Rätsel des Tages Nr.1

Durch den Blog Tetrapodzoology von Darren Naish wurde ich angeregt, auf dieser Seite auch ab und zu ein zoologisches Rätsel zu stellen. Es hat sich gezeigt das Schädel, Skelett-Teile oder auch isoliert gezeigte Körperteile oft für eine Menge Verwirrung, und allerhand interessanter Spekulationen sorgen können, und ich wollte jetzt einfach mal wissen, wie das hier ankommt. Ich finde solche Rätsel sind auch dem kryptozoologisch interessiertem Leser durchaus entgegenkommend, da sie das systematische Analysieren von Bildmaterial schult.

Darum habe ich jetzt mal eine neue Kategorie hinzugefügt, das Rätsel des Tages. Dieses wird mit Sicherheit nicht jeden Tag kommen, sondern nur mal ab und zu als Abwechslung zum Bild des Tages. Als erstes habe ich ein Bild eines Tieres, das ich in einem Zoo photographiert habe, etwas zugeschnitten. Wer kann mit sagen um welches Körperteil und um welches Tier es sich hierbei handelt?

Was ist das?

Die Antwort und das ganze Bild folgen dann später.

Nachtrag:

So, hier ist das original Photo eines Großen Ameisenbären, den ich im Schönbrunner Zoo aufgenommen habe:

Großer Ameisenbär

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Bild des Tages: Pandabären-Schädel

Der Pandabär ist aufgrund einer ganzen Reihe von Merkmalen interessant, vor allem jene, die in Zusammenhang mit ihrer fast komplett aus Bambus bestehenden Nahrung zu tun haben. An diesem Schädel, aufgenommen im Pandabären-Haus des Schönbrunner Zoos, sieht man recht gut inwieweit der Schädel verkürzt und gleichzeitig verbreitert wurde, um ein den Umständen entsprechendes effektives Kauen zu ermöglichen.

Panda-Schädel

Pandabären können wie alle Raubtiere ihren Unterkiefer nicht zu Seite schwenken und so ausholenden Kaubewegungen ausführen, sondern ihr Maul nur scharnierartig schließen. Daher können sie ihre Nahrung nur wie mit einem Stößel zerkauen. Im Vergleich zu echten Raubtieren wie etwa Hunden sind ihre Seitenzähne praktisch ohne Scherleisten für das Zerschneiden von Haut, Fleisch oder Sehen, dafür sind die Kronen recht stark profiliert, um die Kaumechanik zu verbessern. Die typische Form des breiten Pandabärenkopfes wird vor allem durch den massiven Schläfenmuskel (Musculus temporalis) beprägt.

Hier sieht man noch mal einen lebenden Pandabären, ebenfalls aufgenommen im Zoo Schönbrunn:

Panda beim Fressen

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Bild des Tages: Entelodon

Bis vor kurzem waren inmitten der Stadt Reutlingen verschiedene lebensgroße Modelle ausgestorbener Tiere aus den letzten 65 Mio Jahren ausgestellt. Das ganze lief unter dem Namen „Die Erben der Dinos“ war die Nachfolgeaktion einer ähnlichen Ausstellung lebensgroßer Urtiere aus der Zeit von vor 65 Millionen Jahren, die im Jahr zuvor stattfand. Klar dass ich da auch mal einen Blick darauf geworfen habe. Die Tiere waren im Großen und Ganzen recht ordentlich gemacht, wenngleich sie teilweise doch etwas groß ausgearbeitet waren. Leider läßt sich Fell mit solchen Glasfasermodellen nur relativ schlecht darstellen, und jene Modelle bei denen zusätzlich Kunstfell aufgeklebt war, sahen bis auf wenige Ausnahmen ein wenig aus, als kämen sie aus der Muppet-Show. Ein paar wenige Modelle waren wirklich häßlich, etwa die Neandertaler oder das Megatherium, aber ansonsten hat mir die Ausstellung, zumal sie ja mitten in der Stadt und größtenteils unter freiem Himmel stattfand, sehr beeindruckend, vor allem da man so die Möglichkeit hat, jene ausgestorbene Arten einmal in Lebensgröße vor sich zu sehen.

Eines der Modelle das mir persönlich am besten gefallen hat, war das Entelodon. Diese auch aus der BBC-Reihe „Die Erben der Dinosaurier“ bekannten Tiere, waren wirklich wahre Monster. Nicht nur dass sie groteske Köpfe mit riesigen Zähnen und seltsamen Knochenauswüchsen hatten, sie waren auch ziemlich groß. Die hier gezeigte Art wurde nicht näher benannt, aber man sieht schon recht deutlich dass das Entelodon aus „Die Erben der Dinosaurier“ in punkto Darstellung und Farbe eindeutig Pate gestanden hat.

Entelodon

Ich denke man kann auf dem Bild auch ganz gut die enorme Größe dieser etwa Rinder-großen Bestien sehen.  Vor allem die Größe und Breite des Kopfes wird erst wirklich bewußt, wenn man einmal ein originalgroße Rekonstruktion oder einen Schädel sieht.

Dann habe ich aber noch etwas gesehen, was mich zugegebenerweise geärgert hat:

Entelodon Tafel

Auf der Tafel zu diesem Modell stand, dass die verlängerten Dornfortsätze der Wirbel  ein deutliches Anzeichen für einen Fettbuckel sind. Das ist allerdings vollkommener Unsinn. In dem Spinosaurus-Artikel bin ich ja schon näher auf diese Sache eingegangen. Ein Fettbuckel, der ja ohnehin nur bei zwei rezenten Tiearten, dem Kamal und dem Dromedar vorkommt, benötigt keine Knochen als Stütze, genau genommen zeigt das Skelett dieser Tiere überhaupt keine Anzeichen darauf, dass überhaupt ein oder auch zwei Höcker existieren. Verlängerte Wirbelsäulenausläufer in der Schultergegend, welche denen der Entelodonten stark ähneln, findet man auch bei verschiedenen großen Rinder-Arten, bei Nashörnern, Elchen, den ausgestorbenen Riesenhirschen, Giraffen, und noch ein paar anderen Arten, also vor allem Tieren, welche einen schweren Kopf haben, und bei denen die Wirbelausläufer als Ansätze für Muskeln und Sehnen zur Stabilisierung des Kopfes und des Halses dienen. Ein Fettdepot findet sich dort nicht.

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Bild des Tages: Liopleurodon ferox-Skelett

Dieses weltberühmte und außerordentlich gut erhaltene Skelett eines Lipleurodon ferox ist in der Schausammlung des Paläontologischen Museums in Tübingen ausgestellt. Dieses ursprünglich aus England stammende Skelett ist eines der weltweit besterhaltenen Skelette eines Pliosauriers, und auch in unzähligen Büchern abgebildet.

