Bild des Tages: Teilabinotische Amsel

Albinismus muss nicht immer den ganzen Körper betreffen, es kann auch durchaus vorkommen, dass nur in Teilen des Körpers kein Pigment gebildet wird, was dann oftmals ein gesprenkeltes oder geschecktes Aussehen zur Folge hat. Ein Beispiel dafür wäre diese teilalbinotische Amsel aus der Sammlung des Zoologischen Institutes in Tübingen:

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Bild des Tages: Saurichthys

Da ich heute zu sonst nichts gekommen bin, poste ich mal wieder das Bild des Tages. Diesmal das Photo einer Saurichthys-Rekonstruktion, aus dem Museum am Löwentor in Stuttgart:

Saurichthys

Dieser vergleichsweise kleiner Raubfisch der Trias. Mit einer Länge von etwa einem Meter  muss er mit seinem langgestreckten Körper und der spitzen Schnauze ganz ähnlich wie ein großer Hornhecht ausgesehen haben.  Trotz ihrer recht geringen Größe vergingen sich diese Fische teilweise an vergleichsweise sperriger Beute, wie man von einem fossilen Speiballen dieser Tiere weiß, welcher die Reste des kleinen Pterosauriers Preondactylus enthält. Hier noch mal eine Kopfansicht:

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Beinahe ein echter Dinosaurier…

Dass Vögel direkte Nachfahren der Dinosaurier sind ist inzwischen relativ weitläufig akzeptiert (abgesehen von Kreationisten, und den BANDits, die sich vor allem aus Ornithologen zusammensetzen, und davon ausgehen, dass Vögel und Dinosaurier von einem gemeinsamen, bisher noch unentdeckten Vorfahren abstammen. BAND steht übrigens für Birds Are Not Dinosaurs), aber irgendwie fällt es doch ziemlich schwer, die im Garten umherhuschenden Amseln oder die Gehsteige verunzierenden Tauben wirklich mit etwas in Verbindung zu bringen, das man in aller Regel eher als groß und schuppig ansieht. Seit einigen Jahren häufen sich teilweise spektakuläre Funde, welche beweisen dass schon eine ganze Reihe von kleineren Theropoden befiedert war, selbst beim berühmt-berüchtigten Velocraptor konnte kürzlich nachgewiesen werden, dass er Federn an den Armen trug. Das wirft natürlich viele bisherigen Vorstellungen und Rekonstruktionen völlig über den Haufen. Egal, mir haben die Jurassic-Parc-Raptoren auch ohne Federn gut gefallen, obwohl sie auch nur die grau-braune Einheitsfarbe aller Dinosaurier in diesem Meisterwerk der Filmkunst tragen. Bedebkt man, dass nun einige Theropoden befiedert waren, kann man sich schon viel eher vorstellen, wie ein lebender Dinosaurier gewirkt haben muss, vor allem wenn man Arten heranzieht, welche große Ähnlichkeiten in Größe und allgemeiner Morphologie haben. Als ich vor kurzem an den Volieren eines Kleintierzüchtervereins entlang ging, und auf eine Schar wunderschöner Truthähne stieß, war ich zugegebenerweise fasziniert, denn es gab einst einen Dinosaurier, welcher zu Lebzeiten fast genauso ausgesehen haben könnte. Diese Truthähne waren keine hässlichen weißen Fleischputen mit zerzausten Federn, wie sie üblicherweise gezüchtet werden, um den Fleischmarkt zu befriedigen, sondern wunderschöne Vögel mit dunklen gepflegten Gefieder:

Die kräftigen Beine und der nackte Hals und Kopf geben ihnen zusätzlich ein gewisses Dino-flair, außerdem erscheinen sie bei normal angelegten Gefieder auch viel schlanker, und damit dinosaurierähnlicher, als wenn sie sich, wie auf vielen Bildern zu sehen, aufplustern.

