Interessanter als gedacht, der Haustruthahn

Abgesehen von Hühnern kann man sich wohl kaum einen langweiligeren Vogel vorstelln als den Truthahn (Meleagris gallopavo), vielleicht noch abgesehen von Tauben und Spatzen. Wie bei den allermeisten anderen Lebewesen auch, stellt sich bei genauerer Betrachtung aber heraus, dass Truthähne keineswegs langweilig sind, sondern viel mehr in vieler Hinsicht äußerst spektakulär. Ungeachtet der Tatsache dass allein in Deutschland täglich tausende dieser Tiere geschlachtet werden, um dann auf mehr oder weniger delikate Weise zubereitet zu werden, handelt es sich um wirklich erstaunliche Tiere, die eine Menge Interessantes bereithalten. Viele Menschen haben im Zweifel noch nicht einmal einen richtigen Truthahn gesehen, sondern bestenfalls das oftmals vollkommen fade und relativ geschmacksneutrale Brustfleisch der domestizierten Haustruthähne auf den Teller bekommen (mal als kleiner Tipp nebenbei, die Keulen schmecken weitaus besser und interessanter als das trockene Brustfleisch). Da diese Tiere in regelrecht industriellem Maßstab hochgezüchtet werden, bekommt man sie auch kaum jemals zu sehen. Die auf maximalen Fleischertrag gezüchteten Sorten erreichen teilweise Gewichte von bis zu 25kg, womit sie zu den größten Vögeln überhaupt zählen. Allerdings werden die allermeisten von ihnen niemals so schwer, da sie noch während ihrer Jugendzeit geschlachtet werden, um die Futterverwertung und den Fleischgewinn möglichst wirtschaftlich zu nutzen. Bei manchen dieser Hochleistungssorten ist der Brustbereich so groß gezüchtet worden, dass die Männchen Schwierigkeiten bei der Paarung haben, und daher Paarungen nur noch durch künstliche Befruchtung möglich sind. Neben diesen üblicherweise komplett weiß befiederten Hochzuchtrassen gibt es aber auch noch eine ganze Reihe anderer Zuchtlinien, die sich vor allem in der Färbung des Gefieders, aber auch der Größe unterscheiden. Diesen schwärzlich schimmernden männliche Truthahn habe ich im Gehege eines Kleintierzüchtervereins photographiert.

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Was neben den seltsam breiten, und beihan wie Dachziegel wirkenden Federn besonders auffällt, ist der völlig unbefiederte Hals und Kopf. Die grell gefärbte Haut ist aufgetrieben und faltig, ganz ähnlich wie bei Kasuaren. Besonders seltsam ist der schon beinahe rüsselartig verlängerte Hautlappen der Hähne, der vom Schnabelansatz aus nach unten hängt.

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Bei den Hennen sind Hals und Kopf ebenfalls unbefiedert, allerdings in weit weniger spektakulärem Maße auffällig, denn sie besitzen weder die bunten Farben der Hähne, noch die massiv ausgeprägten Hautlappen und -blasen.

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Wie bereits erwähnt, erreichen einige Hochzuchtrassen Gewichte bis zu einem halben Zentner, aber auch bei den ursprünglicheren Schlägen sind 10kg durchaus nicht ungewöhnlich. Unter den tausenden von Vogelarten erreichen nur sehr wenige eine vergleichbare Masse. Besonders wenn die Hähne ihre Federn sträuben,  wirken wirklich riesig. Der Truthahn war auch eines der wenigen Tiere, die in Südamerika domestiziert, und auch in Europa eingeführt wurden. Meerschweinchen wurden dagegen bekanntlich bei uns fast ausschließlich zu echten Heimtieren (abgesehen von jenen die das Pech haben als Labor-oder Futtertiere gezüchtet worden zu sein), während Lamas auch primär nur von Liebhabern gehalten, und nur extrem lokal als echtes Nutztier gezüchtet werden. Lediglich die Moschusente, welche die Stammform der Warzenente ist (in der Gastronomie als Flug-oder Barbarie-Ente vertrieben), erlebte eine ähnliche Verbreitung, wenngleich sie auch nicht in den riesigen Massen gezüchtet wird wie Truthähne.

