Tsuchinoko-Modell in Zinn gegossen

Lange Zeit hatte ich mir ja schon vorgenommen von einigen meiner Modelle Abgüsse herzustellen, aber irgendwie habe ich das dann nie auf die Reihe gekriegt, und auch der schon vor geraumer Zeit gekaufte Silikonkautschuk harrte lange seiner Verwendung. Aber gestern habe ich dann endlich einmal die Zeit gefunden mit den schon länger gemachten Silikonkautschukformen ein paar erste Gussversuche zu starten. Nach ein paar Fehlgüssen hat es dann durch zusätzliche Guss-und Luftkanäle doch noch geklappt ein paar annehmbare Modelle zu machen. Als Modell habe ich mir bewußt ein sehr einfach gehaltenes und kleines herausgesucht, dass auch in einer möglichst einfachen Form gegossen werden kann. Daher habe ich mich für mein Tsuchinoko-Modell entschieden. Für alle die nicht wissen was eine Tsuchinoko (oder manchmal auch Tzuchinoko geschrieben) ist, empfehle ich kurzes googlen. Zur Schnellerklärung reicht es eigentlich, dass es sich dabei um eine mythologisch-kryptozoologische kleine Schlange aus Japan handelt, die einen ungewöhnlich kurzen und breiten Körper mit beinahe dreieckigen Querschnitt handelt, und auch einen sehr breiten Kopf und einen extrem kurzen Schwanz besitzt. In gewisser Hinsicht eine Art japanischer Tatzelwurm, der auch angelich immer mal wieder gesehen wird. Auf jeden Fall eine interessante Vorlage für ein Krypto-Modell. Bei der Gestaltung habe ich mich stark an alten japanischen Tuschezeichnungen orientiert, außerdem habe ich extra Bilder von vergleichbaren Schlangen herangezogen, um eine möglichst naturnahe Anordnung der Schuppen am Kopf sowie die korrekte Darstellung der Nasenlöcher und Grubenorgane (mit denen können gewisse Schlangen beinahe wie mit Augen Wärem wahrnehmen) zu gewährleisten. Natürlich geht bei dem kleinen Maßstab nicht allzu viel Detailarbeit, aber ich habe versucht mein möglichstes zu machen, ohne dabei einen unrealistischen Zeitrahmen zu überschreiten, das Modell war ja auch so schon genug Arbeit.

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 Jedenfalls habe ich dieses kleine Modell jetzt auch als Zinnduplikat. Da ich reines Zinn verwendet habe, ist die Detailschärfe geringfügig schlechter als wenn ich spezielles Gußzinn verwendet hätte, aber dafür ist dieses Material nicht bleihaltig, und daher auch nicht giftig. Natürlich kann man die Modelle auch patinieren oder mit verdünntem dunklen Lack lackieren, wodurch die im blanken Zustand noch nicht so gut erkennbaren Detail viel besser zur Geltung kommen, und natürlich kann man sie auch anmalen. Das ich kann solche Abgüsse jetzt auch verkaufen. Ich weiß jetzt noch nicht für welchen Preis ich die Teile verkaufen würde, und wie ich das genau mit der Verkaufsabwicklung machen würde, aber prinzipiell steht dem nichts entgegen. Falls jemand prinzipielles Interesse haben sollte, kann er sich ja einfach mal hier melden. In absehbarer Zeit sind auch noch andere Modelle geplant, etwa ein Abuss meines kleinen Tatzelwurmmodells, und auch von der einen oder anderen Paläofigur könnte ich Abgüsse machen. Dadurch dass ich jetzt weiß wie es geht, könnte ich bei entsprechender Abnahme auch mal von einer speziellen Figur auf Wunsch Abgüsse machen.

Hier mal noch ein paar andere Bilder:

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Dieser Abuss ist übrigens noch nicht bearbeitet, das heißt es sind noch die Reste der Gusskanäle am Modell, und an ein paar Stellen würde noch einmal nachpoliert werden. Außerdem kommen bei dieser Größe und dem stark reflektierenden Material natülich auch die Details nicht so gut raus. Da es sich hier um handgemachte Abgüsse handelt, ist natürlich auch jeder etwas individuell und auch nicht absolut 100%ig perfekt, aber dafür kann man sich sicher sein, auch etwas wirklich besonderes zu besitzen, was man auch sonst nirgends kaufen kann, und auch keine industrielle Massenware aus irgendeinem Dritteweltland ist. Und gerade in der Kryptozoologie gibt es ja so gut wie gar keine Modelle zu kaufen.

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Bild des Tages: Gottesanbeterin aus Honduras

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Da ich gerade nicht viel Zeit habe, mal wieder nur ein Bild des Tages. Dieses hier wurde von Rhett Butler aufgenommen, und ist auch auf der sehr zu empfehlenden Seite Mongobay.com zu sehen. Da ich mich sehr für Mantiden begeistere, und auch schon selbst ein paar Arten in Kultur hatte, muss ich natürlich auch mal von so etwas Bilder posten. Bei dieser kleinen Gottesanbeterin handelt es sich übrigens noch um eine Nymphe, was man daran erkennt, dass sie noch keine Flügel besitzt.

