Spekulative Paläontologie

Seit Menschen angefangen haben gezielt nach Fossilien zu suchen und diese zu untersuchen, wurden Unmengen von Resten fossiler Lebewesen gefunden, und ständig werden es mehr. Seit bekannt ist dass sich Lebewesen aus anderen Lebewesen entwickeln, und jede einzelne Art aus einer anderen, ganz ähnlichen Art hervorgegangen ist, konnte man anhand des Fossilrekordes für viele Arten, Gattungen und Familien teils sehr gute und in manchen Fällen sogar beinahe lückenlose Abfolgen von Abstammungslinien erstellen. Man weiß heute schon ziemlich gut wie sich aus Fischen Amphibien, aus Amphibien Reptilien, aus Reptilien Säuger und letztendlich über die Dinosaurier auch Vögel entstanden sind, um nur mal ein paar der ganz großen Langzeitransformationen zu nennen. Man kennt unzählige ausgestorbene Arten, und ständig findet man neue, die teilweise Lücken zwischen zwei Arten oder Gruppen füllen können. Da Fossilation allerdings nur unter extrem günstigen Umständen stattfindet, und die Chancen genau jene Fossilien vor ihrer Zerstörung durch Erosion oder geologische Aktivitäten auch noch zu finden extrem gering sind, kennt man nach wie vor nur einen kleinen Bruchteil aller bisher existierenden Arten. Viele Tiere wurden überhaupt nie fossil überliefert, etwa weil sie nur Weichgewebe besaßen, das nur außergewöhnlich selten als Abrdruck erhalten bleibt, oder weil sie in Gegenden lebten, in denen kaum Fossilation stattfinden konnte, etwa im Regenwald. Insofern ist es kaum verwunderlich dass viele Arten teils nur von unvollständigen oder gar nur fragmentarischen Resten bekannt ist, und in manchen Fällen tatsächlich noch riesige Lücken in den Entwicklungslinien bestimmter Arten herrschen.

Da nun aber jede einzelne Tier-oder auch Pflanzenart eine lückenlose Reihe von Vorfahren gehabt hat, muss es auch unzählige noch unentdeckte Zwischenformen gegeben haben. Hierbei muss ich anmerken dass mir der Begriff Zwischenformen etwas missfällt. Jede Zwischenform war an sich zu ihrer Zeit eine eigene „saubere“ Art, und da Evolution pratktisch immer schleichend verläuft, und keine rasanten Sprünge macht, kann man keineswegs immer abgrenzen. Selbst unter lebenden Tieren ist es schwierig genug zwischen Arten, Unterarten und Rassen abzugrenzen, und die Frage wie man sie überhaupt genau definieren soll, hat schon zu vielen bösen Worten geführt. Tatsache ist doch dass es bei Transformationen, die über kleine Änderungen geschehen, andauernd gewisse Graustufen gibt, und es in aller Regel unmöglich ist, genau abzutrennen, und genau den Moment zu finden, an dem man sagen kann „so, und jetzt ist es ein Vogel“. Etwa ab wann ein lungenatmender Fisch mit Füßen ein Amphibium ist, oder eben doch noch ein hochentwickelter Fisch.

Auf was ich eigentlich hinaus wollte, ist dass es unzählige spektakuläre Tiere gegeben haben muss, von denen wir bisher nichts gefunden haben, und in manchen Fällen wohl auch nie finden werden. Wenn man beispielsweise bedenkt was für fantastische Lebewesen sich auf abgelegenen Inseln entwickelten, fällt es schwer sich auszumalen was in prähistorischen Zeiten alles auf Inseln gelebt haben muss. In einigen wenigen Fällen hat man Fossilien von Dinosauriern und anderen Tieren gefunden, die einst auf Inseln gelebt haben, und unter ihnen waren viele, teils extrem bizarre Formen, etwa winzige Sauropoden, räuberische Riesenigel oder fünfhörnige (ja, Hirsche mit Hörnern, das gab´s auch)Hirsche. Das sind aber extreme Ausnahmen, die meisten Inseln die vor Jahrmillionen existiert haben, dürften längst wieder im Meer verschwunden sein, oder trockengefallen und von der Erosion abgeschliffen worden sein. Folglich kann man in vielen Fällen nur spekulieren, was für Wesen im Laufe der Erdgeschichte womöglich entstanden sind. Hier geht es nicht nur darum möglichst sinnvolle Zwischenformen in Stammbäumen zu konstruieren, sondern auch darum, sich zu überlegen zu was sich einige bekannte Arten womöglich entwickelt haben könnten. 

 Betrachtet man etwa die auf Inseln allgemein üblichen Entwicklungstrends, so kann man fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass viele urtümliche kaltblütigen Reptilien auf Inseln Riesenformen entwickelt haben, das große warmblütige Arten verzwergten, und sie vielleicht in der Abgeschiedenheit ähnlich fantastische Eigenheiten ausbildeten wie etwa die Paradiesvögel auf Neu-Guinea, deren Vorfahren recht triste starenähnliche Vögel waren. Unter anderem hat mich die Frage interessiert, ob sich vielleicht auf abgelegenen Inseln flugunfähige Pterosaurier entwickelt haben könnten, und wie diese womöglich ausgesehen haben könnte. Was dafür und was dagegen spricht, wollte ich eigentlich mal in einem eigenen Beitrag abhandeln.

