Bizarre Hirsche Teil 5: Procranioceras skinneri

So, habe endlich mal wieder Zeit gefunden etwas zu schreiben. Dieses Mal geht es um einen der wirklich merkwürdigsten Hirsche die überhaupt jemals existiert haben, Procanioceras skinneri. Zugegeben, gewisse Abstriche bezüglich des Verwandtschaftsgrades müssen hier schon gemacht werden, denn die Dromomeryciden sind bezüglich ihrer systematischen Stellung noch nicht allzu sicher eingeordnet, scheinen aber den Hirschen recht nahe gestanden zu haben, also durchaus Grung genug sie hier mal zu erwähnen. Der hier gezeigte Schädel von Procranioceras skinneri (früher Cranioceras skinneri), welcher im Naturhistorischen Museum in Berlin zu sehen ist, stammt aus dem Pliozän von Nebraska:
Prcranioceras skinneri

Was sofort auffällt, ist dass Procranioceras kein Geweih, sondern knöcherne Schädelprojektionen hatte, vergleichbar den langen Auswüchsen welche bei Muntjak und vergleichbarn Kleinhirschen das eigentliche Geweih tragen, mit dem Unterschied, dass es bei Dromomeryciden kein echtes Geweih gab. Möglicherweise waren die beiden Hörner über den Augen sogar von einer echten Hornschicht überzogen. Ganz besonders bizarr ist aber zweifellos das einzelne schräg nach hinten stehende Hinterhaupthorn. Die Hörner waren übrigens bei den Weibchen ebenfalls vorhanden, allerdings nicht so groß wie bei den Männchen.

Hier noch mal eine Detailansicht des Schädels:

Prcranioceras skinneri (3)

Die auf Nordamerika beschränkten Dromomeryciden traten in einer ganzen Reihe von Größenformen auf, welche in etwa den heutigen mittelgroßen bis großen Hirschen entsprechen. Der größte und jüngste von ihnen, Yumaceras, erreichte ein Gewicht von mehr als 380 kg und war damit in etwa so groß wie ein Elch.

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Der älteste präparierte Hirsch der Welt?

An sich hat dieser kurze Blogpost nur bedingt mit den letzten zu tun, da es hier nicht um irgendwelche zoologische oder paläontologische Aspekte gehen soll. Aber da es sich beim Objekt um welches es sich dreht, um einen Hirsch handelt, habe ich ihn jetzt doch noch der vorangegangenen Reihe angefügt. Es handelt sich dabei wieder um etwas das ich im Jagd-und Forstmuseum im dänischen Hørsholm gesehen habe (und da werden noch eine ganze Reihe anderer interessanter Sachen folgen). Um ehrlich zu sein, habe ich den Begleitschildern nur sehr wenig entnehmen können, da fast ausnahmslos alles auf dänisch war, doch allem Anschein nach handelte es sich bei dem Exponat, ein etwas steif und dürr aussehender ausgestopfter Hirsch, um das älteste erhaltene Stück seiner Art:

evtl. ältestes Hirschpräparat der Welt in Hörsholm, Dänemark (5)

Allem Anschein nach stammt dieser spezielle Hirsch noch aus dem späten 17. Jahrhundert. Der damals noch nicht besonders eleganten Kunst des Ausstopfens, damals war der Name wirklich noch Programm, hat der Hirsch es zu verdanken, dass er nicht mehr unbedingt in der natürlichsten Pose und Figur für die Nachwelt erhalten wurde.

evtl. ältestes Hirschpräparat der Welt in Hörsholm, Dänemark (4)

Falls zufällig einer der Leser des dänischen mächtig ist, kann er gerne schreiben was auf den von mir abphotographierten Begleittafeln geschrieben steht:

evtl. ältestes Hirschpräparat der Welt in Hörsholm, Dänemark (3)

Besonders interessant fand ich die aus zahlreichen Einzelbildern zusammengestellte Röntgenaufnahme des Hirschpräparates, welche sicherlich in viel Arbeit (ja, röntgen kann echt nervig sein) gemacht hat. Darauf sieht man praktisch das Innenleben des Präparates, und es gibt einiges darüber preis, wie die alten Taxidermisten früher gearbeitet haben. Der hohen Röntgendichte  nach zu urteilen, steckt in dem alten Hirsch wohl ein Untergerüst aus Eisen oder Stahl (korrekt müßte man hier wohl sagen, wenn es sich um einen medizinischen Befund handeln würde: metalldichte Verschattungen in Sinne tragender Metallarmierungen…), welche sich vor allem in Kopf und Gliedmaßen deutlich abzeichnen. Deszweiteren sieht man unzählige Nägel und Nadeln, wobei hier der Übergang in Größe und Form fließend zu sein scheint:

evtl. ältestes Hirschpräparat der Welt in Hörsholm, Dänemark

Auch wenn dieser alte Hirsch sicherlich keine Schönheit ist, so ist es doch erstaunlich, dass er mehrere Jahrhunderte überstanden hat, und uns so heute interessante Erkenntnisse über die Arbeit früherer Präparatoren liefern kann.

