Bild des Tages: Riesentukanschädel

Heute gibt es nur ein kurzes Bild des Tages, allerdings soll dies der Auftakt einer Reihe von interessanten und ungewöhnlichen Vogelschädeln-und Skeletten werden. Den Beginn macht der Schädel eines Riesentukans (Ramphastos toco) aus der Zoologischen Schausammlung Heidelberg:

Riesentukan-Schädel (Ramphastos toco)

Riesentukan-Schädel (Ramphastos toco)

Dieses Schädelpräparat zeigt sehr schön wie stark hypertrophiert der Schnabel dieser Vögel ist. Wenn man genau hinsieht, erkennt man zumindest im vorderen Teil der Schnabelränder eine leichte Wellenform, welche am Hornanteil des Schnabels in Form von flachen, nach vorne gerichteten Zacken ausläuf. In Ermangelung eigener guter Bilder von Riesentukanen ist hier ein Photo von Wikipedia, um die sägeartigen Schnabelränder besser zu zeigen. Was man auf diesem Photo bei geschlossenem Schnabel allerdings leider nicht sieht, ist dass diese Zacken nicht nur oben, sondern auch unten im Schnabel vorhanden sind:

Riesentuka Ramphastos_toco4 von Wikipedia

Wozu braucht aber nun der Riesentukan diese seltsamen Zacken und diesen absurd großen Schnabel überhaupt?

Tukane haben ein recht breites Nahrungsspektrum, welches vor allem aus Früchten, aber auch Vogeleiern und gelegentlich auch kleineren Tieren wie Insekten, kleinen Reptilien, sowie Nestlingen und kleine Vögeln besteht. Kleinere Früchte werden vom Riesentukan am Stück gefressen, größere dagegen im Schnabel zerquetscht, und der austretende Saft getrunken. Dabei helfen die Zacken die Früchte am Abrutschen zu hindern. Zudem ist der sehr lange und leicht gebogene Schnabel natürlich auch ein sehr gutes Werkzeug um Früchte an schwer erreichbaren Stellen, etwa auch zwischen Stacheln oder Dornen zu pflücken, sowie um Eier und Nestlinge aus tiefer in Baumhöhlen gelegenen Nestern zu rauben.

Um noch mal einen besseren Eindruck von der Größe des Schnabels im Vergleich zum ganzen Vogel zu bekommen, ist hier noch mal ein Photo eines Riesentukans (von Wikipedia)

Riesentukan (von Wikipedia)

Riesentukan (von Wikipedia)

 

Auch hier gäbe es – wie eigentlich immer – noch viel mehr über diese faszinierenden Vögel zu schreiben, etwa über all die anderen, weitaus weniger bekannten Tukan-Arten, aber das soll nun erst einmal genug sein.

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Der Riesensturmvogel – blutgieriger „Geier“ der Antarktis

Als ich zum ersten Mal einen Riesensturmvogel in der Zoologischen Schausammlung der Universität Tübingen in voller Lebensgröße sah, war ich wirklich beeindruckt von dessen enormer Gestalt. Zwar kannte ich diese an Raubmöwen erinnernden Vögel bereits von Bildern und aus Dokumentationen, doch geben diese kaum eine Vorstellung davon, wie sie aus nächster Nähe wirken. Mit Körperlängen von 86-99 cm und Gewichten von etwa 5 (für Männchen) bis sogar 8 kg (für große Weibchen) übertreffen sie sogar große Seeadler, auch wenn sie mit nur etwa 2 Metern nicht deren Spannweiten erreichen.

Riesensturmvogel Macronectes giganteus in der Zoologischen Schausammlung Tübingen

Riesensturmvogel Macronectes giganteus

Es gibt zwei Arten von Riesensturmvögeln, den oben abgebildeten Südlichen Riesensturmvogel (Macronectes giganteus) sowie den Nördlichen Riesensturmvogel oder Hall-Riesensturmvogel (Macronectes halli). Beide Arten sehen sich sehr ähnlich, und überschneiden sich teilweise auch in ihrem Verbreitungsgebiet, jedoch kommt erstgenannte tendenziell weiter südlich vor als der Nördliche Riesensturmvogel, außerdem unterscheiden sie sich an der Farbe ihrer Schnabelspitzen.

Riesensturmvogel im Flug (von Wikipedia)

Riesensturmvögel spielen in ihrem vor allem marinen Verbreitungsgebiet eine ähnliche Rolle wie Geier auf dem Festland und in gemäßigteren Zonen. Ein recht großer Anteil ihrer Nahrung besteht aus Aas, sowohl angeschwemmten toten Fischen und anderen kleineren Meerestieren, als auch verendeten Robben, die in großen Kolonien immer wieder anfallen. Außerdem fressen sie auch zuweilen Krill und Kalmare, sowie auch Abfälle die von Schiffen ins Meer geworfen werden. Teilweise attackieren und töten sie aber auch junge Pinguine.

Als Anpassung an ihre Lebensweise besitzen Riesensturmvögel sehr große und ungewöhnlich kräftige Schnäbel, welche es ihnen auch erlauben frische Kadaver von Seeelefanten und anderen Robben aufzureißen. Allerdings ist er auch eine tödliche Waffe bei der Jagd auf Pinguine.

Riesensturmvogel Schnabel

Riesensturmvogel Schnabel

Auf diesem Photo sieht man sehr gut wie Riesensturmvögel mit ihren kräftigen Schnäbeln Robbenkadaver zerreißen können. Oft dringen sie mit ihren Köpfen tief in die Körperhöhlen der Kadaver ein um an die Eingeweide zu gelangen, so dass sie dann häufig bis zum Hals völlig mit Blut verschmiert sind.

Riesensturmvogel an Robbenkadaver (von Wikipedia)

Wie bereits erwähnt dient dieser Schnabel aber nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Waffe bei der Jagd. In dem weiter unten verlinkten Video sieht man sehr gut wie wirkungsvoll und tödlich er dabei eingesetzt wird. Es sei darauf hingewiesen dass dieses Video nichts für schwache Mägen oder schwache Nerven ist, dem noch lebenden und zwischendurch sogar wieder flüchtenden Pinguin werden bei lebendigen Leib die Gedärme aus der Kloake herausgerissen und gefressen, während ein anderer Riesensturmvögel Stücke aus dem Hals heraus pickt und verschlingt.

http://www.youtube.com/watch?v=so6LSuM3BhI

 

Derartige Aufnahmen kommen nicht ganz zu Unrecht normalerweise nicht im Fernsehen, aber man muss sich bewusst machen, dass dies ein Teil der Natur ist. Auch andere Raubtiere töten und fressen zuweilen auf ähnliche Weise, auch Arten wie Wölfe oder etwa Seelöwen, was man aber normalerweise nicht zu sehen bekommt. Unsere Vorstellungen von „gut“ und „böse“ sind aber subjektiv, und lassen sich von unseren Werten nicht auf die Tierwelt übertragen.