Liopleurodon ferox Skelett

Das Skelett ist insgesamt etwa 4,5m lang, stammte also von einem subadulten Exemplar. Die Größe des Liopleurodon wird oft mit bis zu 25m angegeben, in Wirklichkeit blieb diese Art aber deutlich kleiner. In dem zweiten Teil der BBC-Dokumentation „Dinosaurier-im Reich der Giganten“ kam in der zweiten Folge ein gigantischer Liopleurodon vor, dessen Länge mit 25m angegeben wurde. Daraufhin wurde auf unzähligen Internet-Seiten, in Zeitschriften und auch in manchen Büchern geschrieben dass Liopleurodon ferox 25m wurde. Tatsächlich basiert diese Vorstellung aber auf einer falschen Basis. In den aus dem Jura stammenden Lehmablagerungen aus dem Bereich um Oxford, von wo auch das oben abgebildete Skelett stammt, wurden die fragmentarischen Reste einiger extrem großer Pliosaurier gefunden. Die größten Knochen ließen auf Pliosaurier von etwa 18m schließen, woraufhin die Macher von „Dinosaurier-Im Reich der Giganten“ sich dachten, dass das größte jemals existierende Exemplar dieser Art mit Sicherheit noch größer war. Tatsächlich wird das in der Episode sogar tatsächlich erwähnt, nämlich dass es sich bei dem alten Liopleurodon-Männchen um das größte jemals existierende Exemplar seiner Art handeln soll. Einen physischen Beweis für derartig große Pliosaurier gab es bis dato aber überhaupt nicht, dazu kommt noch, dass jene Funde von Riesenpliosauriern allem Anschein nach überhaupt nicht zu Liopleurodon ferox, sondern einer anderen, bisher unbeschriebenen Art angehören. Liopleurodons mit einer Länge von 25m haben also mit allergrößter Wahrscheinlichkeit niemals existiert, auch wenn diese Art mit Längen von wahrscheinlich bis zu 10m immerhin noch größer als ein großer Orca wurde.

Dass es wahrscheinlich dennoch Pliosaurier gab, welche deutlich über 20m werden konnte, wurde erst später entdeckt, aber dazu in einem späteren Post mehr.

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Gefälschte Monster

Seit jeher findet der Mensch Gefallen am Kuriosen und Absonderlichen, und in den vorigen Jahrhunderten war es teilweise groß in Mode, sogenannte Wunderkammern einzurichten, in denen allerlei zoologische und auch teilweise anthropologische Schaustücke zusammengetragen wurden. Das große Interesse and ausgefallenen Objekten und Tieren brachte schon vor vielen Jahrhunderten findige Menschen dazu „Monster“ aus normalen Tieren herzustellen. Mit am berühmtesten davon sind die Seejungfrauen, welche aus dem Oberkörper eines zurecht gerichteten Affen und dem Körper eines großesn Fisches hergestellt wurden. Ebenfalls sehr populär war es, aus Rochen Ungeheuer zu basteln, da dies auch besondern einfach geht. Da Rochen Knorpelfische sind, läßt sich ihr Körper auch recht leicht bearbeiten, und anschließend trocknen, ohne dass man allzu große Arbeitsspuren sieht. Auch das ohnehin schon ungewöhnliche Aussehen der Rochen bietet hierfür reichlich Anreize zum Experimentieren. Die Unterseite der Rochen ist, zumindest bei den bodenbewohnenden Arten, stark abgeplatte, und das recht kleine Maul liegt stark unterständig, ebenfalls wie die darüber liegenden Nasenlöcher, so dass das ganze fast ein bißchen wie ein schlecht aufgelegter Smiley aussieht. Vor einiger Zeit ging ja auch der Fang eines angeblichen Aliens durch russische Fischer groß durch die Presse. Abgesehen davon dass die zu den gezeigten Videoaufnahmen erfundene Geschichte nur frei erfunden war, und auf einem Youtube-Video basierte, war auch das seltsame Wesen im Prinzip ganz einfach als ein Rochen zu identifizieren, von dem nur die Unterseite gezeigt wurde. Das hat aber vielen Medien, nicht zuletzt die Bild-Zeitung, nicht davon abgehalten mal wieder eine große Story aus der Sache zu machen, und mal wieder zu behaupten, es handele sich um ein nicht identifizierbares Monster. 

Durch entsprechendes Zurechtstutzen und Montieren des Rochenkörpers läßt sich so auf recht einfache Weise ein groteskes Fabelwesen mit „Gesicht“ herstellen. Ebenfalls sehr beliebt war es, den Kopf des Rochen von dem flach auslaufenden umliegenden Weichgewebe zu befreien, so dass sie aussahen, wie kleine geflügelte Drachen. Selbst heute noch fallen viele Leute auf solche Dinger herein, was sich nicht zuletzt darin zeigt, dass man Bilder davon immer noch auf manchen Internet-Seiten und in Boulevard-Blättern findet. Einmal wurde ein solcher bearbeiteter getrockneter Rochen sogar groß als Chupacabra präsentiert…

Hier sieht man ein solches „Mini-Rochenmonster“ mit kleinen Glasaugen in den Nasenlöchern, das in der Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien ausgestellt ist. Selbstverständlich wurde hier einwandfrei darauf hingewiesen dass es sich nur um eine Fälschung handelt. Dieses Modell ist möglicherweise schon 400 Jahre alt, und wurde erst jüngst im Archiv des Naturkundesmusems gefunden. Weitere Informationen und Photos gibt es auch hier: http://www.nhm-wien.ac.at/Content.Node/wissenswertes/basilisken.html

Mini-Rochenmonster

Ein etwas ungewöhnlicheres Monster dass aus der Haut eines Rochen zurechtgebastelt wurde, sieht man hier:

Rochenhaut-Monster

Rechts darüber sieht man übrigens noch ein kleines, möglicherweise aus einem Hai gebasteltes Monster.

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Moderne Riesenamphibien

In der heutigen Zeit spielen die Amphibien in den meisten Ökosystemen keine übermäßig große Rolle mehr, und die Zeit in der sie als erste Landwirbeltiere die beherrschenden Arten auf der Erde hervorbrachten, unter ihnen zahlreiche Riesenformen, ist schon lange vorbei. Inzwischen gibt es nur noch wenige Arten, die man ihrer Körpergröße wegen wirklich als bemerkenswert bezeichnen könnte. Die zweifellos eindrucksvollsten Arten sind die beiden Riesensalamander-Arten, der Japanische Riesensalamander Andrias japonicus und der Chinesische Riesensalamander Andrias davidianus. Die erstere Art erreicht eine Länge von etwa 1,5m und kann bis zu 30kg wiegen. Über die Größe des Chinesischen Riesensalamanders herrschen widersprüchliche Angaben, teilweise heißt es er sei kleiner als der Japanische, dann heißt es wieder er sei die größte rezente Amphibien-Art und kann bis zu 1,80m erreichen. Da mir hier genauere Angaben und Hintergründe momentan fehlen, kann ich auch nicht genau sagen, was jetzt tatsächlich stimmt. Hier sieht man ein Alkohol-Präparat eines Japanischen Riesensalamanders im Naturhistorischen Museum Wien.

