Die unglaublichen Quallen des Monterey Aquariums

 Letztes Jahr war ein Freund von mir in Kalifornien, und hat dort unter anderem das Monterey Aquarium besucht, eines der größten Aquarien der Welt, und dort einige wirklich atemberaubende Bilder gemacht. Dort gibt es unter anderem selbst große Mondfische und ein gewaltiges ringförmig aufgebautes Becken mit großen Thunfischen. Aber mit am faszinierensten dürften die großen Aquaren mit den Quallen sein. Während man bei uns in zoologischen Gärten vielleicht mit Glück gerade mal Ohrenquallen aus der Nord-und Ostsee zu sehen bekommt, werden im Monterey Aquarium gleich eine ganze Reihe von Arten gehalten, teilweise sogar große Staatsquallen mit mehrere Metern langen Tentakeln und riesigen, schon beinahe grotesk aussehenden Schirmen. Ich gebe zu dass ich von Quallen nicht allzu viel Ahnung habe, daher kann ich diese Photos auch nicht großartig kommentieren, aber ich denke die Bilder sprechen schon für sich allein genug:

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Diese Quallen finde ich besonders faszinierend, denn anstatt freischwebend im Wasser ihre Beute zu fangen, schwimmen sie auf den Grund recken wie Seeanemonen ihre Tentakeln in die Höhe.

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Buchrezension:The Big Cats and Their Fossil Relatives: An Illustrated Guide to Their Evolution and Natural History

Kürzlich habe ich ja bereits das Buch „Evolving Eden: An Illustrated Guide to the Evolution of the African Large Mammal Fauna“ vorgestellt. Das ist aber zum Glück nicht das einzige Buch das von Alan Turner und Mauricio Anton veröffentlich wurde. Mit „The Big Cats and Their Fossil Relatives: An Illustrated Guide to Their Evolution and Natural History“ haben die beiden nicht wenige als DAS absolute Standardwerk über fossile Katzen geschrieben. Nirgendwo sonst findet man derartig viele und hintergründige Informationen zur Entwicklung, Anatomie und Biologie ausgestorbener Katzenartiger. Wie dem Titel schon zu entnehmen ist, finden aber auch die heutigen Arten Erwähnung, was in direkten Vergleichen zu ihren ausgestorbenen Verwandten durchaus sehr interessant ist.

Extem positiv fällt die enorme Fülle an Illustrationen auf. Man merkt sofort dass Mauricio Anton einer der fähigsten und wohl auch produktivsten Paläo-Illustratoren ist, in Bezug auf ausgestorbene Säugetiere womöglich sogar weltweit der beste. Der Großteil der Zeichnungen sind Bleistiftzeichnungen, daneben findet man noch einige größere colorierte Bilder. Was den Inhalt der Bilder angeht, so kann man sich diesen fast nicht mehr besser wünschen. Man findet nicht nur jede Menge Lebendrekonstruktionen welche die entsprechenden Tiere von der Seite zeigen, was eine sehr gute Anschauung der Proportionen ermöglicht, sondern auch unzählige Zeichnungen von Schädeln und anderen anatomischen Details, wunderbare schrittweise Lebendrekonstruktionen die direkt auf dem Skelett und den darauf rekonstruierten Muskeln basieren, Vergleichsdarstellungen mit lebenden Arten, schematische Darstellungen wie etwa die beim Tötungsbiss im Halsbereich getroffenen anatomischen Strukturen des Beutetieres, Bewegungssequenzen, Verhaltensrekonstruktionen und und und. Man findet selbstverständlich auch nicht nur die bekannteren Vertreter ausgestorbener Katzenartiger wie etwa die populären Angehörigen der Gattung Smilodon, Machairodus oder Homotherium, sondern auch viele eher unbeanntere Arten wie etwa den Riesengeparden Acinomyx pardinensis oder der winzigen Säbelzahnkatze Paramachairodus. Auch wird auf eine ganze Reihe kleiner Formen aus der frühen Entwicklungszeit der Katzenartigen eingegangen, und man findet auch noch eine nicht unerhebliche Menge anderer prähistorischer Fleischfresser, angefangen bei Beuteltieren wie Thylacosmilus oder Thylacoleo zu verschiedenen Hunde-und Hyänenarten sowie ein paar anderen. 