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Bild des Tages: Babirusas

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Die Babirusas oder Hirscheber zählen wahrscheinlich zu den skurrilsten Huftieren überhaupt. Nicht nur die Tatsache dass sie zu den wenigen Landtieren gehören, die praktisch haarlos sind (wie das wohl die Vertreter der Wasseraffenhypothese erklären wollen?), sondern die Männchen bilden auch eines der ungewöhnlichsten sekundären Geschlechtsmerkmale aus, welches man bei Landsäugern kennt. Die oberen Hauer wachsen nicht aus dem Maul heraus wie etwa bei Wildschweinen, sondern durchstoßen die Schnauze oder der Oberseite außerhalb des Maules, wobei sie sich zu einem Bogen drehen. Allerdings sind diese Zähne kaum als Waffen geeignet und auch recht bruchempfindlich, weshalb sie primär zu Schauzwecken dienen. Diese Tiere sind zwar insgesamt noch recht schweineähnlich, aber tatsächlich nur relativ entfernt mit den echten Schweinen verwandt, weshalb es umso erstaunlicher ist, dass vor kurzem im Kopenhagener Zoo ein Hirscheber mit einer Hausschwein-Sau gesunde Junge in die Welt gesetzt hat.

Das Photo oben stammt übrigens von Sven Peter

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Bild des Tages: C´thulhuoid

Die bisher gezeigten Figuren waren ja eigentlich allesamt mehr oder weniger wissenschaftlich, und haben ausgestorbene, lebende oder hypothetische Tiere gezeigt. Aber tatsächlich mache ich manchmal (okay, nur sehr selten) auch was anderes. Es ist schon geraume Zeit her, da habe ich eine uralte Zeichnung gefunden, welche eine Art Mutanten mit einem mehr oder weniger humanoiden Körper, aber ohne Arme und dem Kopf eines Kalmars gefunden, und die Fangarme des Kopfes genutzt wurden, um diverse nautisch anmutende Waffen zu halten. Das ganze sieht schon etwas trashig aus, und könnte gut aus einer 80iger Jahre Comic-Serie sein. Aber irgendwie fand ich es auch ziemlich interessant, und dachte dass man  so was ja auch mal als Modell machen könnte. Was dabei herausgekommen ist, sieht man hier:

C´thulhuoid

Der eigentliche Körper und der Kopf ist etwa 5cm hoch, und die Figur war wirklich eine Menge Arbeit, hat andererseits aber auch eine Menge Spaß gemacht, da ich nicht ständig an irgendwelchen Vorlagen aus Büchern oder Artikeln nachschauen mußte, damit auch alles möglichst naturgetreu aussieht. Lediglich bei den Augen hat es eine Weile gebraucht, bis ich einigermaßen brauchbare Bilder als Vorlagen gefunden habe. In Anlehnung an den Krakenköpfigen Aliengott C´thulhu aus dem H.P. Lovecraft-Universum, habe ich die Figur mal vorläufig C´thulhuoid genannt, auch wenn eigentlich kein direkter Bezug besteht. Aber um noch wenigstens ein bißchen Wissenschaft, oder zumindest Pseudowissenschaft hier reinzubringen, zeigt dieses Modell ganz gut, dass ein intelligentes Wesen, das in der Lage wäre auch seine Umwelt zu gestalten und Gegenstände zu manipulieren, sich keineswegs in die typische Humanoiden-Gestalt entwickeln müßte, in der ja auch üblicherweise die allermeisten Alien-oder Fantasygestalten in Büchern und Filmen portraytiert werden (gut, das liegt sicher an der einfacheren Umsetzung in Bezug auf Kostüme…).

Hier noch mal ein Bild aus einer anderen Perspektive:

C´thulhuoid

Bei den Waffen habe ich mich mehr oder weniger an die ursprüngliche Vorlage gehalten, und versucht sie aussehen zu lassen, als hätten sie einen organischen Ursprüng und beständen aus Knochen oder etwas ähnlichen. Die extrem feine Zähnung an der Klinge des Messers und der Lanzenklinge, welche an jene von Haizähnen erinnert, sieht man auf den Bildern allerdings nicht so gut.

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Arizonasaurus – das Scheinkrokodil mit dem Rückenbuckel

Neben vielen anderen sehr interessanten Modellen gab es in der Sonderausstellung des Museums am Löwentor auch eine sehr schöne Lebendrekonstruktion von Arizonasaurus. Dieser kleine Räuber der etwa so groß was wie ein Collie sieht einem Dinosaurier ziemlich ähnlich, vor allem Assiziationen an Spinosaurus dürften hier bei den meisten schnell wach werden. Tatsächlich handelte es sich aber um einen Archosaurier, genauer einen Rauisuchier. Diese Tiere zeigen wie Spinosaurus massiv verlängerte Dornfortsätze der Wirbelsäule, welche ebenfalls eine Art Bogen bildeten. Allerdings war dieser bei Arizonasaurus nicht so lang und reichte nicht so weit Richtung Kopf wie bei Spinosaurus. Über die Kontroverse welche die Frage aufbrachte, zu was diese Dinger überhaupt gut waren, und ob Spinosaurus und andere Arten wahrscheinlich viel eher eine Art schmalen Rückenbuckel als das allgemein verbreitete Segel auf den Darstellungen hatte, habe ich ja schon mal ausführlich geschrieben: https://bestiarium.kryptozoologie.net/artikel/hatte-spinosaurus-wirklich-ein-segel-auf-dem-rucken/

Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass dieses Modell nicht mit einem dünnen Segel auf dem Rücken dargestellt wurde, sonder die Dornfortsätze Ansatzstellen für Muskeln sind.

In dieser Frontalansicht kann man das sehr schön sehen:

Seitenansicht bei der man die an den Wirbelausläufern ansetzenden Muskeln sieht

Dieser „Buckel“ verdient die Bezeichnung eigentlich nicht, da er ja ziemlich schmal ist. Diese Form der Rekonstruktion sieht auch keineswegs merkwürdig aus, und absolut nicht unrealistisch, wie es ja oft der Fall ist, wenn Tiere falsch rekonstruiert werden. Das ist insofern interessant, weil die bloße Vorstellung dass Tiere wie Spinosaurus kein dünnes Hautsegel, sondern einen „Buckel“ auf dem Rücken gehabt haben könnten, Unglauben auslöst, da die Vorstellungen über eine Art Quasimodo-Buckel sehr seltsam aussehen würde. Das ist aber keineswegs der Fall, wenn man wie hier von einem relativ schmalen Rückenbuckel ausgeht.