Aber wo es schon gerade um Pterosaurier geht, so sollte erwähnt werden, dass gerade diese sehr interessant für die „Disziplin“ der spekulativen Paläontologie sind. Das Problem ist nämlich dass man zwar eine ganze Reihe verschiedenster mehr oder weniger hochentwickelter Flugsaurier gefunden hat, in ihrer Evolutionsgeschichte aber Zwischenformen praktisch vollkommen fehlen. Ähnlich sieht es bei Fledermäusen aus, denn schon die allerältesten Fossilien unterscheiden sich nur relativ geringfügig von den heutigen Arten. Das mag vor allem daran liegen dass es sich um sehr kleine und grazile Tiere handelte, die kaum jemals versteinerten, und deren Körper in den Wäldern oder Dschungeln in denen sie wahrscheinlich lebten, kaum jemals erhalten bleiben konnte, und innerhalb weniger Tage restlos recyclet wurden. Fossilien von Pterosaurier oder urtümlichen Fledermäusen stammen praktisch immer von Tieren die über dem Wasser abstürzten von Sediment eingeschlossen, und so konserviert werden konnten. Betrachtet man die heutigen Tropenwälder, dann ist die Wahrscheinlichkeit das vergleichbare Tiere einmal fossil erhalten bleiben, ziemlich gering, und die Tatsache dass einige frühe Gleitflieger überhaupt gefunden wurden, schon ein ziemlicher Glückstreffer ist. Und so bleibt es in vielen Fällen nach wie vor nur möglich zu spekulieren.

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Kann ein Aal zu einem Monster wachsen?

In der kryptozoologischen Literatur findet man eine ganze Reihe von teils sehr verschiedenen Untieren, welche die Seen Großbritanniens, insbesondere von Irland bevölkern sollen. Einige sollen wie Drachen ausgesehen haben, andere wie Schlangen oder sogar säugerähnlich gewesen sein. Einige von ihnen wurden auch als riesige Aale beschrieben. Vor einiger Zeit kam auch die Hypothese in Umlauf, dass solche Kreaturen, insbesondere das Monster von Loch Ness, auf Aale zurück gehen sollen, die nicht zum Laichen in die Sargasso-See abwanderten, sondern in den Seen blieben, dort uralt wurden, und immer weiter wuchsen. Hört sich ja an sich ganz plausibel an, und würde auch eine ganze Reihe von Fragen beantworten, etwa warum nicht ganze Populationen von Monstern existieren müssen, oder wie sie in teils winzigen Gewässern überleben könnten.

Doch der Teufel steckt hier im Detail, denn der Urheber dieser Vermutung, wußte allem Anschein herzlich wenig über das Wachstumsverhalten von Aalen. Wie viele andere ist er dem Irrglauben aufgessesen, dass Fische ihr ganzes Leben lang immer weiter wachsen, und so theoretisch jede beliebige Länge erreichen, und so zu Monstern heranwachsen können. Nun ist es tatsächlich so dass die allermeisten Fische ab einer gewissen Größe so gut wie gar nicht mehr wachsen, meist nach Erlangen der Geschlechtsreife. Auch wenn danach das Wachstum noch anhält, ist es bei den meisten Arten so gering, dass es kaum noch ins Gewicht fällt. Andernfalls gäbe es unter vielen Fischen, insbesondere solchen die im Aquarium gehalten, und so gut über einen langen Zeitraum beobachtet werden können, enorme Größendifferenzen unter den geschlechtsreifen Tieren. Nun gibt es tatsächlich Fische, bei denen auch nach dem Erlangen der Geschlechtsreife das Wachstum noch vergleichsweise stark ist, und bei denen in der Regel die größten Exemplare tatsächlich schon ziemlich alt sind. Dank einer Studie aus den Jahren 1987 und 1988, bei der insgesamt 8612 weibliche Aale aus dem Burrishole-System in West-Irland vermessen, und ihre Wachstumsraten anhand von Gehörsteinuntersuchungen ausgewertet wurden, liegen für die Wachstumsraten von Flussaalen sehr gute Daten vor. Interessant war dass von dieser riesigen Menge Aale nur ein winzigen Bruchteil eine Länge von mehr als 62 cm hatte, nämlich nur 0,6% ´87 und 0,7% ´88. Jene übergroßen Aale zeigten auch ein anderes Wachstumsverhalten als ihre kleineren Artgenossen. Sie wuchsen nicht nur geringfügig schneller, sondern auch länger schnell. Anhand der an den Gehörsteinen feststellbaren Wachstumsraten konnten auch Diagramme angefertigt werden, die die Zuwachsraten im Verlauf der Jahre zeigen. Unter den Aalen mit einer Länge von mehr als 62 cm konnten Alter von 32-57 Jahren ermittelt werden, und bei jenen unter 62 cm Alter von 8-42 Jahren. Das schnellste Wachstum fand im ersten Lebensjahr statt, bei den kleinen Aalen hielt ein relativ schnelles Wachstum etwa 17 Jahre an, bei den großen dagegen etwa 34 Jahre. Die durchschnittliche Längenzunahme bei den normalen Aalen betrug 1,42 cm, das der großen 1,6cm pro Jahr, der Unterschied war also relativ gering. Die großen Aale übertrafen ihre Artgenossen also nicht einfach dadurch deutlich an Größe, dass sie über einen sehr langen Zeitraum wuchsen, sondern vor allem weil sie langanhaltend relativ schnell wuchsen. Die Wachstumskurven verlaufen anfangs bei beiden Variäteten in etwa gleich, bei den normalen Aalen wird die Kurve allerdings deutlich flacher, bei den großen Aalen dagegen nur relativ geringfügig, wenngleich ebenfalls stetig. Anhand der Abnahme der Steilheit der Wachstumskurve läßt sich berechnen bei welcher Länge das Wachstum so weit abgenommen hätte, dass es zu überhaupt keinem Längenzuwachs mehr kommt. Bei den normalen Aalen wäre das eine Länge von 99,9cm, bei den großen eine hypothetische Länge von 204,5cm,  bei einem Alter das irgendwo zwischen 150 und 200 Jahren liegen würde (genaue Angabe fehlt hier).