 Japanischer Riesensalamander (Andrias japonicus)

 Neben den Riesensalamander gibt es noch einige andere wenig bekannte Schwanzlurche, die sehr beachtliche Größen erreichen können, etwa der amerikanische Dreizehenaalmolch Amphiuma tridactylum, der eine Länge von einem Meter erreichen kann. Diese Amphibien haben nur noch winzige stark zurückgebildete Gliedmaßen mit reduzierter Zehenzahl, und leben praktisch  unvollständig metamorphiert praktisch ihr ganzes Leben im Wasser, ähnlich wie der Große Armmolch Siren lacertina, der ebenfalls in südlichen Teil Nordamerikas lebt. Er besitzt wie alle Armmolche nur zwei Vordergliedmaßen, und große büschellige äußere Kiemen. Auch er kann eine Länge von einem Meter erreichen, ist aber insgesamt kompakter gebaut als der Dreizehige Aalmolch. Auf diesem Bild sieht man rechts einen Dreizehigen Aalmolch und daneben einen Großen Armmolch.

Dreizehiger Aalmolch und Großer Armmolch

Aber auch unter den Froschlurchen gibt es einige sehr groß werdende Arten, allen voran der Goliathfrosch Conraua goliath (früher auch Gigantorana oder Rana goliath), der eine Länge von 40 cm erreichen kann, mit ausgestreckten Beinen sogar etwa das doppelte. Dabei kann er ein Gewicht von über 3kg haben. Ohne direkte Vergleichsmöglichkeiten ist es wirklich schwer sich ein Bild von der Größe dieser Tiere zu machen. Hier habe ich einmal ein Bild eines präparierten Exemplares, mit einem 1-Euro-Stück als Größenvergleich:

Goliathfrosch Gigantorana goliath

Leider ist die Qualität dieser Bilder nicht allzu gut, da es in dem Raum ziemlich dunkel gewesen ist, und außerdem durch Scheiben photographiert werden mußte.

Die grotesken Hornfrösche mit ihren überproportional großen Köpfen und dem riesigen Maul sehen beinahe aus wie Kreaturen aus Star Wars (etwa die Wesen das in Episode 6 vor Jabbas Palast in der Wüste sitzt). Die meisten Arten sind nicht besonders groß, auch wenn ihr Hunger und ihr Selbstvertrauen wahrscheinlich rekordverdächtig unter den Amphibien ist. Zwar können einige Arten doch recht beachtliche Größen und Gewicht erreichen, aber zugegebenerweise war ich doch etwas geschockt als ich in der Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien ein Exemplar von wirklich monströsen Ausmaßen sah. Laut dem Schild handelte es sich um einen Schild-Hornfrosch mit dem wissenschaftlichen Namen Ceratophrys dorsata. Allerdings scheint diese Art heutzutage eher unter dem Namen Ceratophrys cornuta behandelt zu werden. Die Weibchen dieser Art können bis zu 20 cm lang werden, durch ihr riesiges Maul sehen sie aber noch weitaus größer aus. Ein Euro-Stück als Größenvergleich ist dieses Mal zwar nicht dabei, aber die Zierleiste am unteren Rand der Vitrine war genauso hoch wie die auf dem Bild mit dem Goliath-Frosch, so dass man sich schon ganz gut vorstellen kann, wie großer dieser Hornfrosch war.

 Riesenhornfrosch (Certophrys cornata)

 Ein anderer Riese unter den Froschlurchen ist die berühmt-berüchtigte Agakröte Bufo marinus. Das größte bekannte Exemplar hatte eine Kopf-Rumpf-Länge von 38cm und wog 2,65kg. Zwar bleiben die meisten Exemplare deutlich kleiner, sind aber immer noch äußerst imposant. Besonders bemerkenswert ist die enorme Breite dieser Tiere, die beinahe so breit wie lang sind, und unglaublich dicke Giftdrüsen besitzen. Auf diesem Bild ist leider kein Größenvergleich dabei, aber diese Agakröte war mindestens so groß wie großer Kuchenteller.

Agakröte (Bufo marinus)

Eine andere Form von Gigantismus unter Amphibien findet man bei den kleinen Harlekinfrösche. Die Frösche selbst sind keineswegs bemerkenswert in ihrer Größe, sind sie doch nur etwa so groß wie heimische Laubfrösche. Dagegen sind ihre Kaulquappen echte Giganten, die bis zu 30 cm lang werden können. Während der Metarmorphose bildelt sich der Schwanz zurück, und große Mengen des Gewebes werden abgebaut, so dass aus einer gigantischen Kaulquappe ein kleiner Frosch wird. Besonder die Zwischenstadien, bei denen die Kaulquappen schon Gliedmaßen aufweisen, sehen ausgesprechend bizarr aus. Vor einiger Zeit wurde eine solche Riesenkaulquappe mit Beinen von südamerikanischen Fischern gefangen, und machte vor allem in Internet als angebliches Monster die Runde. Dass es hier wieder einmal hieß, das Wesen könne nicht identifiziert werden, sagt ziemlich viel über die Sensationslüsternheit der Boulevard-Presse aus, die Dinge bewußt mystifiziert, um eine interessante Story daraus zu machen. Dabei wäre es hier wie auch in vielen ähnlichen Fällen auch, ganz einfach gewesen das unidentifizierbare Wesen von einem Biologen oder sonst irgend jemanden der sich damit auskennt, als Harlekinfrosch-Kaulquappe zu identifizieren. Hier sieht man noch ein Präparat einer solchen, teilweise umgewandelten und daher auch schon eingeschrumpften Kaulquappe, zusammen mit dem ausgewachsenen Frosch zum Vergleich:

Harlekinfrosch-Kaulquappe

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Bild des Tages: Handwühle (Bipes biporus)

Eines der skurrilsten Reptilien ist zweifellos die fünffingrige Handwühle. Diese seltsamen kleinen Reptilien besitzen einen langgestreckten, beinahe gleichförmig dicken Leib, einen kompakten gepanzerten Kopf mit winzigen Augen, sowie zwei kleine Vorderbeine, die mit ihren langen Krallen an die eines Maulwurfes erinnern. Das kommt auch nicht von Ungefähr, denn Handwühlen leben vor allem unterirdisch, weshalb sie auch keine äußeren Ohröffnungen besitzen. Auch ihre Haut ist an diese Lebensweise angepaßt, denn sie ist relativ weich und verschieblich und von mosaikartigen kleinen Schuppen bedeckt. Außerdem sind sie vollkommen pigmentlos, und haben eine rosa-fleischige Farbe, ähnlich einer neugeborenen Maus, was auf dem Bild, welches ein entfärbtes Alkoholpräparat aus dem Naturhistorischen Museum Wien zeigt, nicht mehr zu sehen ist. Sie gehört zu den Zweifuß-Doppelschleichen (Bipedidae), denen auch die verwandten Arten Bipes canaliculatus und Bipes tridactylus angehören. Ihre nahen Verwandten unter den Doppelschleichen besitzen im Gegensatz zu ihnen keine Gliedmaßen.

