwasser-Anglerfisch (Antennarius biocellatus), welcher auch ins Süßwasser vordringt.

Das Hauptverbreitungsgebiet der Anglerfische (Karte von Wikipedia):

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In ihrer Gestalt sind sich alle Anglerfische sehr ähnlich, sind sind extrem kompakt und hochrückig, mit einem großen schrägstehendem Maul, einer schuppenlosen Haut und natürlich den Armflossen. Zudem besitzen sie die namensgebende Angel, ganz ähnlich wie die Seeteufel, allerdings ist sie bei ihnen üblicherewise kürzer.

Die Angel besteht hierbei aus zwei Teilen, einmal dem Illicium genannten umbebildeten ersten Flossenstrahl sowie der Esca, jenem Hautanhängsel welcher den Köder bildet. Die Esca hat je nach Art teilweise recht unterschiedliche Formen. Bei manchen Arten ist es nur ein recht amorpher Fetzen, aber bei anderen wiederum hat die Esca die Gestalt eines Borstenwurms, einer Garnele oder einem kleinen Fisch.

Antennarius pictus

Antennarius pictus

Das vielleicht auffälligste Merkmal der Anglerfisch ist ihre Unauffälligkeit, denn viele Arten sind extrem gut getarnt. Dabei hilft nicht nur die unförmige Gestalt die Konturen zu verwischen, sondern auch die je nach Art sehr unterschiedlichen Hautanhängsel in Gestalt von kleinen Fetzen oder Tentakeln, deren Länge von weniger als einem Millimeter bis zu mehreren Zentimetern reichen kann, und die mehr oder weniger stark verzweigt sein können. Manche Arten wiederum haben eine fast glatte Haut, oder nur einzelne warzenartige Hautvorsprünge. Auch die Färbung ist extrem variabel, selbst innerhalb einer Art, zudem sind Anglerfische in der Lage über einen gewissen Zeitraum hinweg ihre Farbe heller oder dunkler werden zu lassen.

Momentan sind 48 Arten von Anglerfischen bekannt, jedoch kann man davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren noch weitere Arten beschrieben werden. Ihre extrem gute Tarnung und ihre teilweise nur sehr geringe Körpergröße von nur wenigen Zentimetern bei manchen Arten lässt sie sehr leicht übersehen werden. Der nur wenig mehr als 6 cm groß werdende Tiefwasser-Anglerfisch Nudiantennarius subteres etwa ist seit seiner Beschreibung 1912 von gerade einmal vier Exemplaren bekannt.

Hier folgt nun eine Reihe von Photos verschiedener Arten, welche den Farb-und Formenreichtum der Anglerfische zumindest ansatzweise zeigen soll:

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Fowlerichthys ocellatus

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Fowlerichthys ocellatus

Die Art Antennarius striatus  trägt im Deutschen den eher unpassenden Namen „Gestreifter Anglerfisch“, während die englische Bezeichnung „hairy frogfish“ das Aussehen zweifellos besser beschreibt.

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Antennarius striatus

Bei Jungtieren sind die Anhängsel allerdings noch weitaus weniger lang und verzweigt. Man könnte sogar mutmaßen, dass hier ein Seeigel-Mimikry besteht. Schön zu sehen ist auch die gegabelte Esca in Form eines Wurmes.

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Antennarius_striatus

Eine besonders spektakulär gefärbte und erst 2009 beschriebene Art, der Psychedelische Anglerfisch Histiophryne psychedelica:

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Frontalansicht des Kopfes:

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In Ruhestellung wird das Illicium nach hinten geklappt, was man hier gut sehen kann:

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Wie die Handfische benutzen auch die Anglerfische ihre Bauch-und Brustflossen sehr geschickt wie Arme und Beine, um damit auf dem Grund zu laufen oder auch zu klettern.

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Antennarius maculatus

Die gelenkigen Armflossen sind hier gut in Aktion zu sehen:

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Antennarius commersoni

Die meisten Arten sind nur recht klein, und nur wenige Arten wie Commersons Anglerfisch erreichen Längen bis etwa 38 cm.

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Antennarius commerson

Das Mal sieht im geschlossenen Zustand gar nicht einmal besonders groß aus, tatsächlich aber kann es enorm weit aufgerissen werden, so dass Anglerfische Beutetiere verschlingen können, die ähnlich groß sind wie sie selbst.