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 Die Haustruthähne sind in der Regel relativ unauffällig in Bezug auf die Farbe, die Hochzuchtrassen sind in der Regel weiß, andere entweder wie im obigen Beispiel schwärzlich, oder haben ein aus Braun-, Schwarz- und Weißtönen bestehendes Gefieder. Teilweise zeigen die Federn dabei noch einen gewissen metallischen Glanz, vielfach ist dieser aber völlig verloren. Man würde daher kaum vermuten, wie enorm farbenprächtig wilde Truthähne sind. Dabei stehen sie selbst vielen Fasanen nur unwesentlich nach, wie man auf den beiden folgenden, von Wikipedia stammenden, Photos sieht.

Interessant ist auch der auffällige lange „Schweif“ an der Brust von wilden Truthähnen. Er kommt promär bei den Männchen vor, aber auch bei etwa 10% der weiblichen Tiere. Übrigens gab es durchaus schon Versuche, wilde Truthähne in Europa anzusiedeln, allerdings waren diese Auswilderungen kaum erfolgreich.

Der „normale“ Truthahn ist aber keineswegs der einzige, und trotz seiner erstaunlichen Farbenpracht noch nicht einmal der auffälligste Vertreter seiner Gattung. Der im Gebiet der mittelamerikanischen Halbinsel Yucatan lebende Pfauentruthahn Meleagris ocellata bleibt deutlich kleiner als sein nördlicher Vetter, ist aber dafür sogar noch bunter und schimmernder. Die beiden Arten wurden einmal in zwei verschiedene Gattungen gestellt, allerdings können Truthahn und Pfauentruthahn fruchtbaren Nachwuchs miteinander hervorbringen, was klar zeigt, dass sie relativ eng miteinander verwandt sind. Das erste Bild stammt aus dem Zoologischen Garten in Berlin, während das zweite von Wikipedia ist.

pfauentruthahn

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Bild des Tages: Riesengürteltierschädel

Leider gab es ja schon lange nichts mehr auf dem Blog zu sehen, und auch jetzt reicht es auch leider nur für ein „Bild des Tages“. Es handelt sich dabei um den Schädel eines Riesengürteltieres aus dem Zoologischen Museum Hamburg:

Schädel eines Riesengürteltier Priodontes giganteus
Riesengürteltiere haben unter allen landbewohnenden Säugern die meisten Zähne, teilweise bis etwa 100 Stück. Wie man auf dem Photo sieht, sind sie extrem stark zurück gebildet und einheitlich geformt, ein wirklich heterodontes Gebiss, wie es sonst für Säuger die Regel ist, liegt also nicht mehr vor.
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Bild des Tages: Kannibalismus bei Feuersalamanderlarven

Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit eine äußerst interessante Beobachtung zu machen, als ich ein kleines (eigentlich sogar sehr kleines) von einer Quelle gespeißtes Steinbecken untersuchte. In ihm geben Feuersalamanderweibchen ihre Jungen ab, und jedesmal, wenn ich dort vorbeikomme, schaue ich wie sich diese entwickeln. Leider hat das Becken einen Überlauf am Rand, und zahllose Larven werden gerade wenn es nach einem starken Regen stärkere Strömung gibt, darüber hinaus in einen Abflussschacht geschwemmt. Entweder landen sie sie dabei in einem Auffangbehälter, oder werden aber gleich durch die Ritzen weggespült. Darüber liegt ein Metallgitter, und ich habe dort über die Jahre sicher schon dutzende von Larven vorsichtig aufgesammelt, und wieder ins Becken gesetzt. Leider holen von den angrenzenden Grundstücken viele Leute mit Gießkannen Wasser aus der Quelle, wobei sicherlich auch viele Larven zusätzlich aus dem Becken herausgeschwemmt werden, wenn daraus abgeschöpft wird. Mir ist schon im Winter aufgefallen, dass dort immer noch einige Feuersalamanderlarven drin waren, allem Anschein nach haben sie es nicht geschafft während des vorangegangenen Sommers ihre Metamorphose zu beenden, und haben darum notgedrungen überwintert. Ein Grund für die langsame Entwicklung dürfte dabei neben den immer sehr niedrigen Temperaturen des Wassers auch der massive Nahrungsmangel sein, denn das Becken misst nur etwa 50 mal 50cm und abgesehen von Kleintieren die hineinfallen oder mit hineingespült werden, dürfte es dort kaum etwas zu fressen geben. Das habe ich dann auch gemerkt, als ich dort beim letzten Mal vorbeigekommen bin. Mit einem mit einer Lupe ausgestattetem Beobachtungsbehältnis habe ich vorsichtig eine besonders große Larve aus dem Becken geholt. Diese Larve hatte eine Länge von etwa 5,5cm und war schon sehr weit entwickelt, auch das typische schwarzgelbe, bzw orangegelbe Muster war schon andeutungsweise vorhande. Dabei sollte noch erwähnt werden, dass in diesem Gebiet sowohl der gestreifte Feuersalamander Salamandra salamandra terrestris als auch der gepunktete Feuersalamander Salamandra salamandra salamandra nebeneinander vorkommen, und auch dieses Quellbecken beide zum Absetzen ihrer Larven nutzen. Dabei kommen bei Salamandra salamandra salamandra auch Exemplare vor die leicht orangene statt gelber Flecken haben.

Als ich die Larve beobachtete, fiel mir auf dass ihr Kopf seltsam deformiert erschien, als habe er vorne eine Art Auswuchs, fast wie ein großes Geschwür. Erst bei ganz genauem Hinsehen, merkte ich auf einmal. dass der „Auswuchs“ in Wirklichkeit ein Kof war, der zu Hälfte aus dem Maul der Larve herausschaute. Leider schaffte ich es nicht mehr, davon eine Aufnahme zu machen, denn plötzlich schüttelte sich der kleine Feuersalamander, und mit einem Mal waren statt einer zwei Larven im Glas:

feuersalamanderlarven-kannibalismus

Die andere Larve war dabei natürlich etwas kleiner als die große, und ich vermute dass es sich dabei vielleicht um eine diesjährige gehandelt haben könnte. Sie war schon tot, und ihre Schwanzspitze war schon deutlich angedaut, was auf den Photos allerding schlecht zu sehen ist. Ich finde es allerdings schon erstaunlich, was für einen sperrigen Brocken diese Larve fast vollständig heruntergewürgt hat. Dabei ist es auch interessant, dass sie vom Schwanz, und nicht vom Kopf aus gepackt wurde. Hier sieht man noch ein zweites Photo:

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 An sich ist Kannibalismus unter Molch-und Salamanderlarven nichts ungewöhnliches, vor allem wenn das Futter knapp ist, und verschieden alte, bzw verschieden große Exemplare nebeneinander leben. So etwas einmal direkt dokumentieren zu können, ist allerdings nicht so häufig. Ich sollte vielleicht noch dazu erwähnen, dass ich die Feuersalamanderlarve selbstverständlich wieder in das Becken zurückgesetzt habe, und, quasi als Wiedergutmachung für die verlorene Mahlzeit mehrere Regenwürmer hineingeworfen habe, die ihn ihrer Größe der kleineren Larven gleichkamen.

Interessanterweise wurde das Verhalten des Larvenkannibalismus sogar schon bei ausgestorbenen Amphibien in fossiliertem Zustand dokumentiert, namentlich dem Temnospondylen Apateon gracilis. Näheres dazu findet man in diesem äußerst interessanten Artikel von Dr. Florian Witzmann vom Naturkundemuseum Berlin:

18. WITZMANN, F. (accepted): Cannibalism in a small growth stage of the branchiosaurid Apateon gracilis (Credner, 1881) from the Early Permian Döhlen Basin of Saxony. Fossil Record.

