Buchrezession: Haie im Mittelmeer: Alle 49 Arten



Bücher über Haie gibt es ja zugegebenerweise viele, und glücklicherweise sind viele davon auch recht gut. Ein ganz besonders empfehlenswertes Werk ist allerdings „Haie im Mittelmeer: Alle 49 Arten“ von Alessandro DeMaddalena und Harald Bänsch. Die der Titel schon klar zeigt, handelt es sich um ein recht spezifisches Buch über Haie, da eben nur jene Arten abgehandelt werden, welche auch im Mittelmeer vorkommen. Was sich auf den ersten Blick vielleicht etwas langweilig anhört, da dies ja bedeutet dass man über viele Spezies in diesem Buch überhaupt nichts finden wird, stellt sich aber in diesem Fall als große Stärke heraus. Denn in diesem wunderbaren Fachbuch findet man eben auch viele Arten, über die man in anderen Haibüchern bestenfalls in Fußnoten oder Listen stolpert. So findet man nicht nur die altbekannten Arten wie den Riesenhai, den Tigerhai oder den Blauhai, sondern auch so obskur benannte und unbekannte Arten wie den Milchhai, den Düsteren Hai oder den Seestraßenhai.
Zudem finden sich eine große Zahl schöner Photos (allerdings nicht zu jeder einzelnen Art, einige wenige wurden nur gezeichnet), sowie unzählige anschauliche Schwarzweißzeichnungen, welche anatomische Details oder bestimmte Verhaltensweisen hervorheben.
Neben den einzelnen Artenportraits befindet sich auch eine recht ausführliche Einführung über die allgemeine Biologie der Haie, sowie ihrer Erforschung, natürlich vor allem auf die Arten des Mittelmeeres bezogen. Wer sich für Haie interessiert, dem sei dieses Buch absolut empfohlen, zumal es den großen Vorteil hat, auch in deutscher Sprache geschrieben zu sein.

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Bild des Tages: Belugaschädel

Hier mal ein paar Schädelansichten eines Belugaschädels aus dem Zoologischen Museum in Hamburg:

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Man sieht schöne eine gewisse Assymetrie des Schädels, wie man sie in verschieden stark ausgeprägter Weise bei vielen Zahnwalen findet. Was man leider nicht gut sind, sind die Zähne, denn Belugas entwickeln wirklich sehr seltsame Abkaumuster ihrer Zähne, wobei seltsame, beinahe teelöffelartige Formen entstehen.
Belugas nehmen ihre Nahrung ja vor allem am Grund auf, etwa Plattfische oder auch diverse eher bodenorientiert lebende Dorschfische, und vielleicht spielt ja der Abrieb durch mit aufgenommenes Sediment auch eine gewisse Rolle bei der Zahnabrasion.
Interessant ist auch die Form des Belugaschädels, welche ja vor einiger Zeit dazu führte, dass ein an der russischen Küste angetriebener Belugakadaver zigfach als Überrest eines Meeresreptils angesehen wurde. Aber wie bei den meisten anderen Zahnwalen auch, wird beim Beluga der Großteil der äußeren Kopfform von Muskulatur, Blubber sowie natürlich auch der gut ausgeprägten Melone ausgemacht, und kaum von der tatsächlichen Form des Schädels.

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Buchtipp: Der Herr der Tiefe

Um mal ein bisschen Werbung in eigener Sache zu machen, wollte ich hier auch mal ein kleines Büchlein vorstellen, für das ich selbst mit verantwortlich bin. Es handelt sich dabei um "Der Herr der Tiefe", eine von der "Twilight-Line" veröffentlichte Zusammenstellung zweier Kurzgeschichten mit kryptozoologischen Hintergrund. Ursprünglich sollte das ganze Projekt viel größer werden, da allerdings die Anzahl der eingereichten Werke für den damaligen Wettbewerb doch recht gering war, blieb es bei diesem recht überschaulichen Werk welches die Kurzgeschichte "Genou - Begegnung am Fluss" von Anja Müller, und "Der Herr der Tiefe" von mir beinhaltet.

Um was es bei der von mir geschriebenen Geschichte geht, kann man sich wahrscheinlich schon denken wenn man sich etwas tiefer mit Kryptozoologie auskennt, ansonsten sei einfach mal auf das Titelbild verwiesen...Allerdings, einen ganz direkten kryptozoologischen Hintergrund hat "Der Herr der Tiefe" noch nicht einmal, denn die Handlung spielt vor mehreren Zehntausend Jahren, und könnte rein theoretisch sogar so ähnlich stattgefunden haben. Das liegt unter anderem daran, dass das fortwährende Überleben des Titelgebenden Protagonisten der Geschichte praktisch völlig ausgeschlossen ist. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb habe ich mich auch sehr darum bemüht, eine möglichst glaubhafte Darstellung des "Herrn der Tiefe" zu schreiben, ohne allzusehr ins Phantastische abzugleiten. Auch bei diversen anderen Details, habe ich mich an möglichst wissenschaftliche Vermutungen über die damaligen Verhältnisse gehalten. Auch die Namen sind nicht einfach frei erfunden, sondern echte Aborigines-Namen. Zwar erscheint es eher unwahrscheinlich, dass die vor zigtausend Jahren schon populär waren, aber mir erschien das einfach besser als irgendwelche Phantasienamen, zudem dürften ohnehin den allermeisten Lesern, wie ja mir selbst auch, überhaupt irgendwelche gängigen modernen Vornamen von Aborigines geläufig sein. Bisher scheint "Der Herr der Tiefe" ziemlich gut angekommen zu sein, und vielleicht kann ich ja noch dem einen oder anderem Bestiarium-Leser die Geschichte noch schmackhaft machen.

