Bild des Tages: Platybelodon

Hier ist ein Bild einer lebensgroßen Rekonstruktion von Platybelodon, aufgenommen bei der Ausstellung „Die Erben der Dinos“ in Reutlingen:

Platybelodon

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Bild des Tages: Der Belemnit in der Fensterbank

Manchmal findet man sogenannte Donnerkeile, das sind in der Regel etwa kleinfingerdicke leicht konische steinerne Stäbe, die in eine Spitze auslaufen. Es handelt sich dabei um das versteinerte Innenskelett von ausgestorbenen Kopffüßern, den Belemniten. Sie ähnelten schon recht stark den modernen Kalmaren, und hatten ebenfalls stomlinienförmige Körper ohne Außenskelett. Anhand einiger extrem gut erhaltener Fossilien kann man das Aussehen dieser Tiere recht gut rekonstruieren. Statt Saugnäpfen trugen sie kleine Chitinhaken an ihren acht Armen, die männlichen Tiere verfügten überdies noch über ein zusätzliches Paar Fangarme, an denen jeweils ein riesiger gebogener Chitinhaken saß, der möglicherweise eine Rolle bei der Paarung spielte. Normalerweise findet man Donnerkeile in Steinbrüchen, Baugruben oder anderen Orten an denen die Erde aufgebrochen wird. Manchmal findet man sie aber auch an ganz anderen Orten, etwa in Häusern als zufällige Dekoration einer Fensterbank:

Der Belemnit in der Fensterbank

Man kann gut den massiven hinteren Teil erkennen, sowie den vorderen in dem das Tier teilweise noch drin saß. Aber wie der Schulp bei modernen Kalmaren war die gesamte kalkige Innenschale von Weichgewebe umgeben.

Genaueres zum Aussehen und der Biologie der Belemnite soll in einem späteren Post folgen.

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Bild des Tages: Ornithocheirus bunzeli

Hier hier sieht man zwei Modelle des Flugsauriers Ornithocheirus bunzeli aus dem Naturhistorischen Museum in Wien. Man achte auch vor allem auf den Hintergrund, der eine Vorstellung der enormen architektonischen und künsterlischen Gestaltung dieses im klassischen Stile erbauten Museums erahnen läßt:

Ornithocheirus bunzeli

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Mein erstes Nautiloiden-Modell

Es gibt ja alle möglichen Figuren von ausgestorbenen Tieren zu kaufen, aber wenn man sie sich mal genau ansieht, dann fällt einem ziemlich schnell auf, dass es zwar eine riesige Anzahl von Tyrannosauriern, Triceratopsen, Sauropoden und auch mal Tiere wie Mammuts gibt, aber von einer ganzen Anzahl interessanter Arten (wobei das natürlich Ansichtssache ist…) gibt es kaum oder gar keine Modelle. Bei Cephalopoden etwa. Zwar findet man ohne Probleme Oktopusse aus Gummie oder Plastik, was aber andere Vertreter der Kopffüßer darstellen soll, kann man beinahe an einer Hand abzählen. Auch von ausgestorbenen Belemniten, Ammoniten und anderen Nautiloiden gibt es weltweit nur eine Handvoll Modelle. Da ich vor einiger Zeit begann, mich auch für diese Tiere zu interessieren, war es naheliegend, einfach mal nach dem Motto „Selbst ist der Mann“ ein paar Figuren zu modellieren. Also habe ich etwas Fimo genommen, und mir ein paar Nautiloiden modelliert. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich sie ziemlich hässlich finde, und wenn ich die aktuellen Erkenntnisse und Kontroversen über die Lebenddarstellung von Nautiloiden ansehe, dann halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass es wirklich einmal so aussehende Cephalopoden gegeben hat. Das kommt eben wenn man anfängt zu arbeiten, ohne sich darauf vorzubereiten. In jedes der Modelle habe ich nur etwa eine halbe Stunde Modellierarbeit gesteckt, und das sieht man leider auch. Jedenfalls sind diese Modelle jetzt da, und da gestern wieder mal einer der Freitage gewesen ist, an denen überhaupt nichts los ist, habe ich mir eines dieser Modelle gepackt, und angemalt. Ich muss im Voraus sagen, dass sie nicht nur hässlich modelliert, sondern auch hässlich angemalt sind, was u.a. daran liegt, dass sich mit Wasserfarben auf Fimo nicht wirklich gut malen läßt. Bei diesem ersten Modell das ich gemacht habe, habe ich mich stark an dem „giant orthocone“, also einem riesigen Nautiloiden mit langgestreckten Gehäuse aus der BBC-Doku „Monster der Tiefe“ orientiert, und letztendlich auch was die Bemalung angeht. Sowohl Form als auch Farbe zeigen sehr viele Ähnlichkeiten zu dem rezenten Nautilus oder Perlboot. Nach dem Bemalen mit Wasserfarben habe ich das ganze noch lackiert, und um es etwas stimmiger zu machen, noch ein paar Aufnahme vor einem passenden Hintergrund (welcher aus einem sehr empfehlenswerten Urzeit-Buch namens „Das Leben im Meer“ stammt) photographiert:

Nautiloid Diorama

Noch mal sozusagen als Photomontage mit einer Schnecke in den Fangarmen:

Nautiloid mit Schnecke

Noch ein bißchen zur Entstehungsgeschichte des Modells. Als erstes habe ich das Gehäuse modelliert, wobei ich ein gebogenes und in sich verdrehtes Stück Draht vorne eingefügt habe. So hatte man nach dem Härten ein fest Stück in den Hand, von dem aus man weitermodellieren konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass man wieder irgend etwas kaputt mach. Dann habe ich den ebenfalls vorher gehärteten Schnabel eingesetzt, und das ganze noch mal in den Ofen geschoben.

Hier sieht man noch mal das Modell wie es ursprünglich ausgesehen hat, und daneben die beiden anderen. Ich frage mich heute noch warum ich die Augen so wulstig modelliert habe. 

Nautiloiden unangemalt

Hier noch mal eine Seitenansicht vor dem Lackieren:

Nautiloid unlackiert

Und noch das fertig bemalte und lackierte Modell auf einer kleinen Basis mit Schwämmen und Korallen, deren Modellation ein Vielfaches der Zeit des Nautiloiden benötigt hat:

Nautiloid auf Basis 1

Und noch mal schräg von oben:

Nautiloid auf Basis 2

Inzwischen habe ich ein deutlich besseres und weitaus aufwändigeres Modell gemacht, bei dem ich mich möglichst detailgetreu (auch wenn die Vorlage wahrscheinlich auch nicht authentisch ist, aber eben gut aussieht) an dem Riesennautiloiden der BBC orientiert habe. Allerdings wird diese unangemalt bleiben, bis ich die Möglichkeit habe, Airbrush dafür zu benutzen, denn mit den bisher benutzten Farben würde ich ihn nur verhuntzen.

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Bild des Tages: Höhlenbärskelette

Das Skelett eines Höhlenbären hatte ich ja schon einmal als Bild des Tages, aber diesmal wollte ich etwas ungewöhnlicheres zeigen. Knochen von Höhlenbären sind an sich nicht wirklich etwas besonderes, auch (oftmals aus Knochen mehrerer Individuen) zusammengefügte Skelette sind nicht wirklich aufsehenserregend. Skelette von jungen, oder gar neugeborenen Höhlenbären bekommt man dagegen so gut wie nie zu sehen, weshalb ich dieses Photo aus dem Naturhistorischen Museum in Wien einfach mal zeigen wollte:

Skelette von erwachsenem, jungen und neugeborenen Höhlenbär

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Bild des Tages: Paralomis hystrix

Um ehrlich zu sein weiß ich praktisch gar nichts über diese Krabbe, aber ihre Größe und ihr bizarres Aussehen machten ein Photo auf jeden Fall wert:

Paralomis hystrix

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Die Mähne des Höhlenlöwen

Löwen werden ja allgemein speziell mit Afrika assoziiert, auch wenn es mit einer kleinen Population im indischen Gir-Forest auch eine letzte Bastion des noch vor gar nicht langer Zeit viel weiter verbreiteten asiatischen Löwen gibt. Noch in der frühen Antike gab es Löwen sogar noch auf dem Balkan. Dass die letzten Löwen in Mitteleuropa jagten, ist aber schon etwas länger her, nämlich etwa 10.000 Jahre. Die damals lebenden Höhlenlöwen waren nahe verwandt mit den modernen Löwen, und stellten möglicherweise sogar nur eine an die nördlichen Gefilde angepaßte Variante des afrikanischen Löwen dar. Man kennt das Aussehen dieser Tiere recht gut von gut erhaltenen Skelettfunden, sowie steinzeitlichen Plastiken und Höhlenmalereinen. Der Höhlenlöwe war etwas größer als heutige Löwen, was vielleicht eine Anpassung an das kältere Klima war. Von steinzeitlichen Kunstwerken ist auch bekannt, dass diese Tiere eine Schwanzquaste besaßen, aber meistens auch keine Mähne. Wohlgemerkt meistens. Zwar kann man in der Regel lesen, dass Höhlenlöwen, und auch ihre Verwandten, die über die trockengefallene Beringstraße nach Nordamerika gelangt waren, überhaupt keine Mähne besaßen. Einige alte Darstellungen zeigen aber unzweifelhaft, dass zumindest einige Höhlenlöwen eine Mähne besaßen. Diese war zwar nicht so stark ausgeprägt, wie bei den meisten modernen Löwen, aber dennoch vorhanden. Einige Darstellungen zeigen lediglich eine sehr kurze Mähne, die an Nacken und Kehle vorhanden war, und nicht viel länger als der Rest des Fells gewesen ist, aber eindeutig eine andere Fellstruktur aufwies. Aber es gibt auch Darstellungen, die längere Mähnen zeigen, etwa aus der französischen Chauvet-Höhle, welche man hier sehen kann: http://www.uf.uni-erlangen.de/chauvet/Chauvet_09.jpg

Ein solcher bemähnter Höhlenlöwe wird wohl zu Lebzeiten so ähnlich ausgesehen, haben wie diese Photoshop-Rekonstruktion eines Amerikanischen Löwen von Daniel Reed:

Panthera leo atrox mit Mähne

Die Behauptung dass der Höhlenlöwe grundsätzlich mähnenlos war, ist folglich falsch. Wahrscheinlich traf dies zwar auf die meisten männliche Höhlenlöwen zu, aber wenigsten manchen scheint sich eine Mähne erhalten zu haben, die darüber hinaus ging, bloß rudimentär zu sein. Auch die modernen afrikanischen Löwen zeigen eine extreme Variabilität in Bezug auf die Mähne. Während sie bei manchen über den gesamten Vorderkörper wallt, und am Bauch entlang seitlich bis zu den Hinterbeinen reicht, haben andere praktisch gar keine Mähne, und selbstverständlich gibt es sämtliche Formen dazwischen. Hier sieht man etwa den Vergleich eines riesigen Berberlöwen mit einer enormen Mähne, und einen kleinen Somali-Löwen, bei dem sie kaum vorhanden ist:

Berberlöwe vs Somali-Löwe

Das Photo stammt übrigens aus dem Naturhistorischen Museum in Wien, wo sich eines der letzten existierenden Präparate eines Berberlöwen befindet. Leider war der Raum sehr dunkel, und eng, darum ist die Qualität des Photos leider nicht besonders gut.