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Bild des Tages: Die Killerkrallen der Seriemas

Ein Seriema, genaugenommen ein Rotfuß-Seriema (Cariama cristata ) ist ja schon mal als Bild des Tages gepostet worden, damals handelte es sich um ein Exemplar aus dem Zoo Schönbrunn nahe Wien. Ich möchte hier jetzt auch gar nicht näher auf die Stammesgeschichte und verwandtschaftlichen Beziehungen (nur für alle die es nicht wissen, Seriemas sind vermutlich die nächsten lebenden Verwandten der räuberischen Phorusrhaciden) eingehen. Diese neuen Bilder stammen übrigens aus dem Zoologischen Garten Berlin:seriema-kopf

Dieses Mal möchte ich aber etwas näher auf ein besonderes anatomisches Detail eingehen, nämlich die Zehenkrallen der Seriemas. Diese Vögel leben ja ganz ähnlich wie Sekretäre vorwiegend in offenen Landschaften, und gehen zu Fuß auf Jagd nach kleinen Echsen, Schlangen, Nagern und größeren Insekten, manchmal auch kleinen Vögeln. Zwischen dem Sekretär und dem Seriema bestehen eine ganze Reihe sehr interessante Parallelen von Körperbau und Verhalten, etwa auffällige Federn am Kopf. Was mir aber erst auffiel, als ich einen Seriema aus nächster Nähe durch das Gitter seiner Voliere beobachten konnte, sind die ungewöhnlichen Zehen. Während der Sekretär mit allen seinen Zehen auftritt, inklusive der bei ihm für einen Greifvogel extrem verkürzten hinteren Kralle, läuft der Seriema primär nur auf zwei, oder vielleicht besser ausgedrückt zweieinhalb Zehen.

Dabei ist weniger auffällig dass die hintere Kralle soweit oben angesetzt ist, dass sie den Boden nicht berührt, sondern dass der erste innere Zeh stark verkürzt ist. Und im Gegensatz zu den beiden anderen vorderen Zehen trägt er auch keine kurzen, stumpfen Krallen, die ständig am Boden abgeschliffen werden, sondern eine recht große gebogene Sichelkralle, die so nach oben gestellt ist, dass sie keinen Bodenkontakt hat.

 seriema-krallen

Diese Ausbildung der Zehen und Krallen erinnert verblüffend an jene bei den Dromeosauriern, zu deren berühmtesten Vertretern zweifellos der Velociraptor gehört (dank Jurassic Park wurde dieser Räuber, der ja gerade mal so groß war wie ein großer Truthahn, weltweit als brutale Killermaschiche bekannt). In den Krallenproportionen kommen die Krallen des Seriemas zwar nicht an jene der großen Dromeosaurier wie Deinonychus, Dromeosaurus oder gar des riesigen Utharaptor heran, sondern entspricht eher jener des kleinen Troodon, aber in jedem Fall ist sie bemerkenswert. Die Beweglichkeit der Kralle und vielleicht auch ihr Einsatz unterscheiden sich möglicherweise von jenen der erstgenannten großen Räuber, aber der nicht gerade waffenstarke Troodon könnte seine Krallen bei der Jagd auf Kleintiere durchaus ähnlich eingesetzt haben, wie die lebenden Seriemas. Wie genau diese das tun, weiß ich allerdings auch nicht, aber es wäre sich einmal interessant, das Jagdverhalten unter spezieller Berücksichtung der Sichelkrallen zu untersuchen.

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Bild des Tages: Kalifornien-Kondor