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Gemalte Anglerfisch (Antennarius pictus)

Hier ist noch ein Link zu einem sehr schönen Video, in welchem man verschiedene Anglerfische unterwasser sehen kann:

Der bereits zu Anfang erwähnte Sargassofisch (Histrio histro) nimmt innerhalb der Anglerfische eine Sonderstellung ein. Als einziger Vertreter der Anglerfische lebt er nicht am Meeresboden, sondern in treibenden Tanggeflechten. Dabei dienen ihm wie den bodenbewohnenden Anglerfischen die Armflossen dabei sich innerhalb der Tangmassen fortzubewegen oder festzuhalten.

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Die Färbung und die Form der Hautauswüchse bei den Sargassofischen ist dabei in besonders starkem Maße an die von ihnen bewohnten Braunalgen angepasst.

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Wie die Sargassofische sich im treibenden Tang fortbewegen, jagen und fressen, kann man in diesem Video von National Geographic sehen:

Das war nun der erst einmal längste Beitrag innerhalb der Reihe „Fische mit Händen und Füßen“. Die nächsten werden dann wieder etwas kürzer.

Zum Schluss noch ein Link zu einer äußerst interessanten Seite über Anglerische, mit jeder Menge Photos und zusätzlichen Informationen:

Anglerfische.ch

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Fische mit Händen und Füßen Teil 1 – die Handfische

Die Seeteufel der Gattung Lophius sind zweifellos die bekanntesten Vertreter innerhalb der Ordnung der Armflosser, wobei allerdings gerade bei ihnen das namensgebende Merkmal, nämlich die „Armflossen“, recht leicht übersehen werden kann. Deutlich besser erkennt man sie bei einigen anderen Unterordnungen, wie etwa den Handfischen (Brachionichthyidae).

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Dabei handelt es sich um relativ kleine bodenbewohnende Fische, welche nur in einem recht kleinen Gebiet um die Südküste Australiens und um Tasmanien vorkommen. Diese nur bis etwa 15 cm groß werdenen Armflosser bewohnen küstennahe Gewässer bis in etwa 60 m Tiefe, wobei sie den Großteil der Zeit am Meeresgrund verbringen, und nur selten schwimmen. Dabei machen sie ihrem Namen alle Ehre, denn sie benutzen ihre Brust-und Bauchflossen tatsächlich wie Hände und Füße, um sich damit auf dem Boden fortzubewegen, sich an Felsen oder anderen Objekten festzuhalten oder zu klettern.

Die dahinterliegende Anatomie soll kurz am Beispiel des Gefleckten Handfisch Bronchichthys hirsutus dargestellt werden (Bild von Wikipedia).

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Anders als man vielleicht auf den ersten Blick meinen könnte, handelt es sich nicht um große „Hinter-“ und kleine „Vorderbeine“, denn bei den unterhalb des Kopfes liegenden kurzen Flossen handelt es sich um die Bauchflossen, und bei den langen gestielten Flossen um die Brustflossen.  Bei vielen Fischen liegen die Brustflossen hinter den Kiemenöffnungen, und die Bauchflossen im Bereich des Afters, etwa in der Körpermitte, und entsprechen jeweils den Vordergliedmaßen und Hintergliedmaßen der Tetrapoden, sprich die Brustflossen unseren Armen und die Bauchflossen unseren Beinen. Bei vielen Barschverwandten (Percomorphaceae), zu denen auch die Armflosser zählen, sind aber die Bauchflossen nur wenig hinter den Brustflossen angeordnet, wobei allerdings die bei den Armflossern vorherrschende Positionierung der Bauchflossen vor den Brustflossen ein Extrem darstellt.

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Roter Handfisch Brachionichthys politus (Photo von Wikimedia Commons)

Die Brustflossen sitzen am Ende langer muskulöser Arme, die von gut ausgebildeten Knochen gestützt werden, und können am Ende dieser Glieder noch einmal abgewinkelt werden, ähnlich wie bei einem Ellenbogen. Die Bauchflossen dagegen sind zwar auch gut beweglich, sind aber weder gestielt noch abwinkelbar, etwas wie eine nur über das Handgelenk bewegliche Hand.

Allerdings besitzen die Stiele der Armflossen auch bei Handfischen kein echtes Gelenk wie bei unseren Arm-oder Kniegelenken. Stattdessen werden die Flossenstrahlen direkt an der Basis der Armknochen abgewinkelt, aber da sie zum größten Teil mit Haut bedeckt sind, führt dies zum Eindruck dass sich der Arm selbst beugt.

