Bilder des Tages: Elenantilopen-Schädel

Wieder einmal ein paar Photos aus der Zoologischen Schausammlung Tübingen, dieses Mal zwei Schädel von Elenantilopen. Die Gattung der Elenantilopen beinhaltet zwei Arten, die Gewöhnliche Elenantilope (Taurotragus oryx) und die Riesen-Elenantilope (Taurotragus derbianus). Beide Arten unterscheiden sich trotz des Namens nur relativ unwesentilich in der Größe, allerdings haben Riesenelenantilopen deutlich größere Hörner wie man an diesem Schädel im Vergleich zum Schädel einer Gewöhnlichen Elenantilope auf den zwei unteren Photos sieht:

Irgendwann werde ich auch noch einen eigenen Artikel über Elenantilopen schreiben, etwa über die Domestikationsversuche die man bei dieser Art durchgeführt hat.

Im Hintergrund im Vergleich der Schädel der Riesenelenantilope im Hintergrund:

 

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Bilder des Tages: Okapi-Schädel

Nachdem ich gestern ein paar Schädel eines der spektakulärsten Huftiere überhaupt gezeigt habe, kommen heute einige kleinere und weit weniger eindrucksvolle Schädel, nämlich von Okapis (Okapia johnstoni). Die Diversität moderner Giraffen ist ziemlich gering, neben den uns bekannten Giraffen (welche im übrigen tatsächlich mehrere voneinander getrennte Arten und nicht nur Unterarten sind), gibt es lediglich das Okapi. In früheren Zeiten beschränkte sich das Verbreitungsgebiet der Giraffen auch nicht nur auf den afrikanischen Kontinent, sondern auch auf große Teile Asiens und des südlichen Europas. Allerdings hatten diese Urgiraffen teilweise wenig Ähnlichkeit mit den uns heute vertrauten Giraffen und Okapis, und einige brauchten ein paar der bizarrsten Hornformationen hervor, die man überhaupt von Säugetieren kennt.

Hier sieht man zwei Ansichten eines Okapi-Schädels aus der Zoologischen Schausammlung in Heidelberg (die wirklich unheimlich empfehlenswert zum Anschauen ist):

Noch ein Bild schräg von vorne:

An diesem Abguss eines Okapi-Schädels aus dem Zoologischen Museum in Kopenhagen sieht man sehr gut wie grazil und beinahe schnabelartig die Kiefer von Okapis sind. Die unteren Schneidezähne sind extrem klein und die oberen wie bei vielen anderen Wiederkäuern auch völlig fehlend.

Im Gegensatz zu den völlig mit behaarter Haut überwachsenen Hörnern der Giraffen haben Okapis an den Spitzen zwei winzige verhornte Stellen, bei Weibchen dagegen können die Hörner weitaus kleiner ausgeprägt sein als bei den hier zu sehenden Schädeln.

Hier noch mal eine andere Ansicht des gleichen Schädel-Abguss:

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Bilder des Tages: Schädel von Giraffenbullen

Es soll mal wieder eine kleine Themen-Reihe von Photos geben, welche sich dieses Mal um Huftiere dreht, genau genommen vor allem um ihre Schädel. Den Beginn macht der Schädel eines Giraffenbullen aus der Zoologischen Schausammlung in Hamburg.

Bei Giraffenbullen werden die Schädel mit zunehmendem Alter immer massiver, die Stirn wird immer höher und dicker, und auch die Kallus-artigen Knochenauswüchse um die fellüberwachsenen Hörner werden immer stärker strukturiert.

Auf diesem Photo eines Giraffenbullen-Schädel aus dem Archiv der Zoologischen Schausammlung in Tübingen zeigt recht schön wie unregelmäßig zerklüftet die Hörner und die Stirn ist.

Diese Strukturen entwickeln sich erst mit dem Alter, jüngere Bullen haben noch weitaus weniger eindrucksvolle Schädel wie man an diesem Abguss eines Giraffenbullen-Schädels aus dem Zoologischen Museum in Kopenhagen sehen kann:

Wie bei vielen anderen Tieren zeigt sich auch bei Giraffen ein eindrucksvoller Unterschied zwischen geschlechtsreifen Männchen und wirklich alten und ausgewachsenen Männchen, bei welchen sich Größe, Statur und Physiognomie teilweise sehr extrem entwickeln können. Außer dass ihre Schädel immer massiver und „knorriger“ werden, wird auch das Fell von Giraffenbullen auch dunkler.