Handwühle (Bipes biporus)

Vor einiger Zeit machte im Internet auch das Bild einer Handwühle die Runde, und sorgte für allerlei Spekulationen. Von vielen wurde das ganze sofort als Fälschung abgetan, andere wiederum meinten, es handele sich um einen Tatzelwurm. Mit dem Tatzelwurm haben diese kleinen, nur etwa 20cm lang werdenden Doppelschleichen, die obendrein nur relativ lokal begrenzt im südlichsten Teil Nordamerikas vorkommen, allerdings nichts zu tun.

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Bild des Tages: Hybrid-Pfau

Da die längeren Artikel oft eine ganze Menge Arbeit und Recherche nötig machen, dachte ich dass der Blog etwas lebendiger wird, wenn ich zwischendurch mal ein paar interessante Bilder poste. Das ganze nenne ich mal ganz unkreativ „Photo des Tages“, auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich jeden Tag dazu komme, ein neues Photo zu posten. Das erste Photo des Tages zeigt einen sehr interessanten Pfau den ich im Zoo Schönnbrunn (Wien) vor einiger Zeit gesehen habe. Pfauen sind ja seit jeher schon gerne in Volieren oder in Parks gehaltenen worden, und neben der Wildform gibt es auch eine komplett weiße Zuchform. Ehrlich gesagt finde ich diese weißen Pfaue ziemlich langweilig, außerdem sehen sie zuweilen ziemlich schmutzig aus, wenn sie auf dreckigen Boden laufen müssen. Eben jener photographierte Pfau war allerdings ein intermediärer Hybrid aus der Wildform und der weißen Zuchtform, und zeigt ein sehr interessantes geschecktes Muster aus weißen und naturfarbenen Federn.hybrid-pfau1.JPG

Hier sieht man noch mal ein zweites Bild, auf dem man auch gut die verschieden farbigen Schwanzfedern sieht.

Hybrid-Pfau2

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Meine Megalania-Trophäe

Megalania-Kopf

Da ich micht nicht nur für alle mögliche lebende, ausgestorbene und auch fantastische Tiere interessiere, sondern auch ganz gerne mal zeichne oder vor allem auch modelliere, sind mit der Zeit auch ein paar Zeichnungen und Skulpturen zusammen gekommen, die vielleicht den einen oder anderen interessieren könnten. Eine dieser Skulpturen ist dieser Megalaniakopf, den ich im Stil einer Jagdtrophäe mal vor ein paar Jahren gemacht habe. Die Gesamtlänge beträgt etwa 45cm, die des Kopfes etwas über 30, so dass er etwa halb so groß ist wie der eines echten großen Megalanias. Der Kopf wurde auf ein Grundgerüst aus Hasenstalldraht mit Pappmaché modelliert, in das ich dann in einer viele Stunden dauernden Arbeit mit einem kleinen Metallröhrchen tausende von Schuppen eingedrück habe. Die Augen bestehen aus geschliefenen und mehrfach lackierten Korken. Das ganze habe ich dann mit Wasserfarben angemalt, und zum Schutz, sowie für eine gewisse Glanzwirkung der Schuppen mehrfach mit Sprühlack versiegelt. Bei der Farbe und dem Muster habe ich mich vor allem an den australischen Waranen aus dem Gould-komplex orientiert, vor allem an dem größten rezenten Waran Australiens, dem Riesenwaran Varanus giganteus, da ich nicht wie allgemein verbreitet, einfach eine größere Ausgabe eines Komodowaranes haben wollte. Im Nachhinein sind mir einige Fehler aufgefallen, der Kopf ist insgesamt zu schmal, und auch die Proportionen, die Größe der Augen und die gesamte Form stimmt nicht so recht, was ich allerdings erst später wirklich nachprüfen konnte, da mir kein Bild von einem tatsächlichen Megalania-Schädel als Vorlage zur Verfügung stand.

Hier sieht man das Innenleben des Kopfes. Mit entsprechend stark zerkleinertem Pappmaché habe ich zwei Holzstücke einmodelliert, was später extrem fest aushärtete. Zusätzlich habe ich auch noch ein Stück dünnes Sperrholz auf die Größe des Innenradius zugeschnitten und ebenfalls mit Pappmaché eingeklebt, so dass ich den Kopf später stabil mit Schrauben an dem Brett befestigen konnte.

Megalania-Kopf Innenansicht

Hier noch ein Bild vom Kopf im unbemalten Zustand:

Megalania-Kopf unangemalt

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Angebliche Aasfresser Teil 2: Tyrannosaurus rex

 Jurassic-Park Tyrannosaurus

Vor einiger Zeit machte in den Medien die Schlagzeile die Runde, dass neue Erkenntnisse zeigen sollen, dass kein geringerer als der berühmt berüchtigte Tyrannosaurus rex nicht ein furchteinflößendes Raubtier, sondern ein fauler Aasfresser gewesen ist. Die Idee dass die großen Theropoden nicht selbst jagten, sondern auf der Suche nach Aas in der Gegend herumstreiften, oder kleineren Raubtieren die Beute abjagten, ist nicht gerade neu. Im Falle von T-rex wurde sie allerdings vor allem von dem bekannten amerikanischen Paläontologen Jack Horner postuliert. In Horners Augen waren Tyrannosaurier große langsame Fleischberge, die mit ihrem gut entwickelten Geruchssinn nach Aas suchten, oder auch kleineren Theropoden die Beute stahlen, und praktisch unfähig waren, selbst auf die Jagd zu gehen.

Wie kommt Horner nun darauf? Eines seiner Hauptargumente sind die winzigen Stummelärmchen des T-rex, die kaum eine Rolle bei der Jagd gespielt haben dürften, außerdem war er seiner Ansicht nach viel zu langsam, um andere Tiere jagen zu können. Ein weiteres Argument Horners ist das Gehirn von T-rex. Dieses zeigt dass bei Tyrannosauriern die Bereiche die für das Riechen zuständig waren, ausgesprochen groß waren, woraus er Parallelen zu Geiern zieht, und annimmt, der gute Geruchssinn wäre dazu benutzt worden um Kadaver aufzuspüren. Gleichzeitig soll er nicht besonders gut gesehen haben. Inwiefern dass stimmen soll, wird später erörtert. Ein weiterer Punkt den Horner seltsamerweise glauben läßt dass Tyrannosaurier Aasfresser waren, ist jener dass jüngste Funde darauf hindeuten dass sie nicht als Einzelgänger, sondern in Familienverbänden gelebt haben. Ein weiteres Argument sollen Reste von großen herbivoren Pflanzenfressern sein, bei denen von Tyrannosauriern stammende Fraßspuren an jenen Stellen zu finden sind, wo beim Abfresser eines Kadavers die letzten Reste hängenblieben. Außerdem meint er dass die Zähne eher darauf ausgerichtet waren Knochen zu brechen, als Fleisch abzufressen.