Ich hatte bei meinem Besuch im Museum am Löwentor vor ein paar Wochen die Gelegenheit zwei Skelettabgüsse des kleinen Theropoden Caudipteryx zu photographieren. Dieser kleine Theropode ist in Größe und Gestalt fast identisch mit einem Truthahn, nicht nur weil er Federn trug, sondern weil er auch einen extrem kurzen Schwanz, kleine flügelähnliche Arme und einen schnabelartigen Kiefer besaß. Beachtenswert sind auch die enorm langen Beine:

Und hier noch mal in der Fundsituation:

Ich denke es ist durchaus lohenswert selbst so ordinär erscheinende Tiere wie Puten einmal genauer zu betrachten, denn auch Tiere die jeden Tag millionenfach erbrütet, geschlachtet und gegessen werden, können erstaunlich interessant sein, sowohl in Bezug auf das Verhalten, als auch auf die Anatomie.

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Mastodonsaurus giganteus – eines der größten Amphibien aller Zeiten

 

Heute möchte ich etwas über den Mastodonsaurus schreiben. Dieser gewaltige Panzerlurch war eines der spektakulärsten Amphibien aller Zeiten, mit Ausmaßen, welche man sich für ein Tier dessen nächste lebende Verwandte etwa Frösche oder Molche wären, kaum noch vorstellen kann. Gemeinhin wird Mastodonsaurus als das größte Amphibium bezeichnet, das je gelebt hat. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass manche Arten noch deutlich größer wurden, etwa der langschnäuzige Prionosuchus plummeri dessen Fossilien man aus Brasilien kennt, und der eventuell sogar Längen von 9m erreichte.  Aber unabhängig davon, ob es noch größere Amphibien gab oder nicht, Mastodonsaurus war in jedem Fall ein Gigant.

Mastodonsaurus ist vor allem aus dem deutschen Raum durch eine Reihe extrem gut erhaltenenr Fossilien bekannt, die teilweise fast vollständig sind. Selbst Fossilien von Mastodonsaurus-Larven sind bekannt. Mastodonsaurus giganteus erreichte eine Länge von mindestens 6m, fragmentarische Funde lassen aber sogar auf Tiere von 7m Länge schließen. Damit war Mastodonsaurus giganteus mindestens so lang wie die größten heutigen Krokodile. Da diese Tiere insgesamt aber etwas kompakter waren als Krokodile, dürften sie noch deutlich schwerer geworden sein, und Gewichte von mehr als 2 Tonnen erscheinen für die größten Exemplare keineswegs unrealistisch.  Noch eine andere Eigenschaft verband Mastodonsaurus mit diesen heutigen größten fleischfressenden Räubern des Süßwassers: Er hatte Knochenplatten unter der Haut, ähnlich den Panzerechsen. Eine solche Knochenplatte kann man hier sehen (das Photo stammt aus dem Naturhistorischen Museum in Wien):

Das von Burian stammende Rekonstruktionsbild zeigt die alte Vorstellung, dass diese Tiere eine sehr kompakten Körper, und einen extrem kurzen Schwanz hatten, eine Ansicht, die sich über viele Jahrzehnte gehalten hat. Neurere Rekonstruktionen zeigen aber, dass Mastodonsaurus sehr wohl einen gut entwickelten Schwanz hatte, und weniger kröten-als viel eher krokodilsgestaltig war.

So wurde auch etwa dieses, an sich sehr schöne Modell im Stuttgarter Museum am Löwentor mit einem überaus kurzem Körper und Schwanz rekonstruiert:

Mir war diese Darstellung schon seit jeher etwas seltsam vorgekommen, denn ein solches Tier hätte sich kaum effektiv fortbewegen können. Die Beine sind ziemlich schwach, und hätten beim Schwimmen keine große Hilfe geleistet, und ein derartig kurzer Schwanz hätte gar keinen Nutzen bei der Fortbewegung gehabt. Folglich hätte ein derartig proportioniertes Wesen darauf warten müssen, dass ihm seine Beutetiere schon beinahe ins Maul geschwommen wären.  Vor allem hätte auch eine Möglichkeit gefehlt, zumindest eine kurze Entfernung schnell zurücklegen zu können, wie es etwa Krokodile machen, wenn sie sich mit ihrem kräftigen Schwanz mehrere Meter hervorschnellen. Das in der aktuellen Ausstellung gezeigt Skelett, welches in extrem aufwendiger Arbeit mit Hilfe von per Hand aus Kupfer getriebenen Knochen rekonstruiert wurde, zeigt die tatsächlichen Proportionen dieses Tieres, welches nun deutlich krokodilähnlicher wirkt. Das Skelett darunter gehört übrigens Batrachotomus:

Das ganz oben zu sehende Bild zeigt eine Lebendrekonstruktion, welche auf diesen neuen Ergebnissen basiert, was man bei dieser Ansicht aber nicht sehen kann. Zugegebenerweise finde ich die Farbgebung etwas unstimming, zwar findet sich fast die gleiche Farbkombination bei Marmormolchen, aber irgendwie finde ich dass sie bei einem Tier wie Mastodonsaurus fehl am Platz wirkt. Naja, das ist eben die künsterlische Freiheit, und des ist ja nicht meine Rekonstruktion.  Interessant wäre auch zu wissen, ob sich die Panzerplatten unter der Haut abhoben, oder ob sie praktisch versteckt unter der Haut waren.

Mastodonsaurier waren Raubtiere, welche anderen Wirbeltieren nachstellten, vermutlich in ähnlicher Manier wie heutige Krokodile. Allerdings unterscheidet sich ihre Bezahnung beinahe grundlegend. Während Krokodile eine relativ geringe Variationsbreite von Zahngrößen besitzen, waren bei Mastodonsaurus zwei völlig unterschiedliche Zahnformen vorhanden. Der Großteil der Kiefer wurden von sehr kleinen Zähnen gesäumt, welche Ähnlchkeiten zu jenen heutiger Amphibien oder auch vieler Fische habe. Zusätzlich hatten sie aber auch drei Paar riesige Fangzähne, jeweils zwei im Ober-und eines im Unterkiefer. Die Fangzähne im Unterkiefer waren so lang, dass sie selbst bei geschlossenen Maul durch Löcher in der Schnauze nach außen ragten. Zweifellos waren diese Zähne außerst effektiv um große Beutetiere festzuhalten. Bei den größten Exemplaren konnten diese Fangzähne gut 15cm lang werden. Von diesen Zähnen leitet sich auch der Name der Tiere ab, denn Mastodonsaurus bedeutet „Zitzenzahnechse“, wobei hier der Begriff Echse natürlich völlig fehl am Platz ist. Im Querschnitt weisen diese Zähne eine äußerst ungewöhnliche Fältelung auf, welche unter anderem von Quastenflossern bekannt ist.

Einen etwas besseren Einblick in die Bezahnung bekommt man auf diesem Photo eines Mastodonsaurus-Schädels:

Gut erkennbar sind auch die mächtigen Kiefer, welche bis zu 90° aufgerissen werden konnten, und stark genug waren, um selbst bei größeren Beuteieren deutliche Spuren an den Knochen zu hinterlassen. Man kennt Zahnabdrücke an Knochen von Plagiosauriern, welche etwa 70cm lang wurden, aber auch von landbewohndenden Thekodontiern, welche bis zu 5m lang wurden. Allerdings ist mir hier nicht bekannt, wie groß die Exemplare waren, an denen die Spuren gefunden wurden. Interessant ist auch, dass diese verheilt waren, was bedeutet, dass sie von Mastodonsaurus in Krokodilmanier angegriffen worden sein müssen, und nicht etwa nur an einem im Wasser treibenden Kadaver herumgefressen haben.  Man kennt sogar Bissabdrücke dieser Tiere an anderen Mastodonsauriern, was bedeutet, dass es sich wahrscheinlich um nicht gerade sonderlich umgängliche Wesen gehandelt hat.

Mastodonsaurus verbrachte mit Sicherheit den größten Teil seines Lebens im Wasser, worauf auch die  Rinnen am Schädel deuten, welche einst nur im Wasser wirksame Seitenlinienorgane beherbergten. Allerdings sind auch Spuren bekannt, welche diese riesigen Panzerlurche an Land hinterlassen haben müssen, und zeigen, dass sie sich dort nur sehr schwerfällig fortbewegten.