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Bild des Tages: Deformierter Pottwalschädel

Ich habe ja schon öfter mal von Pottwalen gelesen, welche stark deformierte Kiefer aufwiesen, und dank des Internets kannte ich auch bereits ein Photo eines solchen, aber mit eigenen Augen zu sehen bekam ich ich solches Exemplar leider noch nie. Umso erstaunter war ich darum, als ich im Hamburger Museum für Zoologie solch einen deformierten Pottwalkiefer zu sehen bekam:

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Wie man sieht ist der Kiefer so stark nach rechts gewachsen, dass er schon beinahe einen geschlossenen Kreis bildet. Was die genaue Ursache solcher Deformationen ist, ist schwer zu sagen, aber wahrscheinlich entstehen sie durch ein einseitig verstärktes Wachstum des Kiefers. In diesem Fall muss die linke Hälfte des Unterkiefers stärker gewachsen sein als die rechte, wobei sie einen kontinuiertlichen Druck auf die rechte ausübte. Als Folge dessen kam es wohl auch zu einem gewissen Knochenabbau auf der rechten Seiten (Üblicherweise bildet sich Knochen zurück wenn Druck auf ihn ausgeübt wird, und verstärkt sich wenn Zug ausgeübt wird), was dann in dieser massiven Deformation endete.

Hier sieht man noch einmal eine Nahaufnahme des Kiefers, der leider keinen einzigen Zahn mehr aufwies:

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Diese Deformation mag sehr drastisch aussehen, doch tatsächlich kennt man von Pottwalen sogar noch weitaus massivere Wachstumsstörungen des Kiefers. Ich kenne ein Photo eines Pottwalunterkiefers aus einem Museum in den USA, dessen Form and die Spitze eines Korkenziehers erinnert, auf den man mit einem Hammer geschlagen hat.

Eine gewisse Assymetrie des Schädels ist bei Zahnwalen an sich nichts ungewöhnliches, besonders bei langschnäuzigen Formen, sowohl lebenden als auch ausgestorbenen, findet man nicht selten eine leichte Bogenform. Besonders ausgeprägt findet man dies relativ häufig bei Amazonas-Flussdelphinen, auch wenn der Grad der Assymetrie keineswegs an den hier gezeigten Pottwalkiefer heranreicht. Das hier gezeigte Exemplar stammt, wie man im Vergleich zum Schädel eines erwachsenen Pottwales erkennen kann, von einem Jungtier:

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Das eigentlich erstaunliche an diesen Deformationen an Pottwalkiefern ist nicht dass sie es gibt, denn auch bei anderen Tieren kommt es zuweilen im Embryonalstadium oder auch im späteren Verlauf des Wachstums zu massiven Wachstumsstörungen. Das wirklich besondere bei den Pottwalen ist die Tatsache, dass selbst solche gravierenden Missbildungen scheinbar keinen Einfluss auf die Nahrunsaufnahme haben, denn man hat sie nicht nur bei Kälbern gefunden, welche ja noch von ihren Müttern gesäugt wurden, sondern auch bei ausgewachsenen Exemplaren, die sich erstaunlicherweise in ansonsten ausgezeichneter und wohlgenährter Verfassung befanden. Man hat neben Exemplaren mit Wachstumsstörungen aber auch schon solche gefunden, welche gebrochene oder sogar abgebrochene Unterkiefer aufwiesen, wahrscheinlich eine Folge von Rivalenkämpfen bei den Bullen, und auch jene befanden sich in gutgenährten Zustand. Das bedeutet zum Einen dass der Unterkiefer trotz seiner großen Länge scheinbar keine gravierende Rolle bei der Nahrungsaufnahme des Pottwales spielt, und zum Anderen dass wir nur ziemlich wenig über das Fressverhalten dieser Art wissen. Tatsächlich basiert hierbei vielen auf Spekulationen und Mutmaßungen. Man weiß nicht genau wie der Pottwal seine Beute fängt, noch genau wie er sie frisst. Da teilweise sogar die Kadaver großer Riesen-und Kolosskalmare in relativ unbeschädigten Zustand in den Pottwalmägen gefunden wurden, müssen sie in aller Regel am Stück heruntergeschluckt worden sein. Das Zungenbein und die an ihnen ansetzende Muskulatur ist beim Pottwal sehr gut ausgeprägt, weshalb man davon ausgehen kann, dass sie mit ihrer Hilfe fähig sind, einen starken Unterdruck aufzubauen, und damit ihre Beutetiere wie ein Staubsauger einsaugen können. Ähnliches ist auch bei Schnabelwalen der Fall, und auch von den Ichthyosauriern sind bei einigen Formen ähnliche durch das Zungenbein bewegbare Saugvorrichtungen gefunden worden. Interessanterweise scheint dies besonders bei solchen Meeressäugern und Reptilien aufzutreten, die sich zu einem großen Teil von Kopffüßern ernähren, oftmals gekoppelt mit einer mehr oder weniger starken Reduktion der Zähne. So treten ja auch beim Pottwal die Zähne des Oberkiefers üblicherweise überhaupt nicht aus dem Knochen, und bei den jungen