Wahrscheinlich werden selbst die größten Mähnen bei Höhlenlöwen nicht viel größer gewesen sein, als jene dieses Somali-Löwen, und bei den meisten war es wohl noch weniger. Dennoch ist es nicht richtig zu behaupten, dass sie gar nicht existierten. Da die Mähne bei modernen Löwen eine wichtige Rolle im Sozialleben spielt, und auch einen ausgezeichneten Schutz bei innerartlichen Kämpfen zwischen den Männchen darstellt, könnte man dahingehend auch spekulieren, dass sich die Sozialstruktur von Höhlenlöwen und modernen Löwen unterschieden haben könnte.

Hier ist noch eine ausgezeichnete Rekonstruktion des amerikanischen Höhlenlöwen von Daniel Reed, welche ein relativ typisches Männchen mit nur angedeuteter Mähne zeigt:

Panthera leo atrox

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Bild des Tages: Rackelhahn

Dieses Präparat zeigt das Produkt einer sehr seltenen Kreuzung, nämlich zwischen einem Auerhahn (Tetrao urogallus), und einem Birkhuhn (Lyrurus tetrix) . Das Ergebnis dieser Kreuzung ist ein sogenannter Rackelhahn. Er steht in seiner Größe und dem Aussehen in etwa zwischen Auerhahn und Birkhuhn. Interessant ist, dass die männlichen Hybriden sich an den Balzplätzen der normalen Birkhähne einfinden, und nicht alleine in ihrem Revier nach Weibchen rufen, wie es der Auerhahn macht. Früher gab es diese Tiere mit Sicherheit häufiger, aber da sowohl das Birkhuhn als auch der Auerhahn in vielen Gegenden schon lange ausgerottet wurden, sind auch die Hybriden entsprechend seltener geworden.

Rackelhahn

Dieses Präparat befindet sich in der Schausammlung des Zoologischen Instituts der Universität Tübingen.

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Der Palmendieb – der größte Landarthropode der Welt

 Wenn man die heutigen Insekten, Spinnen und anderen Gliederfüßer ansieht, dann fällt vor allem eines auf: Alle sind relativ klein. Selbst die allergrößten Arten, die unter ihren Verwandten wahre Giganten darstellen, sind immer noch mehr oder weniger Kleinvieh. Die größten Käfer, Stab-und Gespensterheurschrecken, Vogelspinnen, Riesentausendfüßer oder Skolopender mögen zwar für uns teilweise erschreckend groß sein, aber es gibt einen landbewohnenden Arthropoden der diese alle bei weitem in den Schatten stellt.

Die Rede ist vom Palmendieb (Birgus latro), einem riesigen Landeinsiedlerkrebs. Im Gegensatz zu den meisten ihrer kleineren Verwanten verstecken sie ihren Hinterleib nicht in Schneckengehäusen, sondern tragen ihn unter dem Vorderleib gekrümmt. Nur die Jungtiere benutzen noch Schneckenhäuser. Erwachsene Palmendiebe können enorme Größen erreichen, mit Gewichten von 4 Kilogramm, einer Körperlänge von 40cm und einer Beinspannweite bis zu einem Meter. Das wäre bereits für eine ganz normale Krabbe ziemlich viel,  aber für einen Landeinsiedlerkrebs ist es gigantisch. Selbst die anderen Landkrabben, die teilweise recht beachtliche Größen erreichen können, sehen winzig aus neben diesen Tieren. Es ist schon etwas befremdlich ein derartig großes Tier mit einem Exoskelett an Land herum laufen zu sehen. Wer diese Tiere noch nie im Museum oder im Fernsehen (oder gar lebend) gesehen hat, kann sich mit diesem Präparat aus dem Naturhistorischen Museum in Wien eine Vorstellung von ihrem Aussehen machen:

 Palmendieb (Birgus latro)

Um mir eine langatmige Beschreibung dieser Tiere zu sparen, verweise ich an dieser Stelle auf den ausgesprochen guten Wikipediaartikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Palmendieb

Hier sieht man noch ein anderes Photo eines Palmendiebes, das ich im Stuttgarter Rosensteinmuseum gemacht habe:

Palmendieb

Die Kokonuss täuscht übrigens über das Nahrungsspektrum dieser Tiere hinweg. Pflanzliche Nahrung ist nur ein Bestandteil ihres Speiseplans, denn sie fressen auch Aas und lebende Tiere. Vor kurzem sah ich in einer hochinteressanten Dokumentation über die Krabbenwanderung auf der Weihnachtsinsel, wie ein Palmendieb aus einem Versteck heraus eine Weihnachtsinsel-Krabbe (Gecarcoidea natalis) mit den Scheren packte, und in Stücke schnitt.  