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Bild des Tages: Leptoteuthis gigas-Fossil mit Weichteilabdrücken

Heute gibt es als Bild des Tages ein außergewöhnlich gut erhaltenes Fossil von Lepoteuthis gigas, einem Cephalopoden aus dem oberen Jura, welches sich in der Paläontologischen Sammlung in Tübingen befindet. In der Regel bleiben von Kopffüßern allerhöchstens kalkhaltige Körperregionen fossil überliefert, etwa die Schalen von Ammoniten oder die Rostren von Belemniten, gelegentlich auch chitinöse Teile wie etwa Haken an den Fangarmen. Nur unter extrem guten Bedingungen können auch Abdrücke des Körpers entstehen, wie bei diesem wunderschönen Exemplar welches im Nusplinger Plattenkalk gefunden wurde.

Der hintere Teil des Körpers wird vor allem durch den sehr großen kalkigen Schulp oder Phragmakon dargestellt, welcher ganz ähnlich aufgebaut ist wie der heutiger Kalmare, und im Inneren des Mantels lag. Vermutlich gab es im hinteren Bereich des Phragmakons noch auf jeder Seite je eine Flosse, die allerdings aufgrund ihrer Fragilität nicht erhalten blieb. Am Kopf kann man noch ausgezeichnet die Form und Größe der Fangarme erkennen, vor allem der ausgesprochen langen gestielten Saugnäpfe.

Trotz des Beinamens „gigas“ war Leptoteuthis gigas nicht unbedingt ein Riese, zumindest nicht in absoluten Maßen. Die größten bekannten Exemplare erreichten etwa 60 cm Länge, womit sie in etwa großen Sepia-Arten oder einem kleineren Humboldtkalmar entsprechen.

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Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Walen und Delfinen?

Ich schreibe diesen Artikel weil eine ganze Menge Leute wirklich ernsthaft mit dieser Frage überfordert sind, und sie auch immer wieder gestellt wird. Zumal hier sehr viel Halb-und wohl noch mehr Falschwissen kursiert. Tatsächlich denken viele dass Wale und Delfine etwas grundlegend unterschiedliches sind. Problematisch ist hier allein schon die Definition, denn viele unterscheiden primär einmal anhand der Größe zwischen den „kleinen“ Delphinen und den „großen“ Walen. Dass diese Unterscheidung wenig hilft, möchte ich anhand einiger Beispiele etwas später darlegen. Wirklich zum Schreiben dieses Artikels bewogen hat mich dann aber tatsächlich erst eine Forendiskussion, über die ich zufällig gestoßen bin, in der ein Nutzer allen Ernstes auch behauptet hat er hätte in Vorlesungen gehört dass Delfine auch evolutionär einen ganz anderen Ursprung als Wale hätten, und ihre Vorfahren marderatige Angehörige der Carnivora, also Raubtiere wie Katzen oder Hunden waren. Das ist natürlich vollkommener und massiver Stuss, und ich habe keine Ahnung wer sowas heutzutage verbreitet.