Dabei ist es erstaunlich dass die große Masse der Beutetiere des Pottwales in der Regel nicht wie vielfach behauptet aus Riesenkalmaren vesteht, sondern aus nur relativ kleinen Kalmaren und Fischen, die häufig nur etwa einen halben Meter groß sind. Wie ein Pottwalbulle von teilweise mehr als 50 Tonnen es schafft, jeden Tag mehr als 1000kg Nahrung in Form von vergleichsweise winzigen Beutetieren zusammenzubekommen, ist wirklich erstaunlich, und wieder einmal ein wunderbares Beispiel dafür, wie wenig wir immer noch über viele Tiere wissen.

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Buchrezension: The World of Kong – A Natural History of Skull Island

Wenn es so etwas wie den ultimativen Klassiker des Monsterfilms gibt, dann ist das sicherlich King Kong. Leider hatte ich noch nie Gelegenheit mir den Originalfilm anzusehen, aber ich denke, das wird auch irgendwann einmal. Die Monster im Original aus den frühen 30iger Jahren waren natürlich noch etwas plumpe Stopmotion-Animationen, welche dennoch für die damalige Zeit absolut bahnbrechend waren. Dank der inzwischen extrem ausgereiften CGI-Technik ist man ja aber inzwischen auch in der Lage mit Hilfe von Computern extrem realistische Effekte zu erreichen, und die Monster in der Neuverfilmung von Peter Jackson waren wirklich klasse. Mal ganz unabhängig von der zugegebenerweise teilweise etwas langatmigen Handlung des Filmes, sind es die ganzen Kreaturen und Monster schon für sich gesehen wert, dass man sich den Film ansieht. Dabei sind in der ungeschnittenen Version sogar noch viel mehr zu sehen, als in der normalen Kino-Version. Neben verschiedenen Begleitbüchern über die Hintergründe des Films gibt es auch ein ganz besonderes Werk, welches zu diesem Film herausgegeben wurde: The World of Kong - A Natural History of Skull Island

Nun ist dies ja kein Film-oder Fantasy-Blog, aber dennoch wollte ich nicht darauf verzichten, über dieses Buch zu schreiben, da es eine ganze Menge mit Paläontologie, Zoologie und auch Evolutionsbiologie zu tun hat. Zugegebenerweise hatte ich auch schon immer viel für die Hintergrundbücher von Star Wars oder Mittelerde übrig, in denen allerlei fantastische Kreaturen beschrieben wurden, und selbst fantastische (aber nach Möglichkeit biologisch und evolutionär realistische) Kreaturen zu erfinden, ist für mich schon immer ganz besonders interessant gewesen. The World of Kong ist in dieser Hinsicht ein echtes kleines Meisterwerk. Darin werden all die Wesen, selbst jene welche in Film nur für wenige Augenblicke zu sehen sind, mehr oder weniger ausführlich behandelt, und dazu kommen noch unzählige andere, welche gar nicht in der Handlung vorkommen. Es handelt sich hierbei um kein Filmbuch im eigentlichen Sinne, und es findet sich auch kein einziges Photo aus dem Film oder von Modellen, welche für ihn erstellt wurden darin, sondern ausschließlich Bilder und Zeichnungen, welche entweder für Storyboards, Kreaturen-Design und eben speziell für dieses Buch gemacht wurden. Sie sind auch von durchgehend guter bis sehr guter Qualität, und haben mir auch sehr gut gefallen, wenngleich auch teilweise ein gewisser Comic-Style mitschwingt. Das Buch ist in mehrere Kapitel unterteilt, welche sich primär an den geographischen Begebenheiten von Skull Island orientieren, so dass jeweils unterschiedliche Lebewesen aus den selben Ökosystemen miteinander abgehandelt werden, etwa der Strand, die Sumpfgebiete oder etwa die Gebirgsregionen. Außerdem wird auch etwas auf die Hintergründe der martialischen Kliffbewohner und der einstmals auf der Insel lebenden Hochkultur eingegangen, sowie die geologischen Hintergründe der Insel ausgeführt. Diese sind von besonderer Bedeutung um die Lebewesen der Insel zu verstehen, und sie ergeben trotz der künsterlischen Freiheiten doch durchaus zum größten Teil Sinn.

