Bild des Tages: Lachsschädel mit Laichhaken

Ein meiner Ansicht nach besonders interessanter Fischschädel ist dieser große Schädel eines Lachses, nicht nur weil er gut die multiplen Ansatzstellen von Zähnen zeigt, etwa am Gaumen und auch  auf der Zunge, sondern weil er einen sehr stark ausgeprägten Laichhaken aufweist. Das Bild stammt übrigens auch aus dem Archiv des Naturkunde-Museums Berlin:

Lachsschädel mit Laichhaken

Dieser Laichhaken wird während der Laichzeit zusammen mit verschiedenen anderen körperlichen Veränderung bei den männlichen Lachsen ausgebildet. Dabei kommt es auch zu einem Verlust der ursprünglichen Zähne, die dann später durch funktionslose neue Zähne ersetzt werden. Bei Arten die mehrmal im Leben in die Flüsse aufsteigen, verschwindet er wieder, während er bei Arten die nur einmal laichen und dann sterben, irreversibel ist. Manchmal findet man Laichhaken sogar bei großen männlichen Bachforellen und Seeforellen, zuweilen sogar in recht starker Ausprägung. Zu welcher Art der oben gezeigte Schädel gehört, weiß ich allerdings nicht, möglicherweise war es aber ein Königslachs.

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Bild des Tages: Seewolf-Schädel

Zugegeben, den Schädel eines Seewolfes (aus dem Naturhistorischen Museum Wien) habe ich schon mal gebracht, aber dieser ebenfalls sehr schöne Seewolf-Schädel aus dem Archiv des Naturkunde-Museums Berlin passt einfach zu gut in die vorherige Reihe:

Seewolf Schädel

Ich vermute mal, dass es sich hierbei um einen Schädel des Gestreiften Seewolfes Anarhichas lupus handelt. Man sieht sehr gut das stark heterodonte Gebiss, mit spitzen gekrümmten „Wolfszähnen“, um die Beute zu packen und ins Maul zu befördern, und die dahinter liegenden breiten Mahlzähne, um Schalen und Panzer diverser Invertebraten zu zermalmen.

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Bild des Tages: Drückerfisch-Skelett

Fischskelette können außerordentlich interessant sein, darum poste ich hier als Fortsetzung der beiden letzten Einträge, in denen ja auch Fischschädel gezeigt wurden, eine entsprechende Reihe von „Bildern des Tages“. Den Einstieg macht dabei das Skelett eines Drückerfisches, aufgenommen in der Darwin-Sonderausstellung im Naturkunde Museum Berlin:

Drückerfisch Skelett

Man sieht sehr gut den stark modifizierten aufrichtbaren ersten Strahl der Rückenflosse, mit dem sie sich zwischen Felsen und Korallen verkeilen können, sowie die meiselartigen Zähne, die sie zum Zertrümmern von hartschaligen Mollusken, Krebsen und Seeigeln benutzen. Entsprechend bietet der Schädel sehr starken Muskeln Platz und Ansätze, um die dafür nötige Kraft aufbringen zu können. Interessanterweise schwimmen Drückerfische oft leicht schräg, und große Exemplare schwimmen teilweise sogar komplett auf der Seite.

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Der Riesenwels Pangasianodon sanitwongsei

In den letzten Jahren wurde sogenannter „Pangasius“ immer beliebter als Speisefisch, und ist inzwischen vielfach sogar zum festen Inventar der Tiefkühlfischtheken vieler Supermärkte geworden. Wie aber so ein Fisch, der primär für seine schmackhaften und obendrein auch noch grätenlosen Filets bekannt ist, im Lebendzustand aussieht, wissen wohl nur die wenigsten. Auch täuscht die Größe der Filets stark darüber hinweg, dass diese Tiere sehr erhebliche Größe erreichen können. Was uns üblicherweise als „Pangasius“ verkauft wird, sind üblicherweise junge Exemplare von Pangasianodon hypophthalmus aus asiatischer Aquakultur. Da die Fische besonders für die Supermarktketten genormte Filetgrößen aufweisen müssen, werden sie schon sehr früh geschlachtet. In freier Natur lebende Exemplare können aber zuweilen durchaus Längen um 1,5 m erreichen, womit sie unter Süßwasserfischen schon in den oberen Ligen angesiedelt sind. Dem Pangasius sehr ähnlich, aber noch deutlich größer werdend, ist der gewaltige Pangasianodon sanitwongsei. Dieses Photo stammt aus dem Aquarium des Zoologischen Gartens Berlin, wo einige Exemplare zu sehen sind:

pangasianodon-sanitwongsei

Leider ist die Qualität der Photos nicht allzu gut, was nicht nur an der Scheibe lag, sondern auch daran, dass es nicht so einfach war, so einen großen Fisch immer ganz aufs Bild zu bekommen. Das größte Exemplar im Berliner Aquarium bringt es auf etwa 1,5 m.

pangasianodon-sanitwongsei-berlin

Diese Tiere lebend aus allernächster Nähe einmal zu sehen, ist wirklich beeindruckend. Dabei waren diese Exemplare sogar noch ein gutes Stück von der möglichen Endlänge dieser Art entfernt. Der nahe mit ihm verwandte Mekong-Riesenwels oder Pa beuk ( Pangasianodon gigas ) ist relativ bekannt, vor allem seit vor einigen Jahren ein Rekordexemplar von 2,7 m Länge und 293 kg gefangen wurde, einer der allergrößten jemals nachgewiesenen Süßwasserfische überhaupt. Sowohl der Mekong-Riesenwels als auch Pangasianodon sanitwongsei sind beide massiv überfischt, so dass nur noch ganz selten wirklich riesige Exemplare gefangen werden. Es scheint aber, dass Pangasianodon sanitwongsei einstmals ähnliche Größen erreichte wie Pangasianodon gigas. In Anbetracht des gewaltigen Exemplares in Berlin erscheint dies auch keineswegs unglaubhaft.

Die Mitglieder der Gattung Pangasianodon sind keine wirklichen Raubfische, auch wenn vor allem große Exemplare auch mal andere Fische fressen. Das macht sie auch gerade für Aquakulturen sehr interessant, da sie sich auch mit pflanzlichen Produkten mästen lassen. Der Kopf ist ausgesprochen massiv und verfügt über ein sehr breites Maul. Der kompakte Körper, die großen Flossen, der silbirge Körper und die für Welsverhältnisse völlig unterentwickelten Barteln führen dazu, dass sie oberflächlich durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit Haien haben, weshalb sie besonders in der Aquaristik auch vielfach als „Haiwelse“ gehandelt werden. Eine Folge davon war ja auch dann der noch immer kursierende Internet-Hoax über einen angeblichen Menschen fressenden Riesenwels, der in einem asiatischen Wasserreservoir gefangen wurde. Tatsächlich handelte es sich dabei (wie ja schon in einem früheren Blogeintrag geschrieben) um einen jungen Walhai, und selbstverständlich hatte der weder Menschen gefressen, noch wurde er im Süßwasser gefangen, die ganze Geschichte wurde einfach um ein paar Photos eines ganz normal im Meer gefangenen Riesenhaies herumgesponnen. Zugegebenweise haben große Pangasianodon-Arten tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Walhaien, aber dennoch ist es erschreckend mit was für einer Ignoranz viele Leute an die Geschichte glauben, selbst wenn ihnen Vergleichsbilder mit Walhaien gezeigt wurden.

Im Archiv des Naturkunde-Museums Berlin hatte ich auch die Gelegenheit einmal den präparierten Schädel eines solchen Riesenwels zu sehen:

pangasianodon-sanitwongsei-2

Leider ist kein geeigneter Größenvergleich vorhanden, aber der Schädel gehörte zweifellos einem Exemplar, das noch ein gutes Stück größer war als der größte Wels im Berliner Aquarium. Für einen Fischschädel ist der Kopf außerdem extrem massiv und kompakt gebaut.