Wer sich für dieses und ähnliche Themen interessiert, dem seien noch zwei Bücher ans Herz gelegt:

Rainer Schoch: Saurier – Expedition in die Urzeit

Ernst Probst: Deutschland in der Urzeit –  Von der Entstehung des Lebens bis zum Ende der Eiszeit

Beide Bücher behandeln vor allem Funde aus dem süddeutschen Raum, von denen auch viele in der Dauerausstellung des Stuttgarter Museums am Löwentor bestaunt werden können, aber es werden auch eine ganze Reihe von anderen Funden abgedeckt. Das Buch von Ernst Probst ist schon etwas älter, und enthält ein paar wenige Fehler, etwa ein noch froschartige Darstellung des Mastodonsaurus. Das Buch von Rainer Schoch ist auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, und geht auch sehr detailliert auf die Evolution und Biologie der Dinosaurier ein, mit vielen Details und Entdeckungen, die ich bisher nur aus Internet und Fernsehen kenne, aber bisher noch nicht aus der Populärliteratur. Es enthält auch haufenweise Farbphotos der Rekonstruktionen, welche für die Sonderausstellung „Saurier – Erfolgsmodelle der Evolution“ hergestellt wurden. Wer sich für Urzeit interessiert, sollte sich dieses Buch unbedingt kaufen.

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Bild des Tages: Großer Tanrek (Tenrec ecaudatus)

So, da ich leider etwas knapp mit Bilder bin, die nichts mit Paläontologie zu tun haben, oder einen längeren Begleittext nötig hätten, habe ich etwas mein Archiv gegriffen, und ein älteres Bild herausgesucht, dass ich einst im Stuttgarter Rosensteinmuseum gemacht habe. Es zeigt einen Großen Tanrek aus Madagaskar:

Großer Tanrek (Tenrec ecaudatus)

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Ein paar interessante Schädel

Schädel fand ich schon immer ziemlich interessant, vor allem wenn es sich um jene von eher ungewöhnlichen Tieren handelt. Außerdem ist es immer wieder erstaunlich welche Dinge man an ihnen entdecken kann, die man am lebenden Objekt kaum oder gar nicht sieht. Höchst erstaunlich kann es auch sein, wie sehr sich die Morphologie eines Schädels eigentlich von jener des lebenden Tieres unterscheiden kann, da ja viele äußeren Organe keine knöchernen Bestandteile haben. Darum wollte ich hier ein paar Bilder von Schädeln zeigen, welche man in der Regel eher mal selten zu sehen bekommt. Alle Bilder habe ich übrigens vor kurzem im Archiv des zoologischen Instituts in Tübingen aufnehmen können.

Zunächst einmal der Schädel eines jungen Nashornes, wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht weiß, um welche Art es sich eigentlich handelt.

Die Hörner von Rhinocerosen bestehen ausschließlich aus Keratin, und haben auch nicht wie etwa die Hörner von Rindern oder Antilopen einen könchernen Kern. Darum würde man selbst bei ausgewachsenen Exemplaren mit großen Hörnern nichts auf der Schnauze vorfinden. Sehr gut zu erkennen sind an diesem Schädel im Verhältniss riesigen Molaren. Da Zähne bestenfalls in der Länge noch etwas wachsen können, nicht aber in der Breite, müssen sie entsprechend groß angelegt sein, um das Wachstum des Schädels zu komensieren. Ebenfalls sehr schön kann man die modifizierte Nasenregion erkennen.

Ebenfalls kaum jemals zu sehen bekommen wird man diesen Schädel, der zu dem Skelett eines jungen Zwergflusspferdes gehört.

Die Zähne sind noch sehr scharfkantig und unabgenutzt, und vor allem die Schneide-und Eckzähne noch extrem klein, weshalb ich vermute, dass es sich hier noch um die Milchzähne handelt.

Zum Schluss noch der Schädel eines erwachsenen Tieres, diesmal eines Tapirs, von dem ich leider auch nicht sagen kann, um welche Art es sich handelt.

Interessanterweise ähnelt der Schädel von Tapiren sehr jenen von arachaischen Rüsseltieren wie Moeritherium, mit dem Hauptunterschied, dass bei jenen die Nasenöffnung noch an der Schnauzenspitze gelegen hat. Bei Tapiren ist die Nasenhöhle sehr stark nach posterior verlagert, was beim lebenden Tier aber praktisch unsichtbar bleibt.