Das vor West-Sumatra gelegene Skull Island war ursprünglich weitaus größer, fast schon ein eigener Kontinent und einst mit der Riesenlandmasse Gondwana verbunden, weshalb sich dort auch all die Dinosaurier und anderen größtenteils mesozoischen Kreaturen finden. Es gab verschiedene Isolationen vom Festland, welche gelegentlich von neu entstandenen Landbrücken unterbrochen wurden, so dass sich über die Millionen eine äußerst einzigartige Fauna bilden konnte, wozu auch noch eine ganze Reihe, teils erst in allerjüngster Zeit erfolgte Kolonisierungen von modernen Tieren erfolgte, welche die Insel auf dem Luftweg oder übers Meer erreichten.

Wenn man sich den Film ansieht, dann fragt man sich unwillkührlich, warum eine Insel von solchen Ausmaßen voll sein kann von riesigen zähnefletschenden Monstern, die scheinbar nichts besseres zu tun haben, als von morgens bis abends zu versuchen sich gegenseitig umzubringen und aufzufressen. Der Hintergrund für diese Zustände findet sich in den geologischen Prozessen, welche durch Plattentektonik und Vulkanaktivitäten die Insel im Laufe der Zeit immer kleiner werden ließen, so dass für die auf ihr lebenden Wesen immer weniger Platz zur Verfügung stand, und sie immer aggressiver und stärker werden mußten, um sich bei den noch vorhandenen Ressourcen behaupten zu können. Das Resultat war ein evolutionäres Wettrüsten höchsten Grades. In der Realität würde dies natürlich nicht so drastisch aussehen, aber rein prinzipiell handelt es sich um natürliche Prozesse beschleunigter Evolution, welche in abgeschwächter Form auch in der Natur beobachtet werden können.

Damit ist nun geklärt wie all die seltsamen Monster auf der Insel ihr martialisches Aussehen bekamen, und auch woher sie kamen. Man darf nun nicht glauben, dass in dem Buch lediglich irgendwelche riesigen Ungeheuer vorkommen, denn tatsächlich wurden hier wirklich ganze Ökosysteme entworfen. Neben den großen und kleinen Räubern und Pflanzenfressern findet man auch eine ganze Reihe von kleinen und kleinsten Lebewesen wie Vögel, kleine Reptilien und sogar Insekten. Selbst eine Reihe von Parasiten werden extra behandelt. Diese Tiere sind zum größten Teil wirklich erstaunlich glaubhaft und realistisch präsentiert, auch wenn natürlich einige von ihnen, etwa die übergroßen Insekten, freilich nicht in der Realität existieren könnten. Was mich besonders erfreut hat, war die Tatsache dass hier nicht einfach verschiedenste Relikte aus verschiedenen geologischen Zeitaltern miteinander auf eine Insel verfrachtet wurden, sondern hier teilweise sehr extreme evolutionäre Weiterentwicklungen bedacht wurden. Besonders auffallend sind hier die verschiedensten Parallelentwicklungen von Flugfähigkeit bei verschiedensten Wirbeltieren. Neben den verschiedenen Vögeln (von denen auf der Insel viele flugunfähig sind) gibt es etwa die kleinen Vultursaurier, fledermausartige Theropoden, welche Flughäute anstelle von befiederten Flügeln entwickelten, oder die aus Cynodonten hervorgegangen Pugbats. Außerdem gibt es auch den im Film in einer längeren Kampfszene zu sehenden Terapusmordax, eine riesige nackte fledermausartige Kreature, welche von Nagetieren abstammt (auch wenn das aufgrund der gezeigten Zahnformel an sich unmöglich ist...). Der wohl bizarrste fliegende Bewohner von Skull Island ist aber wohl Xamopteryx, eine Art Frosch mit Fledermausflügeln, welcher die Sümpfe bewohnt. Hier jetzt auf jedes weitere Wesen einzugehen, welches zumindest den Gleitflug beherrscht, würde allerdings den Rahmen dieser Rezession sprengen.

In den Sümpfen findet sich auch der über 15m groß werdene Riesenfisch Piranhadon, welcher in bester Krokodilmanier auch Beutetiere am Ufer angreift, oder sich aber gelegentlich auf Sandbänke wirft, damit Vögel ihn von seinen zahlreichen und äußerst unappetitlichen Schmarotzern befreien. Einige Wesen wie eben der genannte Piranhadon werden recht ausführlich auf mehreren Seiten behandelt, mit seinem Aussehen, den Nahrungsgewohnheiten, der Fortpflanzung und vielen anderen Details. Bei den allermeisten anderen weniger spektakulären Wesen findet sich verständlicherweise weniger Text, dafür fast immer auch der (natürlich erfundene) lateinische Name sowie Größenangaben. Was wirklich gut gemacht wurde, ist die ökologische Interaktion der einzelnen Arten, nicht nur bezogen auf Räuber-Beute-Verhältnisse, sondern auch in vielen anderen Hinsichten, etwa welche opportunistischen und spezialisierten Aasfresser sich an der Beute großer Karnivoren einfinden, oder sogar welche Insekten (der Dungkäfer Nigracassida) den Dung von Sauropoden verwerten, und welche Eidechsen sich wiederum auf diese Käfer als Nahrung spezialisiert haben.