Man kann dieses Buch wirklich nur absolut empfehlen, denn es handelt sich um ein absolutes Musterbeispiel paläontologischer Literatur, genau so sollte ein solches Buch sein.

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Die Folgen der Domestikation beim Schweineschädel

Das Hausschwein gehört in unserem Kulturkreis zweifellos zu den wichtigsten Nutztieren überhaupt. Die lange und sehr intensive Zucht hat dabei auch ihre Spuren in der Anatomie dieser hinterlassen. Nicht nur dass so relativ belanglose Merkmale wie etwa die Farbe oder auch der Fettansatz nach speziellen Kriterien selektiert wurden, es gab auch weitaus massivere Änderungen in der Anatomie. Etwa besitzen die meisten heutigen Hausschweine 16 oder sogar 17 Rippenpaare, Wildschweine dagegen nur 14 Paare. Die in aller Regel angeführte Darstellung, dass dem Hausschwein zusätzliche Rippenpaare „angezüchtet“ wurden, ist dabei aber sehr unglücklich. Zusätzliche Rippenpaare kann man nicht einfach anzüchten, denn derartige Veränderungen gehen auf zufällige Mutationen zurück, deren Auftreten man nicht gezielt herbeiführen kann. Es wurden also keine zusätzlichen Rippen angezüchtet, sondern Schweine die dieses Merkmal aufwiesen, gezielt selektiv weitergezüchtet um dieses Merkmal reinerbig zu festigen. Rippen hängen üblicherweise ja auch nicht im Nichts, darum gehen sie selbstverständlich auch mit einer Zunahme der Wirbel einher. Als Folge davon sind moderne Hausschweinrassen auch in ihrem Erscheinungsbild deutlich länger als Wildschweine.

Besonders massiv sieht man die Folgen der Domestikation wenn man einmal die Schädel von modernen Hausschweinen mit jenen von Wildschweinen vergleicht. Ich schreibe bewußt „moderne“ Hausschweine, denn die Zucht auf möglichst schnelles Wachstum und möglichst hohen Fleischertrag begann erst etwa um 1900, davor hatten die meisten Schweine immer relativ stark ihrer Stammform geähnelt. Sie waren insgesamt kleiner und auch zierlicher als heute, mit einer deutlich längeren Schnauze und oft auch noch von deutlich mehr Borsten bedeckt. Vor allem in unindustrialisierten Gebieten haben sich teilweise auch noch heute sehr ursprüngliche Rassen erhalten können, die auch noch keine Merkmale wie etwa zusätzliche Wirbel und Rippen aufweisen, und sich auch in ihrem Schädel nicht ganz so massiv von Wildschweinen unterscheiden. Dieses Photo habe ich im Bauerhof-Bereich der Stuttgarter Wilhelma gemacht, wo auch noch verschiedene alte und beinahe ausgestorbene Nutztierrassen gehalten werden:

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Die Schädel dieses Haus-und Wildschweines unterscheiden sich so massiv voneinander, dass man sie für völlig unterschiedliche Arten halten könnte. Der Schädel des Hausschweines ist nicht nur deutlich kürzer und höher, sondern weicht auch in einer ganzen Reihe von anderen Details ab, etwa der massiven Verkürzung des Nasenbeines, das beim Wildschwein noch etwa auf gleicher Höhe mit dem vordersten Teil des Oberkiefers liegt. Während beim Wildschwein die Schnauzenregion des Schädels eine konvexe Oberfläche aufweist, ist sie dagegen bei diesem Hausschweinschädel schon konkav, außerdem fällt auch, dass der Stirnbereich regelrecht aufgequollen wirkt.