In der Zoologie unterscheidet man nicht zwischen Walen und Delfinen, sondern primär zwischen Zahnwalen und Bartenwalen, da sich deren Linien bereits relativ früh voneinander getrennt haben, nämlich im Eozön vor etwa 29-39 Millionen Jahren. Zu den Bartenwalen gehören beispielsweise die Furchenwale, zu denen auch der Blauwal zählt, dann die Glattwale mit insgesamt vier Arten sowie die Zwergglattwale und Grauwale, welche jeweils nur als einzige rezente Art ihrer Gattung existieren. Bartenwale besitzen bezeichnenderweise Barten, mit welchen sie ihre Nahrung aus dem Wasser filtern. Die Barten sind übrigens auch keine umgewandelten Zähne, sondern leiten sich von keratinösen Strukturen ab, die unabhängig von den Zähnen sind. Bei den Föten von Bartenwalen kann man teilweise noch recht zahlreichen und auch proportional erstaunlich große Anlagen für Zähne erkennen, allerdings werden diese im Laufe der weiteren Entwicklung wieder resorbiert ohne jemals durchzubrechen. Man kennt einige sehr ursprüngliche Bartenwale wie Aetiocetus, welche sowohl schon kurze Barten als auch noch funktionsfähige Zähne hatten. Dass sie schon Barten hatten weiß man anhand der Foramina für Blutgefäße im Oberkiefer, denn auch wenn die Barten selbst wie Fingernägel oder Haare „tot“ sind, müssen die sie produzierenden Gewebe mit Blut versorgt werden. Die Durchgänge im Knochen für die dafür notwendigen Blutgefäße lassen sich noch an den Schädeln erkennen. Hier ist eine Rekonstruktion von Aetiocetus von meinem Freund Carl Buell:

Auch recht verbreitet erscheint die Annahme dass die „großen“ Wale vor allem Plankton oder Krill fressen, und daher oft nicht selten eher den Pflanzenfressern angedacht werden. Das ist natürlich Unsinn, denn Fleisch bleibt Fleisch, egal ob es sich nun um sehr große oder sehr kleine Beutetiere handelt. Allerdings ist es ein Mythos dass sie sich nur von Plankton oder Krill ernähren, denn eine ganze Reihe von Furchenwalen ernähren sich zu einen großen Teil von Fischen, beispielsweise der Brydewal,(Balaenoptera brydei) welcher fast ausschließlich von Fischen lebt. Dabei werden nicht nur ausschließlich kleine Schwarmfische wie etwa Sardinen gefressen, sondern teilweise auch recht große wie Lachse oder Kabeljau, wenngleich dies eher seltener der Fall ist. Buckelwale haben sogar eine äußerst komplexe Technik entwickelt um in Gruppen Schwärme von Fischen mit Hilfe von Luftblasen zusammen zu treiben.

Zu den Zahnwalen gehören alle übrigen Wale, die Pottwale, die Schnabelwale, die Gründelwale, die Schweinswale, die Ganges-Delfine (zwei Arten), die Fluss-Delfine (drei Arten) und eben auch „die“ Delfine. Der Begriff „Wal“ ist weder ein Kriterium für Größe oder Zugehörigkeit. Delfine sind schlichtweg eine Familie innerhalb der Unterordnung der Zahnwale. Sie gehören genauso zu den Walen wie alle Ziegen oder Schafe zu den Huftieren gehören. Dazu kommt noch, dass die ausgesprochen artenreiche Familie der Delfine viele Spezies beinhaltet, die durchaus den Begriff „Wal“ in ihrem Namen tragen. Dazu zählt etwa der Orca, beziehungsweise Schwertwal. Ja, Schwertwale sind Delfine, auch wenn sie ziemlich groß werden können und auch nicht besonders delfinartig aussehen. Auch der kleine Zwerggrindwal, der nur etwa 2,6 m lang wird ist ein Delfin. Die meisten kennen als Delfine nur einen moderat langschnäuzigen und recht kleinen „Flipper“-Archetypus, aber es gibt noch weitaus mehr Arten, und keineswegs alle fallen in diese Kategorie. Es gibt sowohl deutlich kleinere als auch deutlich größere Arten, manche haben eine deutlich längere Schnauze, viele andere wiederum überhaupt keinen sichtbaren „Schnabel“ mehr, beispielsweise die großen Grindwale.