Man könnte hier noch ewig weiterschreiben, selbst wenn man sich nur auf die größten und spektakulärsten Bewohner von Skull Island wie etwa der furchteinflösende Vastatosaurus rex beschränken würde. Ich kann dieses Buch besten Gewissens an jeden empfehlen, der sich für spekulative Evolution, Paläontologie oder Monster allgemein interessiert. Natürlich kann man über einzelne Aspekte in der Biologie und Herkunft des einen oder anderen Wesens streiten, doch im großen und ganzen sind sie doch sehr gut überlegt und nachvollziehbar, ganz im Gegensatz zu vielen Wesen aus der "The Future is Wild"-Serie, und die Lektüre des Buches ist wirklich äußerst spannend, um nicht zu sagen inspirierend, vor allem wenn man ähnliche Projekte in der Planung hat.

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Bild des Tages: Orcaschädel mit SEHR schlechten Zähnen

Im Sommer dieses Jahres verweilte ich für ein paar Tage in Hamburg, von wo ich eine Riesenmenge an teilweise sehr interessanten Photomaterial mitgebracht habe, sowohl aus dem Hagenbeck-Zoo, als auch aus diversen Museen. Besonders das Zoologische Museum in Hamburg ist wirklich absolut empfehlenswert und birgt zahlreiche Schätze. Wer sich für Zoologie interessiert, der sollte bei einem Aufenthalt in Hamburg unbedingt einen Abstecher dorthin planen, zumal es nicht einmal Eintriff kostet. Übrigens liegt die , zugegebenerweise recht kleine Paläontologische Sammlung nur ein paar Minuten Fußweg davon entfernt. Besonders angenehm fiel mir dort auf, dass viele der dortigen Präparate (die zu einem Teil auch direkt aus dem Hagenbeck Zoo stammen, etwa das berühmte Walross Antje) von ausgesprochen guter Qualität und wunderschön dargestellt sind. Neben zahlreichen Präparaten findet man dort auch eine recht große Anzahl von Schädeln und Skeletten verschiedener Tiere, darunter eine ganze Menge Wale. Auch auf meinem Tagesausflug nach Kiel konnte ich im dortigen Zoologischen Museum eine enorme Zahl von teilweise einzigartigen Ausstellungsstücken bestaunen. Da auch dort eine ganze Anzahl von Walknochen und Schädeln ausgestellt war, habe ich mich mal entschlossen, mal ein paar Tage primär Photos von Walschädeln zu posten. Wer regelmäßig Tetrapod-Zoology liest, weiß natürlich dass die Idee nicht von mir stammt, aber sie passt mir grade ziemlich gut ins Konzept, außerdem habe ich ja auch andere Photos. Da ich im Naturkunde-Museum in Karlsruhe auch noch eine ganze Menge fossiler Walschädel photographieren konnte, kommt vielleicht auch irgendwann noch eine Woche mit diesem Thema, aber das wäre jetzt direkt im Anschluss wohl zu viel des Guten.

An dieser Stelle möchte ich aber auch gleich noch ein bisschen Werbung für die von mir besuchten Museen machen, und mich auch noch mal ganz herzlich für die ausgesprochen netten Museumsmitarbeiter aussprechen.

Hier die Homepage des Hamburger Zoologie-Museums:

http://www.biologie.uni-hamburg.de/zim/#Museum

Und hier die Homepage des Zoologischen Museums in Kiel:

http://www.uni-kiel.de/zoologisches-museum/

Dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere zuweilen sehr schlechte Zähne haben, kann man sehr gut an diesem Schädel eines Orca erkennen, den ich im Zoologischen Museum in Kiel photographiert habe:

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Schon auf dem großen Überblickphoto erkennt man, dass die Zähne sehr stark abgenutzt sind, das wahre Ausmaß der Abrasionen der Zähne und der Athrophien des Knochens erkennt man erst bei der Detailaufnahme:

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Wie man sieht, sind die Zähne so stark abgenutzt, dass das Pulpenkavuum der Zähne teilweise sehr breitflächig eröffnet ist. Mit größter Wahrscheinlichkeit waren diese Zähne auch nicht mehr vital. Ob die Längsfrakturen der Zähne bereits zu Lebzeiten, oder vielleicht auch erst durch die Präparation des Schädels entstanden, kann ich nicht sagen, auch wenn ich eher ersteres vermute. Wie man sieht, ist der am vordersten stehende Zahn am aller stärksten abgenutzt, und die ursprünglich vor ihm gelegenen Zähne fehlten bereits seit längerer Zeit, was man daran erkennen kann, dass die Alveolen in welchen sie ursprünglich im Unterkiefer verankert waren, bereits sehr stark verknöchert sind.