Ich möchte mich nun jedem der Punkte einzeln widmen, um am Ende ein Resumee zu ziehen, von dem ich jetzt schon sagen kann, dass es Horner ziemlich schlecht dastehen läßt. Das hat nichts mit Voreingenommenheit zu tun, sondern schlicht und ergreifend mit der Tatsache, dass Horner in seine Theorie haufenweise Fehler eingebaut hat, die so offensichtlich sind, dass es schon beinahe weh tut. Danach möchte ich noch auf einige Punkte eingehen, die zusätzlich gegen eine Spezialisierung auf eine Aas-fressende Lebensweies im Allgemeinen, und bei T-rex im Besonderen sprechen. Aber nun zu den Punkten im einzelnen:

 Eines der Hautargumente waren ja die winzigen Arme der Tyrannosaurier. Zum einen sollen sie viel zu klein gewesen sein um bei der Jagd eine Rolle gespielt zu haben, und zum anderen wäre mit ihnen kein Abfangen eines Sturzes möglich. Ich kann ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen wie Jack Horner darauf kommt, dass ein Tier wie Tyrannosaurus rex überhaupt zusätzlich auch noch große starke Arme gebraucht hat. Betrachtet man einmal die großen Theropoden im Allgemeinen, so fällt auf dass praktisch alle größeren Arten nur über relativ kleine und schwache Arme verfügten, in manchen Fällen sogar noch weitaus verkümmerter als bei T-rex. Einzige Ausnahmen waren hier die Spinosauriden, die relativ große, und kräftige Krallen mit einer stark vergrößerten Daumenkralle besaßen. Dafür hatten Spinosauriden auch relativ langezogene und und verhältnissmäßig schwache Kiefer, und vieles spricht dafür dass größere Fische in ihrem Speiseplan eine wichtige Rolle spielten, und ihre Lebensweise gänzlich anders war als jene der anderen großen Theropoden.

 Zwar hatten einige Arten wie etwa die Allosaurier dreifingrige Klauen die noch ein gutes Stück größer waren als jene von T-rex, aber selbst bei ihnen waren sie noch verhältnissmäßig klein, und es erscheint nicht allzu wahrscheinlich dass sie eine große Rolle bei der Jagd spielten. Überhaupt benutzen nur ausgesprochen wenige Raubtiere tatsächlich ihre Krallen um ihre Beute zu fangen. Unter den heutigen Raubsäugern sind es beinahe ausschließlich die Katzen, Wölfe oder Hyänen dagegen fangen und töten ihre Beute einzig mit ihren Kiefern. Auch Warane und Krokodile greifen und töten nur mit den Kiefern, und packen ihre Beute nicht mit den Krallen, was ja zumindest bei Waranen noch gut möglich wäre. Auch die ausgestorbenen Terrorvögeln, die Phorusrhaciden, kamen allen Anschein nach sehr gut ohne Arme aus, und töteten ihre Beute vor allem mit ihren teilweise monströsen Schnäbeln, und möglicherweise auch mit Tritten. Zwar weiß man zumindest von einer Art, Titanis walleri, dass sie sehr robust gebaute Flügel hatten, an denen zwei Klauen saßen, aber im Verhältniss zu Gesamtgröße, waren sie immer noch ziemlich klein, und obendrein auch sehr unbeweglich. Ein zweibeiniges Raubtier muss also keineswegs über zusätzliche starke Arme verfügen, um ein erfolgreicher Jäger zu sein. Gerade bei den Tyrannosauriern zeigt sich ein starker Trend zu Reduktion der Vordergliedmaßen, und einer gleichzeitgen Zunahme der Kräftigkeit des Kopfes. Selbst bei mit etwa 6m nur relativ kleine Formen wie Alioramus waren die Vordergliedmaßen winzig und zweifingrig. Sieht man eine geringe Größe der Vordergliedmaßen bei Theropoden als Beweis für eine Aas-fressende Lebensweise an, dann würde das nicht nur T-rex, sondern eine ganze Reihe anderer Arten betreffen, was genauer betrachtet reichlich unrealistisch ist. Es scheint bei den Tyrannosauriern vielmehr zu einer Verkleinerung der vorderen Gliemaßen gekommen zu weil sie zum einen sowieso keine große Rolle mehr spielten, und zum anderen Gewicht einsparten, was die Enwicklung eines schwereren Kopfes mit kräftigeren Kiefern ermöglichte. Tyrannusaurs und verwandte Arten werden ihre Beute wohl primär mit ihren gewaltigen Kiefern getötet haben, zusätzliche Angriffswaffen in Form von Armen hatten sie sicher gar nicht nötig. Zudem waren die Arme von T-rex gar nicht besonders schwach, sondern hatten im Gegenteil trotz ihrer geringern Größe enorme Muskelansätze, und dürften in der Lage gewesen sein auf jeder Seite mindestens 200kg zu tragen.

Inwieweit sich ein Tyrannosaurier oder ein anderer großer Theropode beim Hinfallen mit den Armen abzustützen vermochte, ist auch schwer zu sagen. Die Antwort dürfte wahrscheinlich unabhängig von der Armgröße die gleich sein, nämlich prakisch gar nicht. Auch heutige Großtiere wie Elefanten oder Giraffen haben im Prinzip keine Möglichkeit sich irgendwie abzufangen wenn sie bei höherer Geschwindigkeit einmal hinfallen, und auch große Laufvögel wie der Strauß, die ja schließlich enorme Geschwindigkeiten erreichen können, sind nicht in der Lage einen Sturz irgendwie abzubremsen. Aber solche Stürze sind relativ selten, und nur weil sie tödlich enden können, muss es ein Tier keineswegs davon abhalten nicht trotzdem schnell zu laufen. Obendrein besaßen Tyrannosaurier besonders gut entwickelte Rippen auf der Bauchseite, die wahrscheinlich die Eingeweide schützten, wenn sie sich niederlegten.