Auf dieser sehr schönen Zusammenstellung die Carl Buell von verschiedenen Angehörigen der Delphinidae gemalt hat, sieht man einmal sehr gut wie vielgestaltig diese Familie ist, und das obwohl dies ja nur eine sehr kleine Auswahl ist:

Links oben ist ein Gemeiner Delfin (Delphinus delphis), daneben ein Kleiner Schwertwal (Pseudorca crassidens), rechts von diesem ein Blau-Weißer Delfin (Stenella coeruleoalba), darunter ein Rauzahndelfin (Steno bredanensis) und darunter ein Schwertwal der Spezies Orcinus orca (Tatsächlich weiß man inzwischen dass es eine ganze Reihe teilweise sehr unterschiedlicher Schwertwale gibt, und nicht nur eine einzige weltweit verbreitete Art). Was auffällt sind die Bezeichnungen, zwei dieser „Delfine“ tragen das Wort „Wal“ in Namen. Natürlich sind diese Arten teilweise recht weit voneinander entfernt verwandt, aber sie sind doch dennoch alle näher miteinander verwandt als beispielsweise irgend einer von ihnen mit den Schnabelwalen. Anatomisch unterscheiden sich Delfine im Prinzip auch abgesehen von einigen relativ geringfügigen Merkmalen wie der Verschmelzung der ersten beiden Wirbel, einer relativ gerinen Anzahl von Rippen, höchstens zu einem Drittel miteinander fusionierten Kieferhälften und stumpfen Zähnen nicht grundlegend von anderen Zahnwalen, und es gibt keinerlei Grund ihnen in irgendeiner Weise eine Sonderstellung zu geben und von anderen Walen deutlich abzugrenzen. Wobei ich hier die Definition der stumpfen Zähne auch reichlich unsinnig finde. Viele andere Zahnwale haben auch stumpfe Zähne, etwa die Schweinswale, umgekehrt haben aber auch viele Delfine ausgesprochen spitze Zähne, dieses Unterscheidungskriterium kann also auch nicht universell gelten. Genau genommen gehören die Delfine sogar zu den „gewöhnlichsten“ Zahnwalen überhaupt, und man findet unter ihnen kaum extreme Entwicklungen wie man sie bei praktisch allen anderen Zahnwalfamilien finden kann. Einen weiteren schönen Vergleich zwischen einem typischen Delfin und einem nicht ganz so typischen sieht man hier auf diesem Photo das noch einmal einen Falschen Schwertwal und einen Großen Tümmler zeigt (von Wikipedia):

Beide Arten sind trotz ihres sehr unterschiedlichen Aussehens dennoch so nahe verwandt, dass sie im Sea Life Park auf Hawaii sogar schon erfolgreich Hybriden hervorgebracht haben.

Ich habe vorhin schon geschrieben dass auch die Größe eine sehr schlechte Definition für die Zugehörigkeit von „Walen“ oder „Delfinen“ ist. Viele verstehen ja unter „Walen“ primär mal Bartenwale, doch auch diese sind keineswegs alles Riesen. Der Südliche Zwergwal (Balaenoptera bonaerensis) erreicht Längen zwischen 7,2 m bis etwa 10,7 m, der kleinere Zwergwal (Balaenoptera acutorostrata) nur 6,8 m bis 9,8 m und der kaum bekannte Zwergglattwal (Caperea marginata) sogar nur etwa 6 m. Hier sei natürlich auch zu bedenken dass die oberen Längen auch eher seltene Ausnahmen sind. Hier einmal ein Größenvergleich zwischen einem (recht großen) Zwergglattwal und einem Menschen:

Im Vergleich dazu werden die größten Orcabullen teilweise über 9 m lang, und auch Durchschnittslängen von 6-8 m bei einigen Arten durchaus normal sind, wobei sie auch gleichzeitig ziemlich kräftig gebaut sind. Das heißt dass die größten Delfine größer werden als die kleinsten Bartenwale. Auch derLangflossen-Grindwal (Globicephala melas)wird mit Längen bis 6 und teilweise sogar bis zu 8 m zumindest einmal ähnlich groß wie die kleinsten Bartenwale (Bild ebenfalls von Wikipedia).