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Bizarre Hirsche Teil 4: Der gar nicht mal so außergewöhnliche Riesenhirsch Megaloceros

Heute soll es nun um Megaloceros gehen, den sicherlich mit Abständ populärsten ausgestorbenen Hirsch überhaupt. Dass er weder der größte Hirsch aller Zeiten war, noch das proportional zur Körpergröße gewaltigste Geweih hatte, ist ja schon in den letzten zwei Blog-Posts dargelegt worden. Nichtsdestotrotz war Megaloceros ein wirklich äußerst beeindruckendes Tier. Das wird einem am ehesten dann bewußt, wenn man einmal ein Skelett oder eine Lebendrekonstruktion in voller Größe sieht. Diese wirklich wunderschöne Bronzeplastik etwa, welche zusammen mit einigen anderen lebensgroßen Bronzefiguren von lebenden und ausgestorbenen Tieren im Tierpark Berlin zu sehen ist, macht das gut deutlich, zumindest wenn man vor ihr steht:

Megaloceros Tierpark Berlin

Hier fehlt nun leider mal wieder ein passender Größenvergleich, aber wenn man bedenkt dass die Schulterhöhe von Megaloceros giganteus bei etwa 2 m gelegen ist, bekommt man eine gewisse Vorstellung von der Größe. Man muss auch dazu sagen, dass diese Bronzeplastik ein wirklich enorm lebendigen Eindruck macht, und wirklich ungemein eindrucksvoll ist. Sie zeigt auch wirklich gut die gewaltige Größe des Geweihs, für welches diese Tiere auch am bekanntesten sind. Relativ oft wird der Riesenhirsch, vor allem im Englischen, auch als „Irischer Elch“ bezeichnet. Das ist natürlich eine ziemlich unglückliche Bezeichnung, welche auch eine völlig falsche Vorstellung dieser Tiere macht. Denn sie waren weder Elche, noch lebten ausschließlich in Irland. Dieser Name rührt vor allem daher, dass in Irland besonders viele und besonders gut erhaltene Reste von Riesenhirschen gefunden wurden, vor allem beim Abbau von Torf, doch das liegt weniger an einer einstmals ganz besonders reichen Population, sondern an günstigen Konservierungs-und Fundbedingungen der Fossilien.  Das tatsächliche Verbreitungsgebiet war weitaus größer und umfaßte große Teile Europas bis hin nach Sibirien, China und Nordafrika.

Megaloceros giganteus war nur eine einer ganzen Reihe ähnlicher Arten, welche teilweise recht bizarre Geweihformen hervorbrachten. Bei keiner wurde sie aber so groß wie bei Megaloderos giganteus, bei welchem das Geweih in Ausnahmefällen Spannweiten von mehr als 3,5 m erreichen konnte, bei einem Gewicht von bis zu 40 kg. Wie bereits in den früheren  Teilen der Reihe „Bizarre Hirsche“ erwähnt, war dieses Geweih proportional gesehen noch nicht einmal so gewaltig, und im Verhältnis zum Körpergewicht sogar noch deutlich leichter als große Geweihe von Rentieren. Es wird teilweise behauptet, dass die Größe des Geweihs von Megaloceros in direktem Verhältnis zur Körpergröße steht, und das besonders große Hirsche besonders große Geweihe ausbilden. Das ist aber so nicht richtig. Im Verhältnis zur Körpermasse erreicht selbst das Geweih von Alaska-Elchen nur etwa die Hälfte von dem des Megaloceros, bei den europäischen Elchen ist es oft sogar noch weitaus leichter. Dass gerade die im Allgemeinen nicht besonders großen Rentiere die proportional gesehen schwersten Geweihe unter allen bekannten lebenden und ausgestorbenen Hirschen ausbilden, spricht da auch deutlich dagegen. Europäische Rothirsche können Geweihe ausbilden, welche proportional gesehen mehr als 10% schwerer sind, als jene des Megaloceros, wohingegen die Geweihe der nahe verwandten und größeren Wapitis trotz der eindrucksvollen totalen Größe relativ gesehen deutlich hinter ihren kleineren europäischen Verwandten bleiben. Nicht zuletzt variierte unter den Megaloceros-Arten selbst die Geweihgröße beträchtlich. Der japanische Sinomegaceros yabei etwa, welcher fast ebenso groß war wie Megaloceros giganteus, hatte nur etwa halb so lange Geweihstangen, welche auch nur etwa ein Drittel so viel wogen.

Eine weitere Aussage die öfter einmal vorgebracht wird, nämlich dass das Riesengeweih des Megaloceros ausschließlich zum Imponieren gebraucht wurde, und nicht zum Kämpfen, ist höchst unwahrscheinlich. Zwar besaß das Geweih einen relativ hohen Anteil spongiöser, also schwammartig aufgebauter Knochensubstanz und nur relativ dünne Compacta-Anteile an den Außenbereichen, doch war es nichtsdestotrotz sehr stabil und durchaus in der Lage den enormen Kräften standzuhalten, welche bei Kämpfen zwischen Riesenhirschbullen auftraten. Hier noch ein Photo eines der beiden Schädel welche im Berliner Humboldt-Museum ausgestellt sind:

 Megaloceros Berlin (2)

Und hier noch ein Photo des zweiten Schädels, man sieht gut die Unterschiede in der Form des Geweihs:

Megaloceros Berlin

Aufgrund der vielen Fossilien und einigen erhaltenen Höhlenmalereien sind wir recht gut über das Aussehen des Riesenhirsches informiert. Der nächste lebende Verwandte des Riesenhirsches ist ausgerechnet der nicht besonders große Damhirsch (Dama dama), welcher ein recht helles und durch Muster strukturiertes Fell hat. Höhlenzeichnungen des Riesenhirsches weisen darauf hin, dass auch dieser ein recht helles Fell hatte, mit einem dunklen Streifen auf dem Rücken, einer größeren dunklen Stelle im Bereich der Wirbelfortsätze über den Vorderbeinen und einen hellen Kehlfleck. Höhlenzeichnungen zeigen den Bereich über den Schulter besonders ausgeprägt, und es ist gut möglich, dass über den dort besonders langen Wirbelausläufern und der daran ansetzenden Muskulatur lokal etwas Fett gespeichert wurde. Ein solches lokales Fettdepot (wenngleich auch in den Ausmaßen keineswegs vergleichbar mit dem von Kamelen und Dromedaren) verhindert eine zu schnelle Überhitzung, besonders im Sommer.

Es gäbe noch weitaus mehr über den Riesenhirsch zu schreiben, etwa darüber dass er unter allen Hirschen am stärksten auf schnelles Rennen angepasst war. Doch das würde jetzt alles doch noch etwas zu weit gehen, darum noch ein paar Worte über das Aussterben dieser Tiere. Megaloceros war eines der wenigen europäischen Eiszeit-Großtiere, welches zumindest lokal noch ins Holozän überlebte. In Schottland und auf der Isle of Man hat man Fossilien von Megaloceros gefunden, welche auf etwa 9000 Jahre datiert wurden. Interessanterweise hatten die Riesenhirsche auf der Isle of Man eine geringere Körpergröße als ihre Festland-Verwandten, aber proportional gesehen sogar noch größere Geweihe. In Westsibirien fanden sich sogar Knochen des Riesenhirsches, welche gerade einmal 7600 Jahre alt waren. Das wirft natürlich wieder Fragen bezüglich der Gründe für das Aussterben aus, und warum sie wann und wo überall nun tatsächlich ausgestorben sind.

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Bizarre Hirsche Teil 3: Der Breitstirnelch Alces latifrons

Wenn es um extrem große prähistorische Hirsche geht, dann fällt eigentlich immer nur einer, und zwar wirklich nur ein einziger Name: Megaloceros giganteus, zu deutsch der Riesenhirsch. Dieser, vor allem durch sein unglaublich riesiges Geweih bekannte Hirsch wird üblicherweise als der größte Hirsch aller Zeiten bezeichnet, ganz so als gäbe es weder heute andere ähnlich große Hirsche, noch in der Vergangenheit. Nun, Megaloceros wurde tatsächlich sehr sehr groß, selbst die größten lebenden Wapitis würden ziemlich klein aussehen neben einem solchen Koloss. Aber selbst die lebenden Elche erreichen ähnliche, wenn nicht gar sogar größere Ausmaße. Große kanadische Elche können durchaus eine dreiviertel Tonne erreichen, teilweise sogar noch mehr, womit sie sicherlich nicht hinter dem Riesenhirsch standen. Im Prinzio schenkt sich der Größenvergleich dieser beiden Arten, da beide ungefähr gleich groß waren, und es bei beiden Arten zweifellos Populationen mit höheren oder niedrigeren Durchschnittsgrößen gibt, bzw gab, und auch immer wieder extrem große Individuen vorkommen, bzw vorkamen. Zweiffelos waren es beim Megaloceros viel eher die unheimlich riesigen Geweihe, welche viele Autoren allzu schnell dazu verleiteten, sie vorschnell als die größten Hirsche aller Zeiten zu bezeichnen.

Einem Hirsch dem dieser Titel wohl berechtiger zugeschrieben wäre, war der Riesen-oder Breitstirnelch Alces latifrons. Dieser spätplestizäne Riesenhirsch, oder -Elch, scheint noch mal ein gutes Stück größer gewesen zu sein, als seine lebenden Verwandten. Das Gewicht lag bei mindestens 1000 kg, möglicherweise sogar bei noch mehr, was ungefähr das doppelte Gewicht eines großen heutigen Elchbullen wäre. Selbst die riesigen Alaska-Elche waren noch deutlich kleiner als der gewaltige Alces latifrons. Übrigens hatte man noch bis vor relativ kurzer Zeit praktisch keine gesicherten Daten über die Gewichte amerikanischer Elche, unter anderem deshalb, weil es meistens sehr schwer möglich war, diese riesigen Tiere an Ort und Stelle zu wiegen. Erst in den 70iger und 80iger Jahren kamen die ersten entsprechenden wissenschaftlichen Daten auf, was unter anderem mit der Verwendung von Betäubungsmitteln zum Wiegen lebenden Elche in Zusammenhang stand. Allerdings waren das auch erst mal primär eurasische Elche, und erst in den späten 80igern hatte man dann eine größere Menge verlässliche Daten. Daraus ergab sich auch, dass der durchschnittliche erwachsene amerikanische Elchbulle 495 kg und die durchschnittliche Elchkuh 460 kg wiegt, wobei der schwerste während der Untersuchungen gewogene Bulle es auf 540 kg brachte. Aber das nur am Rande. Der Breitstirnelch war allerdings, trotz seines Namens, möglicherweise gar kein Elch, trotz des an auffälligen langen Stangen sitzenden Schauffelgeweihs, das über 2 m spannen konnte. Dieses Photo, welches den Gipsabguss eines latifrons-Geweihes zeigt, stammt aus der paälontologischen Sammlung Hamburg. Leider kommt mangels wirklichen Größenvergleichs die Dimension des Geweihes nicht so rech rüber.