Zweifellos stammt dieser Schädel von einem bereits sehr altem Schwertwal, doch der Zustand der Zähne ist dennoch von geradezu erschreckend schlechten Ausmaß. Die an den Lateralflächen der Zähne liegende Abrasionsflächen stammen wahrscheinlich von den Zähnen im Gegenkiefer, aber die wie mit einer Feile abgeschmirgelten Spitzen der Zahnkronen haben vermutlich eine andere Ursache. Man könnte vermuten, dass dieser Orca sich möglicherweise über viele Jahrzehnte zu einem guten Teil von Haien und Rochen ernährt hat, und dass deren schmirgelpapierartige Haut die Zähne abradiert hat. Schwertwale gehören neben großen Haien wie Tigerhaien, großen Hammerhaien oder den Weißen Haien zu den wenigen marinen Raubtieren, welche sich teilweise zu einem großen Teil von Knorpelfischen ernähren, sogar von Stachelrochen und größeren Haien. Es existieren sogar Aufnahmen, die beweisen dass Schwertwale zuweilen selbst Weiße Haie jagen und fressen, auch wenn dies eher selten passieren dürfte.

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Die Gottesanbeterin Sphodromantis lineola

 

Eigentlich habe ich ja noch bisher kaum Erfahrungen mit „richtigen“ Haustieren, allerdings hatte ich schon mal diverse Mantiden-Arten. Der große Vorteil dieser Tiere ist, dass sie wenig Platz brauchen, und auch nicht allzu lange leben, so dass man hier nicht unbedingt langfristige Planungen machen muss. Zudem bekommt man durch den schnellen Entwicklungszyklus dieser Tiere einen beeindruckenden Einblick in ihre Natur. Aus diesem Grund entschied ich mich vor etwa zwei Jahren dazu, mir einige junge Nymphen der Art Sphodromantis lineola anzuschaffen. Diese Art ist recht robust was Temperatur und Luftfeuchtigkeit angeht, und wird dazu noch relativ groß. Hinzu kommt auch noch, dass sie eine ganze Anzahl unterschiedlicher Farbtönungen annehmen können, abhängig davon in was für einer Umgebung sie aufwachsen, aber dazu später mehr.

Da Gottesanbeterinnen in der Regel recht unverträglich untereinander sind, bekam jede der kleinen Nymphen ein eigenes Miniaturterraium aus einem Plastikgefäß, welches mit Gaze bedeckt war, und auch noch diverse Äste und Stöcke aufwies, sowie am Anfang auch noch einen Bodengrund, um die Luftfeuchtigkeit etwas höher zu halten. Da ich natürlich sehr daran interessiert war, möglichst unterschiedlich gefärbte Tiere zu bekommen, habe ich in jedes der neun kleinen Terrarien eine möglichst andersfarbige Dekoration eingebracht, um das natürliche Farbenrepertoire dieser Art (verschiedene Braun-,Gelb-,Grün-und auch Rottöne) möglichst auszunutzen. Allerdings muss ich sagen, dass es dann doch nicht ganz so geklappt hat, wie ich es mir gewünscht hätte. Von den am Anfang grünen Tieren, färbten sich mit der Zeit alle bis auf eines um, und nahmen teilweise über eher gelbliche Zwischenstadien ein helles grau-braunes Muster an.

Hier sieht man eine der Gottesanbeterinnen in einem noch sehr frühen Stadium:

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Unter den acht Exemplaren welche bis ins adulte Stadium überlebten, war allerdings nur ein einziges Männchen, übrigens der einzige der ein sattes Grün hatte, und dieser zeigte sich was die Futteraufnahme anging, ausgesprochen unkoopoerativ, denn eigentlich fraß er so gut wie gar nichts. Bei Gottesanbeterinnen werden die Männchen etwas früher geschlechtsreif als die Weibchen, was etwas problematisch sein kann, da die Männchen im Zweifels sterben, bevor sie zu Paarung schreiten können. Mein Männchen (oder Bock) hatte allerdings ziemlich wenig Interesse am anderen Geschlecht, und selbst vollumgewandelte, mehrere Wochen alte Weibchen reizten ihn in keinster Weise, selbst wenn man ihn direkt von hinten an sie heranführte.