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Leider hat es auch heute nur wieder für ein „Bild des Tages“ gereicht, diesmal ein Kalifornien-Kondor (Gymnogyps californianus). Diese Tiere gehörten noch vor gar nicht allzu langer Zeit noch zu den seltensten Vogelarten der Erde, und war in Freiheit bereits völlig ausgestorben, Ende der 80iger Jahre gab es gerade einmal noch 27 Exemplare. Alle noch verbliebenen Individuen die nicht sowieso schon in Gefangenschaft waren, wurden eingefangen und Zuchtprogramme gestartet, so dass es heute wieder einen gewissen Hoffnungsschimmer gibt, dass diese Art vielleicht doch noch auf Dauer überleben könnte. In Anbetracht des sehr massiv begrenzten Genpools der Gründerpopulation bestehen hier aber immer noch schwer kalkulierbare Risiken.
Der Kalifornien-Kondor gehört nebem seinem nächsten Verwandten, dem Andenkondor, zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Sie erreichen teilweise Spannweiten bis 3m und Gewichte von mehr als 10kg. Damit erreichen sie ähnliche Größen wie der erst vor wenigen Jahrhunderten ausgestorbene (bzw ausgerottete) neuseeländische Riesenadler Harpagornis moorei. Im Gegensatz zu diesem sind Kondore aber insgesamt weitaus „schwächlicher“ gebaut, da sie sich zum größten Teil von Aas ernähren. Das erkennt man nicht nur an dem unbefiederten Hals und dem langgestreckten Schädel, der darauf ausgelegt ist, Kadaver großer Tiere auszuweiden (Tatsächlich wies der Schädel von Harpagornis eine sehr ähnlich Form auf, da er ebenfalls häufig große Kadaver ausweidete, allerdings von selbst erbeuteten Tieren wie Moas). Besonders augenfällig ist das an den Füßen, denn diese sind im Gegensatz zu jenen von Greifvögeln relativ schlank und schwach, ohne die breiten Ansatzstellen für Sehnen und Muskeln, und auch ohne die gewaltigen gekrümmten Klauen mit denen große Greifvögel teilweise sogar die Knochen ihrer Beute durchschlagen können. Es fällt auch auf, dass die Krallen teilweise ziemlich stumpf sind:




calconclaw

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Einstmals gab es auf dem amerikanischen Kontinent noch Vögel, die selbst einen so gewaltigen Vogel wie den Kondor wie einen Zwerg erscheinen ließen, die Teratorne. Diese Riesenvögel, deren größter Vertreter Argentavis magnificiens eine Flügelspannweite von über 7m erreichte, werden in aller Regel mit Geiern, bzw Neuweltgeiern wie dem Kondor verglichen, und üblicherweise als riesige Aasfresser portraitriert. Tatsächlich unterschieden sie sich aber in einer Anzahl wichtiger Merkmale von typischen Geiern, etwa dem Schnabel der viel eher jenem von Raubvögeln glich, und es ist anzunehmen dass zumindest hinter einigen dieser gewaltigen Vögeln mehr steckte als bloße Riesenversionen von Kondoren, aber dazu ein ander mal mehr.

Noch mal vielen Dank auch an Wayne für die freundliche Genehmigung seine Photos zu benutzen.

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Wozu Fantasy-Monsterwürmer wenn es terrestrische Nemertinea gibt?

Es gibt Wesen die erscheinen einfach zu bizarr als dass sie echt sein könnten. Als ich das folgende Video zum allerersten Mal gesehen habe, war das einer dieser absoluten WTF!?-Momente, denn ich hatte absolut gar keine Ahnung was das sein könnte:

 

Dieses von Daniel O`Brien aufgenommene Video, sowie die folgenden Photos wurden in Australien aufgenommen. Glücklicherweise haben einige der Kommentatoren auf seiner Flickr-Photoseite  dieses groteske Wesen näher identifizieren können. Aber was ist das nun eigentlich, es sieht irgendwie aus wie eine Made, hat aber einen geradezu aberwitzig langen Rüssel den man sonst vielleicht eher von einer marinen Kegelschnecke erwarten könnte. Tatsächlich handelt es sich um einen terrestrischen Verterter der Nemertinea, welche auch unter der Bezeichnung Schnurwürmer bekannt sind. Schnurwürmer haben vor allem dadurch Berühmtheit erlangt, dass einige ihrer marinen Formen unglaubliche Längen von mehreren Dutzend Metern erreichen können, und das nur bei einer Körperdicke von einer Makaroni-Nudel (Mehr dazu bei Cameron McCormick´s blog ). Man findet die meisten Schnurwürmer im Meer, es gibt aber auch ein paar die in Brack-oder Süßwasser leben, und eben einige die auch eine terrestrische Lebensweise angenommen haben.