 

alces-latifrons1

Bei den latifrons-Funden aus Mosbach hatten die Stangen an deren Enden die Schaufeln saßen im Schnitt einen Umfang von 24 cm, was vergleichsweise riesig ist, wenn man bedenkt dass die allergrößten kanadischen Elche nur in extrem seltenen Fällen Stangenumfänge von 21 cm erreichen. Die längsten Stangen die man in Mosbach fand, waren allein schon 50 cm lang (bei einem Durschnitt von 41 cm), wobei bei modernen Elchen 20 cm schon außerordentliche Ausnahmen sind. Auch im Gewicht des Geweihes, dürften sie sogar durchaus noch mit dem weitaus bekannteren Megaloceros mitgehalten haben können. Ein großer latifrons-Bulle von 1200 kg Gewicht hätte ein Geweih von etwa 36 kg Gewicht gehabt.

Alces latifrons sah auch abgesehen von dem auf Stangen sitzenden Geweihes nicht aus wie ein moderner Elch, sondern wohl eher wie eine Kreuzung aus Rothirsch und Elche. Höchstwahrscheinlich hatte er auch nicht die typische überhängende Oberlippe moderner Elche, sondern höchstens eine leichte Andeutung davon. Wahrscheinlich war auch die Gestalt des Körpers noch hirschartiger.

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Bizarre Hirsche Teil 2: Exzessive Geweihbildung bei Rentieren

Gestern ging es ja um Elche, und wahrscheinlich werde ich in einem anderen Kontext auch noch mal über Elche schreiben, aber heute soll es um Rentiere (Rangifer tarandus)gehen. Auch hier wieder mit besonderem Augenmerk auf die Geweihbildung, auch wenn es auch eine Menge andere interessante Sachen gibt, die es lohnt über Rentiere zu wissen. Etwa dass Rentiere die einzigen wirklich zu Nutztieren domestizierten Hirsche sind. Bei Elchen hat es früher mal Versuche gegeben, sie als Nutztiere zu gebrauchen, etwa zur Lieferung von Milch oder als Zugtiere, was auch gar nicht mal sooo schlecht geklappt hat. Auf solchen Elchfarmen mag es durchaus durch fehlende natürliche Auslese zu einer gewissen Abweichung vom Wildtyp gekommen sein, aber das war, wenn überhaupt, nur sehr geringfügig. Beim Damwild dagegen, das schon seit vielen Jahrhunderten in Gehegen und Jagdparks gehalten wird, haben sich durchaus sichtlich vom Wildtyp abweichende Linien gebildet, etwa sehr helle bis weiße Tiere (zu diesen später mal mehr), bis hin zu sehr dunklen Formen. Aber wirkliche domestizierte Haustiere sind sie damit noch nicht. Bei Rentieren dagegen bestehen ziemlich starke Unterschiede zwischen der Wildform und der domestizierten Form, welche weit über bloße Variationen der Fellfarbe hinausgehen. Interessant ist auch die Tatsache, dass Rentiere keine reinen Pflanzenfresser sind. Teilweise machen Lemminge einen nicht ganz unbedeutenden Anteil ihrer Ernährung aus, welcher durchaus den Bestand dieser Nagetiere zu etwa einem Zehntel verringern kann. Auch Gelege von bodendrütenden Vögeln und an entsprechenden Stellen angeschwemmt Fische werden teilweise gefressen. Was ebenfalls im Allgemeinen nicht sehr bekannt ist, ist die enorme Größenvariation von Rentieren innerhalb der zahlreichen Unterarten. Die typischen Rentiere die man meistens im Fernsehen sieht, sind ungefähr von der Größe eines Damhirsches. Es gibt aber auch Riesenformen die mit etwa 300 kg durchaus die Größe eines mittleren Pferdes erreichen können. Umgekehrt gibt es auch Zwergformen, nämlich das Spitzbergen-Rentier, und das stark bedrohte Peary-Karibou von der Ellesmere-Insel, welches sich auch durch seine besonders helle Färbung auszeichnet. Beide Formen leben auf sehr weit nördlich gelegenen Inseln mit extremen Witterungsbedingungen und sehr langen Wintern. Sie sind insgesamt kleiner als normale Rentiere, haben aber auch einen gedrungeneren Kopf und Körper, sowie kürzere Beine. Von weiterer Bedeutung ist die Tatsache, dass Rentiere die einzigen Hirsche sind, bei denen nicht nur die männlichen, sondern auch die weiblichen Tiere ein Geweih tragen, wobei wir wieder beim eigentlichen Thema wären.