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Janjucetus hunderi – der scharfzähnige Uronkel der Bartenwale

 Janjucetus hunderi Modell (bearbeitet)

Mitte August letzten Jahres wurde der Öffentlichkeit ein neuer fossiler Wal mit einem Alter von etwa 25 Millionen Jahren beschrieben, welcher in der Gesamtheit seiner Merkmale und seiner entwicklungsgeschichtlicher Stellung bisher absolut einzigartig ist, Janjucetus hunderi. Der Ende der 90iger Jahre entdeckte und von Erich Fitzgerald beschriebene Wal war mit einer Gesamtlänge von etwa 3,5m nicht einmal besonders groß, also vergleichbar den großwüchsigen Offshore-Populationen des Großen Tümmlers. Was war also so besonders an Janjucetus? Nun, primär die Tatsache dass er sehr gut ausgebildete, noch heterodonte Zähne in seinen kräftigen Kiefern besaß, aber einer Linie angehört, aus der auch die heutigen Bartenwale hervorgegangen sind. Ungewöhnlich waren auch die extrem großen Augen dieser Tiere, die proportional größten, die man von einem Meeressäuger kennt. Da Janjucetus allem Anschein nach über keine Echoortung verfügte, mußte er sich unter Wasser mit den Augen orientieren. Und das hatten sie auch nötig, denn anders als ihre modernen Verwandten, welche für das Fangen von Krill, Schwarmfischen oder Kleinlebewesen keine besonders scharfen Sinne besaßen, war Janjucetus ein echtes Raubtier. Bei den modernen Walen spielen die Augen keine größere Rolle, Arten wie der Pottwal welche ohnehin gewohnt sind sich per Echolot in der Tiefsee zu orientieren, sind sogar in der Lage gänzlich ohne ihr Augenlicht auszukommen, was durch die Funde von gänzlich blinden, aber dennoch wohlgenährten Exemplaren bewiesen ist. Der einzige bekannte Wal mit wirklich großen Augen, welche jenen von Janjucetus nahe kommen, ist der extrem bizarre Odobenocetops peruvianus. Diese entfernt mit den Narwalen verwandte Art besaß ursprünglich ein Echolot, welches dann aber aufgrund einer extrem bodenorientierten Lebensweise zugunster besserer Sehleistung zurückgebildet wurde.

 Der in der Aufsicht beinahe wie ein Dreieck aussehende Schädel war extrem kompakt und bot sehr starken Kiefermuskeln Platz und Ansätze. Auch die Kiefer selbst waren ziemlich kräftig, und die Zähne griffen wie bei Schwertwalen dicht ineinander, so dass sie Scherkanten entwickelten, mit denen sie ihre Beute regelrecht zerstückeln konnten. Moderne Zahnwale haben in der Regel ziemlich homodonte, mehr oder weniger kegelförmige Zähne, welche bei den meisten Arten primär zum Festhalten der Beute dienen. Im Falle von Janjucetus waren (je Kieferhälfte) die drei Schneidezähne, der Eckzahn sowie der erste Prämolar ähnlich wie bei modernen Zahnwalen auch eher kegelförmig und leicht nach hinten gebogen, außerdem besaßen sie lange Wurzel, und diente zum Festhalten, die dahinter liegenden drei Prämolaren und die zwei Molaren waren allerdings wie bei den Archeoceti, welche vor allem durch Arten wie Basilosaurus oder Dorudon bekannt sind, tief eingekerbt und ähnelten Haizähnen. Solche mit Sägekanten versehenen Zähne waren außerordentlich gut dazu geeignet, Beutetiere regelrecht in Stücke zu reißen.

Diese Anpassung deutet auch eher auf große Beutetiere hin, als nicht nur auf kleine Fische oder Kalmare, wie sie die meisten heutigen Zahnwale bevorzugen. Auch weisen die Zähne Abnutzungsspuren auf, welche nicht unbedingt nur auf weiche Nahrung hinweisen. In seiner ökologischen Nische dürften diese Tiere wahrscheinlich einem kleinen Schwertwal oder einem Seeleoparden vergleichbar gewesen sein, das heißt dass eine relativ große Bandbreite von Beutetieren gejagt wurde, sowohl kleinere Fische und Kopffüßer, aber wahrscheinlich auch größere Fische, und vielleicht auch Wasservögel und womöglich auch kleinere Robben oder Wale. Interessanterweise ähnelt die Morphologie des Schädels und die Anordnung der vorderen Zähne jener bestimmter Pliosaurier, welche sich ebenfalls auf relativ große Beutetiere spezialisiert hatten, aber auch mit dem Seeleoparden finden sich verschiedene Übereinstimmungen.

Janjucetus bietet einen interessanten Einblick in die Evolution der Bartenwale, allerdings kann er nicht als Vorfahre der heutigen Arten angesehen werden, da auch ältere Arten wie Eomysticeuts bekannt sind,  welche Barten statt Zähnen besaßen und auch schon schwarmlebende Beutetiere jagten. Folglich war Janjucetus eher ein langausdauernder spezialisierter Seitenzweig aus der frühen Entwicklungsphase jener Urwale, aus welchen die modernen Bartenwale hervorgegangen sind.