In der leicht schrägen Frontalansicht sieht man sehr gut die ungewöhnliche Nasenpartie, welche das namensgebende Merkmal der Procellariiformes oder Röhrennasen ist, zu welchen auch die Riesensturmvögel gehören. Statt zu den Seiten öffnen sich die beiden Nasenlöcher unterhalb der Hornleiste als zwei Röhren nach vorne hin. Über diese Röhren wird überschüssiges Salz ausgeschieden, welches als stark salzhaltiges Sekret von speziellen Drüsen oberhalb der Nasenpassage sezerniert wird.

Riesensturmvogel Röhrennase

Riesensturmvogel Röhrennase

Zudem haben verschiedene Röhrennasen, und unter diesen auch die Riesensturmvögel, die ungewöhnliche Fähigkeit eine stinkende, ölige Flüssigkeit auf Angreifer zu speien.. Dies geschieht allerdings trotz gelegentlich anderslautenden Behauptungen nicht über die Nasenöffnung, sondern über den geöffneten Schnabel. Speziell den Riesensturmvögeln hat diese Fähigkeit auch den Beinamen „Stinker“ eingebracht. Dieses „Magenöl“ enthält unter anderem Wachsester und Triglyceride, und erhärtet auch beim Abkühlen unterhalb der Körpertemperatur. Als Abwehr gegen Feinde ist dieses stinkende gelbliche Öl nicht nur auf Grund des Geruchs wirksam, sondern auch weil es bei anderen Vögeln die Federn verkleben und deren Flug-und Schwimmfähigkeit beeinträchtigen kann. Neben der defensiven Wirkung hat das bei der Verdauung der Nahrung gebildete Magenöl aber noch eine ganz andere Bedeutung. Es ist extrem energiehaltig, und hat einen kalorischen Brennwert, welcher fast so hoch wie Dieselöl ist. Die fütternden Altvögel, welche teilweise große Strecken bei der Suche nach Nahrung zurücklegen müssen, können auf diese Weise größere Mengen an Futter sozusagen energetisch komprimieren, da das Öl bei gleichem Gewicht viel nahrhafter ist Fisch oder Fleisch.

Riesensturmvogel (von Wikipedia)

Dies ist nun statt dem eigentlich beplanten „Bild des Tages“ tatsächlich wieder ein ganzer Artikel geworden, auch wenn er nur einen kleinen Teil der faszinierenden Natur der Riesensturmvögel zeigt. Wer einmal selbst die Gelegenheit hat, einen solchen Vogel in einem Museum, oder vielleicht sogar in der freien Natur zu sehen, der sollte sich die Zeit nehmen und ihn einmal näher in Augenschein nehmen.

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Bei den Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl

Smaragdeidechse am Badberg

Schon seit vielen Jahren wollte ich einmal den Kaiserstuhl besuchen, jenes vulkanisch entstandene Mittelgebirge im Breisgau, welches durch sein besonderes Mikroklima einige geradezu exotisch anmutende Arten beherbergt, die man kaum sonst irgendwo in Deutschland findet. Schon seit meiner Kindheit kenne ich jenes fast schon unwirklich anmutende Gebiet, dem (fast) allein zu verdanken ist, dass auch solche südländischen Tierarten wie Smaragdeidechsen, Gottesanbeterinnen oder Bienenfresser in die Werke über die einheimische Fauna Eingang finden durften. Erst später lernte ich dass jene Exoten teilweise auch in anderen Gebieten Deutschlands vorkommen, allerdings auch nur an sehr wenigen Standorten, und teilweise extrem lokal begrenzt, und dieser Umstand machte den Kaiserstuhl für mich nicht weniger spannend.

Einen praktischen Brückentag nutzend, entschied ich mich dann relativ spontan dem schon lange gehegten Wunsch nachzukommen, und einen Kurzurlaub im Breisgau zu machen. Der Hauptgrund den Kaiserstuhl zu besuchen, waren für mich vor allem die dort vorkommenden Smaragdeidechsen, jenen größten und farbenprächtigsten Eidechsen die noch nördlich der Alpen vorkommen. Nun muss man allerdings wissen, dass es nicht nur eine, sondern zwei Arten von Smaragdeidechsen in Mittel-und Südeuropa gibt, die Westliche Smaragdeidechse Lacerta bilineata und die Östliche Smaragdeidechse Lacerta viridis. Beide Arten sehen sich ausgesprochen ähnlich, und wurden erst vor relativ kurzer Zeit überhaupt als verschiedene Spezies erkannt. Interessanterweise kommen in Deutschland beide Arten vor, allerings nur auf einigen wenigen weit voneinander getrennten Populationsinseln, während ansonsten lediglich in Oberitalien und teilweise auch in Kroatien eine Hybridisierungszone besteht, in welcher sich die jeweils äußersten Bereiche der Populationen von Westlicher und Östlicher Smaragdeidechse überschneiden:

Verbreitungsgebiet der Westlichen und Östlichen Smaragdeidechse (von Wikipedia)

Lange wurden die Smaragdeidechsen am Kaiserstuhl als Lacerta bilineata geführt, allerdings zeigen neue Studien, dass es sich wohl doch um Lacerta viridis handelt.

Der Smaragdeidechsenpfad oberhalb von Vogtsburg am Kaiserstuhl

 

Um möglichst gute Chancen zu habe auch einige Smaragdeidechsen zu entdecken, machte ich mich auch bereits im Vorfeld kundig, wo man diese am ehesten antreffen kann. Tatsächlich gibt es direkt hinter dem kleinen Ort Vogtsburg beginnend einen „Smaragdeidechsenpfad“ genannten Themenpfad, welcher durch die terrassierten Weinberge führt, und auch verschiedene Infotafeln über die dort vorkommenden Reptilien informieren. Leider kam ich erst etwa gegen 13 Uhr am Kaiserstuhl an, und es war schon ziemlich heiß, daher verwunderte es mich nicht dass ich an diesem Tag keine einzige mehr zu Gesicht bekam, lediglich ein gelegentliches verdächtiges Rascheln im Gras deutete auf ihr Vorhandensein hin.

An einigen Stellen liegen senkrechte kahle Lösswände, welche teilweise voll von den Bruthöhlen verschiedener Wildbienen sind.

Wildbienen-Bruthöhlen

Wildbienen-Bruthöhlen

Teilweise sieht man auch farbenprächtige parasitäre Schlupfwespen umherfliegen, welche ihre Eier in den Bruthöhlen der Wildbienen legen.

Parasitäre Schlupfwespe in der Mitte des Photos

In manchen dieser Lösswände finden sich auch alten Bruthöhlen von Bienenfressern. In dieser hier fanden sich zahlreiche Trichter von Ameisenlöwen:

Ameisenlöwen in alter Bienefresser-Bruthöhle.