Üblicherweise werden sie aus verschiedenen Gründen gar nicht erst so groß, entweder weil sie teilweise noch in sehr hohem Alter abwandern, oder, falls dies in einem Gewässer ohne Meereszugang passiert, weil sie schlicht und einfach auch nicht unsterblich sind, und irgendwann einmal den Löffel abgeben, bevor sie so eine Länge erreichen könnten. Tatsächlich stammen die größten Aale meist aus Gewässern, in denen sie eingesetzt wurden, aber mangels fehlender Abwanderungsmöglichkeiten nicht ins Meer konnten. Die größten bestätigten Längen für Europäische Flussaale liegen bei etwa 1,5m. Man liest zwar gelegentlich auch von 2m, aber allem Anschein gibt es dafür keine Beweise, weshalb es sich hier auch um Anglerlatein handeln kann. Warum diese Unterschiede im Wachstumsverhalten überhaupt aufkommen, ist nicht ganz klar, vielleicht hängt es mit einer unterschiedlichen Ernährungsweise zusammen, die bei den großen Aalen vor allem aus Fisch besteht, möglicherweise hat es auch genetische Hintergründe.

Dass es sich hier um Aale aus einem irischen Gewässer (das obendrein einen sehr guten Fischbestand aufweist und nicht wie viele andere überfischt wurde), ist besonders praktisch, wenn man Vergleiche mit angeblichen Riesenaalen in irischen Seen machen möchte.

Das Wachstum dieser Tiere hat natürlich noch ein paar andere wichtige Komponenten, etwa die Verfügbarkeit und Menge der Nahrung, sowie die Wassertemperatur. Ein Aal der bei einer optimalen Temperatur (diese liegt beim Aal bei 26°C) und optimaler Nahrungsversorgung aufwächst, überdurchschnittlich gute genetische Anlagen besitzt und nicht ins Meer abwandern kann, wäre sicher in der Lage ein noch stärkeres Wachstum als die „großen“ Aale zu zeigen, und auch eine etwas größere Länge zu erreichen. Aber auch die würde in Anbetracht der limitierten Lebensjahre wohl kaum die 2m erreichen.

In Anbetracht dieser Fakten kann die Hypothese, dass Aale, welche nicht abwandern und in Gewässern bleiben, zu Monstern heranwachsen können, guten Gewissens zu den Akten gelegt werden. Selbst wenn ein Aal Jahrzehnte lang und obendrein noch ungewöhnlich schnell wachsen würde, wäre er selbst nach 100 Jahren weit davon entfernt, auch nur annährend echte Monster-Maße erreichen. Bedenkt man dass beispielsweise im Loch Ness mit einer maximalen Wassertemperatur von 6-7°C auch noch alles andere als optimale Bedingungen für das Abwachsen von Aalen herrschen, verliert die „Nessie-ist-ein-uralter-Riesenaal“-Hypothese gänzlich an Glaubwürdigkeit. Dass dies auch für eine Reihe von anderen Fischen zutrifft, soll später auch irgendwann noch bearbeitet werden.

Quellen:

VARIABILITY IN GROWTH RATE IN. EUROPEAN EEL ANGUILLA ANGUILLA. (L.) IN A WESTERN IRISH CATCHMENT. W. Russell Poole and Julian D. Reynolds.
                                                                                                                                             

H. Kuhlmann: Der Einfluß von Temperatur, Futter, Größe und Herkunft auf die sexuelle Differenzierung von Glasaalen(Anguilla anguilla)

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Makaracetus bidens-ein Wal mit einem Rüssel?