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Bild des Tages: Albinos

Diese schönen, wenngleich auch nicht schön photographierten Präparate von zwei albinotischen Maulwürfen und einem albinotischen Sperling stammen aus dem Rosenstein-Museum in Stuttgart:

Albinos

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Dakosaurus maximus – der große Bruder des Godzilla-Krokodils

Dakosaurus maximus frontal

Vor einiger Zeit kam ja in der Presse eine neu entdeckte Meereskrokodilart groß raus, und schaffte es sogar auf die Titelseite von National Geographic. Das äußerst medienwirksam als Godzilla-Krokodil bezeichnete Krokodil bekam den Namen Dakosaurus andiniensis verliehen. In den Presseberichten war häufig von einem Riesenkrokodil die Rede, tatsächlich deuten die bisher gefundenen Reste dieser Art nicht darauf hin, dass es größer als die heutigen großen Panzerechsenarten wurde, aber so sind Journalisten nun mal. „Riesiges Godzilla-Krokodil“ hört sich eben viel besser an, als „großer Metriorhynchid mit kranialen Anpassungen an Makroprädation“. Naja. Jedenfalls wurde dieses Tier weltbekannt, und das nur, weil es einen interessanten Schädel hatte, denn dieser war nicht wie bei den heutigen Krokodilen entweder lang und schmalschnäuzig oder kurz und breitschnäuzig, sondern insgesamt sehr kompakt, und vor allem sehr hoch. Der Kopf erinnert viel eher an die Schädel verschiedener landbewohnender fleischfressender Reptilien, wie etwa den terrestrischen Sebeciden, oder bestimmten Archosauriern und Theropoden. Die Kiefer sind verhältnissmäßig kurz und sehr kräftig, und alles deutet darauf hin, dass man es hier keineswegs mit einem Fischfresser zu tun hatte, sondern mit einem Wesen, das relativ große Beutetiere tötete, und fähig war, große Fleischstücke aus Kadavern herauszureißen, ähnlich wie Schwertwale oder Weiße Haie. Heutzutage gibt es nur noch sehr wenige marine Fleischfresser, wie wirklich große Beutetiere töten und fressen, darunter ein paar Haie und eine Handvoll Zahnwale. Einst gab es  eine ganze Reihe von Pliosauriern und Mosasauriern, und wie man sieht auch Krokodile welche Spezialisierungen auf Makroprädation aufwiesen. Völlig verschwiegen wurden bei all den Newsmeldungen aber, dass „Godzilla“ noch einen großen Bruder, oder eher Cousin hatte. Die Rede ist von Dakosaurus maximus, eines riesigen Metriorhynchiden, dessen Reste in Deutschland gefunden wurden. Dieses Monster erreichte eine Länge von etwa 8m, war also mindestens zwei Meter länger als Dakosaurus andiniensis. Da ihre Schwanzflosse wie bei Ichthyosauriern durch die nach unten geknickte Schwanzspitze bebildet wurde, war Dakosaurus im Vergleich zu normalen Krokodilen proportional kompakter, da weniger Länge des Schwanzes auf die Gesamtlänge entfielen. Das Gewicht großer Exemplare könnte bei durchaus drei Tonnen gelegen haben, also weit mehr als jeder Weiße Hai. Auch der Schädel von Dakosaurus maximus war sehr kräftig gebaut, mit sehr langen und leicht nach hinten gebogenen Zähnen, und sehr kräftigen Kiefer. Der Schädel weist große Ähnlichkeiten mit jendem von Dakosaurus andiniensis auf, war aber propotional noch länger und etwa weniger hoch und robust. Dass ihre Kiefer enorm kräftig waren, zeigt sich teilweise an Fossilien kleinerer Meereskrokodile, die von Dakosaurus regelrecht in Stücke gebissen wurden.

In der Sonderausstellung des Museum am Löwentor in Stuttgart kann man momentan Fossilien von Dakosaurus maximus bestaunen, sowie neben vielen anderen Modellen, auch eine lebensgroße Rekonstruktion in einem Meeresdiorama. Von dort stammen auch die Bilder.

