Ich vermute mal dass die meisten die ab und zu meinen Blog anschauen (an dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an alle Leser), bereits wissen was ein Liger ist. Für alle die es nicht wissen, hier eine kurze Erläuterung. Ein Liger ist das Kreuzungsprodukt eines männlichen Löwen und eines weiblichen Tigers. Nun könnte man fragen warum es wichtig ist, welches Geschlecht die Eltern haben, Hybride müßte doch eigentlich Hybride sein. Im Fall des Ligers ist es aber anders, ähnlich wie bei Mauleseln und Maultieren, und daher werden sie auch explizit von den Tigons abgegrenzt, welche eine Löwin zur Mutter, und einen Tiger zum Vater haben. Rein prinzipiell sehen sich Liger und Tigon relativ ähnlich, beide haben eine Grundfarbe, welche eher jener des Löwen gleicht, und besitzen eine leichte Streifung, welche teilweise auch in Flecken übergehen kann. Wie beim Tiger ist eine deutlich hellere Bauchseite vorhanden. Männliche Liger können eine leichte bis bestenfalls mittlere Mähne aufweisen, die allerdings höher an der Stirn ansetzt, als bei Löwen. Außerdem kommt von der Tigerseite noch ein gewisser Backenbart hinzu. Eine Schwanzquaste dagegen fehlt üblicherweise, auch wenn die Schwanzspite sehr dunkel ist wie beim Löwen. Auch im Verhalten weisen Liger gewisse Überschneidungen mit ihren Eltern ab, beispielsweise haben sie üblicherweise eine tigertypische Vorliebe für Wasser, dafür scheinen zumindest die Weibchen sozialer veranlagt zu sein als Tiger. Um sich ein besseres Bild dieser Tiere machen zu können, poste ich hier ein paar wunderschöne Photos, deren Verwendung mit freundlicherweise von Sven Peter erlaubt wurde. Bei diesem hier kann man sehr gut die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sehen, welche weitaus stärker ausgeprägt sind als beim Tiger, aber weniger als beim Löwen:
Wie bei vielen anderen Hybriden ist der Phänotyp des Ligers nicht einfach eine bloße Mischung der Merkmale seiner Eltern, sondern zeigt gewisse Eigenheiten, welche ihn sowohl von der väterlichen Seite, als auch von der mütterlichen Seite unterscheiden. Im Falle des Ligers wären dies beispielsweise die eher an Leoparden oder Jaguare erinnernen Flecken, welche vor allem im Gesicht zu finden sind. Sie sind nicht immer gleich stark ausgeprägt, und manchmal fallen sie kaum auf, bei diesem Exemplar aber sind sie sehr schön zu erkennen:
Ob dies eine reine Auswirkung eines intermediären Erbganges ist, oder ob hier archaische Anlagen durchkommen, welche aus der Zeit des gemeinsamen Vorfahren stammen, der noch komplett gefleckt war, kann ich allerdings nicht sagen.
Wie in der Überschrift schon angedeutet, ist der Liger ziemlich groß. Die Frage ist nun natürlich wie groß. Die Länge liegt in der Regel bei etwa 3-3,6m , auf den Hinterbeinen aufgerichtet können sie über dreieinhalb Meter hoch reichen. Das Gewicht ist natürlich abhängig vom Geschlecht, denn männliche Raubkatzen werden deutlich schwerer als weibliche. In der Regel scheint es bei etwa dem doppelten Gewicht eines Löwen zu liegen, also bei etwa 400-600kg für große Männchen. Das ist mehr als jede andere bekannte Raubkatze, egal ob lebend oder ausgestorben. Selbst die größten säbelzähnigen Arten oder der amerikanische Löwe Panthera leo atrox, die größte bekannte Raubkatze aller Zeiten, reichen nicht an diese Masse heran. Im direkten Vergleich übertrifft ein großer Liger selbst die meisten anderen prähistorischen Raubsäuger anderer Gattungen, weshalb ich ihn auch mal in die bisher sehr stiefmütterlich behandelte Kategorie „Fleischfressende Monster“ aufgenommen habe.