Die meisten Schnurwürmer sind carnivor und jagen ihre Beute, primär andere Wirbellose, mit ihrem langen ausfahrbaren Rüssel. Dieser ist entweder mit giftigen Stacheln oder mit klebrigen Sekretdrüsen besetzt, und ernöglicht diesen Räubern teilweise Beutetiere zu überwältigen, die ihre eigene Körpergröße um ein Mehrfaches übertreffen. Dabei ist der Rüssel in der Ruheposition oberhalb des Darmes in einer Art Aussackung der Leibeshöhle gelegen.
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Wie die genauen Mechanismen der Motorik dieses bizarren Organes funktionieren kann ich leider auch nicht weiter erörtern, auch wenn ich vermute dass Hydraulik dabei eine wichtige Rolle spielt. Auch ist es mir ein Rätsel, wie ein solch voluminös erscheinender Rüssel in so einem kleinen Lebewesen Platz finden kann:
schnurwurm
Die entsprechenden Wände des Rüssels müssen extrem dünn sein, gleichzeitig aber noch gute statische Eigenschaften aufweisen die ein Fangen der Beute ermöglichen, und außerdem auch noch so dehnbar sein, dass selbst große Beutetiere verschlungen werden können.
Vielleicht kann sich der ein oder andere der Peter Jacksons Neuverfilmung von King Kong gesehen hat, noch an die Szene erinnern in der einige monströse Riesenwürmer versuchen die Protagonisten aufzufressen (und es bei dem von Andy Serkis gespielten Charakter auch auf sehr unappetitliche Weise schaffen). Diese Geschöpfe erscheinen ja wirklich reichlich fantastisch, aber tatsächlich basieren sie auf real existierenden terrestrischen Schnurwürmern, und mal abgesehen von der Größe und ein paar Details wie den großen Zähnen und Borsten unterscheiden sie sich eigentlich gar nicht mal groß. In „The World of Kong“ (Rezension von mir gibt es hier) wird auch etwas näher auf diese fiktiven Monster-Nemertinea eingegangen. Sie tragen den Populärnamen „Vile Meat Weasel“ (Carnictis sordicus) und bewohnen die tiefen Urwaldschluchten von Skull Island. In der dortigen fiktiven Evolutionsgeschichte stammen sie von kleinen Parasiten ab, welche in großen Raubsauriern lebten. Irgendwann stürtze ein großer V-rex in eine der Schluchten, und anstatt einzugehen, konnten sich die Würmer in der warmen, feuchten und durch hereinstürzende Dinosaurier auch nahrungsreichen Fallgrube behaupten, und von reinen Aasfressern zu potentiellen Raubtieren entwickeln. Auch wenn das jetzt natürlich alles recht fantastisch ist, so schlecht ist diese Idee gar nicht mal.

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Buchrezension: Cephalopods – Octopuses and Cuttlefishes for the Home Aquarium

Es gibt ja leider nicht gerade viele gute Bücher über Kalmare, Oktopusse und andere Cephalopoden, daher habe ich mir vor kurzem „Chephalopods – Octopusses and Cuttlefishes for the Home Aquarium“ gekauft. Das Buch ist von Nancy King und Colin Dunlop, die auch beide Administratoren bei http://tonmo.com/ sind. Das Buch ist wirklich klasse, selbst wenn man wie ich kaum jemals vor hat, sich jemals einen kleinen Kraken oder ähnliches im Aquarium zu halten. Man findet dort unheimlich viele Informationen über diese Tiere, vor allem natürlich über ihre spezifischen Bedürfnisse in der Aquarienhaltung. Dabei wird detailiert auf die verschiedenen aquaristisch relevanten Aspekte bei der Pflege der verschiedenen Cephalopoden eingegangen, beispielsweise auf die Fütterung. Was mir besonders gut gefällt, sind dabei die vielen interessanten Bilder. Verständlicherweise wird man hier in Anbetracht der Thematik nicht irgendwelche Tiefsee-oder Hochseekalmare finden, sondern eben primär Arten die man im Aquarium halten kann. Dabei wird auch, und das finde ich sehr gut, beispielsweise betont dass man sich keine Mimikrioktopusse anschaffen sollte, nicht nur weil diese ihr arttypisches Verhalten in Gefangenschaft nicht zeigen, sondern auch weil sie recht schlechte Überlebensraten haben.