Besonders augenfällige Unterschiede findet man auch beim Gebiss. Nicht nur dass mit der allgemeinen Verkürzung des Schädels auch weniger Platz für die entsprechenden Zähne ist (Schweine haben ein sehr ursprüngliches Gebiss mit einer großen Anzahl von Zähnen), auch die Orientierung ist teilweise völlig anders. Bei Wildschweinen (wie auch bei allen anderen echen Schweinen) wachsen die Oberkiefereckzähne nicht nach unten, sondern verdreht nach oben, so dass die Spitzen nach oben weisen und sie sich großflächig mit den Eckzähnen der Unterkiefers facettenartig abschleifen (außer beim Babirussa, weil bei den Ebern dieser Art die oberen Eckzähne ja bekanntlich direkt außerhalb des Maules durch die Schnauze wachsen). Bei diesem Hausschweinschädel jedoch ragen die oberen Eckzähne praktisch „normsl“ noch unten, ganz ähnlich wie bei einem Pekari. Dieses Merkmal ist nicht bei allen Hausschweinen so extrem ausgeprägt, bei manchen ragen die oberen Eckzähne tatsächlich noch nach oben, bei anderen ragen sie zur Seite. Das auch bei diesem Hausschwein die Eckzähne nicht gerade in einer physiologisch besonders günstigen Richtung wuchsen, kann man gut bei diesem Bild sehen:

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Aber das ist nicht die einzige Anomalie des Gebisses. Betrachtet man die Schneidezähne, so erkennt man dass diese nicht nur leicht schief und lückig stehen, sondern auch in einer ganz anderen Verzahnung als beim Wildschein. Durch die massive Verkürzung des Schädels kann es zu einer ganzen Reihe von Fehlstellungen der Schneidezähne kommen, ein Phänomen das auch bei vielen kurzköpfigen Hunderassen auftritt, und dort von den Züchtern teilweise sogar als Rassemerkmal bewußt weitergezüchtet wird. Es kann zu einem offenen Biss kommen, bei dem die Schneidezähne von Ober-und Unterkiefer sich nicht mehr gegenseitig übergreifen, sondern selbst bei völlig geschlossenem Maul noch auseinander klaffen. Sie können aber auch so stehen, dass sie direkt aufeinander treffen, und sich so gegenseitig an horizontal flach abschleifen, das wäre ein sogenannter Kopfbiss. Sehr häufig findet man aber auch einen umgekehrten Überbiss, wenn der Oberkiefer so stark verkürzt ist, dass die unteren Schneidezähne vor den oberen stehen, also genau andersherum als es normalerweise sein sollte. All diese Gebissanomalien kann man in vergleichbarer Form auch gelegentlich im menschlichen Gebiss finden, wo sie bei den Betroffenen teilweise massive Unannehmlichkeiten verursachen können, doch dass beinahe jedes Zuchtschwein so etwas hat, macht sich fast niemand bewußt.

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Es gäbe zu diesem Thema noch weitaus mehr zu schreiben, denn bei Schweinen gibt es noch eine ganze Reihe anderer seltsamer Merkmale die im Laufe der Domestikation bei einigen Rassen aufgetreten sind, etwa dasVerschmelzen der Hufe (eigentlich ist das schon echte Makroevolution) oder seltsame „Glöckchen“ wie bei Ziegen, die es bei alten irischen Rassen teilweise gegeben hat.

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Schweineschädel

Schädel sind immer faszinierend, besonders wenn sie so martialisch aussehen wie bei Schweinen. Diese schönen Stücke stammen aus dem zoologischen Museum in Hamburg.