Danach machte ich noch eine lange und wirklich sehr schöne Wanderung über den gegenüber gelegen Badberg, welcher sich vor allem durch eine reiche Vielfalt seltener Pflanzen und Schmetterlinge auszeichnet.

Wanderpfad auf dem Rücken des Badberges

Wanderpfad auf dem Rücken des Badberges

Blick auf den Badberg vom Smaragdeidechsenpfad aus gesehen:

Badberg

Badberg

Hier ein Bläuling:

Bläuling

Besonders Schachbretter (Melanargia galathea) sind in der Gegend ausgesprochen häufig vertreten.

Schachbretter ((Melanargia galathea)

Schachbretter ((Melanargia galathea)

Mit etwas Glück sieht man auch Schwalbenschwänze (Papilio machaon):

Schwalbenschwanz (Papilio machaon)

Schwalbenschwanz (Papilio machaon)

Ein weiterer Vorteil war, dass ich nun bereits einen guten Überblick über den Smaragdeidechsenpfad und den Badberg bekommen hatte, und nun schon eine Vorstellung hatte, wo man am besten Ausschau halten könnte. Da ich mich im knapp 30 km entfernten Bad Krozingen einquartiert hatte, und ich nach dem langen und recht anstrengenden Marsch am Kaiserstuhl erst einmal einen etwas ruhigeren Tag einlegen wollte, besuchte ich am folgenden Tag  das nahe gelegene Staufen. Oberhalb des Ortes ragt ein größtenteils mit Wein bebauter Hügel, dessen Spitze von den Ruinen der Burg Staufen gekrönt werden.

Burgruine Staufen

Burgruine Staufen

Kurz unterhalb der Ruine sah ich dann auch die ersten Eidechsen auf meiner Reise, allerdings keine Smaragdeidechsen, sondern Mauereidechse (Podarcis muralis).

Mauereidechse (Podarcis muralis) unterhalb der Ruine Staufen

Zwar kein wirklicher Exot, doch immerhin ein Anfang. Auch konnte ich keine der unterhalb der Burgruine in den Streuobstwiesen teilweise vorkommenden seltenen Vogelarten wie Neuntöter, Wendehals oder Pirol ausmachen, aber immerhin zwei schöne Goldammern.

Goldammer weiblich

Leider sind diese Bilder nicht allzu scharf, da ich den maximalen Zoom meiner Kamera verwenden musste, und obendrein auch davon hier nur ein Bildausschnitt zu sehen ist.

Goldammer männlich

Auch Schlingnattern und Gottesanbeterin (Mantis religiosa) kommen in den nach Süden ausgerichteten Weinbergen unterhalb der Ruine vor, doch auch von ihnen war leider keine zu sehen. Dazu muss aber auch gesagt sein, dass man dafür auch schon ziemliches Glück haben muss. Ich habe bisher auch erst ein einziges Mal eine Schlingnatter gesehen, ein wunderschönes kupferfarbenes Männchen, noch dazu auf meinem eigenen Gartengrundstück. Auch Gottesanbeterinnen können selbst in Gebieten in denen sie durchaus verbreitet sind, extrem schwer aufzuspüren sein, wie ich bereits sowohl auf den Kanaren, als auch auf Kreta, Mallorca und in Oberitalien feststellen musste. Nichtsdestotrotz ist es gut zu wissen dass sie auch bei Staufen vorkommen.

Später am Tag fuhr ich dann etwas weiter in den Schwarzwald hinein, Richtung Münstertal. Vom Kloster St. Trudpert aus machte ich eine anfangs recht vielversprechende  Tour den Wald hinauf, welche später allerdings dermaßen langweilig und eintönig wurde, dass ich mich wieder zur Umkehr entschloss. Auf einer großen Lichtung hörte ich es einige Male im Unterholz rascheln, daher schaute ich mich auch hier gezielt nach Eidechsen um. Zu meiner größten Freude konnte ich tatsächlich wenig später eine Waldeidechse (Zootoca vivipara) ausmachen, welche sich auf einem Stück Holz unter dem Gras sonnte. Das hat mich besonders gefreut, da es gerade mal die vierte adulte Waldeidechse war, die ich bisher überhaupt gesehen habe. Wie man auf dem Bild erkennen kann, ist der für die Art typische lange und kaum vom Körper abgesetzte Schwanz hier gerade am Regenerieren:

Waldeidechse (Zootoca vivipara)

Waldeidechse (Zootoca vivipara)

Der ansonsten einzige interessante Anblick auf dem weiteren Verlauf des ansonsten tristen Weges weiter den Wald hinaus, jede Menge Fingerhüte:

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Am nächsten Morgen war dann ein zweiter Ausflug zum Kaiserstuhl geplant, und dieses Mal war ich um etwa halb zehn Uhr morgens auch deutlich früher dran, und einer der allerersten Wanderer auf dem Badberg. Das war, wie sich noch heraus stellen sollte, auch sehr gut. Auf den höher gelegenen Stelle konnte ich auch am zweiten Besuch keine einzige Eidechse entdecken, doch etwa auf halber Höhe, mitten in einer Wiese neben dem Pfad, entdeckte ich meine allererste Smaragdeidechse, an die ich mich bis auf etwa einen halben Meter heranpirschen konnte. Wie man an der blau-türkisen Färbung am Kopf erkennen kann, unverkennbar ein Männchen:

Smaragdeidechsen-Männchen

Smaragdeidechsen-Männchen

Direkt an der Basis des Badberges sah ich dann noch einige weitere Smaragdeidechsen, darunter auch ein Weibchen. Mir fiel auf dass die meisten von ihnen eine extrem hohe Fluchtdistanz hatten, und teilweise schon flüchteten obwohl ich noch sechs bis sieben Meter entfernt war, und nur sehr langsam vorwärts ging. Dennoch gelangen mir ein paar brauchbare Bilder, wenngleich ich auch nicht jede der Smaragdeidechsen photographieren konnte, bevor sie verschwunden war. Leider liegt gerade ein besonders dicht von Smaragdeidechsen besiedelter Abschnitt des Badberges direkt an einem sehr stark von Wanderern frequentierten Weg, so dass es hier wirklich empfehlenswert ist frühzeitig Ausschau zu halten, bevor die scheuen Smaragdeidechsen vertrieben werden.