Die Entwicklung von eines fischfressenden Zahnwales zu einem filterten Bartenwal ist in vieler Hinsicht nicht leicht nachzuvollziehen, was unter anderem in einem nicht gerade übermäßig vollständigen Fossilrekord liegt. Allerdings weiß ich aus vertraulicher Quelle, dass einige hochinteressante neue Entdeckungen bezüglich der Evolution des Filter-Fressens gemacht wurden, und in absehbarer Zeit veröffentlicht werden. Einige dieser Zwischenformen besaßen sowohl kammartige Zähne, als auch primitive Barten, und wahrscheinlich gingen sie aus Vorfahren hervor, welche wie Krabbenfresserrobben anfangs ihre Zähne benutzten, um schwarmlebende Beutetiere wie kleine Fische oder Krill aus dem Wasser zu seihen. Die massive Größe der meisten lebenden Bartenwale täuscht darüber hinweg dass es einst eine ganze Reihe ziemlich kleiner Arten gegeben hat, welche noch nicht einmal an die beiden kleinsten heutigen Arten heranreichten, den Zwergglattwal und den Zwergminkwal. Überhaupt hat die Fossilgeschichte der Wale noch einiges zu bieten, und ich habe von neuen Funden gehört, an die ich nicht einmal im Traum gedacht habe, so ungewöhnlich sind sie. Leider finden solche Tiere in Büchern über ausgestorbene Tiere sie gut wie keine Erwähnung, was wirklich schade ist, denn allein mit den bisher bekannten fossilen Walen ließen sich bändeweise Bücher füllen. Darum versuche ich ja auch immer mal wieder gerade ein paar dieser kaum bekannten, aber defür umso interessanteren Wale vorzustellen.

Das Bild oben zeigt übrigens ein Modell des Janjucetus das ich vor kurzem fertig gestellt habe. Ich habe es digital etwas bearbeitet und auch noch mit Paint ein Auge drauf gemalt, damit es etwas natürlicher aussieht. Im Gegensatz zu der im Internet verbreiteten Darstellung habe ich den Kopf nicht glatt nach dem Schädel rekonstruiert, sondern die Nasenregion mit erhöhten Nasenlöchern modelliert, da bei Janjucetus sicherlich wie bei modernen Bartenwalen auch knorpelige und muskuläre Anteile die Nasenregion sicherlich voluminöser machten, als die Schädel auf den ersten Blick erkennen lassen.

Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der Kopf wahrscheinlich etwas zu groß geraten ist. Ich habe mich bei der Vorlage vor allem an Rekonstruktionen des mit Janjucetus entfernt verwandten Mammalodon orientiert, welche meistens einen recht großen Kopf haben, aber ich vermute mal, dass er in Wirklichkeit etwas kleiner war. Leider lag mir für Janjucetus nur der Schädel als Rekonstruktionsvorlage zur Hand, und keine Komplettrekonstruktion, welche den ganzen Körper gezeigt hätte. Außerdem wurde der Schädel während des Modellierprozesses deutlich größer, da mir vor der Vorlage des Artikels von Erich Fitzgerald nicht bewußt war, wie enorm breit der Schädel von Janjucetus tatsächlich gewesen ist. Als Folge davon wurde er dann auch etwas länger und naja…die Proportionen ähneln jetzt eher denen eines Orca. Aber da von Janjucetus sowieso nur der Schädel bekannt ist, kann man bisher auch nicht genau sagen, wie groß der Kopf im Verhältnis zum Körper tatsächlich gewesen ist. Erich Fitzgerald meinte auch dass der Hals etwas länger sein müßte, war ansonsten mit der Rekonstruktion aber sehr zufrieden.

Hier sieht man nochmal das Modell in unbearbeiter Ansicht, bei dem man auch gut die Gestalung der Nasenregion erkennt:

Janjucetus Modell

Noch eine Bemerkung zur Darstellung archaischer zähnetragender Bartenwalvorläufer: Tiere wie Mammalodon oder Aetiocetus werden oft mit Kehlfurchen dargestellt. Es ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich, dass sie tatsächlich welche besaßen. Die modernen Bartenwale werden in zwei große Hauptgruppen unterteilt, die Furchenwale wie etwa den Blauwal, und die Glattwale, zu denen beispielsweise der Nordkapper zählt. Zwischen diesen beiden steht irgendwo noch der Grauwal, dem eine eigene Gattung zugesprochen wurde, da er sowohl Merkmale besitzt, welche den Furchen-und den Glattwalen entsprechen, als auch eine Reihe von Sondermerkmalen in Anatomie und Verhalten zeigt, welche nur bei ihm vorkommen. Nichtsdestotrotz dürfte er im Aussehen den frühen Bartenwalen noch am ähnlichsten kommen, wobei wahrscheinlich auch der kaum bekannte Zwergglattwal diesen Formen im Aussehen wohl noch sehr nahe steht, vor allem in Form und Größe des Körpers und der Flossen. Es ist sehr wahrscheinlich dass die frühen Bartenwale wie der Grauwal noch keine Kehlfurchen besaßen, und diese sich erst bei den Vorläufern der Furchenwale entwickelten. Die Darstellung von frühen, noch zähnetragenden Bartenwalvorläufern soll wohl eher die Verbindung dieser Tiere mit heutigen Bartenwalen nahebringen, denn mit ihren großen Köpfen, und den teilweise mit sehr großen Zähnen ausgestatteten Kiefern, wirken diese Wale noch weitaus räuberischer und gefährlicher als die meisten heutigen Zahnwale.