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Die Weibchen bauten zwar einige recht beachtliche Ootheken, doch aus diesen schlüpfte natürlich nie etwas, denn nur sehr wenige Mantiden sind in der Lage sich parthenogenetisch ohne Befruchtung durch die Männchen fortzupflanzen. So starben die Weibchen letztendlich leider ohne Nachkommen hinterlassen zu haben. Andererseits muss ich sagen, dass ich auch etwas erleichtert war. Gottesanbeterinnen zu füttern ist nämlich eine Menge Arbeit, und man muss nach Möglichkeit auch täglich, und natürlich immer mit Lebendfutter füttern. Für die kleinen Nymphen braucht man auch noch extra kleine Futtertiere wie Blattläuse oder Fruchfliegen, und bis sie in der Lage sind größere Fliegen zu erbeuten, kann das sehr sehr anstrengend sein sie zu füttern. Da ich keine flügellosen Drosophila hatte, war ich auf solche angewiesen, die fliegen konnten, und die in ein kleines Terrarium zu bringen, kan ziemlich schwierig werden. Als äußerst vorteilhaft hat es sich erwiesen, den Behälter mit den Drosophilas kurz (etwa zwei Minuten) in den Tiefkühlschrank zu stellen. Man darf sie weder zu kurz (dann sind sie immer noch beweglich) oder zu lang (dann sterben sie) darin lassen, aber im Optimalfall kann man sie dann sehr portionsgerecht wie Trockenfutter über die Kante des Behälters in die Mantidenterrarien geben, wo sie dann nach wenigen Minuten wieder aktiv werden, und gefressen werden können. Zugegebenerweise erscheint es teilweise äußerst grausam, wie gerade große Mantiden ihre Beutetiere bei lebendigen Leib auffressen. Andererseits hat es auch einen gewissen Reiz diese perfekten Jägern dabei zuzusehen, wie sie ihrer Beute auflauern und sich manchmal auch an sie heranschleichen, und auf jeder Bewegung achtend ihr Opfer ins Visier nehmen.

Hier mal ein Photo eines der Weibchen:

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Auf jeden Fall ist es äußerst interessant zumindest zeitweise solche Tiere zu halten, zu beobachen wie sie fressen, sich häuten und wachsen, und wenn man Glück hat sie sogar nachzüchten zu können. Hier muss man aber wirklich im Auge behalten, dass man für sie auch verantwortlich ist. Gerade das Füttern bei einer größeren Anzahl Mantiden kann sehr problematisch werden, da es nicht immer ganz einfach ist, genügend Futter zu bekommen. Ein ganz wichtiger Tipp sei hier noch genannt: Heimchen sind zwar gute Futtertiere, aber wenn sie im Terrarium bleiben, können sie frischgehäutete Mantiden anfressen und sogar töten! Meinem Männchen ist das leider passiert, zum Glück ist die Bissverletzung mit den späteren Häutungen fast gänzlich wieder ausgeheilt. Als zwar nicht sehr delikate, aber dafür praktische Futterquelle haben sich auch Maden erwiesen, wie man sie als Köder zum Angeln kaufen kann. Allerdings muss man auch hier darauf achten, dass man nicht auf einmal lauter Fliegen hat, da sie sich unter hohen Temperaturen sehr schnell verpuppen können.

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Halswirbel eines großen Ameisenbären

Ameisenbären gehören zweifellos zu den merkwürdigsten Landsäugern überhaupt. Beinahe alles an ihnen ist irgendwie merkwürdig, und das beschränkt sich nicht alleine auf das, was man beim lebenden Tier auch sehen kann. Die Ameisenbären gehören zusammen mit Faultieren und Gürteltieren zu den sogenannten Nebengelenktieren, den Xenarthra, welche diesen merkwürdigen Namen dem ungewöhnlichen Bau ihrer Wirbel verdanken. Diese besitzen nämlich noch zusätzliche Ausläufer über welche die einzelnen Wirbel gelenkartig verbunden sind.

Das Photo stammt übrigens aus dem Archiv des Zoologischen Institutes in Tübingen.

Halswirbel eines großen Ameisenbären

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Indischer Elephantenbulle aus dem Hagenbeck Zoo

Auf diesem Blog ist ja ziemlich lange nichts mehr los gewesen, was zum Einen daran lag, dass ich zeitlich extrem eingespannt war, und ich außerdem auch ziemliche Probleme mit der damaligen Version des Blogs hatte, da vor allem das Hochladen von Bildern einfach nicht richtig funktioniert hat. Jetzt habe ich endlich mal wieder etwas Zeit, und die aktuelle Version spinnt auch nicht mehr, darum wollte ich auch mal wieder ein bisschen was schreiben. Ich hoffe auch, vielleicht in nächster Zeit immer mal wieder zumindest interessante Bilder posten zu können, denn es hat sich in diesem Jahr eine wahre Unzahl von (wie zumindest ich finde) interessanten Photos zusammen gesammelt, sowohl aus verschiedenen Museen und Zoos, als auch verschiedene Wildtiere und anderes.

Nach der langen Blogabstinenz wollte ich als erstes zwei sehr schöne Photos zeigen, welche ich im Sommer im Hamburger Hagenbeck Zoo gemacht habe. Normalerweise sieht man in Zoos nur ziemlich selten die Elefantenbullen, weil diese oft getrennt von den Kühen gehalten werden. In Hamburg aber waren sie zumindest zu diesem Zeitpunkt alle zusammen im Gehege. Bei diesem speziellen Bullen handelte es sich wirklich um ein echtes Prachtexemplar. Die anderen Elefanten wirkten geradezu winzig und grazil im Vergleich zu diesem Behemoth, der nicht nur ausgesprochen groß, sondern auch erstaunlich muskulös war. Es hat schon etwas faszinierendes, dem Muskelspiel bei den Bewegungen eines so riesigen Tieres zu folgen.