Zwar haben neuere Untersuchungen der Extremitäten von T-rex gezeigt, dass er keineswegs so schnell gewesen ist wie man früher dachte, aber dass bedeutet keineswegs dass er nicht in der Lage war zu jagen. Horner scheint hier vollkommen zu vergessen dass die Schnelligkeit eines Raubtieres keineswegs ausschlaggebend für die Fähigkeit Beute zu schlagen sein muss. Raubtiere die ihre Beute aus dem Hinterhalt anfallen, sind in der Lage Beute zu schlagen, die ihnen an Schnelligkeit weitaus überlegen ist. So sind Komodowarane in der Lage selbst Hirsche oder Pferde zu schlagen, und auch andere Raubtiere wie etwa Tiger sind in der Lage sich an Beutetiere anzupirschen und sie zu schlagen, obwohl sie eigentlich langsamer sind. Einen ganz offensichtlichen Punkt hat Horner auch gänzlich unterschlagen. Wenn Berechnungen zeigen dass ein Tier von der Größe eines Tyrannosaurus rex nicht besonder schnell gelaufen sein kann, wie stand es dann mit seinen ähnlich großen Beutetieren. Die zu seiner Hauptbeute zählenden Hadrosaurier dürften kaum schneller gewesen sein, und die ebenfalls von ihnen gejagten und noch größeren Triceratopse sowieso nicht. Außerdem zeigen Untersuchungen der Knochen dass gerade Tyrannosaurus für seine enorme Größe noch ausgesprochen gut an relativ hohe Geschwindigkeiten angepaßte Beine besaß, im Gegensatz zu Tieren wie etwa Hadrosauriern.

Horners Idee von einem nach Aas suchenden Riesenfleischfresser wurde vor allem durch die große Ausbildung des Riechkolbens im Gehirn des T-rex beeinflusst. Durch Silikonausgüße oder mit Computertomographen ist es möglich die Gestalt von Dinosauriergehirnen bei gut erhaltenen Schädeln recht gut zu rekonstruieren, und anhand von Vergleichen mit den Gehirnen lebender Tiere wie Krokodilen oder Vögeln auch zu analysieren. Aber sagt es tatsächlich etwas über die Lebensweise aus, dass Tyrannosaurier gut riechen konnten? Horner benutzte Geier als Vergleich, die mit ihrem Geruchssinn Kadaver ausspüren. Schon dieser Vergleich hinkt, denn lediglich die Neuweltgeier wie etwa Raben-, Truthahn- oder Königsgeier finden Kadaver tatsächlich mit dem Geruch, die Altweltgeier wie Mönchs-, Gänse-oder Bartgeier finden ihre Nahrung ausschließlich mit den Augen, ihr Geruchssinn ist nur sehr schlecht entwickelt. Betrachtet man einmal verschiedene Raubtiere, dann fällt auch auf dass ein gut entwickelter Geruchssinn in keinerlei Kontrast zu einer jagenden Lebensweise stehen muss. Wölfe etwa haben einen außerordentlich gut enwickelten Geruchssinn, aber sie sind dennoch ausgezeichnete Jäger. Löwen dagegen, bei denen der Geruchssinn auf Kosten des Sehsinnes verringert ist, fressen ziemlich häufig Aas das sie anderen Raubtieren wie etwa Hyänen abgejagt haben. Warane haben ebenfalls einen enorm guten Geruchssinn, aber sie benutzten ihn keineswegs nur zum Aufspüren von Aas, sondern genauso um auch Beutetiere aufzuspüren.

Laut Jack Horner soll T-rex auch schlecht gesehen haben. Was hier eindeutig dagegen spricht, ist dass gerade Tyrannosaurier die Fähigkeit besaßen binokular zu sehen, da sich die Sichtfelder beider Augen relativ großflächig überschritten, was bei vielen anderen Theropoden nicht der Fall war, wie etwa bei dem noch größeren Giganotosaurus, bei dem die Augen viel weiter seitlich lagen. Binokulares Sehen ermöglicht erst ein präzises Abschätzen von Entfernungen, und ist ein typisches Merkmal von Raubtieren wie etwa Greifvögeln oder Raubkatzen. Für einen hypothetischen Aasfresser hätte das wenig Sinn gemacht, vielmehr wären dann seitlich am Kopf liegenden Augen vorteilhafter gewesen, die einen möglichst weiten Umkreis auf einmal wahrnehmen können, etwa um an einem Kadaver beim Fressen möglichst früh herannahende Konkurrenten erkennen zu können. Bei diesem Photo, aufgenommen in der Sonderausstellung „Saurier – Erfolgsmodelle der Evolution“ im Stuttgart Museum am Löwentor, kann man sehr gut erkennen, dass Tyrannosaurus ein binokulares Sehfeld hatte, und daher auch in der Lage war, räumlich zu sehen, und Entfernungen gut abschätzen zu können:

Warum Jack Horner Leben in Gruppen oder Rudeln bei Tyrannosauriern als Argument für einen Aasfresser heranzieht, ist mir gänzlich schleierhaft. In einem normalen Ökosystem dürfte es selbst für einen einzelnen Aasfresser von der Größe eines T-rex nahezu unmöglich sein, immer genug Nahrung zu finden, bei einer ganzen Familie, die aus mehreren Erwachsenen und halbwüchsigen Individuen besteht, ist das ganze praktisch ausgeschlossen. Viel mehr deutet das Leben im Rudel nicht nur auf eine soziale Lebensweise, sondern auch auf eine hochentwickelte Jagdweise hin. Raubtiere die im Rudel jagen, können noch viel größere Beutetiere überwältigen als Einzelgänger, außerdem ermöglicht es auch eine strategische Jagdweise, bei der Beutetiere eingekreist oder einzelnen Räubern zugejagt werden können. Das würde sogar das Manko geringerer Geschwindigkeit gegenüber kleinerer und schnellerer Beute zu einem gewissen Maße ausgleichen. Zudem deuten auch bei ganz anderen großen Raubsauriern fossile Reste darauf hin, dass sie in Gruppen lebten, etwa bei Giganotosaurus. Möglicherweise diente der Zusammenschluss zu Rudeln bei großen Theropoden sogar dazu ansonsten für Einzeltiere unüberwältigbares Großwild zu jagen, etwa Sauropoden. Bei Löwen kennt man das Phänomen dass manche großen Rudel regelmäßig ausgewachsene Elefanten töten, etwa aus dem Savuti. Zwar zieht sich das Töten in einem solchen Fall über einen langen Zeitraum, und oft sind die zu Boden gerungenen Elefanten noch eine ganze Weile am Leben wenn die ersten Löwen anfangen an ihnen herumzufressen, aber selbst bei einer großen Kopfzahl ist einem Löwenrudel bei einer solch gewaltigen Beute für einen langen Zeitraum die Nahrung gesichert. Im Falle der Tyrannosaurier scheinen kleinere Beutetiere wie etwa Hadrosaurier den Großteil der Beute ausgemacht zu haben, aber zumindest bei dem viel früher lebenden Giganotosaurus könnte es durchaus häufiger zu Makroprädationen gekommen zu sein, da sie ihren Lebensraum mit riesigen Sauropoden teilten.