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War Ardea bennuides der Totenvogel Benu?

Die mythologische Welt der alten Ägypter ist ganz besonders reich an zahlreichen Fabelwesen, unter denen die Sphinx oder tierköpfigen Gottheiten wie der Schakalgott Anubis zu den bekanntesten zählen. Die allermeisten von ihnen sind Chimären, zusammengesetzt aus Tieren und Menschen, oder auch wie im Falle des Seelenfressers Amemamit, welcher den Kopf eines Nilkrokodils, die Vorderseite eines Leoparden oder Geparden und das Hinterteil eines Nilpferdes besitzt, aus verschiedenen Tiere zusammengesetzt. All jene Mischwesen haben eines gemeinsam, nämlich dass die Abgrenzungen zwischen den einzelnen Wesen klar voneinander erkennbar sind, und es zu keiner willkührlichen Vermischung verschiedener Attribute kommt, wie es in vielen anderen Kulturen der Fall ist. Zudem sind sowohl die einzelnen Körperpartien wirklich existierender Lebewesen, als auch die zuweilen auch dargestellten Haus-und Wildtiere sowohl auf bildlichen als auch auf figürlichen Darstellungen oft von erstaunlicher Natürlichkeit, so dass man in aller Regel die verschiedenen Arten klar zuordnen kann. Zwar gibt es mannigfaltige, teilweise extrem bizarre Kombinationen, etwa Menschen mit Skorpionskörpern als Unterleib, oder Skarabäen mit Geierflügeln. Wirklich eigenständige Lebewesen, die nicht stückweise zusammengesetzt sind, findet man dagegen kaum. Eine der wenigen Ausnahmen ist das mysteriöse Seth-Tier. In aller Regel wird der Gott Seth als tierköpfiger Gott dargestellt, in einigen Fällen aber auch als ein schwer definierbarer Vierfüßer mit großen Tütenohren, einer langen, leicht nach unter gerichteter stumpfen Schnauze, einem windhundartigen Körper und einem senkrecht in die Höhe stehende dünnen Schwanz mit einer Quaste am Ende. Das Seth-tier wurde schon als Esel, Schakal, archaische Giraffe und sogar als Ameisenbär gedeutet, vielleicht handelt es sich aber auch hier um ein etwas freizügiger gestaltetes Mischwesen, dem unter anderem das Erdferkel, und das oft mit steil erhobenen Pinselschwanz laufende Warzenschwein als Vorbild dienten, beides Tiere, die einst auch in Ägypten vorkamen. Bisher hat man noch kein lebendes oder ausgestorbenes afrikanisches Tier entdeckt, das dem Wesen auf den alten Darstellungen ähnelt, und Seth bleibt nach wie vor rätselhaft. Bei einem anderen Mythentier aus dem Reich der Pharaonen sieht die Sache allerdings ganz anders aus. Lange Zeit wurde der Totenvogel Benu oder Bennu als reines Fantasiegeschöpf abgetan. Diesem als großer Reiher dargestellten Vogel wurde nachgesagt, dass er die Seelen der als würdig empfundenen Toten zum Gott Re brachte. Der Benu findet sich in vielen Darstellungen, sowohl auf Papyri, als auch auf Wandmalereien und Steingravuren.  Besonders viele Darstellungen findet man im Totenbuch des Schreibers Ani, ein Papyrus aus der Zeit um 1300 v. Chr. Hier sind einige Bilder des Benu aus diesem Totenbuch:

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Man achte auf die kleine Benu-Hyroglyphe vor dem linken Bein des Benu.