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Wenn man also das nächste Mal einen Pangasius auf dem Teller hat, kann man sich ja noch mal vor Augen führen, um was für einen außerordentlichen Fisch mit noch außerordentlicherer Verwandtschaft es sich handelt.

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Bild des Tages: Wolfssalmler

Im Aquarium des Berliner Zoologischen Gartens gibt es ja eine ganze Menge hochinteressante Dinge zu sehen, so viele, dass man vieles davon leicht übersehen kann, weil einzele besonders spektakulärere Aquariumbewohner natürlich am meisten die Blicke auf sich ziehen. Einer der auf den ersten Blick vielleicht gar nicht mal so auffallenden Fische die man dort bewundern kann, ist der Wolfssalmler oder Payara (  Hydrolycus scomberoides):

hydrolycus-scomberoides

Dieser Payara war zwischen 40 und 50 cm groß, in ihrer Heimat, dem Amazonas und seinen großen Nebenflüssen, können sie aber ausnahmsweise auch mal Gewichte von etwa 20 kg erreichen. Warum man diesen Raubfisch im Englischen auch „Vampire Tetra“ nennt, wird auf diesem Photo leider nicht ersichtlich. Glücklicherweise konnte ich in der Ausstellung des Museums für Naturkunde Berlin noch einen präparierten Schädel photographieren, der die Namensgebung leicht nachvollziehen läßt:

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Diese riesigen Fangzähne benutzen die Payaras vor allem um ihre Hauptbeute, vornehmlich Piranhas, regelrecht aufzuspießen.

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Die riesigen paarigen Zähne im Unterkiefer sind bei geschlossenem Maul nicht zu sehen, da sie in zwei passgenaue Höhlungen im Schnauzenbereich des Oberkiefers versteckt sind.

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Bild des Tages: Tukan-Schädel

Heute gibt es nur ein Bild des Tages. Es handelt sich dabei um den Schädel einer nicht näher bestimmten Tukan-Spezies. Das Bild stammt übrigens aus der Darwin-Sonderausstellung des Humboldt-Museums in Berlin:

Tukan-Schädel

Wenn man genau hinsieht, kann man im vorderen Teil des Schnabels auch die nach vorne gerichteten Zacken der Hornschneiden sehen.

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Massive Zahnanomalien bei ozeanischen Schweinen

In der Ozeanien-Ausstellung des Berliner Völkerkundemuseum habe ich nicht nur den im letzten Post beschriebenen Zwergpottwal-Unterkiefer entdeckt, sondern auch einige äußerst merkwürdige Schweinekiefer. Schweine spielen in den ozeanischen Kulturen oft eine wichtige soziale und kulturelle Rolle, und gehören zum wertvollsten, was eine Familie besitzen kann. Manchmal werden sogar noch heute Ferkel von Frauen gestillt, was gut erkennen läßt, was für einen hohen Wert diese Tiere haben. Außerdem sind sie neben Hunden die einzigen wirklich domestizierten Tiere, die ursprünglich in diesen Gebieten gehalten wurden. Dabei ist nicht nur das Fleisch für die Eingeborenen von Interesse, sondern auch die Zähne der Eber, da diese vielfach zu repräsentativen Schmuckelementen verarbeitet werden. Teilweise werden aber auch ganze Schädel oder aber Unterkiefer zu, möglicherweise rituellen, Zwecken behalten. Einige solcher Schweineschädel und -kiefer gab es auch in der Ozeanienausstellung zu sehen. Der Beschriftung nach soll an ihnen nichts Ungewöhnliches sein, aber das ist keineswegs der Fall. Dass Hausschweine oftmals ziemlich masive Zahn-und Kieferanomalien haben, habe ich ja schon früher einmal geschrieben. Allerdings handelt es sich dabei primär um die oftmals sehr kurzköpfigen Rassen, die größtenteils erst in den letzten 150 Jahren gezüchtet wurden, während es sich hierbei um noch recht ursprüngliche und langschnäuzige Schläge handelt. Was aber auffällt, sind die extrem großen und bogenförmig gebogenen unteren Eckzähne, die man bei ozanischen Keilern oft findet:

Ozeanische Schweine-Mandibula mit anomalen Zähnen

Ozeanische Schweine-Mandibula mit anomalen Zähnen

Wie man sieht, sind die Eckzähne dieses Ebers so weit gewachsen,  dass sie durch die Haut wieder in den Knochen eingedrungen sind. Wie das noch zu Lebzeiten ausgesehen hat, läßt sich bei dem blanken Kiefer natürlich nicht mehr genau sagen, aber es war mit Sicherheit extrem unangenehm. Wie man sieht, ist um den Zahn herum der Knochen großflächige abgebaut. Wird auf einen Knochen Druck ausgeübt, bildet er sich an der entsprechenden Stelle zrück, umgekehrt wird bei Zug das Wachstum angeregt, was man sich ja auch in der Kieferorthopädie zu Nutze macht, um Zähne zu verrücken. In diesem Fall kamen wahrscheinlich auch noch Entzündungen dazu, da an dem Zahn entlang ja auch Keime ins Gewebe eindringen konnten. In der Ausicht kann man auch erkennen, dass auf der linken Seite des Kiefers mehrere Zähne fehlen, wo der Eckzahn in den Kiefer gewachsen ist. Auf der anderen Seite scheint er an den Wurzeln knapp vorbei gewachsen zu sein. Wahrscheinlich gab es durch den eingewachsenen Fremdkörper (im Prinzip ist es hier ja kein wirklicher Fremdkörper, sondern ein Teil des eigenen Körpers, aber wie bei einem tief eingewachsenen Zehennagel ist die Wirkung die gleiche) eine entzündliche Reaktion im Bereich der Wurzeln, die dann möglicherweise zu einer apikalen Parodontitis geführt hat. Dabei sind die Zähne erst abgestorben, und später hat sich der Zahnhalteapperat zurück gebildet, bis die betroffenen Prämolaren und Molaren dann ausfielen.

Ozeanische Schweine-Mandibula mit anomalen Zähnen 4

Dem Eber welchem dieser Unterkiefer gehörte, ist von dem Schicksal verschont geblieben, dass sein Eckzähne wieder in den Kiefer wuchsen, doch hätte er noch einige Jahre weiter gelebt, hätte es ihn wahrscheinlich auch ereilt.

Ozeanische Schweine-Mandibula mit anomalen Zähnen 2

Was im Extremfall passieren kann, wenn ein solcher Zahn immer weiter wächst, sieht man auf dem nächsten Bild. Der Zahn hat beinahe einen perfekten Kreis gebildet, und wächst schon beinahe in die eigene offene Wurzel hinein. Man sieht übrigens auch recht schön, dass es bei der Bildung der Zahnhartsubstanz zu Wachstumsstreifen kommt. In menschlichen Zähnen gibt es das auch, allerdings sieht man es da weit weniger gut.

Ozeanischer Schweinezahn, fast komplett rund

Die Frage ist jetzt natürlich, warum habe diese Schweine teilweise so extrem gebogenen Zähne? Ich weiß nicht ob sich jemals irgendjemand mit der Schweinezucht in Papua oder Kaledonien näher beschäftigt hat, etwa um herauszufinden, ob es hier eine gezielte Selektion gibt. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es zumindest unbewußt zu einer gerichteten Selektion gekommen ist, wenn Eber mit besonders imposanten und stark gekrümmten Eckzähnen möglicherweise bevorzugt behandelt und auch später geschlachtet wurden, als solche, bei denen das nicht der Fall war. Dadurch hätten jene Eber auch mehr Nachwuchs gezeugt, und über die Jahrhunderte könnte es zu einer immer extremeren Ausbildung dieses Merkmales gekommen sein. Solche Zähne sind nicht nur als Schmuck, zum Beispiel durch die durchbohrte Nasenscheidewand gesteckt, sondern auch als Dekoration von Kultgegenständen in Verwendung, wie man anhand dieser Maske sieht:

Ozeanische Maske mit Schweine-Zähnen

Hier sieht man mal einen Schädel eines noch etwas jüngeren Ebers, bei dem die Eckzähne keine Gelegenheit mehr hatte, imposante Ausmaße zu erreichen:

Ozeanischer Schweineschädel

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Mysteriöser Walkiefer

Zoologische Kuriositäten findet man bei weitem nicht nur in Naturkundemuseen, sondern manchmal auch an Orten, an denen man nur bedingt damit rechnet, etwas wirklich Interessantes zu finden. So war es auch bei diesem Walunterkiefer, der in der Ozeanien-Ausstellung des Völkerkundemuseums in Berlin zu sehen ist. Das Museum ist wirklich hoch interessant, und absolut zu empfehlen. Ich habe dort auch noch einige andere Dinge gesehen, über die ich in nächster Zeit noch bloggen wollte. Neben diversen anderen, wirklich faszinierenden Ausstellungen, wie etwa über diverse frühe  südamerikanische  Kulturen, hat mir ganz besonders die große Ozeanien-Ausstellung gefallen. Neben einigen wirklich skurilen künstlerischen Darstellungen diversen lebender und mythologischer Wesen, kompletten Katamaranen, Langhäusern und einer Unzahl verschiedener Waffen, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände lag dort auch diese Mandibula eines Wales. Der Aufschrift nach stammt er von den südlichen Salomon-Inseln, also einer Inselgruppe im Süd-Pazifik, und wurde im Jahre 1934 gesammet. Die Zähne diverser Wale wurden und werden dort teilweise immer noch als Zahlungs-oder Prestigeobjekte gehandelt, wobei der größte Wert natürlich den großen Pottwalzähnen zukommt. Diese noch weitgehend intakte Mandibula wurde allerdings als ein Delphinunterkiefer beschriftet. Wer sich etwas mit Walen und ihrer Anatomie auskennt, dürfte aber sicherlich sofort erkennen, dass es sich hierbei keineswegs um den Unterkiefer irgend eines Delphines handelt. Die Photos sind leider nicht ganz so toll, weil ich sie ohne Blitz machen mußte, und auch das Stativ nicht verwenden konnte.

Kogia Mandibula 1

Wie man sieht zeigt dieser Unterkiefer eine ganze Reihe von Besonderheiten, etwa die extrem weit auseinander stehenden Kieferäste, welche dem ganzen Kiefer in der Aufsicht ein sehr Y-artiges Aussehen geben. Insgesamt ist der Teil in dem die Zahnbögen stehen auch nur ungewöhnlich kurz im Verhältnis zur Gesamtlänge. Auch fällt auf, dass der Hinterteil der Kieferäste beinahe nur papierdünn ist, was man auch ganz gut an der Beschädigung am Hinterende des rechten Kieferastes sieht.

Kogia Mandibula 2

Sehr ungewöhnlich für einen Wal sind auch die Zähne. Insgesamt 14 Stück in jeder Kieferhälfte, sind sie extrem lang, dünn, und dazu auch noch ziemlich spitz. Man sieht auf dem unteren Bild auch ganz gut die gekrümmte Form, die beinahe schon an jene von Pythonzähnen erinnert.

Kogia Mandibula 4

Hier sieht man noch mal gut die Y-Form des Unterkiefers.Kogia Mandibula 3

Um was für einen Kiefer handelt es sich hier also? Anhand der aufgeführten Merkmale kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass er von einer der Kogia-Arten stammt, also entweder von einem Kleinen Pottwal (Kogia simus) oder einem Zwergpottwal (Kogia breviceps). Ersterer hat im Unterkiefer in der Regel 7-13 Zähne pro Seite, während es beim Zwergpottwal zwischen 10 und 16 pro Kieferhälfte sind. Daher vermute ich mal eher, dass es sich um Kogia breviceps handelt, und nicht um Kogia simus. Diese kleinen, und auch ziemlich unbekannten Wale sind wirklich hochinteressant. Nicht nur dass sie ziemlich merkwürdige Kiefer besitzen, sie haben auch andere Merkwürdigkeiten zu bieten, wie etwa die Verteidungsstrategie sich bei Haiangriffen in einer undurchsichtigen Wolke aus Kot zu verstecken… Für alle die noch nie ein Bild von einem Zwergpottwal gesehen haben, stelle ich hier mal eines von Wikipedia rein:

Man könnte leicht der Annahme verfallen, dass Zwergpottwale und Kleinpottwale praktisch ursprüngliche „Stammformen“ des hochspezialisierten Pottwales sind. Doch auch wenn ihr Äußeres weniger spektakulär anmutet als jenes des gewaltigen Physeter catodon, zeigt sich bei der genaueren Betrachtung ihrer Schädelanatomie, dass sie sogar noch viel komplexer und höher entwickelt ist, als jene ihres riesigen Verwandten. Vielleicht sahen die frühen Vorfahren der Pottwale tatsächlich so ähnlich aus wie die heutigen Kogia-Arten, nur mit etwas längeren Schädeln vermutlich, ähnlich der aus der peruanischen Pisco-Formation (über die tollen Sachen die man dort gefunden hat irgendwann mehr…) bekannten Art Scaphokogia cochlearis, die möglicherweise zu einem Schwestertaxon der Kogia-Gattung gehörte. Interessant ist, dass auch die Zwerg-und Kleinpottwale üblicherweise nur im Unterkiefer Zähne haben, auch wenn bei Kogia simus teilweise bis zu sechs verkümmerte Zähne im Oberkiefer auftreten können. Frühe Pottwale mit gut ausgebildeten Zähnen in beiden Kiefern kennt man ja auch einige, nicht nur die Orca-artigen Killerpottwale wie Zygophyseter varolai oder Brygmophyseter shigensis, sondern auch Formen wie Idiorophus patagonicus, dessen Gebiss vermuten lassen könnte, dass er bereits auf dem Weg zu einem spezialisiertem Kalmarjäger war.

Wie ihr großer Verwandte,  der Pottwal Physeter catodon, tauchen sie zum Jagen in große Tiefen herab, um dort vor allem Cephalopoden zu jagen. Dabei tauchen sie nicht einfach mit dem Kopf voran ab, wie man es eigentlich erwarten würde, sondern versinken einfach völlig laut-und bewegungslos unter die Wasseroberfläche.

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Bild des Tages: Badender Braunbär

Heute nur ein kurzes Bild des Tages, ein badender Braunbär aus dem Zoologischen Garten Berlin. Kein besonders exotisches Tier zwar, aber dafür in einer recht lustigen Pose:

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Interessant ist übrigens auch das Gehege der Berliner Braunbären, denn sie teilen es sich allem Anschein nach ohne Probleme zu haben mit einigen weißen Wölfen aus Alaska.

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Der erstaunliche Helmkasuar

Als ich vor einiger Zeit im Zoologischen Garten in Berlin gewesen bin, hatte ich dort die Gelegenheit, einen Helmkasuar (Casuarius casuarius)einmal aus allernächster Nähe zu beobachten, als dieser sich gerade nahe des Zaunes im Außengehege befand. Vor einigen Jahren habe ich bereits einen im Zoo Schönbrunn bei Wien gesehen, allerdings war dieser ständig in Bewegung, und nur ganz kurz nahe des Zaunes, so dass ich auch keine guten Photos machen konnte. In Berlin dagegen war es mir dann zum Glück möglich einige Bilder zu machen, die größtenteils recht passabel sind, und einige interessante Details zeigen. Mit am Auffälligsten ist natürlich der namensgebende „Helm“ auf dem Kopf. Üblicherweise kann man lesen, dass dieser im dichten Unterholz als Schutz für den Kopf dient, aber so weit ich weiß, handelt es sich dabei auch nur um eine populäre Vermutung, und keine erwiesene Tatsache. Vielleicht hat er aber auch tatsächlich primär einen dekorativen Zweck, vergleichbar den großen Schädelauswüchsen die man bei Nashornvögeln findet. Dazu würde auch der äußerst prächtig gefärbte Kopf und Hals passen.