Wer mit der Geschichte der Kryptozoologie vertraut ist, der wird bei dem Titel dieses Eintrages wahrscheinlich sofort gewisse Assoziationen haben, die ich hier allerdings gleich enttäuschen muss. Nein, es soll hier nicht um den Kadaver des seltsamen Meereswesens namens Trunko gehen (der mit allergrößten Wahrscheinlichkeit der verweste und vollkommen entstellte Körper eines Walhais oder vielleicht auch eines Wales gewesen ist), sondern um einen der bizarrsten Wale, die es jemals gegeben hat.

Makaracetus ist erst seit kurzem (2004) durch ein paar sehr fragmentarische Fossilien bekannt, unter denen sich glücklicherweise ein recht gut erhaltener Schädel von 53cm Länge befindet, der einst zu einem Wal von der Größe eines Belugas gehört haben dürfte. Seinen Namen hat er von einem asiatischen Fabelwesen namens Makara, das einen Fisch-oder Drachenförmigen Körper und Kopf besitzt, sowie einen kurzen Rüssel auf der Schnauze trägt. Der Schädel zeigt eine ganze Reihe von ungewöhnlichen Merkmalen, die so von keinem anderen Wal bekannt sind. Der Schädel an sich war recht breit und kompakt, die Schnauze dagegen relativ schmal, und verbreiterte sich leicht nach vorne hin. Von der Seite betrachtet stieg die Schnauze vor den Augen leicht an, um sich dann zu einer großen, schräg abfallenden Nasenhöhle zu öffnen. Die Form des Schädels zeigt, dass in der Schnauzenregion ursprünglich Ansätze für starke Muskeln saßen, und große Blutgefäße durch die Knochen führten, die nötig waren um das Gewebe vorne an der Schnauze hinreichend mit Blut zu versorgen.

 Es ist sehr wahrscheinlich dass Makaracetus einen kurzen Rüssel besaß, womöglich ähnlich dem eines Tapirs. Daraus ergeben sich auch gleich weitere Hinweise auf die Lebensweise. Für einen im freien Wasser lebenden Wal hätte eine derartige Entwicklung relativ wenig Sinn gemacht, wohl aber für ein Lebewesen, das seine Beute am Boden suchte, und vielleicht zwischen Wasserpflanzen, im Schlick oder im Sand nach Beute suchte. Die Kiefer von Makaracetus beschreiben einen leichten Bogen nach unten, eine Anpassung die man auch von Tieren wie manchen Waranen kennt, die hartschalige Nahrung zu sich nehmen. Die Zahnreihen im Schnauzenbereich stehen sehr eng zusammen, wohingegen die an seitlich abgeflachte Kegel erinnernden Zähne relativ weit auseinanderstehen. Dies war sicherlich nicht die Bezahnung eines Fisch-oder Kopffüßer-Fressers, sondern eher eines Tieres, das sperrige Beutetiere wie mit einer groben Grillzange vom Boden aufnahm. Der Zahnbogen im hinteren Kieferteil ist dagegen recht breit, und die dortigen Zähne stehen eng und haben eine in der Aufsicht dreieckige, teilweise zerklüftete Oberfläche. Im Zusammenspiel mit der starken Kiefermuskulatur dürften sie gut geeignet gewesen sein, Krustentiere, Muscheln oder Schnecken aufzubrechen.

Man kann sich gut vorstellen dass ein kurzer muskulöser Rüssel sehr vorteilhaft war, am Boden nach Krusten-und Schalentieren zu suchen, und diese gegebenenfalls auch vom Boden oder von Steinen zu lösen, um sie dann mit den vorderen Zähnen zu packen, und mit den hinteren Backenzähnen zu zermalman. Wie dieser skurile Wal zu Lebzeiten nun tatsächlich ausgesehen hat, ist schwer zu sagen. Ich habe schon ein paar versuchsweise Rekonstruktionszeichnungen gemacht, die allerdings sehr spekulativ sind, etwa in Bezug auf die Position der Nasenöffnungen am Rüssel.

Erschwerend kommt hinzu dass bei Walen durch ihren dicke Fettschicht die äußere Form nur wenig Gemeinsamkeiten mit dem Schädel besitzt, etwa bei dem rundköpfigen Beluga, dessen Schädel ähnlich aussieht wie der eines Mosasauriers. Dass Makaracetus schon eine Melone besaß, ist relativ unwahrscheinlich, da es sich zum einen um eine sehr frühe Form handelte, und zum anderen bei der vermuteten Lebensweise eine Echolotwahrnehmung nur eine untergeordnete Rolle gespielt hätte. 