Ein besonders schönes und großes Männchen mit einem anscheinend noch vollständigen und noch nie regenerierten SchwanzL:

Smaragdeidechesen-Männchen

Smaragdeidechsen-Männchen

Hier ein Photo des ersten Weibchens das ich entdeckte. Man sieht deutlich dass ihr Grün weniger intensiv und teilweise von weiß durchzogen ist, und auch die blau-türkise Färbung am Kopf fehlt:

Smaragdeidechsen-Weibchen

Smaragdeidechsen-Weibchen

Hier ein etwas jüngeres Männchen, man sieht dass die Färbung noch nicht so intensiv ist, und auch die Proportionen des Kopfes anders sind:

Junges Smarageidechsen-Männchen

Junges Smarageidechsen-Männchen

Nachdem ich die Badberg-Strecke fertig abgelaufen hatte, beschloss ich es auch trotz der vorrangeschrittenen Stunde und entsprechend hohen Temperaturen kurz vor Mittag auch noch einmal auf dem Smaragdeidechsen-Pfad zu versuchen. Auch dort hatte ich Glück, und konnte noch ein paar Exemplare entdecken. Dabei ist anzumerken dass diese sich zum Großteil nicht an exponierten Stellen sonnten, sondern bereits im Gras und Gestrüpp neben den Wegen unterwegs waren.

Zuguterletzt sah ich auch das erste und einzige Jungtier, ein wunderschön goldgrün glänzendes kleines Smaragdeidechsen-Männchen:

Smaragdeidechsen-Jungtier

Smaragdeidechsen-Jungtier

Man sieht hier auch sehr schön die typischen Proportionen, der Schwanz ist ausgesprüchen lang und dünn, und der Kopf auch proportional deutlich größer als bei einer gleich großen aber bereits ausgewachsenen Zauneidechse, welche ebenfalls am Kaiserstuhl vorkommt.

Alles in allem ein äußerst erfolgreicher Vormittag und Mittag, an dem ich insgesamt zehn Smaragdeidechsen gesehen habe, plus ein paar weitere welche ich nur deutlich vernehmbar aber praktisch unsichtbar unter der trockenen Vegetation vernahm.

Danach begab ich mich noch Nach Breisach, und etwas später auf die fränzösische Seite des Rheins in die beeindruckende Festungsstadt Neuf-Brisach.

Die Befestigungsanlagen von Neuf-Brisach

Die Befestigungsanlagen von Neuf-Brisach

In den gewaltigen Grabenanlagen und auf den hohen Befestigungswällen konnte ich auch noch einige Eidechsen entdecken, sowohl ein paar Mauereidechsen, als auch etwas das mit ziemlicher Sicherheit eine männliche Zauneidechse gewesen ist. Wenn dem tatsächlich so war, habe ich innerhalb von zwei Tagen mit Ausnahme der Westlichen Smaragdeidechse sämtliche Eidechsenarten gesehen, welche in Mitteleuropa vorkommen.

Mauereidechse in Neuf-Brisach

Mauereidechse in Neuf-Brisach

Bevor ich am nächsten Tag wieder nach Hause fuhr, begab ich mich noch auf eine zweistündige geführte ornithologische Tour am Kaiserstuhl. Weitere Informationen dazu findet man hier auf der Seite des Naturzentrum Kaiserstuhl. Die mit geschätzt etwa 40 Teilnehmern sehr gut besuchte Veranstaltung war wirklich interessant und lohnenswert. Man erfuhr eine Menge über verschiedene Vogelarten welche zwischen dem Badberg und den gegenüberliegenden Weinbergen leben. Zu den Highlights gehören natürlich die Bienenfresser, welche mehrmals hoch in der Luft zu sehen und auch zu hören waren. Auch einige Bruthöhlen bekam man zu sehen. Allerdings flogen die Bienenfresser zu hoch um ohne sehr starkes Teleobjektiv vernünftige Photos machen zu können, was ich persönlich nicht ganz so schlimm fand, da ich letztes Jahr auf Kreta einige Bienenfresser auf deutlich kürzere Entfernung auf einer Stromleitung sitzen sah, und auch photographieren konnte.

Bienenfressser-Bruthöhlen

Bienenfressser-Bruthöhlen

Neben einigen weniger seltenen Vögeln wie Ringeltauben und Turmfalken war auch ein Kolkrabe und sogar ein Wespenbussard zu sehen, außerdem konnte ich während der Wanderung durch die Weinberge noch eine weitere Smaragdeidechse entdecken.

Wespenbussard (Pernis apivorus)

Wespenbussard (Pernis apivorus)

Alles in allem ein wirklich ereignisreicher und ausgesprochen schöner Kurzurlaub, in dem ich zahllose Sehenswürdigkeiten aus Natur, Kultur und Geschichte zu sehen bekam. Für mich auf jeden Fall auch ein Ziel für künftige Ausflüge.

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Auf Feuersalamandersuche

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Nummer fünf

Feuersalamander gehören unter den heimischen Tieren zu meinen absoluten Favoriten. Nicht nur weil sie mit ihren leuchtenden Farben selbst den meisten tropischen Pfeilgiftfröschen in nichts nachstehen, oder weil sie die größten heimischen Schwanzlurche sind, sondern weil ihnen auch ein besonders sympathisches Wesen inne ist. Leider sehe ich sie praktisch immer nur überfahren, und in all den Jahren die ich in der Natur unterwegs gewesen bin, habe ich gerade einmal vier erwachsene Exemplare gefunden. Dabei sind sie stellenweise sogar verhältnismäßig häufig, durch ihre versteckte Lebensweise allerdings kaum einmal zu sehen.

Umso erfreuter war ich als ich zusammen mit Bryan Maltais eine Herpetologie-Tour in der Nähe von Esslingen machen konnte, und mehr Feuersalamander zu Gesicht bekommen habe als jemals zuvor. Bryan hat eine wirklich tolle Webseite über Naturphotographien, vor allem aus den USA. Er hat in kompletter Eigenregie auch einige der besten Dokumentationen über Amphibien gedreht, die ich je gesehen habe, sowie über einige andere, im Fernsehen leider in aller Regel mehr oder weniger völlig übergangene Reptilien und Amphibien. Darunter ist auch eine kurze Dokumentation über Feuersalamander und Bergmolche, welche er genau in dem Wald gedreht hat, in dem wir zusammen unterwegs waren:

http://www.youtube.com/watch?v=01j9SyNhavI

 

Unsere dreistündige Herpetologie-Tour begann an einem Wasserreservoir, in welchem wir allerdings nur einen sich gleich wieder versteckenden männlichen Teichmolch und einen noch recht jungen männlichen Bergmolch entdeckten:

DSC04455

Bereits die Bergmolch-Männchen sind erstaunlich bunt gefärbt, und mit ihrem blaugrauen Rücken, den schwargetupften weißen Bändern an Rücken und Flanken und dem tiefrorangen Bäuchen geradezu exotisch bunt. Wie so viele andere Tiere muss man sie nur genau genug ansehen um ihre ganze Schönheit zu entdecken.