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Gefleckter Handfisch (Brachionichthys hirsutus) mit Laich (Photo von Wikimedia Commons)

Leider habe ich keine Photos von Handfischskeletten gefunden, aber immerhin bei Wikipedia ein Photo eines Seeteufel-Skeletts, auf dem man den knöchernen Aufbau der Armflossen erkennen kann. Leider sind die kleineren Bauchflosen, welche auch beim Seeteufel zum Abstützen am Boden benutzt werden, nur schwer erkennbar. Man sieht dass sie deutlich weniger, dafür aber zu Paaren angeordnete Flossenstrahlen besitzen, und deutlich handartiger geformt sind als die Brustflossen, welche bei dieser Art eher zum Schwimmen dienen.

Lophius skelett

Im Falle der Handfische und anderer hochentwickelter  „laufender“ Armflosser sind diese Armknochen noch deutlich länger, und die Flossenstrahlen entsprechend adaptiert um die hand-oder fußartigen Flossen abwinkeln zu können. Außerdem besitzen sie weniger Flossenstrahlen, die dafür aber dicker sind, und in zehenartigen Spitzen enden.

Auf diesem Photo kann man die Position der Flossen auch schön von oben erkennen. Diese jungen Gefleckten Handfische sehen auch mehr aus wie halb umgewandelte Kaulquappen mit kleinen Armen und Beinen, als wie Fische.

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Sieben Monate alte nachgezüchtete Gefleckte Handfische (Brachionichthys hirsutus) ( Photo von Wikimedia Commons)

Beim lebenden Fisch sieht man die Nutzung der ungewöhnlichen „Arme“ und „Beine“ noch viel besser, daher habe ich hier von Youtube zwei Videos von Handfischen unterwasser verlinkt. Dieses zeigt einen Gefleckten Handfisch:

http://www.youtube.com/watch?v=pN3aZraH7EY

Noch ein zweites mit einem Roten Handfisch:

Der nächste Beitrag soll sich dann einer weiteren Gruppe von ähnlichen, und mit Sicherheit nicht weniger bizarren Armflossern gewidment sein.

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Anglerfische auf Vogelfang

Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, hat dieser Artikel etwas mit dem Tauchverhalten der Krabbentaucher zu tun, und damit nicht genug, verbindet er ihn auch über das letzte Bild des Tages mit dem Seeteufel.

Photo von Wikipedia

Seeteufel (Photo von Wikipedia)

Der Titel nimmt es ja bereits vorweg, Seeteufel fressen Vögel, darunter auch die kleinen Krabbentaucher. Aber auch eine ganze Reihe anderer Vögel wurden bereits in den Mägel von Seeteufeln gefunden, etwa Kormorane, Heringsmöwen, Pfeifenten, Trauerenten, Seetaucher, Trottellummen, Tordalken und Tauchenten. Im Jahr 1943 wurde vor Rhode Island ein 47 Pfund schwerer Seeteufel gefangen, welcher im Peabody Museum of Natural History seziert wurde. Dabei wurde im Magen neben einer größeren Menge von Fischen ein Mittelsäger (Mergus serrator) gefunden, ein Vogel der immerhin Größen von 50-60 cm erreicht (Photo unten von Wikipedia).

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Besonders interessant ist hierbei, dass keineswegs nur tief tauchende Vögel gefressen werden, sondern auch solche die nicht sehr weit unter der Oberfläche tauchen. So fanden sich in den Mägen von 14 Seeteufeln, welche 2007-2010 vor Chatham, Massachutes gefangen jeweils ein Krabbentaucher. Die Seeteufel wurden in Tiefen von 85-151 m gefangen, in einem Bereich von 104-150 km vor der Küste. Die Krabbentaucher zeigten nur sehr leichte Anzeichen von Verdauungsvorgängen, weshalb stark davon ausgegangen werden muss, dass sie nicht vor der Küste, sondern auf dem offenen Meer von den Seeteufeln gefangen wurden. Dies wird durch eine weitere Studie gestützt, bei welcher Seeteufeln Sender eingepflanzt wurden. Dabei zeigte sich dass sie deutlich aktivere Wanderungen begehen, als man bei einem so stark ans Bodenleben angepassten Fisch meinen sollte. Insbesondere im Frühjahr und Herbst, wenn sie ohnehin weite Strecken zurücklegen um zu laichen, kommen sie im offenen Meer nachts bis in Tiefen von nur etwa 10 m herauf. So kann es passieren dass auch Krabbentaucher und andere Vögel die in nur recht geringen Tiefen tauchen, von schwimmenden Seeteufeln gefangen werden. Hier ein Photo eines freischwimmenden Seeteufels (von Wikipedia):