Quellen:

Philip D. Gingerich et al. (2005): Makaracetus bidens, a new protocetid archaeocete (Mammalia, Cetacea) from the early middle Eocene of Balochistan (Pakistan). – Contributions from the Museum of Paleontology, University of Michigan 31: 197 – 210

Bilder vom Schädel gibt es hier:

http://deepblue.lib.umich.edu/bitstream/2027.42/41260/3/Vol%2031%20No%209%20Final.pdf

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Prähistorische Killer-Pottwale

Der Pottwal Physeter catodon ist in vieler Hinsicht einzigartig. Nicht nur dass es sich um das größte Raubtier der Welt handelt (wenn man Bartenwale mal nicht mitzählt), sie gehören auch zu den am höchsten spezialisierten räuberischen Meeressäugern, die es überhaupt gibt. Trotz ihrer imposanten Größe sind die Pottwale alles in allem recht friedliche Tiere, die sich in aller Regel nur von vergleichsweise winzigen Beutetieren ernähren, denn selbst die größten Riesen-und Kolosskalmare wiegen nur einen kleinen Bruchteil dessen, was ein Pottwal auf die Wage bringt.

Das war aber nicht immer so. Während die heutigen Pottwale vor allem hochspezialisierte Kalmarjäger sind, gab es in der einstmal weitverzweigten Familie der Pottwale auch echte Makroprädatoren. Leider gibt es im Internet nur extrem wenige Informationen über diese äußerst interessanten Tiere, so dass ich hier auch nicht viel weiter geben kann. Allerdings finde ich allein die Tatsache, dass urtümliche Pottwale eine den Schwertwalen ähnliche Anatomie, und vermutlich auch eine ähnliche Lebensweise hervorgebracht haben, bevor sich die Schwertwale überhaupt entwickelten, ziemlich bemerkenswert. Einer dieser Killer-Pottwale (der Name wurde offiziell für die Benennung dieser Tiere vorgeschlagen) war Hoplocetus ritzi, dessen Fossilien in Groß Pampau, Schleswig-Holstein, gefunden wurden. Eine genauere Beschreibung des Skelettes habe ich leider nicht gefunden, es wird allerdings erwähnt, dass die Abkaumuster der Zähne von Hoplocetus denen des Schwertwales ähneln, was auch auf ein ähnliches Beuteschema und Fressverhalten hindeutet. Bei Pottwalen brechen die Zähne im Oberkiefer normalerweise nicht durch das Zahnfleisch, so dass die Zähne im Unterkiefer keine Abnutzungsspuren durch Antagonisten im Gegenkiefer aufweisen können, und auch die weiche Beute in Form von Cephalopoden und Fisch, dürfte die Zähne kaum abnützen. Zudem scheinen die Zähne beim Pottwal überhaupt keine Rolle mehr beim Beutefang zu besitzen, denn man hat schon gut genährte ausgewachsene Exemplare gefunden, deren Kiefer vollkommen deformiert oder teilweise sogar komplett fehlend waren, so dass ein Ergreifen von Beutetieren nicht möglich gewesen sein kann. Die wahrscheinlich wichtigste Rolle, welche die Zähne beim Pottwal spielen, ist der Gebrauch als Waffe bei Rivalenkämpfen, denn viele Bullen zeigen auf ihrer Haut Narben, die nur von den Zähnen eines anderen Pottwals kommen können.

Ein anderer Killer-Pottwal war Zygophyseter varolai aus dem späten Miozän, dessen beinahe vollständiges Skelett in Süditalien gefunden wurde. Er hatte sowohl im Ober-als auch im Unterkiefer sehr gut entwickelte große Zähne, und eine Reihe von Sonderentwicklungen des Schädels, die wahrscheinlich mit dem Walrat-Organ in Verbindung standen. Auch hier spricht vieles dafür, dass es sich um aktive Raubtiere gehandelt hat, die große Beutetiere jagten.

Aus Japan kennt man auch die extrem gut erhaltenen Fossilien eines weiteren Killer-Pottwales, Scaldicetus shigensis, inzwischen sinnvollerweise in Naganocetus umbekannt.  Der Schädel dieser Tiere zeigt sehr starke Parallelen zu jene von Schwertwalen, mit sehr kräftigen und relativ kurzen Kiefern, und einer vergleichsweise geringen Zahl von Zähnen. Dagegen sind die Kiefer der Pottwales sehr lang, schmal und beinahe pinzettenartig dünn, und auch keineswegs dazu geeignet, mit sehr großer und wehrhafter Beute umzugehen, geschweige denn Fleisch aus großen Kadavern von Säugetieren zu reißen. Es ist anzunehmen dass die Killerpottwale keineswegs auf Kopffüßer oder Fische spezialisierte Jäger waren, sondern ähnlich den Orcas über ein breites Beutespektrum verfügten, das neben Fischen und Kalmaren auch andere Wale, Robben, Seekühe und einige kaum bekannte marine Großsäuger, Schildkröten, Wasservögel und vielleicht auch marine Krokodilier beeinhaltet haben könnte. Über das Aussehen und die Größe dieser Wale liegen leider so gut wie keine Informationen im Net vor. Zygophyseter varolai hatte eine Länge von 5-6m, also so viel wie ein Orca, und wahrscheinlich dürften auch seine Verwandten ähnliche Größen erreicht haben. Leider konnte ich nur eine einzige Lebendrekonstruktion von Zygophseter finden, die allerdings relativ seltsam aussieht, da sie ihn mit einer freistehenden Schnauze und einer sehr hohen, vorne zugespitzen Melone zeigt, ähnlich einem alten Entenwalbullen. Inwiefern diese etwas bizarre Darstellung richtig ist, kann ich nicht sagen, da mir hier anatomische Daten und Vergleichsmöglichkeiten über den Schädel fehlen. Dem Schädel von Naganocetus kann ich eine solche freie Schnauze zumindest nicht entnehmen…                                                                                        