Es dauerte allerdings nicht lange bis wir etwas tiefer im Wald den ersten Feuersalamander entdeckten, ein noch nicht ganz ausgewachsenes Exemplar:

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Kurz darauf fanden wir schon den nächsten, ebenfalls ein noch nicht ganz ausgewachser:

DSC04460

Der nächste Feuersalamander war bereits deutlich größer:

DSC04466

Etwas tiefer im Wald fanden wir einen weiteren:

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Nur etwa eineinhalb Meter entfernt stießen wir dann auf ein schönes ausgewachsenes Feuersalamander-Weibchen:

Feuersalamander Nummer fünf

Erst nach einer Weile fiel Bryan dann auf dass etwas mit einem der Hinterfüße nicht stimmte. Der rechte Hinterfuß sowie auch der Unterschenkel waren ungewöhnlich breit, und statt der üblichen fünf Zehen, saßen dort sechs:

Feuersalamander mit deformiertem Fuß

Allerdings scheint diese Behinderung keinen negativen Einfluss gehabt zu haben, denn dieses Weibchen war sowohl voll ausgewachsen als auch gut genährt, und zeigte auch ansonsten keinerlei Auffälligkeiten, und der Fuß war uneingeschränkt beweglich.

Auf diesem Bild sieht man die ungewöhnliche Form von Unterschenkel und Fuß sowie die sechs Zehen noch mal besser:

Feuersalamander mit sechs Zehen

Noch mal eine Vergrößerung:

Deformierter Feuersalamander-Fuß mit sechs Zehen

Es handelt sich hierbei allem Anschein nach nicht einfach um einen zusätzlichen Zehen, sondern um eine Art unvollständige Zwillingsbildung, welche zwischen den beiden mittleren Zehen ihren Ursprung zu haben scheint. Was genau diese Missbildung verursacht hat, lässt sich im Nachhinein nicht mehr sagen. Möglicherweise handelte es sich bereits um eine im Mutterleib erfolgte Fehlanlage, allerdings könnte es auch durchaus die Folge einer Verletzung oder Infizierung mit bestimmten Parasiten sein, welche im frühen Larvenstadium zu einer Fehlregeneration führte. Vor Jahren fand ich bereits einmal einen jungen Teichmolch im Garten, welcher an einem seiner Füße eine ganz ähnliche Missbildung aufwies.

Noch mal ein weiteres Photo:

Feuersalamander mit sechs Zehen

Im Jahr 2008 wurde in Nordrhein-Westfalen ein Feuersalamander mit einer ähnlichen, aber noch extremeren Doppelbildung eines Hinterfußes gefunden. Ein Photo, sowie Bilder eines sehr ungewöhnlichen axantischen Exemplares findet man hier.

Bryan ist mit der Gegend ziemlich gut vertraut, und zeigte mir dann noch eine Stelle eines kleinen Baches, an dem sich ein größeres Becken angestaut hatte. In diesem sammelten sich Dutzende von Feuersalamanderlarven.

Feuersalamander Laichgewässer

Zuguterletzt fanden wir noch zwei weitere ausgewachsene Feuersalamander, wieder in nur geringem Abstand voneinander.

Feuersalamander sechs und sieben

Man sieht sehr schön wie sehr sich die Muster voneinander unterscheiden, weniger auffällig ist auf dem Photo allerdings dass beide einen unterschiedlichen Gelbton hatten, beim Exemplar auf der rechten seite ware er sichtlich heller. In diesem Teil von Süddeutschland überschneiden sich die Verbreitungsgebiete des Gestreiften Feuersalamanders Salamandra salamandra terrestris und des Gefleckten Feuersalamanders Salamandra salamandra salamandra. Beide Unterarten, die ja ohnehin schon variable Muster aufweisen, kreuzen sich natürlich in diesen Gebieten auch miteinander, so dass es zu zahlreichen Misch-und Übergangsformen kommt.

Feuersalamander Nummer sieben

Noch etwas weiter südwestlich habe ich auch schon (meistens in Form von Straßenopfern) deutlich kleingeflecktere Exemplare von Salamandra salamandra salamandra gefunden, wobei ich in diesem Gebiet auch der Gestreifte Feuersalamander vorkommt.

Auf dieser Seitenansicht von „Nummer sieben“ sieht man auch sehr gut wie kompakt Feuersalamander gebaut sind, vor allem wenn man sie mit dem viel grazilerem Bergmolch weiter oben vergleicht.

Nummer sieben

Alles in allem war dies eine wirklich äußerst erfolgreiche und interessante Tour. Zum Abschluss noch ein Bild zweier Feuersalamander-Fans (Bryan rechts, ich links auf dem Photo):

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Bizarre Haie Teil 5: Wenn sechs nicht ausreichen – Siebenkiemerhaie

Dies soll vorerst einmal der letzte Teil in der Reihe „Bizarre Haie“ werden, da ich nun auch einmal wieder über andere Themen schreiben möchte. Allerdings soll die Reihe irgendwann wieder weitergeführt werden, denn es gibt noch Dutzende andere von kaum bekannten aber umso interessanteren Hai-Arten die leider kaum einmal irgendwo Erwähnung finden.

Im letzten Beitrag habe ich neben dem Kragenhai auch einige andere Arten kurz vorgestellt, welche mehr als die bei Haien üblichen fünf Kiemenspalten aufweisen.

Dabei handelt es sich um zwei monotypische Arten in zwei verschiedenen Gattungen, den Breitnasen-Siebenkiemerhai (Notorynchus cepedianus) und den Spitzkopf-Siebenkiemenrhai (Heptranchias perlo).

Ersterer ist ein relativ großer Hai, welcher Längen von bis kanpp 3 m und ein Gewicht von mindestens 107 kg erreichen kann. Allerdings sind sie im Durchschnitt kleiner, eher etwas über zwei Meter für erwachsene Weibchen und etwas weniger für die Männchen. Das unten stehende Photo (wie alle Bilder hier von Wikipedia) zeigt gut woher der Name kommt, Breitnasen-Siebenkiemerhaie haben eine sehr kurze breite Schnauze und eben sieben Kiemenschlitze auf jeder Seite.

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Ihr relativ kompakter Körperbau mit der fehlenden ersten Rückenflosse und der langgestreckten Schwanzflosse ähnelt sehr dem viel bekannteren und noch erheblich größerem Stumpfnasen-Sechskiemenhai (Hexanchus griseus). Auffällig sind auch die zahllosen unregelmäßig angeordneten Flecken, außerdem kann der Bereich unter dem Maul und am Bauch statt von weißlichem Grundton auch marmoriert sein.

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Auch diese Art hat ein äußerst weites Verbreitungsgebiet, welches außer dem Mittelmeer und dem Nordatlanik praktisch alle Meere der Welt einschließt, wenngleich ihre eigentlichen Vorkommen auf Küstenbereiche mit Tiefen bis in ca. 570 Meter beschränkt sind. Allerdings kommen diese Haie auch zuweilen in sehr flaches Wasser.