 

Hier sieht man den Kopf noch einmal besser von der Seite. Eigentlich mag ich derartig perspektifisch verzerrte Bilder nicht, und bevorzuge Darstellungen, welche ein Tier auf der ganzen Länge zeigen, aber da die Scheibe extrem stark reflektierte, mußte ich die Kamera direkt ans Glas drücken und ohne Blitz photographieren, wobei natürlich die Ansichten entsprechend eingeschränkt waren.

Das Modell ist wirklich sehr gut gemacht, allerdings habe ich persönlich den Eindruck, dass die Hautstruktur nicht dem Original entspricht. Heute gibt es keine vergleichbaren Tiere mehr, und man ist daher bei der Rekonstruktion von Meeresreptilien gerne versucht, sie mit einer sehr glatten, walartigen Haut mit kleinen Schuppen darzustellen. Aber das muss nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Von Mosasauriern kennt man etwa Hautabdrücke, die auf relativ große, nicht überlappenden und kachelförmig angeordnete Schuppen sprechen. Auch moderne Meeresschildkröten haben ja noch sehr große Schuppen an ihren Flossen. Und schließlich war Dakosaurus nach wie vor ein Krokodil, und ausnahmslos alle heutigen Krokodile zeigen eine relativ typische Struktur aus großen, polygonen Schuppen. Auch sehr stark ans Wasser gebundene Arten wie die Gaviale haben eine solche Hautstruktur, und selbst wenn eine Art vollkommen ans marine Leben angepaßt ist, und die Oberfläche entsprechend strömungsgünstiger wird, etwa indem sich Hautunebenheiten, wie sie durch die Rückenkämme oder Panzerplatten hervorgerufen werden, zurückbilden, aber ich sehe jetzt keinen Grund weshalb sich die eigentliche Hautstruktur verändern sollte. Naja, das sind jetzt meine persönlichen Überlegungen, und vielleicht kann mir jemand eine begründete Antwort darauf geben, warum Meereskrokodile doch so eine Haut gehabt haben könnten.

Hier sieht man noch einmal einen leider nur fragmentarisch erhaltenen Schädel. Gut zu erkennen sind die sehr großen und langen Zähen:

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Biber im Wurzacher Ried

Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit das Wurzacher Ried in der Nähe von Ravensburg zu besuchen. Das Wurzacher Ried ist eines der größten noch intakten Hochmoorgebiete Mitteleuropas. Dort bekommt man auf kleinsten Raum ganz unterschiedliche und völlig faszinierende Landschaftsformen zu sehen, von urigen Wäldern, Heidelandschaften, Seen mit riesigen Riedfeldern und mit Torfmoos bewachsenen Mooren. Am Rande eines der kleinen Seen konnte ich einige frisch gefällte junge Bäume entdecken, die eigentlich nur von einem Biber angefresse sein können. Da Bilder oft mehr sagen können als tausend Worte, zeige ich hier einfach mal ein paar Bilder:

Die Form stammt keinesfalls von einer Axt, und auch die konisch zugespitzen Enden sehen ganz anders aus, als von Menschen gefällte Bäume. Wenn an genau hinsieht, kann man auch noch die kleinen Zahnspuren erkennen. Unter den Bäumen lagen kleine Holzhobel, die beim Abnagen entstanden sind.

Holzhobel

Ehrlich gesagt hegte ich eine Weile noch Zweifel ob das wirklich Biber gewesen sein können, und ich nicht vielleicht von irgend einem anderen Phänomen in die Irre geleitet wurde, aber nach einer Recherche im Internet konnte ich tatsächlich herausfinden, dass es im Wurzacher Ried Biber gibt. Ich denke mal die Chance diese Tiere zu sehen, ist relativ gering, aber ein Besuch dieses heutzutage außergewöhnlichen Landschaftstyps, ist auf jeden Fall zu empfehlen. Man sollte sich auch nicht von schlechten Wetter abschrecken lassen, aber auf jeden Fall genug Zeit mitbringen. Leider ist die Beschilderung und die spärlich vorhandenen Wegkarten dort teilweise wirklich katastrophal, und ich verdanke es eigentlich nur dem Zufall, dass ich rechtzeitig wieder einen Weg herausgefunden habe. Nichtsdestotrotz war das wirklich ein außergewöhnliches Erlebnis ein Stückchen intakes Moor zu sehen.