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Diese Darstellung ist besonders interessant, denn sie zeigt rechts möglicherweise einen Jungvogel, der noch keine Federfahnen am Kopf hatte.

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Hier sieht man auch einige seltsame Chimären mit dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterkörper eines Benu.

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Dieses Bild stammt aus einer original getreu nachgebildeten Grabkammer des Kunsthandwerkers Sennedjem, der zur Zeit Sethos I. und Ramses II. lebte.

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Seinem Aussehen nach ist er als typischer Reiher zu erkennen, mit langen Stelzbeinen, einem langen, oft S-förmig gekrümmten Hals und einem langen Schnabel, am Hinterkopf zeigt er auch die beiden für viele Reiherarten typischen Federfahnen. Seine Größe variiert geringfügig, aber meist wurde er als ein recht großer Vogel dargestellt, der selbst mit in den Nacken gelegten Hals nur wenig kleiner als ein Mensch war. Zuweilen wurde ihm auch noch eine herrschaftliche Krone zugestanden, was allerdings wenig heißen muss, denn dies war manchmal sogar bei Fischen wie etwa dem bizarren Nilhecht der Fall. Die altägyptischen Tierdarstellungen lassen kaum einmal einen Zweifel an der Idendität der dargestellten Wesen, speziell bei Vögeln wie etwa wilden Gänsen oder Enten, sind Körperform, sowie Farbe und Musterung des Gefieders im Allgemeinen detailgetreu wiedergegeben. Unter den heutigen Reihern gibt es allerdings keinen, der dem Benu wirklich ähnlich sieht, und so wurde vermutet, dass es ihn niemals wirklich gegeben hat. Im Jahre 1979 aber entdeckte die Archäologin Dr. Ella Hoch von der Universität Kopenhagen unter den aus Kuwait und dem Oman stammenden Knochen, welche seit 1958 geborgen wurden, bis dato aber noch nicht weiter untersucht worden waren, die Überreste einer sehr großen unbekannten Reiherart. Den Knochen zufolge waren diese Vögel größer als die größten heutigen Reiher, die Goliath-Reiher (Ardea goliath), welche Höhen bis zu 1,40m erreichen. In Bezug auf die Größe würde dieser Vogel also durchaus den Darstellungen des Benu entsprechen. Man datierte die Knochen auf ein Alter von 3800 bis 4700 Jahren, was bedeutet dass zumindest die Künstler der ältesten Dynastien diesen Vögeln noch begegnet sein können. Vom Benu heißt es, dass er vom Osten her käme, was von der Lage Ägyptens aus auch mit den Fundorten auf der arabischen Halbinsel übereinstimmen würde. Da es sich bei dieser Reiherart mit großer Wahrscheinlichkeit um jenen Vogel handelte, der für den mythologisch verklärten Benu Modell stand, wurde er Ardea bennuides genannt. Nun stellt sich natürlich die Frage wann und warum dieser Vogel ausgestorben ist. Möglicherweise handelte es sich um einen Zugvogel, der nur zu bestimmten Zeiten das Nildelta aufsuchte, wo er von den frühen Dynastien auch von Künstlern gesehen und naturgetreu wiedergegeben wurde. Vielleicht starb er aufgrund von Nachstellungen oder auch durch die Vernichtung seiner Brutplätze auf der arabischen Halbinsel schon in der frühen Antike aus, so dass er in späteren Dynastien nur noch von Geschichten und Bilder bekannt war, was vielleicht auch den mythischen Status als Seelengeleiter erklären könnte. Die Darstellung des Benu ohne Federfahnen ist besonders interessant, denn sie deutet darauf hin, dass der damalige Maler noch einen lebenden Ardea bennuides als Vorlage für den Benu gesehen haben könnte.

Anmerkung:

Alle Photos stammen aus der Ausstellung „Tod am Nil“ vom Museum Schloss Hohentübingen.

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