Die Art gilt als relativ aggressiv, und gehört zu den wenigen Haien die auch für Angriffe auf Menschen verantwortlich waren. Interessanterweise jagen sie gelegentlich auch in Gruppen.

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Die zweite Art, der Spitzkopf-Siebenkiemerhai ist dagegen erheblich kleiner, in der Regel nur 60-120 cm , mit einer Maximallänge bis etwa 1,37 m. Wie auch der Stumpfnasen-Siebenkiemenhai hat auch er nur eine kleine einzelne Rückenflosse.

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Spitzkopf-Siebenkiemerhaie halten sich zumeist in Tiefen von 300-600 m in Bodennähe auf, werden aber teilweise auch bis in etwa 1000 m Tiefe angetroffen.

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Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Teile des Atlantiks, Pazifiks, des Indischen Ozeans und auch des Mittelmeers.

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Bizarre Haie Teil 4: Kragenhaie

Die Kragenhaie der Gattung Chlamydoselachidae sind in vieler Hinsicht bemerkenswert, denn sie zeigen eine ganze Reihe ungewöhnlicher anatomischer Merkmale und gehören einer recht isolierten und schon sehr lange eigenständigen Linie innerhalb der Haie an. Dennoch ist er keineswegs so urtümlich, wie man das teilweise immer noch oftmals lesen kann, und stellt keinen extremen Fall eines „lebenden Fossils“ dar, welches mit Urhaien aus dem Devon wie Cladoselache näher verwandt ist. Vielmehr gehört er wie alle anderen lebenden Haie und Rochen zu den Neoselachiern. Nichtsdestotrotz besitzen sie eine Reihe recht urtümlicher Eigenheiten, und ihre evolutionäre Linie lässt sich bis mindestens in die Kreidezeit zurück verfolgen.

Wass wohl zuallererst auffällt, ist der sehr lange und schlanke Körperbau mit den eng anliegenden Flossen, sowie auch die für Haie sehr ungewöhnliche Kopfform ohne ausgezogene „Nase“, wie man auf dieser schönen Zeichnung von Wikipedia sieht.Chlamydoselachus_anguineus1

 

Betrachtet man die Kragenhaie noch etwas mehr im Detail, fallen noch viele weitere Merkwürdigkeiten auf. Glücklicherweise hatte ich Ende vorletzten Jahres die Gelegenheit ein Exemplar der Spezies Chlamydoselachus anguineus im Deutschen Jagd-und Fischereimuseum in München in einer Sonderausstellung über Knorpelfische zu sehen.

Kragenhai (Chlamydoselachus anguineus) Jagdmuseum München (1)

Auf diesen Bildern sieht man einige ihrer ungewöhnlchen Merkmale etwas besser, besonders die Kiemenschlitze. Die allermeisten Haie haben nur fünf Kiemenschlitze, doch bei den Hexanchiformes, zu denen neben den Kragenhaien auch die Kammzähnerhaie der Gattungen Hexanchus, Notorynchus und Heptranchias zählen, findet man bei der ersten Gattung auch sechs, und bei den beiden letzteren sogar sieben Kiemenschlitze. Bei den Kragenhaien sind die ersten Kiemenschlitze auf der Unterseite sogar miteinander verbunden (Photo von Wikipedia):

Frilled_shark_throat

Die übrigens Kiemenschlitze sind teilweise immer noch ungewöhnlich weit nach oben und unten reichend, jedoch nicht mehr auf der Unterseite durchgehend.

Kragenhai (Chlamydoselachus anguineus) Jagdmuseum München (2)

Besonders interessant sind auch die Zähne der Kragenhaie. Sie sind wie ein Dreizack in jeweils drei lange Spitzen aufgeteilt, und sitzen deutlich voneinander abgesetzt in Reihen hintereinander, wie man besser als auf meinen Photos auf diesem Bild von Wikipedia erkennen kann:

von Wikipedia

Die Gabelform ist wahrscheinlich eine Anpassung an ihre Beute, welche vor allem aus Kopffüßern besteht, wenngleich auch teilweise verschiedene Tiefseefische ebenfalls gefressen werden. Was mir bei dem Exemplar in München besonders auffiel, war die Anordnung der Hautzähne im Bereich des Mundwinkels. Während sie auf dem restlichen Körper relativ klein sind, finden sich um den hinteren Bereich des Maules deutlich verlängerte und stark vergrößerte Dentikel:

Kragenhai (Chlamydoselachus anguineus) Jagdmuseum München (3)

Tatsächlich sind sie sogar von ähnlicher Größe wie die Spitzen der eigentlichen Zähne im Maul, und es scheint beinahe ein fließender Übergang zwischen ihnen zu bestehen, was vermuten lässt, dass sie helfen könnten die Beute festzuhalten. Dass Dentikel der Haut einen Beitrag zum Beutefang leisten könnten, wäre sicherlich ein äußerst bemerkenswertes Phänomen.

Kragenhai Dentikel

Kragenhaie sind auch in fossiler Form bekannt, wobei die ältesten aus dem Eozän Östereichs stammen. Desweiteren kennt man Funde aus dem Miozän Trinidads und dem Pliozän Italiens wie der Art Chlamydoselachus lawleyi. Die für Kragenhaie typische Dreizackform der Zähne sieht man besonders gut an diesem fossilen Zahn von Chlamydoselachus lawleyi: (Von Wikipedia)

Chlamydoselachus_lawleyi

Da Kragenhaien normalerweise in Tiefen von etwa 120-1280 m Tiefe leben, gibt es leider nur recht wenige Aufnahmen lebendender Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum, wie etwa dieses Photo hier (von Wikipedia):

Chlamydoselachus_anguineus_NOOA

Allerdings gelangen gelegentlich einzelne Exemplare auch in deutlich flacheres Wasser, oder werden teilweise auch an Tiefsee-Langleinen gefangen. Ein Kragenhai konnte 2007 sogar, wenngleich auch nur für wenige Stunden, in einem Aquarium auf Honshu beobachtet werden.

Ich habe bisher immer bewußt von „Kragenhaien“ im Plural geschrieben, denn tatsächlich gibt es nicht nur eine einzige Art, sondern zwei. Die bekanntere Art Chlamydoselachus anguineus hat dabei ein äußert großes Verbreitungsgebiet (Karte von Wikipedia):

Chlamydoselachus_anguineus_distmap

Dagegen hat der Südafrikanische Kragenhai (Chlamydoselachus africana) ein weitaus kleineres Verbreitungsgebiet, welches sich vor allem um die westliche Südspitze Afrikas beschränkt. Diese Art wurde erst 2009 beschrieben, entsprechend findet man sie auch nur in den allerwenigsten Büchern. Mit einer Länge von nur wenig über einem Meter sind sie auch kleiner als ihre etwas größeren Verwandten, bei welchem zumindest die Weibchen bis 2 m lang werden können, und die Männchen immerhin noch bis etwa 1,5 m. Neben der geringeren Größe unterscheidet sich der Südafrikanische Kragenhai auch in anderen Merkmalen von seiner Schwesternart, etwa durch eine geringere Wirbelzahl oder eine geringere Anzahl der Spiralwindungen des Darmes.