Auffallend ist, welche enormen Ausmaße das Geweih bei einzelnen Exemplaren erreichen kann. Hierbei handelt es sich eigentlich immer um Wildrener, denn die domestizierten Rentiere haben üblicherweise kleinere Geweihe, die teilweise regelrecht verkümmert sind. Ein sehr schönes Beispiel für ein wirklich extrem großes Geweih ist im Zoologischen Museum Kopenhagen ausgestellt. Es handelt sich dabei um das vollständige Skelett eines etwa 14200 Jahre alten eiszeitlichen Rentieres, das man bei Trockenlegungsarbeiten bei Villestofte nordöstlich von Odense fand:

Rentierskelett 14400 Jahre alt Odense (3)

Im Vergleich zum restlichen Körper ist das Geweih wirklich riesig, das reine Volumen dürfte das aller Extremitätenknochen zusammen sogar noch übersteigen. Wirklich kaum zu glauben dass dieses Gebilde innerhalb weniger Monate zu dieser Größe herangewachsen ist.

Rentierskelett 14400 Jahre alt Odense (2)

Dabei war dieses Rentier noch nicht mal sonderlich groß, nur etwa von der Größe eines Damhirsches. Wäre das Geweih weniger senkrecht sondern mehr in der Horizontalen orientiert, könnte es von der proportionalen Spannweite zum Körper sicherlich auch mit dem Geweih des Riesenhirsch Megaloceros mithalten. Tatsächlich war das Geweih des Megaloceros mit 7,1 g Geweih pro Kilogramm Körpermasse proportional noch nicht einmal schwerer als der moderner großgeweihiger Damhirsche oder sehr großer Rothirsche. In Bezug auf die Gewichtsverhältnisse zwischen Geweih und Körpermasse übertreffen Rentiere Megaloceros sogar bei weitem. Das sollte man sich vielleicht auch einmal bewußt machen, denn auch in der heutigen Zeit leben einige, selbst im evolutionsgeschichtlichen Vergleich gesehen, äußerst spektakuläre Arten. Rentiere entwickelten die im Verhältnis zur Körpergröße schwersten Geweihe die man überhaupt von irgendwelchen Hirschen kennt. Auch der üblicherweise nur einseitig ausgeprägte senkrechte „Kamm“ über der Stirn ist außergewöhnlich stark ausgebildet:

Rentierskelett 14200 Jahre alt Odense

Auch hier muss natürlich gesagt werden, dass solche extremen Exemplare auch heute teilweise noch vorkommen, wenngleich auch sicher nicht mehr so häufig wie in der Eiszeit, als Rentiere nicht nur noch viel weiter verbreitet waren, sondern es auch keine Jahrhunderte währende selektive Jagd auf die Bullen mit den größten Geweihen gab.

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Bizarre Hirsche – erster Teil: Extreme bei der Ausbildung von Elchgeweihen

Hirsche gehören in mancher Hinsicht zu den bizarrsten Säugetieren überhaupt. Nun könnte man sich natürlich fragen warum. Man ja sehr dazu neigt, das was man scheinbar gut kennt, als unspektakulär und langweilig abzutun. Rehe werden die meisten sicher schon gesehen haben, vielleicht sogar Damwild oder Rotwild, und man findet sie in praktisch jedem Naturführer in zigtausendfach als Trophäen an diversen Wänden. Was ist also so besonders an Hirschen? Primär das Geweih, denn hierbei handelt es sich um eines der spektakulärsten Phänomene in der Welt der Säugetiere. Anatomisch gesehen sind Geweihe Knochen. Das wäre an sich ja nicht weiter herausragend, eine gane Menge Huftiere, vor allem ausgestorbene, haben teils sehr bizarre knöcherne Schädelauswüchse entwickelt. Auch Giraffen haben rein knöcherne Hörner, welche ihnen aus dem Schädel wachsen. Doch bei Hirschen bleibt das Geweih nicht erhalten, sondern wächst jedes Jahr aufs Neue, und das in Anbetracht der teilweise enormen Ausmaße welches es bei manchen Arten annehmen kann, in unglaublich kurzer Zeit. Mann muss sich mal bewußt machen dass die Energie und die körpereigenen Ressourcen welche ein solches Geweih verschlingen kann, wirklich enorm sein können. Man denke nur daran wie lange es bei uns braucht bis auch nur ein einfacher Bruch verheilt ist. Die dazu notwendige neugebildete Knochensubstanz ist selbst bei einem Oberschenkelknochen vergleichsweise minimal. Bei einem großen Geweih ist die gebildete Knochensubstanz durchaus vergleichbar der Neubildung der Knochenmasse von mehreren Gliedmaßen, und das in nur wenigen Monaten. Das ist an sich schon bemerkenswert genug, doch mindestens genauso interessant ist was nach der Knochenbildung passiert. Der Bast wird abgeschält, und das vorher noch kräftig durchblutete (wenn man ein im Wachstum begriffenes Geweih ansägt blutet es auch ordentlich) Geweihgewebe stirbt ab. Der Hirsch hat dann also ein Paar tote Knochen am Kopf hängen. Das ist, wenn man es mal genau nimmt, wirklich sehe sehr seltsam, vor allem wenn man dann auch noch die Sache weiter betrachtet, denn das Geweih wird ja jedes Jahr aufs neue abgeworfen. In gewisser Weise ist das eine Form von Autoamputation, und da spielt es im Prinzip auch keine Rolle, ob man sich ein Reh oder sogar noch einen keineren geweihtragenden Hirsch ansieht, oder ein riesiges Wapiti oder einen Alaska-Elch. Da es eine ganze Menge Interessantes rund ums Thema Hirsche gibt, nicht zuletzt über ihre Geweihe, möcht ich hier eine kleine Reihe über verschiedene Hirsche machen.