Sicherlich werden diese Killer-Pottwale auch nur vergleichsweise wenig Ähnlichkeiten mit den modernen Pottwalen gehabt haben, etwa die wellenförmigen Rückenbuckel, die sie anstatt einer richtigen Rückenflosse haben, oder die charakteristischen Längsrunzeln am Körper. Die weitaus weniger spezialisierten Zwerg-und Kleinstpottwale besitzen eine kleine sichelförmige Rückenflosse und haben auch keine Längsrunzeln, und wahrscheinlich war das auch bei den archaischen Killer-Pottwalen der Fall.

Ich hoffe ich konnte auch noch den einen oder anderen für diese faszinierenden Tiere etwas begeistern, denn in den normalen Büchern über Urtiere wird man sie vergeblich suchen.

Quellen:

  GIOVANNI BIANUCCI* and WALTER LANDINI
Killer sperm whale: a new basal physeteroid (Mammalia, Cetacea) from the Late Miocene of Italy

Oliver Hampe                                                                                                                       Middle/late Miocene hoplocetine sperm whale remains (Odontoceti: Physeteridae) of North Germany with an emended classification of the Hoplocetinae

Noch ein Bild vom Skelett von Naganocetus (Scaldicetus shigensis) auf Seite 10 des Newsletters vom Naturhistorischen Museums von Los Angeles:

http://collections.nhm.org/newsletters/pdfs/2006-01.pdf

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Arapaima gigas – wie groß wird er wirklich?

Im Laufe vieler Jahre des Studiums von Fachliteratur und Dokumentationen über Tiere fiel mir immer wieder auf, dass für viele Tiere, insbesondere Fische, oftmals Größen angegeben werden, die weit über den tatsächlich verbürgten Rekorden liegen. Bei genauerer Recherche hat sich tatsächlich in vielen Fällen herausgestellt, dass die allgemein verbreiteten Angaben über vermeintliche Maximalgrößen in vielen Fällen nichts als vom Hörensagen übernommenes Anglerlatein sind, das vorbehaltlos seinen Weg in die Literatur gefunden hat, und dort über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte ungeprüft weiter verbreitet wurde, ohne dass sich jemals jemand Gedanken darüber gemacht hat, ob die Angaben denn überhaupt stimmen können. In diesem ersten Post möchte ich mich dem Arapaima gigas widmen, und in späteren Posts auch noch verschiedenen anderen Arten. Für alle die nicht wissen was ein Arapaima überhaupt ist, empfehle ich eine kurze Google-suche, das macht mehr Sinn als wenn ich mich hier über das Aussehen, die (sehr interessante) Biologie und das Verbreitungsgebiet dieser Art auslasse, wo es doch andernorts schon viel ausführlicher nachzulesen ist. Zumindest eine kurze Beschreibung sei hier allerdings schon angebracht. Der Arapaima ist ein südamerikanischer Fisch aus der Familie der Knochenzüngler. Er hat einen langestreckten, im hinteren Teil seitlich abgeplatteten Körper, und ein sehr weit aufsperrbares breites Maul.

Farblich zählt er zweifellos zu den schönsten Riesenfischen des Süßwassers, und kombiniert verschiedene  Grün-, Braun-, Grau-und Schwarztöne mit einem oftmals tiefroten Muster darauf. Hier sieht man recht gut die Farben eines etwa 30 kg schweren Arapaima aus dem Dream-Lake in Chiang Mai (Thailand) das mir Nathan Wardle freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat:

30kg+ Arapaima aus dem Dream-Lake Chiang Mai

Hier sieht man ein Präparat eines deutlich größeren, aber leider ziemlich ausgebleichten Arapaima aus dem Naturhistorischen Museum in Wien:

Arapaima gigas

Wenn man in Bücher über den Arapaima liest, oder auch in Fernsehdokumentationen die Sprache auf ihn kommt, heißt es beinahe immer, dass er der größte Süßwasserfisch der Welt ist, und Längen von 4,5m bei einem Gewicht von 200kg erreichen kann.

Tatsächliche Bilder von solchen Giganten bekommt man allerdings nie zu Gesicht. Vorweggenommen sei auch, dass diese Tiere keineswegs die größten Süßwasserfische sind, um welche Arten es sich dabei aber handelt, und warum die Antwort auf die Frage nach dem größten Süßwasserfisch nicht ganz einfach zu beanworten ist, soll in einem späteren Post folgen.