Hier der Schädel eines Warzenschweines (Phacochoerus africanus) und eines Wildschweines (Sus scrofa):

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Man sieht dabei gut was für enorme Ausmaße die Eckzähne der Warzenschweine erreichen können. Die lebenden Warzenschweine entsprechen in ihrer Größe ungefähr unseren Wildschweinen, aber es gab einstmals noch weitaus größere Formen, welche auch noch gewaltiger ausgrprägte Hauer hatten (mehr dazu kann man in „Evolving Eden“ nachlesen). Sehr merkwürdig sind auch die extrem weit oben angesetzten Augen des Warzenschweines, was man hier besonders gut im Vergleich zu dem Wildschweinschädel sieht. Die beim lebenden Warzenschwein teilweise sehr großen namensgebenden Warzen bestehen nur aus festem Bindegewebe und sind nicht verknöchert, daher kann man sie man blanken Schädel auch nicht sehen.

Der Schädel eines Pekaris oder Nabelschweines. Die Pekaris unterscheiden sich, obwohl sie oberflächlich den altweltlichen Schweinen sehr ähnlich sehen, in einer ganzen Reihe von Merkmalen von ihnen. Ein besonders augenfälliges Merkmal des Schädels sind die oberen Eckzähne, denn sie wachsen nicht zur Seite oder nach oben, sondern wie normale Eckzähne nach unten.

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Buchrezension: Evolving Eden: An Illustrated Guide to the Evolution of the African Large-Mammal Fauna

 

Ich denke die meisten Leser die sich für die Inhalte des Bestiariums interessieren, habe zu Hause mindestens ein (wenn nicht gar mehrere Dutzend)Buch über Paläontologie. In aller Regel sind die meisten dieser Bücher relativ allgemein gehalten, und man bekommt einen groben Überblick über alles mögliche, angefangen bei irgendwelchen kambrischen Wirbellosen wie Anomalocaris über Dinosaurier bis zu Neandertalern. Dabei werden zu einem recht großen Teil mehr oder weniger die gleichen Arten beschrieben, der Anteil der weniger bekannten „Exoten“ ist dabei normalerweise nur sehr gering, und die dazu vorhandenen Hintergrundinformationen oftmals dürftig. Wirklich spezielle Paläontologiebücher, die sich nur mit einem relativ eingegrenzten Gebiet befassen, gibt es leider nur relativ wenige. Eines dieser Bücher ist „Evolving Eden: An Illustrated Guide to the Evolution of the African Large-Mammal Fauna“ von Alan Turner und Mauricio Anton, welcher dieses wunderbare Werk auch illustriert hat. Der Titel sagt dabei schon ziemlich gut, um was für einen Inhalt es geht, nämlich die fossilen Säugetieren Afrikas. Das ist gerade ein Themengebiet, das in der Literatur in aller Regel sträflilch vernachlässigt wird, obwohl es auf diesem Kontinent enorm viele hochinteressante Tiere gegeben hat. Dabei erfährt man nicht nur über die ältesten gefundenen Fossilien, sondern auch über solche Wesen, die es teilweise noch bis zur letzten Eiszeit gegeben hat. Man bekommt dabei einen ziemlich guten Überblick diverser Raubtiere, Primaten, Paar-und Unpaarhufer, Rüsseltiere, Insektenfresser und noch einige andere, darunter viele die man kaum jemals in einem anderen Buch auch nur erwähnt findet. Die von Mauricio Anton stammenden Bleistiftillustrationen sind überaus reichlich vorhanden, und werden durch einige colorierte Bilder ergänzt. Man findet dabei auch eine ganze Reihe von Rekonstruktionszeichnungen, welche zeigen wie ausgehend vom Skelett über die Muskulatur das Lebendbild gezeichnet wurde. Besonders interessant finde ich die vielen Raubtiere die behandelt werden, nicht nur verschiedene Säbelzahnkatzen, sondern auch sonst nur selten gezeigte Arten wie verschiedene Riesenhyänen oder sogar Riesenschleichkatzen. Auch unter den Rüsseltieren findet man jede Menge teils sehr bizarrer Arten, etwa Tetrabelodon mit den vier Stoßzähnen. Die vielen Arten hier aufzuzählen ist sicherlich müßig, da es schlichtweg zu viele sind. Besonders interessant ist es dabei, wenn ausgestorbene Arten mit noch heute lebenden zusammen dargestellt werden. Dabei fällt auch auf, dass viele Tiere die uns heutzutage überaus seltsam vorkommen, eigentlich gar nicht so ungewöhnlich sind, beziehungsweise dass auch die heutigen Arten auf ihre Weise genauso faszinierend sind. Mit 269 Seiten hat dieses Buch auch einen durchaus umfangreichen Inhalt. Wer stereotype Mammuts, Höhlenbären und nordamerikanische Säbelzahnkatzen nicht mehr sehen kann, und stattdessen lieber mal etwas Neues sehen will, der ist mit diesem Buch wirklich gut beraten.