Andere Vertreter der Zahnwale welche nicht zu den Delfinen gehören werden sogar noch größer, der Baird-Schnabelwal (Berardius bairdii) erreicht Rekordlängen bis zu 13 m, der Arnoux-Schnabelwal (Berardius arnuxii) immerhin noch 8-10 m, der Nördliche Entenwal (Hyperoodon ampullatus) auch Rekordlängen bis 9,8 m, der Südliche Entenwal (Hyperoodon planifrons) bis zu 8 m, und einige der anderen Arten erreichen auch Größen welche durchaus den kleinsten Bartenwalen nahe kommen. Außerdem gibt es natürlich noch den Pottwal (Physeter catodon) welcher in Ausnahmefällen Längen von mehr als 20 m und Gewichte von weit über 50 Tonnen (zu diesem speziellen Thema hoffentlich irgendwann mehr…) erreicht, und damit auch die allermeisten mittelgroßen Bartenwale deutlich in den Schatten stellt.

Umgekehrt gibt es auch winzige Wale außerhalb der Delfine. Zwar gibt es auch einige sehr kleine Delfine, aber die kleinsten Wale überhaupt gehören zu den Schweinswalen, bei denen selbst die größten Arten nicht mehr als etwa 2,5 m lang werden. Der Kalifornische Schweinswal (Phocoena sinus) erreicht sogar nur etwa 1,5 m. Man sieht also sehr gut, dass der Begriff „Wal“ in keinster Weise irgendetwas über die Größe aussagt. Auf diesem Wild von der dänischen Wikipedia-Seite über den Gewöhnlichen Schweinswal (Phocoena phocoena), der nur bis zu 1,85 m lang wird, sieht man sehr gut wie klein sie sind:

Was bleibt also letztendlich als Antwort auf die Frage des Titels zu sagen? Nun, alle Delfine sind Wale, aber nicht alle Wale sind Delfine.

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Lacertidae Teil 3: Waldeidechsen

Neben der relativ häufig zu sehenden Zauneidechse und der ursprünglich nur in sehr wenigen Gebieten natürlich vorkommenden Mauereidechse gibt es noch eine dritte, außerordentlich weit verbreitete Eidechsenart in Deutschland, die Waldeidechse (Zootoca vivipara), welche auch als Berg-oder Mooreidechse bekannt ist. Im Gegensatz zu Zaun-und Mauereidechsen ist die Waldeidechse weit weniger wärmebedürftig, und ist daher auch weit weniger an sonnenbeschienene Mauern oder Felsen gebunden. Bisher habe ich auch nur relativ wenige Waldeidechsen gesehen, wovon die meisten Jungtiere waren. Die meisten habe ich auf Waldwegen entdeckt, beziehungsweise auf Grünflächen oder Steinhalden neben Waldwegen.

Das Verbreitungsgebiet reicht im Norden bis nach Ostsibirien, der Barentsee und dem Polarkreis. Der Schlüssel zur Besiedlung dieser nicht gerade reptilienfreundlichen Klimagebieten dürfte unter anderem in ihrer Fortpflanzung zu finden sein, denn wie der Name Zootoca vivipara bereits andeutet, bekommen Waldeidechsen lebende Junge, aber dazu später mehr.

Waldeidechsen sind in der Regel sehr unauffällig bräunlich gefärbt, wobei hier auch kein wirklich auffälliger Unterschied zwischen den Geschlechtern vorhanden ist, abgesehen davon dass die Männchen zur Paarungszeit am Bauch orange oder rötlich gefärbt sein können. Interessanterweise kommen in einigen Gebieten wie etwa dem Großen Feldberg auch vermehrt hypermelanistische, also schwarz gefärbte Exemplare vor. Waldeidechsen sind teilweise recht schwer von Mauereidechsen und weiblichen Zauneidechsen zu unterscheiden, da sie in ihrer Färbung sehr ähnlich sein können. Durch einen glücklichen Zufall konnte ich eine Waldeidechse direkt neben einer weiblichen Zauneidechse photographieren. Abgesehen davon dass das Muster der Zauneidechse insgesamt etwas „gröber“ ist, fallen vor allem die Unterschiede in den Proportionen auf. Zauneidechsen haben einen größeren und spitzeren Kopf, eine kürzeren Schwanz und kräftigere Beine, außerdem ist der Schwanz stärker vom Rumpf abgesetzt. Die Unterscheidung zu Mauereidechsen ist dagegen schon deutlich schwieriger. Ein typisches Merkmal der Waldeidechsen ist der lange und dabei ziemlich dicke Schwanz, wohingegen der Schwanz von Mauereidechsen auf ganzer Länge deutlich dünner ist.