Literatur:

Fitzgerald, E.M.G. (2006). „A bizarre new toothed mysticete (Cetacea) from Australia and the early evolution of baleen whales.“

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Der Killerpottwal Zygophyseter varolai

 Zygophyseter varolai

Vor geraumer Zeit habe ich ja schon einmal über die sogenannten Killer-Pottwale geschrieben ( https://bestiarium.kryptozoologie.net/artikel/prahistorische-killer-pottwale/), eine archaische Seitenlinie aus dem Stammbaum der modenen Pottwale. Leider lagen mit damals noch keine Artikel vor, sondern lediglich deren Abstracts. Vor einiger Zeit gelangte mir jedoch glücklicherweise ein solcher Artikel in die Hände, welcher den neuentdeckten Killer-Pottwal Zygophyseter varolai beschrieb. Grund genug also, noch einmal auf das Thema einzugehen. Auf die allgemeine Darstellung der Killer-Pottwale möchte ich gar nicht noch einmal näher eingehen, da dies schon im ersten Teil gemacht wurde, und gleich direkt auf Zygophyseter eingehen. Diese Art ist durch ein recht gut erhaltenes Skelett aus dem Miozän Süditaliens bekannt, und weißt eine ganze Reihe anatomischer Besonderheiten auf. Der Schädel wies eine Länge von 1,5m auf, und zu Lebzeiten dürfte die Gesamtlänge bei 6,5-7m gelegen haben, also etwa gleich groß wie ein Schwertwal. Im Oberkiefer saßen 26 große Zähne, im Unterkiefer insgesamt 28. Die eigentlich Zahnkronen sind verhältnismäßig kurz, und machen nur etwa 18% der gesamten Länge aus, die Wurzeln waren also sehr lang, und mußten starken Belastungen standhalten. Die vorderen Zähne sind nach vorne geneigt, insbesondere das vorderste Paar im Unterkiefer. Es könnte (und das ist jetzt meine persönliche Überlegung) auch bei innerartlichen Konfrontationen genutzt worden sein, um die Haut des Gegners aufzuritzen, wie es auch moderne Pottwale, sowie viele Schnabelwale und manche Delphine machen. Die im hinteren Kieferbereich gelegenen Zähne zeigen dagegen nach hinten, und sind im Gegensatz zu den relativ runden vorderen Zähne seitlich abgeflacht. Die voderen und hinteren Zähne unterscheiden sich auch in der Größe sowie anderen Merkmalen wie der Wurzel, aber das ist momentan nicht so wichtig. Viel interessanter sind die massiven Abnutzungsspuren der Zähne. Die ineinandergreifenden Zähne von Ober-und Unterkiefer haben teilweise tiefe Furchen in ihre Antagonisten im Gegenkiefer geschliffen, und auch die Kronenspitzen seltbst sind recht stark abgenutzt, ursprünglich müssen sie etwa 45% länger gewesen sein. Derartige Abnutzungserscheinungen findet man auch bei Schwertwalen, vor allem bei älteren Exemplaren. Diese Zähne waren nicht einfach nur dazu da die Beute zu packen und zu verschlucken, sondern um sie gegebenenfalls auch zu zerteilen und in Stücke zu reißen. Die ineinandergreifenden Zähnen wirken dabei wie die Scherkanten einer Heckenschere. Übrigens besaßen die Zähne von Zygophyseter auch eine Schmelzschicht, während jene des Pottwals lediglich Dentin besitzen (von der Zementschicht um die Wurzel mal abgesehen).Der Unterkiefer läßt sich sehr gut als Y-förmig beschreiben, und war wie bei modernen Pottwalen im vorderen Bereich sehr schmal, und in der Seitenansicht auch leicht nach oben gekrümmt. Insegesamt unterscheidet sich der Unterkiefer oberflächlich betracht nur wenig von dem des Pottwales. Aber er ist insgesamt massiver, und die Anzahl der im Verhältnis viel größeren Zähne ist ebenfalls geringer. Zudem ist der Ansatz für die Kiefermuskeln beim Pottwal verhältnismäßig deutlich größer. Im direkten Vergleich wirkt der Unterkiefer des Pottwales im Vergleich zu jenem von Zygophyseter dennoch beinahe fragil. Das ist allerdings auch kein Wunder, denn Pottwale sind hochspezialisierte Kalmarfresser, die ihre Beute wahrscheinlich vor allem durch einen mit der Zungenmuskulatur erzeugten Sog einsaugen, anstatt sie mit den Kiefern zu packen. Man kennt sogar Funde von Pottwalen mit gebrochenen, völlig deformierten und zum Fressen nicht mehr geeigneten, ja teilweise sogar fehlenden Unterkiefern, welche dennoch wohlgenährt waren, was beweißt, dass die Kiefer bei der Nahrungsaufnahme des Pottwales nur eine untergeordnete Rolle spielen. Außerdem können sie mangels Zähnen im Oberkiefer auch keine Scherwirkung erzeugen.Der Schädel selbst ist ziemlich breit und zeigt eine deutliche Assymetrie. Im Stirnbereich bildet der Knochen eine Art Basin, in welcher das Spermaceti-Organ lag. Dieses Basin war nach vorne hin begrenzt, und reichte nicht viel weiter als etwas vor die Augen. Das bedeutet dass sich das Spermaceti-Organ nicht wie bei den heutigen Pottwalen, sowie den Zwerg-und Kleinstpottwalen bis an die Spitze der Schnauze reichte und diese nach vorne überragte, sondern dass der im Querschnitt halbrunde Oberkiefer schnabelförmig hervorragte, wobei die Prämaxilla, der vorderste Teil des Kiefers, erstaunlich dorso-ventral abgeplattet war. Damit sah Zygophyseter völlig anders aus als die uns vertrauten Pottwale mit ihrem massigen kastenförmigen Kopf, sondern viel eher wie eine Killer-Version eines Schnabelwales, und daher anders als alles andere was wir an Walen kennen.