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Orthoceras-Modell

 Seit kurzem habe ich endlich mal wieder sowas wie Ferien, darum werde ich jetzt versuchen wieder öfter mal was zu schreiben. Beim letzen Mal hat das leider nicht funktioniert, was primär daran lag dass bei mir das Internet fast den kompletten Januar und Februar nicht funktioniert hat. Ich habe die bisherige Freizeit der ersten Ferientage auch gleich mal genutzt um mal wieder ein neues Modell zu machen. Zugegeben, nicht unbedingt etwas spektakuläres, „nur“ wieder ein neuer Nautiloide. Als Vorlage habe ich Orthoceras benutzt, einen Nautiloiden den man aus Schichten des Ordovozium bis zur Trias kennt (höchstwahrscheinlich hat es sich bei diesem langen Zeitraum aber nicht immer um die gleiche Art gehandelt). Diese Tiere konnten teilweise Längen von etwa 2m erreichen, womit sie aber immer noch weit unter der Größe von Arten wie Cameroceras blieben, die ein Vielfaches davon erreichten. Dieses neue Modell ist ziemlich klein, was man auch ganz gut am Vergleich mit dem provisorischen Sockel aus einem halben Korken sehen kann:

Orthoceras Modell

Aufgrund der geringen Größe gestaltete sich die Modellation auch nicht gerade als einfach, vor allem an den Fangarmen, da diese extrem wenig Eigenstabilität besitzen, und ich auch keinen Draht als Stütze benutzt habe. Wie bei den anderen Nautiloiden die ich bisher modelliert habe, habe ich zuerst das Gehäuse modelliert und gehärtet, wobei ich an das Kopfende eine verdrehte Drahtschlinge anmodelliert habe. Das vorgehärtete Gehäuse kann man so gut in die Hand nehmen, was die weiteren Arbeitsschritte extrem erleichtert. Die Drahtschlinge dient dabei um einen besseren Halt des anmodellierten Kopfteiles zu gewährleisten. Eidentlich wollte ich den Nautiloiden erst mit geschlossenen Fangarmen darstellen, wofür die Größe auch gut gereicht hätte, aber als ich zum Spaß mal ein Probemodell mit geöffneten Fangarmen gemacht habe, hat mir dieses letztendlich so gut gefallen, dass ich beschlossen habe es für die endgültige Version weiter zu verwenden.