Man findet natürlich vor allem Angaben und Bilder welche verschiedene Oktopus-Arten, beispielsweise den winzigen, aber sehr giftigen Blauring-Oktopus, genauso wie den auch in manchen Kühltheken zu findenden Octopus vulgaris. Aber man kann auch über die Aquarium von Sepien (cuttlefishes) lesen, außerdem über Argonauten oder Papierboote und sogar dem Perboot oder Nautilus. Man lernt in dem Buch wirklich eine Menge über diese Tiere, was man sonst in Büchern kaum finden wird, beispielsweise dass man Oktopusse in Aquarien sehr gut mit Kinder-und Babyspielzeug beschäftigen kann. Überhaupt ist dieses Buch voll von wunderbaren Photographien, die auch viele selten und kaum bekannte Arten ( ich glaube viele Leute wissen gar nicht dass es mehr als eine Oktopus-Art gibt), sowie viele sehr interessante Detailphotos wie die Maulregion eines Nautilus. Es gibt sogar ein ausführliches Kapitel über das Photographieren von Kopffüßern in Aquarien, sicher sehr informativ selbst wenn man selbst keine hat.

Sogar auf die Zucht verschiedener Arten im Aquarium wird eingegangen, zweifellos eine der interessantesten und höchsten Erfahrungen die man bei der Haltung dieser Tiere erleben kann, zeigt doch die erfolgreiche Vermehrung, dass man seinem Cephalopoden optimale Lebensbedingungen bietet.

Für jeden der sich für Cephalopoden interessiert, ist dieses Buch sicher ein guter Kauf, und vielleicht findet ja der eine oder andere darüber sogar noch dazu selbst einmal eines dieser faszinierenden Tiere im Aquarium zu halten.

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Bild des Tages: Schildkrötenfrosch

Frösche gehören zu den Lebewesen, über die oft gerne etwas hinweggesehen wird, dabei gibt es unter ihnen eine ganze Reihe hochinteressanter Arten, die teilweise über wirklich bizarre Lebensweisen und Fähigkeiten verfügen. Beispielsweise der australische Schildkrötenfrosch (Myobatrachus gouldi).

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Das Photo stammt übrigens von hier: http://www.flickr.com/photos/liquidghoul/sets/72057594126869353/ (Thanks Evan!)

Diese Frösche verbringen einen großen Teil ihres Leben unterirdisch, vorwiegend in Sandboden. Sie quaken dort sogar während der Paarungszeit, und auch die Paarung erfolgt unterirdisch, wo sie dann auch ihre Eier in feuchtem Sand ablegen, aus denen bereits fertig metamorphierte winzige Frösche schlüpfen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fröschen hat der Schildkrötenfrosch nur ein recht kleines Maul. Mit ihm fängt er vorwiegend Ameisen, die er nachts erbeutet. In der Trockenzeit graben sie sich sehr tief in den Boden ein, bis etwa 80cm, und halten eine Art „Winterschlaf“. Eine weitere Besonderheit bei diesen Tieren ist die Art wie sie graben, denn wie Maulwürfe graben sie mit dem Kopf voran, während viele andere Frösche beim Graben ihre muskulösen Hinterbeine verwenden und sich dabei rückwärts vorarbeiten.

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Bild des Tages: Chinesische Wollhandkrabbe

Als ich letztes einige Zeit in der Gegend von Hamburg verbracht habe, hatte ich dort nicht nur Gelegenheit einige großartige Museen und den Hagenbeck-Zoo zu besuchen, sondern auch einige interessante Naturbeobachtungen zu machen. Während einiger Spaziergänge an einem kleinen See in der Nähe von Hamburg konnte ich dabei außer einigen interessanten Vögeln, diverser Feldhasen und einer großen Wanderratte auch eine Chinesische Wollhandkrabbe entdecken. Ich lief gerade in einem bewaldeten Abschnitt der Strecke über eine Brücke unter der ein kleiner Wasserlauf in den See mündete, da entdeckte ich einige Meter unter mir einen seltsamen Schemen. Als ich dann hinunterkletterte, erkannte ich dass es tatsächlich eine Wollhandkrabbe war. Sie schien sich nicht selbst zu bewegen, abgesehen von einem leichten Hin-und Herschaukeln durch die Strömung. Daher nahm ich vorsichtig einen Ast, um sie zu berühren, und es stellte sich heraus dass sie tot war. Ich muss sagen dass ich mir nicht absolut 100%ig sicher bin, ob es nicht vielleicht ein abgestreifter Panzer einer gehäuteten Krabbe war, aber so weit ich mich erinnere, war der Panzer selbst nirgends aufgebrochen.