Chlamydoselachus_africana_distmap

Eine weitere Besonderheit der Kragenhaie ist ihre Vermehrung. Wie viele andere Haie auch, bekommen die Weibchen lebende Junge, welche bereits im Körper der Weibchen aus Eiern schlüpfen, und dann in der Gebärmutter verweilen, bis sie weit genug entwickelt sind. Dies dauert aber ungewöhnlich lange, nämlich zwei Jahre, möglicherweise sogar bis zu dreieinhalb Jahren. Ähnlich lange Entwicklungszeiten findet man allerdings auch bei Alpensalamandern (Salamandra atra), womit die Kragenhaie in dieser Eigenschaft nicht ganz so isoliert stehen.
Abschließend sei noch zu bemerken, dass selbst so bizarre und scheinbar besonders urtümliche Wesen wie die Kragenhaie keineswegs so kryptisch sein müssen, dass sie sich jedweder Entdeckung und Erforschung entziehen müssen, selbst in Anbetracht der Tatsache dass sie größtenteils extreme und schwer erreichbare Tiefen bewohnen. So wurde etwa Chlamydoselachus anguineus bereits 1884 wissenschaftlich beschrieben. Wenngleich auch noch sehr viel in den Ozeanen zu entdecken sei dürfte, sind sie dennoch bereits weitaus besser erforscht als manch einer annimmt. Auch der Umstand dass selbst von den Kragenhaien zumindest einige Fossilien aus verschiedenen Gegenden der Welt bekannt sind, ist an dieser Stelle bemerkenswert.

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Bizarre Haie Teil 3: Der Zwerg-Laternenhai

Der im letzten Teil vorgestellte Grüne Laternenhai war bereits schon ziemlich klein, doch es geht tatsächlich noch etwas kleiner. Der mit ihm verwandte Zwerg-Laternenhai (Etmopterus perryi) wird kaum größer als 21 cm, bei einem Gewicht bis etwa 150 g. Die meißten Individuen sind allerdings eher noch etwas kleiner. Wie winzig das ist, sieht man sehr schön auf diesem Photo (wie die anderen von Wikipedia):

Dwarf_Lanternshark

Man sieht auf diesem Bild auch gut woher Dornhaien ihren Namen haben, denn sie besitzen vor jeder ihrer beiden Rückenflossen einen gut ausgebildeten Stachel, was in Anbetracht ihrer geringen Körpergrößer und der damit einhergehenden großen Zahl potentieller Fressfeinde auch sinnvoll erscheint. Interssant ist dass die zweite Rückenflosse etwas größer als die erste ist.

Etmopterus_perryi

Das Verbreitungsgebiet des Zwerg-Laternenhais, welcher Tiefen von etwa 280-440 m bewohnt, scheint relativ klein zu sein, und liegt in der Karibischen See, ganz vor der Südspitze des südamerikanischen Kontinents.

Etmopterus_perryi_distmap

Inwieweit der Zwerg-Laternenhai jedoch wirklich „die“ kleinste Haiart ist, sei einmal dahin gestellt, denn der mit ihm verwandte Zylindrische Laternenhai (Etmopterus carteri) erreicht ziemlich genau die gleichen Längen und Gewichte.

800px-Etmopterus_carteri

Interessanterweise kommt der Zwerg-Laternenhai auch -soweit bisher bekannt- nur in einem lokal recht begrenzten Gebiet in der Karibik vor der Küste Kolumbiens vor.

Etmopterus_carteri_distmap

Ohnehin ist es immer schwer zu sagen welches Tier nun das kleinste oder größte ist, wenn es nicht gerade ganz eindeutig ist. Zudem muss man ja auch bekannte, und eben auch oftmals unbekannte, Durchschnitts-und Maximalgrößen, Alter und Geschlechtszugehörigkeit mit in Betracht ziehen. Letztendlich ist es eigentlich ja auch egal, darum habe ich hier auch beide Arten aufgeführt. Zudem muss ja auch immer in Betracht gezogen werden, dass es noch unentdeckte noch kleinere Haiarten gibt, was in Anbetracht der teilweise nur sehr lokalen Verbreitungsgebiete auch keineswegs unwahrscheinlich ist.

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Bizarre Haie Teil 2: Der Grüne Laternenhai

Auch heute soll wieder ein kaum bekannter, aber nichtsdestotrotz äußerst interessanter Hai vorgestellt werden, der Grüne Laternenhai (Etmopterus virens). In Bezug auf sein Äußeres kann er sich zwar nicht ganz mit dem Viper-Dornhai, mit dem er auch entfernt verwandt ist, messen, doch zeigt auch er eine Reihe von sehr interessanten Besonderheiten. Zunächst einmal ist der Grüne Laternenhai recht klein, nämlich nur bis etwa 26 cm lang, womit er zu den kleinsten Haien überhaupt gehört. Interessanterweise sind auch seine Flossen anders als bei anderen Haien transparent und fast völlig farblos. Hier ein Photo (wie alle übrigen im Beitrag) von Wikipedia:
Green_lanternshark_nmfs1

Der Grüne Laternenhai bewohnt primär Meerestiefen unterhalb von etwa 350 m, wurde aber auch schon in über 900 m Tiefe gefunden, und hält sich vor allem nahe dem Meeresboden auf. Die Art kommt im Atlantik zwischen der östlichen Südspitze des nordamerikanischen Kontinents und der Nordspitze des südamerikanischen Kontinents vor, ist aber möglicherweise auch bis vor Brasilien verbreitet.

Etmopterus_virens_distmap

Obwohl diese geradezu winzigen, und vor allem in der unteren Ansicht alles andere als gefährlich aussehenden Haie nicht unbedingt wie effiziente Raubtiere aussehen, gehören sie doch zu den größten Räubern unter den Haien. Denn während selbst Tigerhaie und Weiße Haie als ausgesprochene Großwildjäger meistens Beutetiere jagen die kleiner sind als sie selbst, greift der Grüne Laternenhai auch Beute an, welche seine eigenen Körpergröße deutlich übertreffen.

Green_lanternshark_nmfs3

Nun fragt man sich mit einiger Berechtigung wie dieser kleine Laternenhai mit seinen alles andere großen Zähne so etwas bewerkstelligt. So unscheinbar er auf den ersten Blick auch aussehen mag, zeichnet ihn doch eine Besonderheit aus, denn er lebt nicht nur in Schwärmen, sondern jagt allem Anschein nach auch in Gruppen. Auf diese Weise können mehrere Grüne Laternenhai zusammen auch noch relativ große Kalmare und Oktopusse überwältigen, welche ihre Hauptbeute darstellen. Während ein gewisses Schwarmleben für eine ganze Reihe von Haien an sich nichts ungewöhnliches ist, stellt das gemeinschaftliche und möglicherweise sogar koordinierte Jagen eine absolute Seltenheit dar.