Die Stoßzähne waren noch nicht einmal so groß, denn selbst wenn diese bei Indischen Elefanten in der Regel nicht so groß werden wie bei den afrikanischen Steppenelefanten, erreichen sie bei einzelnen Bullen doch recht respektable Ausmaße. Besonders auffallend waren bei jenen Exemplar aber weit weniger die Stoßzähne, als viel mehr die sehr stark ausgeprägten Höcker auf dem Kopf, welche ihm ein sehr ungewöhnliches Profil verliehen, das sich sehr stark von dem unterscheidet, was man eigentlich gewohnt ist (das liegt eben auch primär daran, dass man meistens Kühe und junge Bullen sieht). Derartige Höcker auf dem Kopf hatten bei zwei besonders großen Indischen Elefanten sogar zu der Spekulation geführt, es handle sich um eine Reliktpopulation von Stegodonten. Tatsächlich haben aber an Kot durchgeführte DNA-Analysen zweifelsfrei ergeben, dass es sich um Angehörige der Art Elephas maximus handelt, und die ungewöhnliche Körpergröße und Form des Schädels einfach arteigene Merkmale waren, welche bei diesen Individuen besonders stark ausgeprägt waren.

Hier mal ein Photo des Bullen: huge-asian-elephant-bull1

Und noch mal eine interessante Ansicht, auf der man sehr gut die erstaunliche Beweglichkeit erkennen kann, welche man einem so riesigen Tier kaum zutrauen würde:

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Die Rückkehr der Killerpottwale

Ich habe ja schon ein paar mal über die sogenannten Killerpottwale geschrieben, ein archaischer Seitenzweig aus der Ahnenreihe der Pottwale, welche allem Anschein nach zu ihrer Zeit die ökologische Nische der Schwertwale besetzten, und im Gegensatz zu ihren lebenden Verwandten nicht nur von Kalmaren und Fischen, sondern vor allem von größeren Beutetieren lebten. Leider gibt es ja nur ziemlich wenige Informationen und kaum Bildmaterial über diese faszinierenden Wale, mal ganz abgesehen davon, dass sie ja kaum jemand überhaupt kennt, was auch mit daran liegt, dass mit wenigen Ausnahmen die bisherigen Funde äußerst fragmentarisch sind.  Wie der Zufall es wollte, wurde erst vor Anfang April in einem Felsen am Rappahannock River im Osten Virginias die fossilen Überreste eines Killerpottwales gefunden. Leider sind auch hier die erhaltenen Überbleibsel recht spärlich, und bestehen primär aus den Zähnen, sowie Fragmenten des Ober-und Unterkiefers. Die Benutzung der folgenden Photos wurde mit freundlicherweise von Dr. Alton Dooley vom Virginia Museum of Natural History erlaubt, welcher an der Bergung des Fossils beteiligt war. Einige weitere Photos findet man hier: http://web.mac.com/dooleyclan/Site_2/Blog/Blog.html

Die Fundsituation:

Die Killerpottwale unterschieden sich in einer ganzen Reihe von Merkmalen von den modernen großen Pottwalen, insbesondere dadurch, dass sie auch im Oberkiefer große funktionelle Zähne hatten (die Oberkieferzähne rezenter Pottwale sind nur sehr klein und brechen normalerweise nicht aus dem Kiefer). Ihre Zähne waren sehr groß, hatten wegen der starken Belastung der sie ausgesetzt waren ausgesprochen lange Wurzeln und besaßen im Gegensatz zu jenen von heutigen Pottwalen auch eine Schmelzschicht, waren also auch härter. Die Zähne der Killerpottwale zeigen häufig sehr starke Abnutzungserscheinungen, ganz ähnlich wie bei Schwertwalen, und die ineinandergreifenden Zähne von Ober-und Unterkiefer haben sich gegenseitig oft tiefe Furchen geschliffen. Häufig ist durch den starken Gebrauch der Zähne gut die Hälfte der ursprünglichen Schmelzschicht abgenutzt.

Hier ein einzelner Zahn mit sehr deutlich zu sehenden Abschliffspuren des Gegenzahnes:

Leider ist ja nur ein sehr geringer Teil des ursprünglichen Schädels erhalten, so dass man schwer sagen kann, wie dieser Killerpottwal ausgesehen haben könnte. So kann man etwa nicht mit Sicherheit sagen, obe es sich um eine Form wie Zygophyseter varolai mit einer langen und nur teilweise vom Spermacetiorgan bedeckter Schnauze handelte, oder um einen etwas robusteren Typus wie Brygmophyseter shigensis oder Hoplocetus ritzi, bei denen wohl die ganze Schnauze vom Walratorgan bedeckt war. Dr. Dooley vermutet aber, dass dieser Wal eher dem Zygophyseter-Typus entsprach.

Hier sieht man einen Teil des Jochbeines, welches auch den unteren Rand der Augenhöhle bildete :

Es bleibt zu hoffen dass in Zukunft noch mehr Fossilien dieser Wale gefunden werden, so dass man sich ein besseres Bild ihrer einstigen Lebensweise und ihres Aussehens machen kann.

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