Insgesamt habe ich grob geschätzt etwa sieben Stunden für das Modell gebraucht, vielleicht auch etwas mehr oder weniger. Besonders die kleinen Details wie die Ansätze der Fangarme und vor allem die dünne Haut die sich zwischen ihnen spannt, sind eben ziemlich arbeitsaufwändig. Ich habe mich dieses Mal auf dafür entschieden, die Augen relativ klein zu modellieren, da das Modell so eher aussieht, als wäre es im Original deutlich größer. Zugegeben, auch unter den heutigen Kopffüßern findet man keineswegs eine Tendenz dass die großen Arten verhältnismäßig kleine Augen haben, man denke hier nur an die Riesen-und Kolosskalmare die beide riesige Augen habe. Aber schließlich weiß man ja ohnehin nicht wie diese Nautiloiden zu Lebzeiten wirklich ausgesehen haben, insofern könnten sie vielleicht auch nur relativ kleine Augen gehabt haben, vergleichbar dem heutigen Nautilus. Ich habe dieses Mal auch bewußt darauf vezichtet einen Schnabel zu modellieren, da das tatsächliche Aussehen und vor allem die Lage der Fresswerkzeuge bei Nautiloiden ziemlich kontrovers ist.

Orthoceras Kopf-Detail

Hier ist auch mal ein Vergleich des Modells mit einem originalen Orthoceras-Fossil aus Marokko, das zufällig beinahe die gleiche Größe hat:

Orthoceras Original und Modell

Orthoceras Original und Modell

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Knochen einer Finnwalflosse

Leider hat fast den gesamten Januar mein Internet nicht funktioniert, daher gab es die ganze Zeit auch nichts neues, aber ich versuche in nächster Zeit mal wieder des öfteren etwas für den Blog zu schreiben. Es ging ja in den letzten Beiträgen viel um Wale, und darum wollte ich (vorerst mal als letztes Bild des Tages, um das Thema nicht zu überstrapazieren) heute noch einmal etwas passendes schreiben.
Welche gewaltigen Größen die großen Bartenwale erreichen, wird in der Regel erst bewußt, wenn man sie einmal in Relation zur Größe eines Menschen sieht. Sehr eindrucksvoll kann man das bei dieser Montage einer skelettierten Finnwalflosse im Vergleich zum Skelett eines Menschen sehen:

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Das Photo stammt übrigens aus dem Zoologischen Museum Hamburg. Man muss sich auch vor Augen halten, dass Finnwale im Verhältnis zu ihrer Körpergröße sogar relativ kleine Flosse haben, die Flipper eines Blauwales, und erst recht jene eine Buckelwales wären noch deutlich größer.

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Buchrezension: Seeungeheuer – Mythen, Fabeln und Fakten

Wenn man von Seeungeheuern spricht stellt man sich zumeist fantastische Monstren vor, etwa die große Seeschlange oder gewaltige Schiffe versenkende Kraken. In diesem Buch werden zahlreiche "Ungeheuer" vorgestellt, sowohl solche die tatsächlich existieren als auch solche, von denen man stark annehmen muss dass ihre Existenz zumindest stark zweifelhaft ist wie zum Beispiel das Ungeheuer von Loch Ness. Das Hauptthema dieses mit 388 Seiten ziemlich umfangreichen Werkes sind jene Meereslebewesen die von jeher den Menschen in seinen Bann ziehen und vielfach mystifiziert oder sogar dämonisiert wurden, aber auch die echten Ungeheuer der Kryptozoologie kommen keineswegs zu kurz. Da dieses Buch erst 1997 erschien, sind die darin erhaltenen wissenschaftlichen Daten auf ziemlich aktuellem Stand da der Autor sich stark bemühte veraltete Vorstellungen und unnötige, aber leider weit verbreitete Fehldarstellungen zu vermeiden, was ihm auch mit Bravour gelungen ist. Es werden viele Wesen vorgestellt, die an sich schon faszinierend genug sind, etwa Tiefseekalmare oder Seekühe, gleichzeitig wird auf viele erst relativ neu entdeckte oder nur sehr unzureichende Meeresbewohner eingegangen. Zudem räumt der Autor mit vielen alten Märchen und Mythen auf, die leider auch in vielen kryptozoologischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen seit Jahrzehnten ungeprüft übernommen werden, etwa der tatsächlichen Größe des Megalodon oder der wirklichen Größe von Saugnäpfen des Riesenkalmar, die entgegen unzähliger Bücher keineswegs tellergroß sind. Besonders interessant ist auch die Geschichte der Entdeckung des Riesenkalmars und dessen Biologie, aber auch die vielfältigen und in der Regel gut nachvollziehbaren Erklärungsversuche von Seeungeheuer durch bereits bekannte Lebewesen oder optische Phänome. Es wird sogar auf Literatur und Filme eingegangen, die tatsächliche oder erfundene Monster zum Inhalt haben, wie etwa "Moby Dick" oder "Der Weiße Hai", sowie kurze Ausschnitte aus Romanen oder Geschichten, die vielfach aus dem Blickwinkel der Wissenschaft betrachtet und nach Notwendigkeit ins rechte Licht gerückt werden. Die zahlreichen Bilder sind zwar leider nur in schwarz-weiß, dafür aber in der Regel sehr interessant und ansonsten selten zu finden, wie etwa ein Photo eines 6m langen Mesonychoteuthis oder alten Darstellungen und Steckbriefe des Riesenkalmar. Der Inhalt ist recht weit gefächert und in 14 Kapitel unterteilt, so dass hier wirklich nur ein sehr kleiner Einblick wiedergegeben werden kann.