Wie ihr Name schon andeutet, besitzen Grüne Laternenhai Leuchtorgane. Diese befinden sich in den schwärzlichen Hautbereichen unterhalb der Schnauze, am Bauch, über den Bauchflossen und an der Schwanzflosse. Inwieweit diese eine Rolle bei der Jagd im Schwarm spielen könnten, ist allerdings noch unbekannt.

Wie viele andere Haie sind Grüne Laternenhaie lebendgebärend, wobei die Weibchen lediglich ein bis drei Junge gebären, welche bei der Geburt schon bereits etwa 9 cm messen.

Green_lanternshark (Etmopterus virens)

 

 

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Bizarre Haie Teil 1: Der Viper-Dornhai

Nachdem die letzte Reihe mit den Chimären eine eher weniger bekannte Gruppe innerhalb der Knorpelfische behandelte, möchte ich mich nun den Haien widmen. Allerdings möchte ich hier ganz bewusst nicht die besonders großen oder besonders bekannten Arten behandeln, sondern vor allem ein paar der besonders ungewöhnlichen, obskuren und im allgemeinen eher unbekannten Arten.

Eine Art, welche jene Anforderungen aufs Vorzüglichste erfüllt, ist der Viper-Dornhai Trigonognathus kabeyai. Dieser kleine zu den Laternenhaien gehörende Hai ist die bisher einzige Art in seiner Gattung und wurde erst 1990 beschrieben, und über seine Biologie ist nach wie vor nur sehr wenig bekannt. Er erreicht eine Länge bis etwa 54 cm, bei einem Maximalgewicht von einem knappen Pfund. Leider habe ich lediglich die von Wikipedia verfügbaren Photos welche Kopfansichten und nicht den ganzen Körper zeigen.

Viper-Dornhaie tragen ihren Namen zu vollem Recht, denn ihre Zähne erinner tatsächlich an die langen Giftzähne von Vipern.

Trigonognathus_kabeyai_head_2

Außer dass vor allem die vorderen Zähne extrem dünn sind, fällt auch auf dass im vordersten Kieferabschnitt nur jeweils ein einziger, medial angeordneter Zahn liegt.

Das wirklich erstaunliche aber sind die extrem beweglichen Kiefer, welche wie beim bekannteren und viel größerem Koboldhai sehr weit nach vorne gestreckt werden können, wie man auf diesen Bildern von Fishbase sowie einer japanischen Website sieht:

Bild 1

Bild 2

Bild 3

Auch Koboldhaie haben sehr lange und dünne Zähne, sind aber nicht näher mit den Viper-Dornhaien verwandt.

Weiter unten sieht man noch zwei weitere Photos von Kopfansichten, welche wie das erste von Wikipedia stammen:

Trigonognathus_kabeyai_head_3

Wie andere Laternenhaie haben Viper-Dornhaie extrem große Augen, sowie Leuchtorgane an den Bauchseiten und am Schwanzstiel. Sie leben in Tiefen von etwa 330 bis 360 Metern, und wahrscheinlich spielen ihre Leuchtorgane eine Rolle beim Anlocken von Beutetieren.

Trigonognathus_kabeyai_head_1

Bisher hat man Viper-Dornhaie nur im Nordpazifk vor Japan sowie ein einziges Mal auch im Zentralpazifik vor Haiwaii gefangen (Verbreitungskarte von Wikipedia).

Trigonognathus_kabeyai_distmap

 

Quellen:

Wetherbee, B. & Katura, S. (2000) Occurrence of a Rare Squaloid Shark, Trigonognathus kabeyai, from the Hawaiian Islands. Pacific Science 54(4) 389–394

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Chimären Teil 4: Die fossile Seekatze Acanthorhina jaekeli

Chimären sind eine uralte Unterklasse innerhalb der Knorpelfische, welche sich bereits vor über 385 Millionen Jahren im Oberen Devon von den Vorfahren der heutigen Haie und Rochen abspalteten. Insofern ist es auch wenig verwunderlich, dass sie nur relativ wenig Ähnlichkeiten mit diesen aufweisen. Einstmals waren sie noch weitaus artenreicher und vielgestaltiger als heute, und umfassten zahlreiche verschiedene Ordnungen, von denen heute aber lediglich noch die Seekatzen (Chimaeriformes) existieren. Allerdings reichen auch diese bereits extrem weit in die Vergangeheit zurück, wie man sehr schön an diesem Fossil von Acanthorina jaekeli aus dem Posidonienschiefer Holzmadens im Museum für Naturkunde in Stuttgart sehen kann, welches sich kaum von den heutigen Arten unterscheidet:

Acanthorhina_jaekeli

Das Photo, sowie auch das weiter unten zu sehende, ist ein leicht abgewandeltes Photo von Wikipedia Commons, da jene die ich selbst vom ganzen Fossil aufgenommen habe, leider nicht so gut geworden sind. Hier habe ich die Rekonstruktionszeichnung von Acanthorina welche im Museum zu sehen ist, einmal mit dem Fossil auf etwa gleiche Größe zusammengeschnitten:

Acanthorhina jaekeli

Wie heutige Seekatzen hatte auch Acanthorhina einen sehr langen Flossenstachel an der Basis der ersten Rückenflosse, welcher vermutlich auch wie bei heutigen Arten mit einer Giftdrüse in Verbindung stand. Diese Flossenstacheln entsprechen nicht den aus Flossenstrahlen hervorgegangenen Giftstacheln die man bei manchen Knochenfischen wie etwa den Steinfischen findet, sondern wie die Stacheln von Dornhaien oder Stachelrochen sind dies ursprünglich zahnartige Gebilde der Haut, ähnlich den Dentikeln welche der Haut von Haien und Rochen eine so sandpapierartige Oberfläche verleihen.

Das Detailbild des Schädels von Acanthorhina ist mir glücklicherweise sehr gut gelungen, weshalb ich hier auf ein eigenes Photo zurückgreifen kann. Man sieht sehr schön die für viele Chimären typisch spitz ausgezogene Schnauzenspitze, das unterständige Maul und die großen Augen. Die Lebensweise dürfte sich kaum von jener der lebenden Arten unterschieden haben. Ob der Knorpel im Stirnbereich über den Augen tatsächlich dem Stirnanhängsel moderner männlicher Seekatzen entspricht, oder ob es sich hier nur um ein Artefakt durch ein verrutschtes Schädelfragment handelt, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Ich vermute allerdings eher letzteres.

Acanthorina rtjaekeli Stuttga

 

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