Den Anfang macht einer der größten jemals lebenden Geweihträger, der Elch (Alces alces). Dabei möchte ich in diesem ersten Blogpost nur mal auf die enorme Variabilität der Geweihformen des Elches eingehen, auch wenn es sonst noch wirklich massenweise Interessantes über diese Tiere zu schreiben gäbe. Elche bilden ja üblicherweise mehr oder weniger große Schaufeln aus, aber gelegentlich kommen auch Elchbullen vor, bei denen sich keine flächigen Schaufeln bilden, sondern nur dünne, mehr oder weniger verzweigte Stangen. Solche Elche nennt man dann Stangenelche. Meistens sieht das Geweih eines solchen Stangenelches in etwas so aus wie ein mehrfach gegabelter Ast, im allerextremsten Fall unterbleibt die Stangenbildung aber komplett, so dass sich hornartige Gebilde formen. Ein solches seltenes Stangengeweih habe ich bei einem ausgestopften Elch im dänischen Jagd-und Forstmuseum in Hørsholm gesehen.

Stangenelch (3)

Das Geweih sieht beinahe aus wie Kuhhörner.

Stangenelch (2)

Hier noch mal ein Photo:

Stangenelch

Man kann natürlich nicht ausschließen dass dieser Elch, hätte er denn weiter gelebt, noch ein stärkeres und vielleicht auch doch noch leicht verzweigtes Geweih geschoben hätte. In Anbetracht der wirklich ziemlich beträchtlichen Größe (er war schon so groß wie ein sehr großes Pferd) hätte er aber wohl niemals viel mehr erreicht.

Hier sieht man mal einen Elch mit einem typischeren Geweih für einen europäischen Elch, aufgenommen im zoologischen Museum Hamburg:

Elch Hamburg

Man sieht zwar zugegebenerweise in dieser Position die Form und Größe des Geweihs nicht ganz so gut, aber der Unterschied zum vorigen Elch ist doch schon klar erkenntlich. Es gibt aber noch ein anderes Extrem, denn es gibt nicht nur Elche die nur ganz schwache, oder eben auch gar keine Schaufelgeweihe ausbilden, sondern auch welche die wahrhaft gigantische Geweihe entwickeln. Ein wirklich extremes Beispiel habe ich im Zoologischen Museum in Kopenhagen gesehen. Es handelte sich um den Schädel eines circa 13.000 Jahre alten Elches, welcher 1935  in Kildeskoven in der Nähe von Gentofte gefunden wurde.  Es handelt sich dabei um den größten bekannten Elch der je in Dänemark gefunden wurde. Sein Geweih hat eine Spannweite von schier unglaublichen 1,65 m. Leider war kein Größenvergleich möglich, aber man sieht hoffentlich schon einigermaßen wie kolossal dieses Geweih ist:

Elchschädel fossil Spannweite 1,65 m

Auch heute noch erreichen in seltenen Fällen einzelne Elchbullen ähnlich große, oder teilweise sogar noch größere Geweihe. Allerdings kommen solche Riesen meistens aus Kanada. Ich habe aber noch irgendwo eine Postkarte aus Norwegen welche ein Geweih zeigt welches durchaus mit dem oben gezeigten aus Dänemark mithalten kann.

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Der Riesentausendfüßer Arthropleura – der größte Landarthropode aller Zeiten

Es gibt zahllose Horrorfilme- und Geschichten in denen riesigen Insekten, Monsterspinnen oder andere Arthropoden von gigantischer Größe vorkommen. Mit der Wirklichkeit haben diese aber praktisch gar nichts gemein, denn kein einziges lebendes Insekt oder ein anderer landbewohnender Gliederfüßer erreicht wirkliche Monsterdimensionen. In früheren Zeiten war das aber noch anders, denn es hat durchaus einige terrestrische Arthopoden gegeben, welche durchaus gut in einem Horrorfilm mitspielen könnten. Es gab Riesenlibellen wie Meganeura, welche mit einer Flügelspannweite von ca. 75 cm in etwa so groß war wie ein Turmfalke. In der BBC-Doku „Die Ahnen der Saurier“ mußte das ganze natürlich völlig maßlos übertrieben werden, denn obwohl die richtige Spannweite angegeben wurde, behauptet der Sprecher selbstsicher dass diese Riesenlibelle so groß gewesen sei wie ein Adler…Hier sei angemerkt, dass selbst die allerkleinsten echten Adler wie etwa der Kanninchenadler Aquila morphnoides nicht so klein sind. Ein anderer Schnitzer war die Riesenspinne, welche als Mesothelae bezeichnet wurde, und munter auf die Jagd nach frühen Landtetrapoden ging. Tatsächlich gab es aber nie so großen Spinnen. Megarachne, welche als Vorlage für die Riesenspinne diente, hat sich nämlich im Nachhinein als ein im Wasser lebender Verwandter der Seeskorpione entpuppt. Es gab noch einen weiteren Riesenarthopoden welche in der Doku vorkam, und um welchen es in diesem Blogpost auch primär gehen soll, den Riesentausendfüßer Arthropleura. Unter allen bekannten landbewohnender Gliederfüßern erreichte Arthropleura die bei weitem gewaligsten Ausmaße, welche durchaus an die größten Meeresskorpione heranreichte, wenngleich auch die Masse mit Sicherheit viel geringer war. Die größten Exemplare von Arthropleura erreichten eine Länge von etwa 2,6 m, und das ist wirklich Monstergröße.