Dieses subadulte Exemplar habe ich mitten im Laub neben einem Waldweg entdeckt.

Hier sieht man sehr schön den dicken Schwanz, der sich nur relativ geringfügig vom Rumpf absetzt:

Wie bereits geschrieben pflanzen sich Waldeidechsen vivipar fort, genaugenommen ovovivipar. Die Jungen sind bei der Geburt meistens noch von einer Eihaut umschlosse, aus der sie sich aber relativ schnell befreien, teilweise sogar schon vor der Geburt. Dadurch das Waldeidchsen ihre Eier nicht von der Sonne ausbrüten lassen müssen, sind sie in der Lage deutlich kühlrere Klimazonen zu besiedeln als eierlegende Arten, denn die Weibchen können aktiv sonnenbeschienene Gebiete aufsuchen und so ihre Körpertemperatur, und damit auch die in ihnen befindlichen Eier erwärmen. Allerdings sei hier bemerkt dass es in südlicheren Populationen auch tatsächlich normal eierlegende Waldeidechsen gibt.

Die Jungtiere sind noch deutlich dunkler als die Alttiere, und eher kupferfarben bis schwärzlich.

Hier noch im Vergleich dazu eine junge Zauneidechse:

…und noch eine:

 

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Lacertidae Teil 2: Mauereidechsen

Heute der zweite Teil der Serie Lacertidae, dieses Mal über Mauereidechsen. Leider habe ich von diesen weitaus weniger Bildmaterial als von Zauneidechsen, daher gibt es nur drei Photos. Das obere Photo entstand an einer der Mauern um das Tübinger Schloss, und auch dieses Photo kommt mitten aus Tübingen, von einer Mauer vor einer kleinen Grünfläche:

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist eine vor allem im südeuropäischen Raum ansässige Art, in Deutschland kam sie ursprünglich nur in klimatisch begünstigen Gebieten vor. Allerdings wurde sie in eine ganze Reihe von Gebieten verschleppt, beziehungsweise ausgesetzt. Bei den Tübinger Mauereidechsen handelt es sich um P. m. maculiventris, die ursprünglich aus Bozen stammen.Ursprünglich kamen sie primär an den Mauern um das Tübinger Schloss vor, im Jahre 1983 wurden allerdings wegen Renovierungsarbeiten 50 Eidechsen abgesammelt, und in einem geeigneten Gebiet nahe des alten botanischen Gartens ausgesetzt. Die Stelle an welchem ich das zweite Photo machte, ist nur etwa 300 Meter von diesem Aussetzungsort entfernt, und inzwischen haben sich die Mauereidechsen an den im alten Klinikbereich befindlichen Mauern recht gut vermehrt, und sind teilweise auch nur wenige Meter von der Hauptstraße zu sehen.

In manchen Gegenden kommen auch deutlich farbenprächtigere Unterarten der Mauereidechse vor, die aus dem südeuropäischen Gebiet ausgesetzt wurden. Allein im Raum Stuttgart gibt es mehrere verschiedene Unterarten, welche sich teilweise dort wo sich ihre Verbreitungsgebiete überschneiden, auch hybridisieren. Selbst auf anderen Kontinenten konnten sie sich inzwischen in einigen Gebieten erfolgreich ansiedeln, etwa in Nord-Kentucky und Cincinnati in Ohio. Die dortige Population geht auf zehn Individuen aus Norditalien zurück, die 1950 von einem Jungen aus dem Urlaub mitgebracht wurden. Auf Vancouver Island, Kanada, gibt es ebenfalls eine Population, die auf zwölf Eidechsen zurückgeht, welche 1970 von einem kleinen Privatzoo ausgesetzt wurden. Auch in Großbritannien gibt es mindestens 46 Populationen.

Die Mauereidechse ist in ihrem südeuropäischen Verbreitungsgebiet sehr variabel in der Färbung, die bei uns vorkommenden Populationen sind dagegen relativ einheitlich gräulich bis kupferfarben. Die Art ist seht anpassungsfähig, und kommt teilweise auch mitten in Siedlungsgebieten vor.