Im direkten Vergleich der Schädel von Ligern mit Löwen und Tigern fällt auch auf, dass ihre Schädel nicht nur deutlich länger, sondern vor allem auch extrem breit sind, und gewaltigen Schläfenmuskeln Ansatz bieten. Leider habe ich kein Photo eines solchen Schädels, aber bei Youtube gibt es ein tolles Video, in dem die Schädel verglichen werden. Vergleicht man Liger mit ihren Elternarten, dann fällt auch auf, dass sie irgendwie kurzbeiniger aussehen. Nun fehlen mir leider die metrischen Daten eines Ligers, um so korrekte Aussagen darüber zu machen, aber ich glaube das liegt eher daran, dass Liger zu einem relativ starken Fettansatz neigen, und der dickere Bauch die Beine kürzer erscheinen läßt. Hier ist leider kein Vergleich vorhanden, der zeigt wie groß diese Tiere wirklich sind, aber wer ein bißchen googlet, findet schnell Bilder welche gut zeigen wie gigantisch groß diese Raubkatzen werden. Durch die nicht gerade übermäßig langen Beine wirken sie weniger riesig als viel mehr massiv, aber man muss sich vor Augen halten, dass ein großer Liger so viel wiegt wie ein Reitpferd.
Aber warum werden Liger so riesig? Hier kommen wahrscheinlich eine Reihe von Faktoren zusammen. Zum einen dürfte der Heterosiseffekt, der auch bei vielen anderen Hybridisierungen von Tieren oder auch Pflanzen zu überdurchschnittlichen Wachstum führt, eine gewisse Rolle spielen, dazu kommt, dass zumindest die männlichen Liger steril sind, und auch weniger männliche Geschlechtshormone produzieren als ein normaler Löwe oder Tiger. Folge davon ist das diese Tiere wie Bullen, Hammel, Walache oder auch menschliche Eunuchen größer wachsen und auch durch den prozentual höheren Anteil weiblicher Geschlechtshormone leichter Fett ansetzen. Allerdings sollte dies auch nicht überbewertete werden, denn schließlich sind männliche Liger nur steril, und nicht kastriert, und darum dürfte durchaus eine ordentliche Portion Testosteron vorhanden sein, selbst wenn sie geringer ist, als bei nomalen männlichen Löwen oder Tigern. Der Hauptgrund für den Riesenwuchs dürfte einen ganz anderen Grund haben, und eher in der Biologie der einzelnen Elternspezies liegen.
Die allgemeine Vorstellung dass ein Löwenrudel aus einem dominanten Männchen und einem Harem von Weibchen besteht, entspricht keineswegs immer den Tatsachen (Ein extremer Fall wären die hier schon einmal vorgestellten Flusspferd-jagenden Löwenrudel, bei denen das übliche Geschlechterverhältnis umgekehrt ist). Vielmehr stehen einem Rudel oft mehrere Männchen vor, die sich auch mit den Weibchen paaren. Folglich kommt es zu einer großen Konkurenz unter den Männchen um den Nachwuchs, da ein Weibchen während es fruchtbar ist, ja auch von mehreren Männchen begattet werden kann. Folglich kann ein einzelner Wurf auch von mehreren Männchen gezeugt worden sein. Um ihre Gene möglichst erfolgreich weiterzugeben, hat es die Natur in diesem Fall eingerichtet, dass die Anlagen des Vaters großes Körperwachstum des Nachwuchses in der Gebärmutter begünstigen, um einen Vorteil gegenüber von anderen Männchen gezeugten Jungen zu haben, während der Körper der Löwin dem entgegenwirkt, und die Embryonen mehr oder weniger kurz hält, damit mehr von ihnen überleben können. Bei der richtigen Kreuzungskombination bestimmter Nagetiere kann der Nachwuchs dabei so groß werden, dass es zu Frühgeburten kommt, die trotz des jüngeren Alters deutlich größer sind, als der normale Nachwuchs. Bei Tigern dagegen sieht die Sache anders aus. Sie leben einzeln, und ein Männchen und ein Weibchen bleiben üblicherweise ein paar Tage zusammen, in der