Wenn man im Internet nach Bildern vom Arapaima sucht, wird man einige erstaunliche Photos von mehr als mannsgroßen Riesenfischen finden, von denen einige deutlich über der Zweimetermarke liegen, aber nie wird man einen finden, der auch nur annäherungsweise in die Nähe der proklamierten 4,5m kommt. Nun stellt sich vielleicht die Frage, woher diese Angabe überhaupt stammt. Die Anwort ist ebenso entlarvend wie beschämend, wenn man bedenkt dass seit über einem Jahrhundert Behauptungen als Tatsachen dargestellt werden, die nie irgend jemand bewiesen hat. Die Angaben stammen  von dem Naturforscher Schomburgk (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Forschungsreisenden Hans Schomburgk, der 1880-1967 lebte), der 1836 über seinen Besuch in Guyana schrieb, dass der Arapaima eine Länge von 4,5m und ein Gewicht von 200 kg erreichen soll. Aber hat Schomburgk jemals einen solchen Fisch mit eigenen Augen gesehen oder gar vermessen? Die Anwort lautet nein, Schomburgk hatte diese Angaben auch nur vom Hörensagen, welches von den Eingeborenen stammte. Das hinderte aber Generationen von Autoren und Zoologen nicht daran, dies als Tatsachen zu übernehmen, und kaum jemand hat jemals daran gezweifelt, dass dies nicht so sei, obwohl kein einziger solcher Riesefisch jemals bekannt wurde. Einer der sich Gedanken darüber gemacht hat, war Karl-Heinz Lüling, der sich mit diesem Fisch auch in dessen natürlichen Lebensraum befaßt hat, und wichtige Beiträge über die Biologie dieser Art leistete.
Er fand heraus, dass der größte bekannte Arapaima tatsächlich „nur“ eine Länge von 2,32m hatte, und 133kg wog. Nun ist der Arapaima ein sehr stark befischter Fisch, bei dem übermäßige Fangzahlen auch zu einer negativen Selektion führen, und viele Fische gefangen werden, bevor sie ihre Maximalgröße erreichen können. Dennoch sollte sich unter den vielen Millionen Arapaimas die über die Jahre gefangen wurden (bei einer einzigen Untersuchung wurden einmal die Mägen von nicht weniger als 5000 Exemplaren untersucht), auch ab und an einer befunden haben, der in abgelegeneren Gebieten lebte, und zu seiner vollen Größe auswachsen konnte, bevor ihn irgendein Fischer mit einer Leine oder einer Harpune aus dem Wasser gezogen hat. Dazu muss man sich auch vergegenwärtigen, dass der Arapaima ein sehr schnell wachsender, und auch nicht übermäßig alt werdender Fisch ist. Er bewohnt ein riesiges Gebiet, und es ist keineswegs so, dass er überall vollkommen überfischt ist. Zudem führt die fortschreitende Abholzung und Urbarmachung des südamerikanischen Regenwaldes dazu, dass Menschen immer tiefer in den Dschungel eindringen, auch in Gebiete in denen noch zuvor jemand gewesen ist. Zumindest an solchen Stellen müßte man auf Exemplare stoßen, welche lange ungestört wachsen konnten, und auch zumindest teilweise nahe der biologischen Maximalgröße wären. Tatsächlich dürfte das auch so sein, nur sind auch die dort gefangenen Arapaimas nie auch nur annäherungsweise an den oft verbreiteten 4,5m. Würden diese Tiere tatsächlich so groß werden können, dann hätte man längst irgendwo Exemplare gefangen, welche wenigstens einigermaßen in diesem Größenbereich lägen. Dass unter den Millionen, teilweise auch in vormals unberührten Gebieten Südamerikas gefangenen Arapaimas aber selbst der allergrößte wirklich dokumentierte nur etwa die Hälfte der angegebenen Länge hatte, und damit schon deutlich über dem Durchschnitt lag, sollte eigentlich schon gewisse Zweifel aufkommen lassen, ob diese Angaben tatsächlich stimmen. Seltsam ist dass diese Angaben so lange immer wieder kopiert wurden, ohne die tatsächlich dokumentierten Rekordexemplare und Durchschnittsgrößen zu beachten.
Was auch auffallen sollte, ist das seltsame Verhältniss aus Länge und Gewicht, das Schomburgk angibt. Wer sich ein bißchen mit Fischen auskennt, der sollte bei einem Fisch mit dem Körperbau des Arapaima stutzig werden, wenn ein 4,5m langes Exemplar nur 200kg wiegen soll. Um das etwas zu verdeutlichen, möchte ich an dieser Stelle eine von mir entwickelte Vergleichseinheit einführen, die sogenannte Einmetermasse, auf die ich in Zukunft öfter mal zurückgreifen möchte. Die Einmetermasse bezeichnet die Masse, die ein Objekt, oder in diesem Fall ein Fisch, bei einer hoch-oder heruntergerechneten Länge von einem Meter haben würde. Das ermöglicht objektive Vergleiche der Proportionen von verschiedenen Objekten unterschiedlicher Größe, und aufgrund der gewählten Länge von einem Meter auch eine gut vorstellbare Größe.