Ich habe mal eine einfache Zeichnung von Zygophyseter angefertigt, welche oben zu sehen ist. Leider hat der Versuch die Falten, welche beim Verwischen der Wasserfarbstifte entstanden sind, nur zu noch mehr Falten geführt… Ich habe Zygophyseter bewußt etwas anders gestaltet, als in dem Artikel, da der Zeichner jener Rekonstruktion einige Fehler begangen hat. Zum Einen sieht der Wal vor allem durch die Gestaltung des Kopfes insgesamt ziemlich seltsam aus, und die Flossen sind auf sehr unnatürliche Weise dargestellt. Ein Fehler bei dieser Darstellung des Kopfes im Artikel sind die fehlenden Lippen. Abgesehen von ganz wenigen Arten wie dem Gangesdelphin, dessen lange Zähne im vorderen Kieferteil ein wirkliches Schließen des Maules verhindern, und ständig dem Wasser ausgesetzt sind, können Zahnwale ihr Maul dicht schließen. Die Zähne des Ober-und Unterkiefers greifen eineinander, so dass sie beinahe auf gleicher Höhe sind, wenn die Kiefer geschlossen bleiben. Nun werden die Oberkieferzähne von den festen Lippen umrandet, weshalb man selbst bei großzähnigen Arten wie dem Schwertwal bei geöffneten Maul meist nur die Zähne des Unterkiefers sieht. Dieses Fehlen der Oberlippen gibt dem Kopf ein sehr seltsames Aussehen. Außerdem wurde das Vorhandensein gewisser anatomischer Begebenheiten im Halsbereich völlig unterschlagen, denn die Kehle ist dermaßen dünn dargestellt, dass dort das Zungenbein, die Speise-und Luftröhre sowie die dazugehörige Muskulatur keinen Platz gehabt hätte. Zudem habe ich das Spermacetiorgan nicht allzu weit nach vorne verlagert, da ich das Gefühl habe, dass es bei der Originalrekonstruktion zu groß dargestellt wurde. Inwieweit die Form der Melone dem tatsächlichen Aussehen entspricht, ist sehr schwer zu sagen. Sowohl die großen als auch die kleinen Pottwale besitzen ein teilweise schräg vorstehendes Spermacetiorgan, und auch manche Schnabelwale besitzen eine ähnliche Kopfform, wobei bei ihnen der Schnabel frei bleibt. Rein theoretisch könnte aber der Übergang von Schnauze zur Melone durch eine andere Verteilung des Weichgewebes auch deutlich weniger aprupt gewesen sein. Aber genau sagen können wird man das wohl nie. Vielleicht werde ich ja auch irgendwann mal ein Modell dieses bizarren Killer-Pottwales anfertigen.

Quellen:

GIOVANNI BIANUCCI* and WALTER LANDINI
Killer sperm whale: a new basal physeteroid (Mammalia, Cetacea) from the Late Miocene of Italy

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Bild des Tages: Peruphasma schultei

Eine hübschesten und auch am stärksten bedrohten Phasmiden-Arten ist die erst vor kurzem entdeckte Peruphasma schultei. Besonders auffallend sind die hier leider nicht besonders gut zu sehenden dunkelroten Flügel, welche diesen Tieren zusammen mit den weißgeäderten dunklen Flügeldecken einen ganz besonderen Reiz verleihen. Diese Art kommt nur auf einer Gebietsfläche von 5 Hektar vor, und ist daher extrem gefährdet gegenüber der Vernichtung ihres Lebensraumes. Glücklicherweise wird diese Art inzwischen nachgezüchtet, und man kann sie unter verhältnismäßig einfachen Bedingungen auch zu Hause halten. Da ausschließlich Eier von gezüchteten Tieren des INIBICO NGO – Zuchtprojektes direkt aus Südamerika in den Handel kommen, unterstützt man mit dem Kauf einiger Eier sogar die Erhaltung dieser interessanten Art. Dieses Exemplar konnte ich im Zoo Schönbrunn photographieren:

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Weitere Informationen und schöne Bilder findet man auf der sehr empfehlenswerten Seite Phasmatodea.com : http://www.phasmatodea.com/index.php?module=ContentExpress&func=display&ceid=238

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Bild des Tages: Modell eines gebärenden Ichthyosaurier

Ich habe ja leider schon länger nichts mehr geschrieben, und momentan sind noch mehrere Artikel kurz vor der Veröffentlichung, daher kann ich nur ein Bild des Tages posten, ein sehr schönes Modell aus der Sonderausstellung des Löwentor-Museums in Stuttgart:

Gebärender Ichthyosaurus

Anhand einiger hervorragend erhaltener Fossilien sind der Geburtsvorgang und sogar die Embryonalentwicklung von Ichthyosauriern recht gut bekannt. Wie heutige Wale wurden sie nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Schwanz voran geboren. Ein populärer Irrtum ist übrigens, dass die Fossilien von Ichthyosauriermütter mit mehr oder weniger ausgepresstem Nachwuchs einen fossilierten Geburtvorgang zeigen. Vielmehr handelt es sich dabei um postmortale Abborte, welche auch von Walen bekannt sind. Dabei führen die Faulgase im Körper eines trächtigen Tieres zu einem Herauspressen des Nachwuchses.

Hier noch eine Kopfansicht dieses schönen Modells:

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Liger – die größten Raubkatzen der Welt