Mauereidechsen haben einen recht langen Schwanz, und sind auch insgesamt etwas weniger kompakt als Zauneidechsen.

Nach einigem Suchen habe ich dann doch noch ein weiteres brauchbares Photo einer Mauereidechse gefunden, welches ich letztes Jahr auf der im Bodensee befindlichen Insel Mainau gemacht habe:

Ich konnte damals nicht besonders viele Eidechsen sehen, geschweige denn photographieren, allerdings entdeckte ich später dass einige der dort ansässigen Männchen teilweise deutlich grüner gefärbt sind, als alle Exemplare die ich bisher in Tübingen gesehen habe, obwohl es sich ebenfalls um die Unterart P. m. maculiventris handelt.

 

Sehr ausführliche Informationen über die Mauereidechsen in Deutschland findet man auf http://lacerta.de/AS/MenuVerschleppung.php?Kind=4

 

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Lacertidae Teil 1: Zauneidechsen

Aufgrund der Tatsache dass ich vor kurzem die ersten einheimischen Eidechsen dieses Jahres gesehen habe, und ich auch noch eine Menge Bildmaterial anderer Lacertiden haben, habe ich mich entschlossen eine kurze Reihe über diese Tiere zu machen. Ich fand Eidechsen schon immer ziemlich interessant, und war auch immer schon etwas enttäuscht darüber dass die mitteleuropäische Reptilienfauna so vergleichsweise armselig ist, aber wenn man sich etwas näher mit unseren Eidechsen auseinandersetzt, entdeckt man auch hier einige Überraschungen. Den Anfang der Serie macht die Zauneidechse (Lacerta agilis).

Hier mal ein Photo meines ersten Zauneidechsen-Männchens das ich dieses Jahr entdeckt habe:

Die Farbe von Zauneidechsen ist insbesondere bei den Männchen höchst variabel. Manche sind fast komplett braun oder oliv wie etwa dieses Exemplar:

Andere dagegen sind beinahe schon grellgrün, wobei man wirklich erstaunt ist wie intensiv gefärbt selbst unsere „langweiligen“ deutschen Eidechsen sein können:

Man sieht auf dem obigen Bild auch sehr schön die relativ typische Zeichnung über dem Rücken, welche bei manchen Exemplaren auch einfarbig rostbraun sein kann, wobei ich das selbst leider noch nie gesehen habe. Bei manchen Männchen fehlt dieses Muster sogar fast komplett, so dass sie beinahe komplett grün sind, und eher wie Smaragdeidechsen aussehen:

Die Variabilität der Färbung und Muster ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt dass alle der  hier gezeigten Männchen aus der gleichen Population kommen, und teilweise „Mauer and Mauer“ leben.

Bei jungen Männchen sind die Farben noch nicht so stark ausgeprägt, vor allem das intensive Grün entwickelt sich erst mit der Zeit. Man erkennt auch gewisse Unterschiede in den Proportionen des Kopfes im Vergleich zu den ausgewachsenen Männchen:

Die Weibchen sind in Bezug auf die Färbung weit weniger variabel, bei ihnen herrschen primär verschiedene Brauntöne vor, welche auch ins gräuliche oder rostfarbene gehen können:

Die Weibchen unterscheiden sich nicht nur in der Färbung von den Männchen, sondern auch in den Proportionen. Ihr Rumpf ist insgesamt etwas länger, dafür haben die Männchen einen etwas längeren Schwanz und auch einen größeren und kompakteren Kopf. Hier noch mal ein anderes Weibchen:

Zuletzt habe ich hier noch ein Photo eines jungen Männchens mit einem erst im frühen Stadium befndlichen Schwanzregenerat:

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Bild des Tages: Südlicher Hornrabe

Heute gibt es ein Photo eines Südlichen Hornraben (Bucorvus leadbeateri) aus dem Heidelberger Zoo zu sehen:

Man sieht die bei Hornraben stark ausgeprägten Wimpern. Trotz ihres Namens und dem schwarzen Gefieder haben Hornraben nichts mit Raben zu tun, welche ja zu den Singvögeln gehören, sondern sie gehören zu den Nashornvögeln.