Lophius_piscatorius_RO

Allerdings kommt es neben solchen Hochseejagden natürlich auch in weitaus niedrigerem Wasser zuweilen zu Konfrontationen zwischen Seeteufeln und Vögeln, so wurde beispielsweise der bereits erwähnte Seeteufel mit dem frischgefangenen Mittelsäger im Magen am Grund in gerade einmal 19 m Tiefe gefangen. Dabei muss man auch bedenken, dass Seeteufel keineswegs nur warten bis potentielle Beute in ihre direkte Nähe kommt, sondern sie auch durchaus im Freiwasser jagen, was etwa in der Nähe von Heringsschwärmen beobachtet wurde, und auch indirekt bei geangelten Fischen, welche während des Hochziehens von Seeteufeln gepackt wurden.

Leider habe ich keine Bilder von Krabbentauchern oder anderen in Seeteufeln gefundenen Vögeln die ich hier verwenden könnte, aber hier ist ein entsprechender Link.

Quellen:

Matthew C. Perry et al. 2013. Predation on Dovekies by Goosefish over Deep Water in the Northwest Atlantic Ocean. Northeastern Naturalist, vol. 20, no. 1, pp. 148–154

Ball, S. C., 1944: Red-breasted Merganser devoured by angler fish. Auk, 61: 476

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Bilder des Tages: Krabbentaucher

Aus einem bestimmten Grund werde ich heute kurz über den Krabbentaucher (Alle alle) schreiben. Was dieser bestimmte Grund ist, soll erst im nächsten Post aufgedeckt werden. Also aufgepasst, jetzt geht´s um Krabbentaucher. (Das unten stehende Bild ist, wie alle im Artikel, von Wikipedia)

Krabbentaucher

Der Krabbentaucher ist mit das kleinste Mitglied in der Familie der Alkenvögel, und ist seinerseits einziger Vertreter der Gattung Alle. Mit Körpergrößen von 19-21 cm und Flügelspannweiten von gerade mal 34-38 cm sind sie ähnlich groß wie Amseln, haben aber deutlich kürzere Schwanzfedern.

Wie alle Alkenvögel lebt auch der Krabbentaucher am und vom Meer, und zwar vorzugsweise in kalten Gegenden der Nordhalbkugel, wie etwas vor Grönland und Spitzbergen, wo auch 90% der weltweiten Brutpopulation ihre Eier legen.

Krabbentaucher 2

Krabbentaucher sind, wie ihr Name schon andeutet, gute Unterwasserjäger, doch im Gegensatz zu den allermeisten anderen im Meer tauchenden Vögeln fressen sie nicht vornehmlich Fisch, sondern Ruderfußkrebse und andere Kleinstlebewesen. Die Mehrzahl ihrer Beutetiere ist gerade einmal zwischen 3 und 30 mm groß, und beinhaltet neben Krebstieren auch Fischbrut. Dabei bleiben sie bei ihren Tauchgängen jeweils nur sehr kurz unter Wasser, im Durchschnitt nur 24,5 Sekunden, und legen dabei Strecken von bis zu 25 m zurück. Das wiederum führt wieder zum nächsten Blogpost.

Krabbentaucher 3

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Bild des Tages: Seeteufel

Heute nur (aber wenigstens mal wieder) ein Bild des Tages, ein präparierter Seeteufel (Lophius piscatorius) im Rosenstein-Museum in Stuttgart:

Seeteufel (1)

Zu Seeteufeln gäbe es eine Menge interessanter Dinge zu schreiben, aber zu mehr als den Photos reicht es heute leider nicht mehr.

Seeteufel (2)

Bisher sind Anglerfische auf dem Blog leider sträflich vernachlässigt worden, was unter anderem daran liegt, dass man kaum einmal gute Präparate oder Modelle in Museen zu Gesicht bekommt. Zumindest vom Seeteufel findet man aber immer wieder recht gute, was natürlich unter anderem auch daran liegt, dass er nicht nur ein geschätzter Speisefisch ist, sondern im Gegensatz zum Großteil seiner Verwandtschaft teilweise auch noch in relativ geringen Tiefen vorkommt, und daher viel häufiger gefangen wird.

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