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Ich habe hier extra mal noch ein Photo eingefügt, dass den Hals und Kopf noch von hinten zeigt. Wie man sieht verläuft im Nacken ein Streifen stark geblähter und gefalteter Haut. Hier werden zweifellos Parallelen zum Truthahn sichtbar (nachzulesen im vorigen Blogpost), allerdings unterscheiden sich Helmkasuare in dieser Merkmal vor allem insofern von Truthähnen, als dass bei ihnen beide Geschlechter die auffälligen Farben tragen, und sich auch sonst außer in der Größe äußerlich nicht unterscheiden.

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Über den Helmkasuar, wie auch die beiden anderen Kasuare, den Einlappenkasuar (Casuarius unappendiculatus) und den Bennett-Kasuar (Casuarius bennetti) gäbe es jede Menge zu schreiben, etwa über ihre teils recht seltsame Verbreitung, die damit in Zusammenhang steht, dass sie schon früh vom Menschen weiterverbreitet wurden. Oder über ihre Schwimmfähigkeit und die Fortpflanzung. Ich möchte hier aber primär nur auf einige besondere anatomische Details des Helmkasuars eingehen. Die Kasuare sind nach Strauß und Emu die größten rezenten Vögel der Erde, und erreichen Gewichte bis etwa 70kg. Ihre Flügel sind sehr stark zurückgebildet, aber sie zeigen doch einige interessante Merkmale. Während beim Strauß die Schwungfedern zu den bekannten großen buschigen Federn ausgebildet sind, die sowohl beim Imponieren als auch beim Rennen zum Balancieren dienen, sind sie bei dem näher mit den Kasuaren verwandten Emus zwischen dem restlichen Federkleid praktisch gar nicht zu sehen. Auch bei den Kasuaren sieht man nicht viel von den eigentlichen Flügeln, doch zwischen den glänzend schwarzen und fellartigen Federn ragen im Bereich der verkümmerten Schwingen einige merkwürdige Gebilde heraus, die wohl einzigartig innerhald der Vogelweld sind. Man kann es auf diesem, wie auch auf dem folgenden Bild eigentlich ganz gut sehen, es wachsen ein paar sehr lange, und vollkommen ungeschweifte Federkiele an den Flügeln der Kasuare. Ob diese irgendeinen praktischen Nutzen haben, oder auch nur „zur Dekoration“ dienen, ist mir aber leider völlig unbekannt.

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Ebenfalls äußerst interessant sind die riesigen inneren Krallen welche die Kasuare an zwei ihrer Zehen tragen. Anders als die sichelförmigen und spitzen Krallen der Seriemas über die ich ein paar Einträge zuvor geschrieben habe, sind sie beim Kasuar nur sehr mäßig gekrümmt, und scheinen sich an der Spitze auch flach am Boden abzuschleifen. Kasuare benutzen diese Krallen als äußerst gefährliche Waffen, und sie sind durchaus in der Lage, damit einen Hund, ein Schwein oder sogar einen Menschen schwer zu verletzen oder gar zu töten. Aufgrund ihrer Gefährlichkeit werden von den papuanischen Eingeborenen die von kleinauf wie Haustiere großgezogenen Kasuare auch ab einer gewissen Größe in kleine Gehegen gehalten. Diese Vögel stellen teilweise immer noch enorme Prestigeobjekte dar, die ein äußerst hohes Wertpotential besitzen. Durch den hohen Handelswert ist es wohl auch zu erklären, dass diese Vögel auch in Gebieten zu finden sind, in denen ihr Vorkommen aus rein biogeographischer Sicht nur schwer zu erklären ist.

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Wer einmal die Gelegenheit hat einen Kasuar in einem Zoo oder Vogelpark aus der Nähe zu betrachten, der sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, und sich diese ebenso imposanten wie exotischen Vögel einmal genauer ansehen.

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