dann ausgiebig Versuche unternommmen werden, gestreiften Nachwuchs in die Welt zu setzen. Folglich stammt der Nachwuchs einer Tigerin üblicherweise nur von einem einzelnen Männchen. Das führt einerseits dazu, dass männliche Tiger ihrem Nachwuchs keine wachstumfördernde Anlagen mitgeben müssen, und auch die Weibchen kein übermäßiges Embryonenwachstum kompensieren müssen. Als Folge davon wächst in einer Tigerin, welche nicht darauf eingestellt ist, das Wachstum ihres Nachwuchs künstlich zu bremsen, eine Schar gewaltiger Sprösslinge heran, wenn ihr Vater ein Löwe gewesen ist, dessen Gene erhöhtes Embryonenwachstum fördern. Daraus stellt sich eine weitere Frage, was passiert wenn ein Tiger mit einer Löwin Nachwuchs zeugt? Hier passiert praktisch das Gegenteil, die Jungen, die von einem Tiger gezeugt wurden, haben keine Anlagen um schnell zu wachsen, werden in ihrer Größenzunahme im Körper der Löwin aber trotzdem behindert. Als Resultat davon sind solche Tigons genannten Hybriden deutlich kleiner als Liger, und bleiben in ihrer Größe sogar hinter ihren Eltern zurück. Auch besteht eine relativ hohe Mortalitätsrate unter den Tigon-Embryonen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es auch anderen Theorien gibt, aber dies ist die verbreitetste, und auch logisch am einfachsten nachvollziehbare, darum lasse ich sie einmal unkommentiert stehen.
Hier noch mal ein sehr schönes Photos eines Liger-Männchens:
Der eine oder andere mag sich jetzt vielleicht noch fragen wie ein Liger oder auch ein Tigon überhaupt zu Stande kommt. Da Löwen und Tiger heutzutage nur noch in einem winzigen Gebiet in Indien einander nahe kommen können, und die verschiedene Sozialstruktur Paarungen (fast) unmöglich macht, ist es logisch dass solche Hybriden eigentlich nur in Gefangenschaft vorkommen. Oft handelt es sich um ungeplante „Unfälle“, wenn in Zoos oder Zirkussen beide Arten zusammen gehalten werden, aber schon um 1900 wurden derartige Hybridisierungen planmäßig herbeigeführt. Es gibt auch eine Reihe von anderen Großkatzenhybriden aus Löwen und Leoparden, Löwen und Jaguaren, Löwen und Jaguaren und Leoparden, und manches mehr. Leider waren gerade die Kreuzungen von Tiger und Leopard bisher noch nicht erfolgreich, denn gerade ein solches Kreuzungsprodukt wäre äußerst interessant. Wenn es um solche Züchtungen geht, ist es schwierig wirklich objektiv zu bleiben. Auf der einen Seite ist die große Begeisterung ob dieser Tiere, sowie dem Potential und Möglichkeiten, welche durch verschiedene Hybridisierungen möglich wären, aber auf der anderen Seite steht die Frage, ob solche Kreuzungen überhaupt Sinn machen. Ist es sinnvoll ein Tier zu halten, dass niemals dazu beitragen kann seine Art zu erhalten (denn männliche Liger sind ja steril, und weibliche bringen ihrerseits auch nur neue Hybriden zur Welt) , während es gerade um die Zukunft des Tigers ziemlich schlecht aussieht. Die Zucht und Haltung von Ligern, oder auch weißen Löwen oder Tigern, welche durch die Inzucht teilweise schon massive Einschränkungen der Gesundheit zu erleiden haben, mag zwar auf der einen Seite interessant sein, und auch mehr Besucher in die Zoos bringen, andererseits wäre es wirklich sinnvoller, reinblütige Löwen oder Tiger (besonders hier möglichst nach Unterarten getrennt) zu halten, um so auf lange Sicht Platz und Futter besser zu investieren.
Wer nun ein bißchen Interesse an Großkatzenhybriden bekommen hat, der sollte sich folgenden Links auf jeden Fall mal ansehen:
http://www.messybeast.com/genetics/hybrid-cats.htm
http://www.lairweb.org.nz/tiger/hybrids.html