Die fossilen Überreste von pflanzenfressenden Dinosauriern bei denen Zahnspuren von Tyrannosauriern an Stellen gefunden wurden, wo bei einem Kadaver das letzte Fleisch hängen bleibt, sind ebenfalls nicht viel wert für eine Argumentation gegen eine jagende Lebensweise. Zunächst einmal sind praktisch alle Raubtiere Opportunisten, die bei sich bietenden Gelegenheiten auch Aas fressen, und insofern wären einzelne Indizien für das Fressen von Kadavern kein Beweis für einen spezialisierten Aasfresser. Wenn ein Wolf oder ein Löwe Hunger hat, und einen abgefressenen Kadaver findet, dann gibt er sich auch mit den letzten Resten zufrieden. Außerdem wird hier völlig vergessen, dass es eigentlich keinen Grund gibt, warum ein großes Raubtier nicht so lange am Kadaver einer erlegten Beute bleiben soll, bis alles verwertbare davon abgefressen ist. Ein Tiger wird in der Regel auch so lange an einem Kadaver bleiben, bis er alles ihm zugängliche Fleisch davon gefressen hat, bevor er sich wieder auf die Jagd begeben muss. Auch ein Wolfsrudel wird üblicherweise so lange an einem Kadaver bleiben, bis nichts mehr verwertbares davon übrig ist. Da Tyrannosaurus das größtes Raubtier in seinem Habitat gewesen ist, konnte er auch nicht von anderen Raubtieren von seiner Beute verjagt werden, so dass er bis zum Schluss daran fressen konnte.

Jack Horner geht desweiteren davon aus, dass T-rex sein gewaltigen Kiefer dazu nutzte, um Knochen aufzubrechen, und so Kadaver möglichst gut zu verwerten. Zunächst einmal muss gesagt werden, dass ein kräftiges Gebiss, und auch die Möglichkeit Knochen zu zerbeißen, keineswegs bedeuten muss, dass ein Tier auch tatsächlich ein spezialisierter Aasfresser ist. Sowohl Wölfe als auch Hyänen sind in der Lage teilweise noch sehr große Knochen aufzubrechen oder sogar gänzlich aufzufressen, das bedeutet aber keineswegs, dass sie deshalb Aasfresser sind. Hyänen galten lange Zeit als feige Aasfresser, die darauf warten, dass „echte“ Jäger wie Löwen ihnen die Reste ihrer Beute überlassen. Die Wahrheit ist, dass gerade die oft als typische Aasfresser verschrienen Tüpfelhyänen höchst effiziente Jäger sind, die auch so wehrhafte Beute wie ausgewachsene Zebras überwältigen. Studien haben sogar gezeigt, dass sie keineswegs nur kranke und schwache Beutetiere töten, sondern im Gegenteil die allermeisten ihrer Beutetiere in bester körperlicher Verfassung sind. Einen Kadaver bis auf den letzten Rest verwerten zu können, kann auch einem Jäger sehr hilfreich sein. Der Beutelwolf beispielsweise war auch in der Lage auch große Beutetiere restlos aufzufressen, und selbst sperrige Knochen wie Schafschädel zerbiss er mühelos. Auch er war kein Aasfresser.

Betrachtet man einmal die Tiere mit der höchsten Beißkraft überhaupt, nämlich Krokodile und Alligatoren, dann fällt auch auf dass diese ihre enormen Kieferkräfte auch ausschließlich zum Töten und zerteilen ihrer Beute nutzen, und nicht etwa um große Knochen damit zu knacken oder alte Kadaver zu zerreißen. Betrachtet man einmal andere Tiere, die ebenfalls in der Lage sind Kadaver sehr effizient zu verwerten, so fällt auf dass nicht einmal besonders kräftige Kiefer oder Knochen-zermalmende Zähne nötig sind. Komodowarane können selbst die Körper so großer Tiere wie Wasserbüffel innerhalb kürzester Zeit bis auf die allerletzten Reste verschlingen, und mit Ausnahme von keratinösen Bestandteilen wie Hufen oder Haaren auch fast vollständig verdauen. Ihre Zähne ähneln stark denen von Theropoden, und sie benutzen sie vor allem dazu, um Teile aus großen Beutetieren herauszureißen, die dann unzerkaut heruntergeschlungen werden, ganz ähnlich wie bei Krokodilen. Auch viele Geier sind in der Lage selbst noch große und sperrige Knochen zu verschlingen und zu verdauen, sie haben es nicht nötig sie vorher aufzubrechen, und selbst normale Greifvögel können teilweise noch selbst sehr große Fleischstücke mitsamt den Knochen herunterwürgen. Außerdem zeigen die Fossilien von Pflanzenfressern mit Zahnspuren von Tyrannosauriern zwar durchaus dass sie ihre Zähne in massive Knochen schlagen konnten, für ein wirkliches Aufbrechen von Knochen, wie es etwa Hyänen oder Wölfe machen, habe ich aber noch nirgend Hinweise gesehen. In ihrer Anatomie standen Tyrannosaurier irgendwo zwischen Krokodilen und Greifvögeln, und es erscheint relativ logisch anzunehmen, dass sie auch recht große Teile ihrer Beute mitsamt kleineren Knochen herunterschlingen konnte, und ihre Magensäure die eigentliche Arbeit machen ließen. Zumindest von Baryonyx weiß man dass er nicht nur Fleisch von den Knochen abfraß, sondern diese teilweise gleich mit verschluckte. Ein Raubtier muss im Zweifelsfall also nicht einmal knochenbrechende Kiefer haben um einen Kadaver restlos nutzen zu können, sofern es in der Lage ist große Stücke herauszureißen und herunterzuschlingen. Außerdem muss die Fähigkeit auch Knochen fressen zu können, in keinerlei Kontrast zu einer jagenden Lebensweise stehen.

Neben den schon genannten Gründen die gegen die von Horner vorgebrachten „Argumente“ für eine rein aasfressende Lebensweise sprechen, gibt es noch einige andere. Zum einen gibt es Spuren von verheilten Bissverletzungen an den Skeletten von Hadrosaurier und einem Triceratops, welche von Tyrannosaurierns stammten. Die Tiere wurden also angegriffen und konnten entkommen, was klar zeigt dass sie gejagt wurden. Zudem zeigen die Funde von Hadrosauriern und Triceratopsen, die zu etwa gleichen Mengen in den Gebieten vorkamen wie Tyrannosaurier, dass die Skelette der vergleichsweise harmlosen Hadrosaurier sehr oft Bissspuren von Tyrannosauriern zeigen, jene der wehrhaften Triceratopse aber vergleichsweise selten, was auf eine selektive Jagd auf leichte Beutetiere hindeutet. Wäre T-rex tatsächlich ein spezialisierter Aasfresser gewesen, so hätte man auch an viel mehr Triceratops-Knochen seine Zahnspuren gefunden.