Ich vermute mal dass die meisten die ab und zu meinen Blog anschauen (an dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an alle Leser), bereits wissen was ein Liger ist. Für alle die es nicht wissen, hier eine kurze Erläuterung. Ein Liger ist das Kreuzungsprodukt eines männlichen Löwen und eines weiblichen Tigers. Nun könnte man fragen warum es wichtig ist, welches Geschlecht die Eltern haben, Hybride müßte doch eigentlich Hybride sein. Im Fall des Ligers ist es aber anders, ähnlich wie bei Mauleseln und Maultieren, und daher werden sie auch explizit von den Tigons abgegrenzt, welche eine Löwin zur Mutter, und einen Tiger zum Vater haben. Rein prinzipiell sehen sich Liger und Tigon relativ ähnlich, beide haben eine Grundfarbe, welche eher jener des Löwen gleicht, und besitzen eine leichte Streifung, welche teilweise auch in Flecken übergehen kann. Wie beim Tiger ist eine deutlich hellere Bauchseite vorhanden. Männliche Liger können eine leichte bis bestenfalls mittlere Mähne aufweisen, die allerdings höher an der Stirn ansetzt, als bei Löwen. Außerdem kommt von der Tigerseite noch ein gewisser Backenbart hinzu. Eine Schwanzquaste dagegen fehlt üblicherweise, auch wenn die Schwanzspite sehr dunkel ist wie beim Löwen. Auch im Verhalten weisen Liger gewisse Überschneidungen mit ihren Eltern ab, beispielsweise haben sie üblicherweise eine tigertypische Vorliebe für Wasser, dafür scheinen zumindest die Weibchen sozialer veranlagt zu sein als Tiger. Um sich ein besseres Bild dieser Tiere machen zu können, poste ich hier ein paar wunderschöne Photos, deren Verwendung mit freundlicherweise von Sven Peter erlaubt wurde. Bei diesem hier kann man sehr gut die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sehen, welche weitaus stärker ausgeprägt sind als beim Tiger, aber weniger als beim Löwen:

Wie bei vielen anderen Hybriden ist der Phänotyp des Ligers nicht einfach eine bloße Mischung der Merkmale seiner Eltern, sondern zeigt gewisse Eigenheiten, welche ihn sowohl von der väterlichen Seite, als auch von der mütterlichen Seite unterscheiden. Im Falle des Ligers wären dies beispielsweise die eher an Leoparden oder Jaguare erinnernen Flecken, welche vor allem im Gesicht zu finden sind. Sie sind nicht immer gleich stark ausgeprägt, und manchmal fallen sie kaum auf, bei diesem Exemplar aber sind sie sehr schön zu erkennen:

Ob dies eine reine Auswirkung eines intermediären Erbganges ist, oder ob hier archaische Anlagen durchkommen, welche  aus der Zeit des gemeinsamen Vorfahren stammen, der noch komplett gefleckt war, kann ich allerdings nicht sagen.

Wie in der Überschrift schon angedeutet, ist der Liger ziemlich groß. Die Frage ist nun natürlich wie groß. Die Länge liegt in der Regel bei etwa 3-3,6m , auf den Hinterbeinen aufgerichtet können sie über dreieinhalb Meter hoch reichen. Das Gewicht ist natürlich abhängig vom Geschlecht, denn männliche Raubkatzen werden deutlich schwerer als weibliche.  In der Regel scheint es bei etwa dem doppelten Gewicht eines Löwen zu liegen, also bei etwa 400-600kg für große Männchen. Das ist mehr als jede andere bekannte Raubkatze, egal ob lebend oder ausgestorben. Selbst die größten säbelzähnigen Arten oder der amerikanische Löwe Panthera leo atrox, die größte bekannte Raubkatze aller Zeiten, reichen nicht an diese Masse heran. Im direkten Vergleich übertrifft ein großer Liger selbst die meisten anderen prähistorischen Raubsäuger anderer Gattungen, weshalb ich ihn auch mal in die bisher sehr stiefmütterlich behandelte Kategorie „Fleischfressende Monster“ aufgenommen habe.

Im direkten Vergleich der Schädel  von Ligern mit Löwen und Tigern fällt auch auf, dass ihre Schädel nicht nur deutlich länger, sondern vor allem auch extrem breit sind, und gewaltigen Schläfenmuskeln Ansatz bieten. Leider habe ich kein Photo eines solchen Schädels, aber bei Youtube gibt es ein tolles Video, in dem die Schädel verglichen werden. Vergleicht man Liger mit ihren Elternarten, dann fällt auch auf, dass sie irgendwie kurzbeiniger aussehen. Nun fehlen mir leider die metrischen Daten eines Ligers, um so korrekte Aussagen darüber zu machen, aber ich glaube das liegt eher daran, dass Liger zu einem relativ starken Fettansatz neigen, und der dickere Bauch die Beine kürzer erscheinen läßt. Hier ist leider kein Vergleich vorhanden, der zeigt wie groß diese Tiere wirklich sind, aber wer ein bißchen googlet, findet schnell Bilder welche gut zeigen wie gigantisch groß diese Raubkatzen werden. Durch die nicht gerade übermäßig langen Beine wirken sie weniger riesig als viel mehr massiv, aber man muss sich vor Augen halten, dass ein großer Liger so viel wiegt wie ein Reitpferd.

Aber warum werden Liger so riesig? Hier kommen wahrscheinlich eine Reihe von Faktoren zusammen. Zum einen dürfte der Heterosiseffekt, der auch bei vielen anderen Hybridisierungen von Tieren oder auch Pflanzen zu überdurchschnittlichen Wachstum führt, eine gewisse Rolle spielen, dazu kommt, dass zumindest die männlichen Liger steril sind, und auch weniger männliche Geschlechtshormone produzieren als ein normaler Löwe oder Tiger. Folge davon ist das diese Tiere wie Bullen, Hammel, Walache oder auch menschliche Eunuchen größer wachsen und auch durch den prozentual höheren Anteil weiblicher Geschlechtshormone leichter Fett ansetzen. Allerdings sollte dies auch nicht überbewertete werden, denn schließlich sind männliche Liger nur steril, und nicht kastriert, und darum dürfte durchaus eine ordentliche Portion Testosteron vorhanden sein, selbst wenn sie geringer ist, als bei nomalen männlichen Löwen oder Tigern. Der Hauptgrund für den Riesenwuchs dürfte einen ganz anderen Grund haben, und eher in der Biologie der einzelnen Elternspezies liegen.