In diesem Fall soll die Einmetermasse dazu dienen, die Proportionen eines Arapaima mit bekannter Länge und Gewicht mit dem vorgeblichen 4,5m-Riesen zu vergleichen.
Bei dem 2,32 langen Arapaima kommt man auf eine Einmetermasse von 10,65kg, also durchaus vergleichbar einem Hecht dieser Länge, der einen ähnlichen Körperbau wie der Arapaima hat. Aber wie sieht es nun bei 4,5m und 200kg aus? Hier kommt man auf eine Einmetermasse von gerade einmal 2,19kg. Ein Fisch mit solchen Proportionen würde aussehen wie ein Aal, im Falle eines Arapaima würde er nur aus Haut und Gräten bestehen. Mir fiel auch auf, dass bei übertriebenen Größenangaben oft viel zu geringe Gewichte für die angeblichen Riesentiere angegeben werden, und sie zu analysieren, ist in der Regel eine recht sichere Möglichkeit um ihren Wahrheitsgehalt zu erkennen.  Ein hypothetischer Arapaima mit den realistischen Proportionen würde um die 970kg wiegen…
Ich schrieb vorhin von Arapaimas die noch größer wurden als das südamerikanische 2,32m Exemplar. Da der Arapaima extrem gute Wachstumseigenschaften besitzt, und ein gutes Fleisch (hier streiten sich allerdings die Angaben) besitzen soll, wurde er in Asien in Angelteiche und teilweise sogar schon in Aquakulturen eingeführt. Unter den dortigen Bedingungen wuchsen die Fische zu teilweise enormer Größe, ein weitverbreitetes Phänomen von Fischen, die in fremden Ländern ausgesetzt werden. Das kann zum einen an verbesserten klimatischen Bedingungen liegen, oftmals liegt es aber auch an einem überreichen Nahrungsangebot, fehlender Konkurrenz und dem Fehlen artspezifischer Krankheitserreger und Parasiten, die in den angestammten Lebensräumen einen negativen Einfluss auf das Wachstum haben. Vor einigen Jahren wurde in einem thailändischen Angelteich ein übergroßes Monstrum von einem Arapaima gefangen, der 2,63m lang war, und 185kg gewogen hat, wobei man hier natürlich bedenken muss, dass es sich hier um einen echten Ausnahmefisch handelt.  Das zeigt dass diese Fische zumindest das biologische Potential besitzen, um Gewichte um die 200kg zu erreichen, und wahrscheinlich gab es zu Zeiten vor der massiven Überfischung auch in Südamerika einige über einen langen Zeitraum ungestört abgewachsene Arapaimas, die von guten genetischen Anlagen und einem reichen Nahrungsagebot profitieren konnten, und Gewichte von etwa 200kg erreichten, aber selbst diese Fische dürften nicht viel mehr als 2,70m lang gewesen sein, und die Angaben welche Schomburgk über das Maximalgewicht erhielt, dürften durchaus richtig gewesen sein könnten, wohingegen es die Indianer bei der Länge mit der Wahrheit nicht allzu genau nahmen, womöglich lag hier sogar ein Übersetzungsfehler bei den Maßeinheiten vor. Dass Schomburgk vor mehr als 169 Jahren im Dschungel besseres zu tun hatte, als die Längen-Gewichts-Verhältnisse exotischer Fische zu berechnen, kann man ihm kaum anlasten, und schließlich gab es zu jener Zeit ja auch noch kaum Vergleichsmöglichkeiten, und es sprach nichts dagegen, dass es in Südamerika tatsächlich einen bis 4,5m lang werdenden Riesensüßwasserfisch geben könnte. Einen Vorwurf machen muss man allerdings all jenen, die diese Angaben ohne jeden Zweifel weiter verbreitet haben, und es teilweise auch immer noch tun. Dazu kommt auch noch, dass es sich hier keineswegs um einen Einzelfall handelt, wenngleich auch der Arapaima eines der prominentesten Beispiele maßlos übertriebener Größenangaben ist.
Hier noch ein kleiner Vorgeschmack über Tiere, bei denen ich mich irgendwann auch noch dieser Thematik widmen möchte: Waller, Störe und Hausen, Weiße Haie, Walhaie, angebliche Riesenaale, Krokodile, Riesenkalmare.
Wanna read this article in english? Just click here: http://www.megafishingthailand.com/content/view/168/53/
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Über das Bestiarium

In diesem Blog möchte ich mich vor allem mit Tieren befassen, sowohl lebenden, also auch solchen die schon ausgestorben sind. Dabei möchte ich nicht nur exotische und kaum bekannte Arten vorstellen, sondern auch interessante Aspekte der Biologie von Tieren, die man in der Regel für ganz gewöhnlich ansieht. Ein besonderes Augenmerk soll auch jenen Arten gelten, die in den letzten Jahrtausenden durch den Menschen ausgerottet wurden, insbesondere solchen, die allgemein kaum bekannt sind. Natürlich möchte ich mich auch der Kryptozoologie widmen, die schon seit vielen Jahren ein ganz besonderes Hobby von mir ist. Auch liegt es mir am Herzen hier über allgemein verbreitete Fehlinformationen, die leider teilweise auch in der Fachliteratur weit verbreitet sind, aufzuklären.

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