wollhandkrabbe

Nach einigen erfolglosen Versuchen gelang es mir dann auch noch, mit Hilfe eines Stockes die Krabbe aus dem Wasser zu ziehen, und auf dem Trockenen besser untersuchen zu können.

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Dieses Exemplar war noch relativ klein, die Panzerlänge betrug vielleicht 5-6cm, aber diese Art kann noch deutlich größer werden. Nur wenig später hatte ich dann auch die Gelegenheit ein wirklich großes Exemplar im direkt an der Förde gelegenen Kieler Aquarium zu sehen. Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) ist wie man schon dem Namen erschließen kann keine heimische Art, sondern ein Neozoon, der schon Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Ballastwasser von Schiffen aus Asien eingeschleppt worden. Der Name leitet sich von dem haar-artigen Bewuchs ab, den die männlichen Tiere an den Scheren tragen, wie man auch vielleicht noch ein bisschen auf diesem Bild erkennen kann:

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Wollhandkrabben mögen ja nicht sehr schmackhaft erscheinen, aber in ihrer Heimat stellen sie begehrte Leckerbissen dar, und selbst in Deutschland werden diese Tiere, vor allem als Beifang in Aalreusen, inzwischen teilweise für den Konsum weiterverwendet. Das schmutzige braun-gelb wird dabei während der Zubereitung in heißen Wasser oder Dampf zu einem sehr delikat aussehenden Rot (sehr zu empfehlen ist hier die entsprechende Wikipedia-Seite auf der es auch ein entsprechendes Photo gibt).

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Bild des Tages: Königskrabbe

Ich hatte es ja schon einmal von Riesenarthropoden, allerdings primär von terrestrischen (die Rede war damals vom Palmendieb), aber das sollte nicht vergessen lassen, dass es im Meer sogar noch deutlich beeindruckendere Gliederfüßer gibt. Ein Beispiel hierfür wäre etwa die Königskrabbe  (Paralithodes camtschaticus), eine der größten Krabben überhaupt. Das hier gezeigte präparierte Exemplar aus dem Zoologischen Museum in Kiel hatte eine Beinspannweite von ungefähr einem Meter, und in der Stuttgarter Wilhelma kann man in dem Aquarium in dem jahrelang ein großer Hummer lebte, sogar eine lebende Königskrabbe bewundern.

Allerdings können diese Tiere sogar noch deutlich größer werden, und Beinspannweiten von mehr als 1,5m und Gewichte von etwa 10kg erreichen. Allerdings sind solche Größen recht selten, und die große Masse der Tiere bleibt darunter. Der eigentliche Körper ist dabei nicht einmal allzu groß, doch die enorme Länge der Beine läßt diese Tiere wirklich extrem groß erscheinen. Zweifellos würden sich diese Tiere auch  gut als Requisiten für einen Fantasy-oder Science-Fiction-Film eignen. Vor gar nicht allzu langer Zeit gingen ja diverse Sensationsmeldungen durch die Presse, dass sich diese Tiere immer weiter nach Süden ausbreiten würden, und wohl sogar die deutsche Küste erreichen würde, was allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit Unsinn ist. Da wurden wieder mal bewußt Panikmeldungen gemacht, und die Fakten bewußt unter den Tisch gekehrt.

Im Übrigen sind Königskrabben trotz ihres nicht gerade attraktiven Aussehens durchaus sehr schmackhaft, und werden inzwischen sogar gezüchtet und teuer verkauft.

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