Die allgemeine Vorstellung dass ein Löwenrudel aus einem dominanten Männchen und einem Harem von Weibchen besteht, entspricht keineswegs immer den Tatsachen (Ein extremer Fall wären die hier schon einmal vorgestellten Flusspferd-jagenden Löwenrudel, bei denen das übliche Geschlechterverhältnis umgekehrt ist). Vielmehr stehen einem Rudel oft mehrere Männchen vor, die sich auch mit den Weibchen paaren. Folglich kommt es zu einer großen Konkurenz unter den Männchen um den Nachwuchs, da ein Weibchen während es fruchtbar ist, ja auch von mehreren Männchen begattet werden kann. Folglich kann ein einzelner Wurf auch von mehreren Männchen gezeugt worden sein. Um ihre Gene möglichst erfolgreich weiterzugeben, hat es die Natur in diesem Fall eingerichtet, dass die Anlagen des Vaters großes Körperwachstum des Nachwuchses in der Gebärmutter begünstigen, um einen Vorteil gegenüber von anderen Männchen gezeugten Jungen zu haben, während der Körper der Löwin dem entgegenwirkt, und die Embryonen mehr oder weniger kurz hält, damit mehr von ihnen überleben können. Bei der richtigen Kreuzungskombination bestimmter Nagetiere kann der Nachwuchs dabei so groß werden, dass es zu Frühgeburten kommt, die trotz des jüngeren Alters deutlich größer sind, als der normale Nachwuchs. Bei Tigern dagegen sieht die Sache anders aus. Sie leben einzeln, und ein Männchen und ein Weibchen bleiben üblicherweise ein paar Tage zusammen, in der dann ausgiebig Versuche unternommmen werden, gestreiften Nachwuchs in die Welt zu setzen. Folglich stammt der Nachwuchs einer Tigerin üblicherweise nur von einem einzelnen Männchen. Das führt einerseits dazu, dass männliche Tiger ihrem Nachwuchs keine wachstumfördernde Anlagen mitgeben müssen,  und auch die Weibchen kein übermäßiges Embryonenwachstum kompensieren müssen. Als Folge davon wächst in einer Tigerin, welche nicht darauf eingestellt ist, das Wachstum ihres Nachwuchs künstlich zu bremsen, eine Schar gewaltiger Sprösslinge heran, wenn ihr Vater ein Löwe gewesen ist, dessen Gene erhöhtes Embryonenwachstum fördern. Daraus stellt sich eine weitere Frage, was passiert wenn ein Tiger mit einer Löwin Nachwuchs zeugt? Hier passiert praktisch das Gegenteil, die Jungen, die von einem Tiger gezeugt wurden, haben keine Anlagen um schnell zu wachsen, werden in ihrer Größenzunahme im Körper der Löwin aber trotzdem behindert. Als Resultat davon sind solche Tigons genannten Hybriden deutlich kleiner als Liger, und bleiben in ihrer Größe sogar hinter ihren Eltern zurück. Auch besteht eine relativ hohe Mortalitätsrate unter den Tigon-Embryonen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es auch anderen Theorien gibt, aber dies ist die verbreitetste, und auch logisch am einfachsten nachvollziehbare, darum lasse ich sie einmal unkommentiert stehen.

Hier noch mal ein sehr schönes Photos eines Liger-Männchens:

Der eine oder andere mag sich jetzt vielleicht noch fragen wie ein Liger oder auch ein Tigon überhaupt zu Stande kommt. Da Löwen und Tiger heutzutage nur noch in einem winzigen Gebiet in Indien einander nahe kommen können, und die verschiedene Sozialstruktur Paarungen (fast) unmöglich macht, ist es logisch dass solche Hybriden eigentlich nur in Gefangenschaft vorkommen. Oft handelt es sich um ungeplante „Unfälle“, wenn in Zoos oder Zirkussen beide Arten zusammen gehalten werden, aber schon um 1900 wurden derartige Hybridisierungen planmäßig herbeigeführt. Es gibt auch eine Reihe von anderen Großkatzenhybriden aus Löwen und Leoparden, Löwen und Jaguaren, Löwen und Jaguaren und Leoparden, und manches mehr. Leider waren gerade die Kreuzungen von Tiger und Leopard bisher noch nicht erfolgreich, denn gerade ein solches Kreuzungsprodukt wäre äußerst interessant. Wenn es um solche Züchtungen geht, ist es schwierig wirklich objektiv zu bleiben. Auf der einen Seite ist die große Begeisterung ob dieser Tiere, sowie dem Potential und Möglichkeiten, welche durch verschiedene Hybridisierungen möglich wären, aber auf der anderen Seite steht die Frage, ob solche Kreuzungen überhaupt Sinn machen. Ist es sinnvoll ein Tier zu halten, dass niemals dazu beitragen kann seine Art zu erhalten (denn männliche Liger sind ja steril, und weibliche bringen ihrerseits auch nur neue Hybriden zur Welt) , während es gerade um die Zukunft des Tigers ziemlich schlecht aussieht. Die Zucht und Haltung von Ligern, oder auch weißen Löwen oder Tigern, welche durch die Inzucht teilweise schon massive Einschränkungen der Gesundheit zu erleiden haben, mag zwar auf der einen Seite interessant sein, und auch mehr Besucher in die Zoos bringen, andererseits wäre es wirklich sinnvoller, reinblütige Löwen oder Tiger (besonders hier möglichst nach Unterarten getrennt) zu halten, um so auf lange Sicht Platz und Futter besser zu investieren.

Wer nun ein bißchen Interesse an Großkatzenhybriden bekommen hat, der sollte sich folgenden Links auf jeden Fall mal ansehen:

http://www.messybeast.com/genetics/hybrid-cats.htm

http://www.lairweb.org.nz/tiger/hybrids.html

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