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Bild des Tages: Blindschleiche mit blauen Punkten

Ich habe grade wie so oft nur sehr wenig Zeit, aber trotzdem gibt es heute mal wieder ein Bild des Tages. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an die beinahe weltrekordverdächtige tote Riesenblindschleiche die ich vor ein paar Jahren einmal gefunden habe ( https://bestiarium.kryptozoologie.net/artikel/riesenblindschleichen/ ). Damals lag nur wenige Meter neben dem „Monster“, welches möglicherweise durch Vergiftung verstorben ist, eine andere tote Blindschleiche, welche allem Anschein nach durch physische Gewalteinwirkung, vermutlich durch einen Fahrradfahrer, aus dem Leben geschieden ist. Das besondere an jener zweiten Blindschleiche waren die zahlreichen himmelblauen Schuppen auf ihrem Rücken.

Unter den vielen lebenden und toten Blindschleichen die ich bisher gesehen habe, hatten bisher nur zwei dieses seltene Merkmal in so ausgeprägter Weise, einmal besagtes Exemplar, sowie ein anderes und zum Glück noch lebendes, welches ich vor vielen Jahren einmal direkt vor der Burg Gössweinstein entdeckt habe. Ich müßte eigentlich auch noch irgendwo ein Photo haben, allerdings war das lange bevor digitale Kameras der Stand der Technik waren, und entsprechend wenig dürfte man darauf sehen.

Die blauen Punkte kommen fast ausschließlich bei Männchen vor, und dann auch vornehmlich bei sehr großen und alten Exemplaren. In Anbetracht der Größe der beiden mir bekannten Individuen, könnte das durchaus zutreffen. Die Blindschleiche auf dem Photo ist wie man sieht nur ziemlich kurz gewesen, da ihr Schwanz regeneriert war und nicht besonders lang wieder nachgewachsen ist. Dafür war sie in Bezug auf den Körperumfang allerdings ziemlich groß. Auch die über 45 cm lange Riesenblindschleiche hatte ein paar einzelne blaue Schuppen, allerdings in weit geringerer Anzahl als dieses Exemplar. Die blauen Punkte kommen in einem sehr großen Teil des Verbreitungsgebietes der Blindschleichen vor, wobei Untersuchungen in Norditalien gezeigt haben, dass dort gerade einmal 0,8% der Gesamtpopulation dieses Mermal zeigt. Wie es scheint besteht eine gegensätzliche Selektion zwischen sexueller und natürlicher Selektion, da die blaugepunkteten Blindschleichen ein höheres Risiko besitzen von Fressfeinden entdeckt zu werden, möglicherweise aber einen Vorteil bei der Konkurrenz der Männchen bei der Paarung bieten.

Bei der Östlichen Blindschleiche Anguis colchica kommen blaugepunktete Individuen teilweise öfter vor, sogar bei Weibchen. Es wurde sogar ein Exemplar dokumentiert, dessen kompletter Bauch hellblau war.

Referenzen:

The blue?spotted morph of the slow worm, Anguis fragilis: Colour polymorphism and predation risks

Massimo Capulaa, Luca Luisellia & Ernesto Capannaa

Italian Journal of Zoology

http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/11250009709356188

Spot polymorphism in Anguis colchica Nordmann, 1840 (Reptilia: Anguidae): inter-size class variation

Tibor SOS
Milvus Group, Bird and Nature Protection Association,

Herpetology Notes, volume 3: 295-296 (2010) (published online on 13 November 2010)

http://www.fileden.com/files/2008/1/6/1683128/Nwjz/vol7/nwjz.111204.Sos.pdf

 

Blue colour of the ventral body part of Eastern Slow Worm Anguis colchica (Nordmann, 1840)
Daniel Jablonski1*and Petr Meduna

Herpetology Notes, volume 3: 295-296 (2010) (published online on 13 November 2010)

http://www.herpetologynotes.seh-herpetology.org/Volume3_PDFs/Jablonski&Meduna_Herpetology_Notes_Volume3_pages295-296.pdf

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