  1. Kapitel: Seeungeheuer-eine Einfürung: Hier wird auf die Darstellung von Seeungeheuern in der Geschichte eingegangen, sowie zoologischen Neuentdeckungen wie dem Riesenmaulhai
  2. Kapitel: Das Ungeheuer von Loch Ness: Der Name sagt eigentlich schon alles, wobei der Autor u.a. gut zeigt was im biologischen Sinn möglich wäre und was alles nicht
  3. Kapitel: Seeschlangen: Hier werden zahlreiche Berichte von Seeungeheuern vorgestellt, die ins Seeschlangen-Schema passen, sowie Lebewesen die dahinter stecken könnten
  4. Kapitel: Seejungfrauen und Seekühe: Hier werden alte Fälschungen aus Rochen oder anderen Fischen gezeigt, die zu vermeintlichen Meerjungfrauen oder Drachen umgestaltet wurden, zudem die Biologie der Seekühe unter besonderer Berücksichtigung der Stellerschen Seekuh.
  5. Kapitel: Der Krake: Wissenschaftliche Erkenntnisse über den Riesenkalmaren sowie dessen Enteckungsgeschichte
  6. Kapitel: Die Biologie des Kalmaren: Hier werden verschiedene Tiefseekalmare, allgemein unbekanntere Riesenkalmare und ihre Biologie im Allgemeinen behandelt
  7. Kapitel: Leviathan oder der Wal: Hier geht es vor allem um den Pottwal
  8. Kapitel: Levianthan versus Krake: Die Jagdstrategien des Pottwales und das gar nicht so dramatische Zusammentreffen von Riesenkalmar und Pottwal
  9. Kapitel: Der Oktopus als Monster: Der Oktopus in Geschichte, Film, Literatur und Wirklichkeit
  10. Kapitel: Biologie des Oktopus: Lebensweise und Biologie des achtarmigen Kraken
  11. Kapitel: Blobs und Globster: Hier werden seltsame und schwer zu identifizierende Fleischklumpen behandelt, die seit Jahrzehnten immer wieder an Küsten angespült werden
  12. Kapitel: Der Hai: Biologie und Verhalten von Haien, besonders des Großen Weißen, sowie neueste Erkenntnisse über den Megalodon
  13. Kapitel: Die neue Mythologie der Monster: Hier werden zahlreiche Erklärungsmöglichkeiten für verschiedene Seeungeheuer vorgestellt
  14. Kapitel: Fragebogen der Linné-Gesellschaft: Als kleiner Gag wird hier ein ernsthafter Fragebogen für eine Seeungeheuer-Sichtung gezeigt.