Arthropleura

Dieses schöne Modell stammt übrigens aus dem Naturkunde-Museum Karlsruhe. Hier noch mal eine andere Ansicht:

Arthropleura (2)

In der BBC-Doku wird Arthopleura dargestellt, wie sie sich zur Verteidigung kobraartig aufrichtete. Dass sie das tatsächlich getan haben, ist bei aller Medienwirksamkeit aber sehr sehr unwahrscheinlich. Zunächst einmal gibt es keinerlei Indizien dafür, das sie überhaupt so etwas gemacht haben. Zum Anderen halte ich es für beinahe unmöglich, dass sie rein anatomisch dazu in der Lage gewesen sein sollen. Der computeranimierte Riesentausendfüßer der BBC richtet sich etwa zur halben Körperhöhe auf, so dass er L-förmig gebogen ist. Aus rein statischen Gesichtspunkten ist das schon bei so einem Tier fast unmöglich. Wer sich das mal selbst ansieht (etwa bei Youtube, da kann man die einzelnen Folgen auch anwählen), merkt schnell wie unrealistisch das aussieht.  Selbst Schlangen können nur einen relativ geringen Teil ihres Vorderkörpers nach oben recken, und das obwohl sie fast nur aus Muskeln bestehen und über eine Wirbelsäule als Stütze verfügen, und keine völlig überdimensionierten Extremformen von Exoskelett-tragenden Wirbellosen sind. Irgendwie finde ich es schon ziemlich traurig, dass man zugunsten der Medienwirksamkeit immer solche Effekthascherei verwenden muss, zumal vielen Zuschauern vermittelt wird, dass es sich dabei um Tatsachen, und nicht nur reine Spekulationen handelt. Auch bei den anderen Dokumentationen dieser Art haben sich ja einige grobe Schnitzer ereignet, und auch die Rekonstruktionen sind leider teilweise nicht unbedingt wirklichkeitsnah. Nichtsdestotrotz sind diese Serien wirklich toll, zumal sich dabei oftmals ziemlich unbekannten Tieren gewidmet wird.

Arthropleura (3)

Arthropleura ist übrigens auch in Deutschland dokumentiert worden, etwa durch dieses Fossil der „nur“ etwa einen Meter langen Art Arthropleura armata, welche im Saarland gefunden wurde, und ebenfalls in Karlsruhe ausgestellt ist:

Arthropleura armata Saarland

Man kennt aber auch Fossilien der deutlich größeren Formen von Arthropleura aus Deutschland. Ich denke ein Hauptgrund dafür, dass diese Tiere derartig riesig werden konnten, liegt in ihrem Körperbau. Die Anatomie der Arthropoden mit aus Chitin aufgebautem Exoskelett erlaubt nur einge gewisse Belastung. Daher hätten Rieseninsekten von den Ausmaßen Arthropleuras schon allein aufgrund der zierlichen Gliedmaßen enorme Probleme, da das ganze Gewicht auf nur sechs Beine verteilt würde. Bei Tausend-und Hundertfüßern sieht die Sache aber ganz anders aus. Dadurch dass das Körpergewicht auf mehrere Dutzend Beine verteilt wird, spielt das Gesamtgewicht nur noch eine untergeordnete Rolle, solange die Belastung jedes einzelnen Beinpaares nur nicht zu hoch wird. Nach dem gleichen Prinzip könnte man auch ein Auto auf eine Platte stellen, die nur von Streichhölzern gestützt wird, solange es derer nur genug sind. Interessanterweise kennt man sogar eine Reihe versteinerter Fußspuren dieser Tiere. Ich finde es auch dahingehend etwas seltsam, dass heute keine auch nur annährend so großen Hundert-und Tausenfüßer mehr gibt, selbst wenn einige Arten doch sehr beachtliche Ausmaße erreichen können (dazu irgendwann mal mehr). Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es nur mit dem damals höhreren Sauerstoffgehalt der Atmosphäre zu tun hat, den um zu einer solchen gewaltigen Größe heranzuwachsen, waren bei Riesenarthropoden wie Meganeura und Arthropleura sicherlich immer noch massive Veränderungen der ursprünglichen Atmungsorgane nötig.