Aber noch etwas ganz anderes spricht dagegen dass Tyrannosaurus oder irgend ein anderes Großtier sich jemals zu einem reinen Aasfresser entwickelte. Leider scheinen viele Paläontologen davon auszugehen, dass in jedem Ökosystem für Populationen von Raubtieren jeglicher Größe genug Aas herum liegt. Das ist aber keineswegs so, andernfalls würde es auch sicher heute noch auf Aas spezialisierte Fleischfresser geben, was aber nicht so ist. Die einzigen Tiere die zu einem wirklich großen Teil von Aas leben können, sind Geier, da diese durch den Segelflug in der Lage sind, mit minimalen Energieaufwand riesige Gebiete abzusuchen, was einem terrestrischen Fleischfresser niemals möglich wäre, außerdem sind sind insgesamt doch relativ klein, und haben nur einen vergleichsweise geringen Kalorienbedarf. Tyrannosaurier waren obendrein enorm groß, und ihr Energiebedarf entsprechend hoch. Sie müßten ein riesiges Revier besitzen, um als reine Aasfresser genügend Nahrung zu finden. Aufgrund der langen Strecken zwischen einzelnen Kadavern würde in der Regel das allermeiste sowieso schon von anderen Räubern abgefressen sein, sofern überhaupt noch etwas übrig blieb. Kadaver wirklich großer Tiere sind in jedem Ökosystems sehr selten, und jene kleinerer Tiere können in der Regel auch von kleineren Raubtieren sehr schnell effizient verwertet werden. Und selbst die Kadaver kleiner Tiere fallen nicht sonderlich oft an, da sie in aller Regel eher im geschwächten Zustand Raubtieren zum Opfer fallen, als dass sie an einer Krankheit sterben oder gar an Altersschwäche zugrunde gehen. Eine Gruppe von Tyrannosauriern, die zusammen auf ein Gewicht von über 20 Tonnen kamen, können unmöglich alleine davon gelebt haben, dass sie herumliegendes Aas fraßen, oder anderen Räubern die Beute abjagten. Das ist ein weiteres Problem, denn Tyrannosaurus war zu seiner Zeit das mit Abstand größte Raubtier in seinem Lebensraum, es gab keine anderen großen Jäger, die regelmäßig für einen Nachschub an frischen Kadavern gesorgt hätten.

Betrachtet man einmal die extrem wildreichen Savannen Afrikas, so fällt auf dass die dorten Löwen vergleichsweise oft Aas fressen, das sie nicht selten kleineren Raubtieren wie Hyänen, Leoparden oder Geparden abgejagt haben. Sie sind die größten dortigen Raubtiere, und in Gruppen allen anderen Jägern an Stärke überlegen. Warum legen sie sich dann nicht auch einfach auf die faule Haut und fressen nur das was sie anderen Raubtieren abjagen können? Schlicht und einfach weil es nicht reicht. Selbst kaltblütige Fleischfresser wie Komodowarane, die nicht nur in der Lage sind Kadaver restlos aufzufressen, sondern sie mit ihrem feinen Geruchssinn über weite Strecken wittern können, sind nicht in der Lage allein von toten Tieren zu leben. Selbst Geier sind nicht nur passive Aasfresser, sondern gehen jahreszeitlich bedingt auch selbst auf die Jagd wenn sie nicht genug Kadaver finden, wobei sie teilweise sogar in der Lage sind recht große und schnelle Beutetiere zu überwältigen. Wäre T-rex tatsächlich wie von Horner postuliert, ein jagdunfähiger und auf Aas angewiesenes Tier gewesen, dann wäre er innerhalb kürzester Zeit ausgestorben. Ein Raubtier das nicht in der Lage ist auch selbst zu jagen, ist vor allem in Zeiten in denen Nahrung ohnehin schon knapp ist, vollkommen aufgeschmissen. Zwar geht kaum ein Raubtier an einem Kadaver vorbei (die einzigen Ausnahmen wären hier Geparden), oder unterläßt eine Gelegenheit einem schwächeren Raubtier die Beute abzujagen, da das schließlich viel einfacher ist als selbst die Gefahren und Anstrengungen einer Jagd einzugehen, aber auf Dauer funktioniert das einfach nicht. Praktisch alle größeren Raubtiere sind Opportunisten, egal ob es sich um Raubkatzen, Hyänen, Greifvögel oder Warane handelt, die sehr wohl in der Lage sind, selbst zu jagen, aber auch nicht die Gelegenheit auslassen, Fleisch von Tieren zu fressen, die sie nicht selbst getötet haben. Aasfresser sind sie deshalb noch lange nicht, und auch bei den ausgestorbenen Raubtieren wird das nicht viel anders gewesen sein. Betrachtet man einmal das Jagd-und Fressverhalten moderner Raubtiere, dann fällt auf dass der Anteil von Aas und selbst geschlagener Beute teilweise selbst innerhalb einer Art sehr stark variieren kann, da sich die Tiere den jeweiligen Begebenheiten anpassen. Die Tüpfelhyänen im Ngorongoro-Krater jagen 90% ihrer Nahrung selbst, in manchen anderen Gebieten sind es weniger als 50%. Das sind recht drastische Unterschiede innerhalb ein und derselben Art. Auch bei Löwen schwankt der Anteil von Aas und selbst gejagten Beutetiere teilweise sehr stark. Aber weder bei Hyänen noch bei Löwen bedeutet ein hoher Aas-Anteil in der Nahrung tatsächlich dass sie nicht jagen können. Gerade Raubkatzen gelten als Archetypen erfolgreicher Jäger, und kaum jemand käme auf die Idee sie als Aasfresser abzustempeln, nur weil sie auch das Fleisch von nicht selbst erlegten Tieren fressen. Das ist zwar praktisch, wenn die Möglichkeit dazu besteht, aber rein prinzipiell muss ein Raubtier in der Lage sein praktisch vollständig von selbst gejagten Tieren zu leben, selbst wenn in zu manchen Jahreszeiten Aas unter Umständen zu einem wichtigen Nahrungsbestandteil werden kann.

Tyrannosaurus werden wie praktisch jedes andere Raubtier auch bei Gelegenheit Aas gefressen haben, oder anderen Raubsauriern die Beute gestohlen haben, aber nichtsdestotrotz müssen sie auch äußerst effiziente Jäger gewesen sein, sonst hätten sie auch niemals derartig gewaltige Größen erreicht. Über den Anteil an selbsterjagter Beute und Aas am Gesamtfleischkonsum kann man auch keinerlei Pauschalaussagen machen. Die Beispiele von den Löwen und Hyänen zeigen das recht gut, und man kann wahrscheinlich beinahe auch mit Garantie sagen, dass der Anteil von Aas in der Nahrung bei Tyrannosauriern geographischen und jahreszeitlichen Schwankungen unterlegen war. Bei genauer Betrachtung zeigt sich aber dass es kein einziges stichhaltiges Indiz dafür gibt, dass Tyrannosaurier oder andere ausgestorbene Raubtiere professionelle Aasfresser gewesen sind.

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