Dieses Buch sollte wirklich jeder haben der sich auch nur ein bisschen für Seeungheuer und die Biologie von Kalmaren interessiert. Der Kauf lohnt sich alle mal, zumal dieses Buch inzwischen in einigen Versandkatalogen oder auch unter Amazon teilweise für einen absolut ungerechtfertigten Spottpreis zu haben ist. Mein Tipp: Kaufen solange dieses wunderbare Buch noch erhältlich ist.

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Bilder des Tages: Entenwalschädel

Die Schnabelwale beinhalten einige der bizarrsten und auch größten Zahnwale überhaupt, dennoch ist bisher nur sehr wenig über die meisten Arten bekannt. Auch in Büchern findet man in der Regel nur relativ spärliche Angaben über jene hochinteressanten Tiere. Dass so wenig über viele Schnabelwale bekannt ist, ist vor allem insofern erstaunlich, als dass sie teilweise äußerst beachtliche Größen erreichen können. Der Baird´s Schnabelwal ist nach dem Pottwal der zweitgrößte Zahnwal der Erde, und übertrifft selbst die kleinsten Bartenwale noch an Größe. Aber auch der Nördliche Entenwal (Hyperoodon ampullatus), welcher in Ausnahmefällen sogar in den Gewässern Norddeutschlands als Irrgast vorkommt, erreicht außerordentlich respektable Ausmaße. Das wird allein schon bei der gewaltigen Größe des Schädels sichtbar, welcher jenem eines Orcas absolut nicht nachsteht. Entenwale sind spezialisierte Tieftaucher, welche ganz ähnlich den Pottwalen weit in die Tiefsee abtauchen, wo sie sich vor allem von Kalmaren und Fischen ernähren. Die allermeisten Schnabelwale zeigen eine massive Reduktion des Gebisses, wobei bei einigen Arten wie Mesoplodon densirostris die verbliebenen Zähne aber bei den Männchen zu hauerartigen Waffen für Rivalenkämpfe umgebildet sind. Beim Nördlichen Entenwal sind die verbliebenen Zähne dagegen nur noch äußerst klein, und sitzen ganz vorne an der Spitze der Kiefer. Wie viele andere spezialisierte Kalmarfresser, saugen sie ihre Beute primär ein, anstatt sie mit dem Maul zu packen. Interessant ist auch die Entwicklung des Schädels mä nnlicher Entenwale. Junge Exemplare ähneln noch stark den Weibchen, doch je älter sie werden, um so stäker prägt sich die Melone am Kopf aus, siw wird immer höher und steiler, und wölbt sich sogar schärg nach vorne, nicht unähnlich der Kopfform alter männlicher Pottwale, nur mit dem Unterschied, dass bei den Entenwalen die Schnauze noch frei bleibt.
Hier ein Exemplar aus dem Zoologischen Museum in Hamburg:

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Ein weiteres aus dem Zoologischen Museum in Kiel:

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Und noch mal eine andere Ansicht:

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Bild des Tages: Schädel eines La Plata Delphins

Heute gibt es ein Photo eines La-Plata-Delphines (Pontoporia blainvillei), des kleinsten aller lebenden Flussdelphine. Allerdings muss hier zugefügt werden, dass der kleine La-Plata-Delphin nicht wie etwa der Amazonas-Delphin ein ausschließlicher Süßwasserbewohner ist, sondern sich primär in Küstengewässern aufhält.
Hier ein Photo aus dem Zoologischen Museum Hamburg:

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Man achte vor allem auf die extrem lange Schnauze mit den sehr zahlreichen Zähnen. Seltsamerweise gibt es unter den heutigen Zahnwalen nur sehr wenige Arten mit relativ langen Schnauzen, und keine einzige, bei der dies in extremer Weise ausgeprägt ist. Unter den ausgestorbenen Walen kennt man dagegen eine ganze Reihe, auch unverwandter Formen, welche teilweise massiv verlängerte schmale Kiefer hatten.

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