Ebenfalls nach wie vor mysteriös ist die Ernährung von Arthropleura. Während die einen davon ausgehen, dass sie ähnlich den meisten heutigen Tausendfüßern vor allem verrottendes Pflanzenmaterial gefressen haben, vermuten andere dass es sich bei ihnen um Apexprädatoren handelte, die selbst noch hundegroße Wirbeltiere erbeuteten, und damit eher den räuberischen Skolpendern geähndelt haben.

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„Süßwasser-Schiffshalter“

Schiffshalter sind sicher den meisten bekannt. Diese kleinen bis mittelgroßen Fische halten sich mit Hilfe eines sehr komplexen Organes das sich aus einer ihrer Rückenflossen enwickelt hat, an größeren Wasserbewohnern wie großen Haien, Rochen oder Schildkröten fest, und lassen sich von ihnen mittragen. Dass es ein ähnliches Verhalten auch noch bei völlig anderen Fischen, und dazu obendrein noch im Süßwassser gibt, konnte ich im Berliner Tierpark sehen. Dort gibt es in der großen Halle in welcher auch die Innengehege der Elefanten untergebracht sind, ein großes Becken mit südamerikanischen Manatis. Neben diesen Seekühen (welche in voller Lebensgröße wirklich beeindruckend riesig sind) gibt es dort auch Heerscharen von Fischen, vor allem Lebendgebärende wie Guppys, Schwertträger und Platys, von denen einige auch wahrlich riesige Ausmaße habe. Interessant war auch, dass diese kleinen Fischen den langsamen Seekühen beim Schwimmen folgen, und an ihrer Haut herumfressen, beinahe wie Kühe auf einer Weide. Neben diesen immer noch recht kleinen Fischen waren auch einige recht beeindruckend große Harnischwelse von circa 40 cm Länge  mit im Becken, leider habe ich mir aber nicht den Artnamen gemerkt. Einer dieser großen Harnischwelse hatte sich dabei auf der Schwanzflosse eines Manatis festgesaugt, und ließ sich so durchs Becken chauffieren. Leider ist es extrem schwer durch die spiegelnden Scheiben Photos zu machen, zumal das Wasser recht trübe war, darum sind die Bilder die ich gemacht habe, auch nicht ganz optimal geworden:

Manati mit Wels

Da eine ganze Reihe von Harnisch-und Panzerwelsen auch in der Natur im gleichen Lebensraum mit Manatis vorkommt, frage ich mich inwieweit ein solches Verhalten auch unter natürlichen Bedingungen vorkommt. Manatis sind sehr große Tiere, genaugenommen sogar die größten Wildtiere des südamerikanischen Kontinents, außerdem fressen enorme Mengen an Wasserpflanzen. Das heißt dass sie nicht nur ihren Lebensraum dahingehend beeinflussen dass sie dem Wachstum von Wasserpflanzen Einhalt gebieten, und dadurch massiv mitgestalten, sondern auch gewaltige Mengen an Kot produziern, welcher als Nahrung für andere Tiere dient, und vor allem auch Nährstoffe für andere Pflanzen verfügbar machen. Hier noch mal ein anderes Bild:

Manati mit Wels (2)

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Bilder des Tages: Urwalddingo

Der Tierpark in Berlin (nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls in Berlin gelegenen Zoo Berlin, der weiter westlich ist) gibt es eine Vielzahl von Tieren, die man sonst kaum jemals zu Gesicht bekommt. Ein auf den ersten Blick vielleicht extrem unspektakulärer Bewohner, ist der aus Neuguinea stammende Urwalddingo. Er sieht im Prinzip nicht viel anders aus, als ein kleiner und relativ kurzfelliger Haushund, ein bisschen wie ein Husky oder ein anderer nordischer Hund wie der Laika. Es handelt sich dabei aber um eine gänzlich andere, sehr ursprüngliche und primitive Rasse, die vielfach verwildert lebt, und nur relativ wenige Domestikationszeichen trägt:

Urwald-dingo (3)

Diese Hunde sind auch nur ziemlich klein, bloß etwa 8-10 kg schwer. Sie sind auch etwas kleiner als die australischen Festlanddingos, die sich vermutlich aus ihnen entwickelt haben. Als Haushunde lassen sie sich trotz ihrer Zutraulichkeit nicht halten, doch halten sie sich häufig in der Nähe der Siedlungen der Ureinwohner auf, wo sie sich von verschiedensten Abfällen und Ratten ernähren. Manchmal helfen sie auch bei der Jagd. Interessant ist auch, dass sie nicht bellen, sondern „singt“ eher, weshalb er im Englischen auch „singing dog“ genannt wird.

Urwald-dingo (2)

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Bild des Tages: Chamäleon-Skelett

Dieses wunderschöne Präparat eines Chamäleons (ich meine es war ein Jemenchamäleon) ist momentan in einer kleiner Sonderausstellung über verschiedene Tierpräparate im Naturhistorischen Museum Berlin zu sehen:

Chamäleon-Skelett Berlin

Mal abgesehen von der Leistung ein solcherlei fragiles Skelett in einer lebensechten Pose zu montieren, fallen auch wieder einiger der chamäleontypischen Merkwürdigkeiten auf, etwa der Kamm des Schädels, die stark modifizierten Füße sowie der Wickelschwanz.

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