Hier sieht man noch Photos, die ich direkt bei den gefällten Bäumen vom Ried-bestandenen Seeufer gemacht habe:

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Das Riesenfingertier Daubentonia robusta

Unter allen Lemuren ist das Fingertier oder Aye aye (Daubentonia madagascariensis) wohl am umgewöhnlichsten. Wegen seines seltsamen Gebisses, das sich unter anderem durch riesige, ständig nachwachsende mittlere Schneidezähne, und einer starken Reduktion der übrigen Zähne auszeichnet, gab es den früheren Taxonomen viele Rätsel auf, wurde es sogar schon zu den Eichhörnchen, den Springmäusen und den Kletterbeutlern gestellt. Auf diesem Bild eines Aye-aye aus dem Rostenstein-Museum in Stuttgart  kann man ganz gut sehen, weshalb die Zuordnung dieser Tiere so schwierig war. In Hintergrund rechts sieht man übrigens auch den Schädel.

Fingertier aus dem Rosenstein-Museum Stuttgart

Zeitweise stellte man sie sogar in eine eigene Säugetierordnung, bis der berühmte englische Anatom Sir Richard Owen anhand des noch primatentypischen Milchgebisses ihre Zuordnung klar darlegen konnte. Ihre verlängerten und extrem dünnen, namensgebenden Mittelfinger benutzen sie auf einzigartige Weise, indem sie mit ihnen Äste und Stämme abklopfen, um mit ihrem hochentwickelten Gehör nach den Gängen darunter versteckter Insektenlarven zu forschen, die sie dann nach Aufbeißen der Rinde wie mit einer Sonde aus ihren Gängen ziehen. Auch Kokosnüsse werden auf diesen Weg auf ihre Reife untersucht, an einer Stelle aufgemeißelt, und das nahrhafte Kokosmark heraus gekratzt, aber auch Nüsse und verschiedene andere Pflanzenteile werden nicht verschmäht. Eine Schönheit ist das Fingertier nicht gerade, die riesigen Ohren, die seltsamen Zähne und Spinnenfinger sowie das schwärzliche struppige Fell, mit den einzelnen dazwischen liegenden weißen Haaren lassen dieses völlig harmlose kleine Wesen eher wie einen kleinen Kobold erscheinen. Darum, und wohl auch wegen der befremdlichen Nutzung ihrer seltsamen Finger und der nächtlichen Lebensweise, ranken sich viele Legenden um diese Wesen. Einerseits gilt die Tötung dieser Tiere teilweise als unglücksbringed, und sie stehen unter einem Tabu, andererseits werden zuweilen auch die Aye-ayes selbst als Unglücksbringer angesehen und verfolgt, wahrscheinlich auch weil sie in gewissen Umfang Schaden in Kokosnusspflanzungen und Plantagen anrichten können.

Kaum bekannt ist, dass es noch bis vor sehr kurzer Zeit eine weitere Fingertierart gegeben hat, die inzwischen ausgestorben ist. Diese Art war deutlich größer als die rezente Art, und erhielt den Namen Daubentonia robusta . Man kennt nur wenige Reste des kräftig gebauten Riesenfingertieres, aber die gefundenen Zähne und Knochen deuten darauf hin, dass es dem Aye-aye ziemlich ähnlich sah, und wohl auch eine ähnliche Lebensweise führte, aber dieses an Größe um mindestens das dreifache übertraf. Das Fingertier wiegt im Mittel etwas über 2,5 kg, auch wenn einzelne Exemplare mehr erreichen können, das durchschnittliche Gewicht von Daubentonia robusta wird aber eher bei mindestens 8 kg gelegen haben, war also etwa so schwer wie eine große Wildkatze. Diese Art scheint erst vor sehr kurzer Zeit ausgerottet worden zu sein, und wurde noch bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrunderts gejagt, allem Anschein nach wurde das letzte Exemplar kurz nach 1930 im Osten Madagaskars getötet. Es ist gut möglich dass das Riesenfingertier im Gegensatz zu den allermeisten anderen ausgestorbenen Säugern Madagaskars  auch weniger dem Hunger, als viel mehr auch dem Aberglauben der Menschen zum Opfer gefallen sein könnte.

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