Heidelberg hat dem zoologisch Interessierten einiges zu bieten, allen voran die Zoologische Schausammlung (eine der besten die ich überhaupt jemals gesehen habe), außerdem das kleine Museum für Geologie und Paläontologie und der kleine, aber mit ein paar sehr interessanten Arten aufwartende Zoo. Darüberhinaus leben aber auch mitten in der Stadt einige interessante Exoten, wie die inzwischen recht bekannte Population von Halsbandsittichen (Psittacula krameri), von denen ich allerdings bei meinen beiden letzten Besuchen in Heidelberg nichts zu sehen bekam.
Dafür entdeckte ich bei einem kleinen Spaziergang am Neckarufer gleich drei verschiedene Arten nichtheimischer Entenvögel. Am zahlreichsten vertreten waren die Schwanengänse (Anser cygnoides), eine zentralasiatische Art, welche in Sibirien und der Mongolei brütet, und in China überwintert.
Die Population in Heidelberg bestand 2004 aus 180 Vögeln, welche dann von der Stadtverwaltung auf 24 reduziert wurden. Als ich 2010 dort gewesen bin, hatte sich ihre Anzahl ganz offensichtlich wieder erheblich vergrößert:
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Schwanengans (Karte von Wikipedia):
Meiner Meinung nach noch schöner anzusehen als die Schwanengänse waren die beiden Nilgänse (Alopochen aegyptiacus), welche sich ebenfalls am Neckarufer aufhielten.
Wie dem Namen nur unschwer zu entnehmen ist, handelt es sich bei der Nilgans um eine eigentlich afrikanische Art, allerdings gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Populationen in verschiedenen Gebieten Europas, mit starker Ausbreitungstendenz auch in Deutschland.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Nilgans umfasst, mit Ausnahme sehr trockener Gebiete, fast den gesamteng afrikanischen Kontinent (Karte von Wikipedia):
Einst kam diese Art auch noch in Ungarn und Bulgarien vor, wo sie aber, vermutlich durch Überjagung, im 19. Jahrhundert verschwand. Man kann stark davon ausgehen, dass sich diese äußert anpassungsfähigen Vögel über die nächsten Jahre und Jahrzehnte in Europa immer weiter ausbreiten, und vermutlich auch irgendwann die alten Brutgebiete auf dem Balkan wieder besiedeln werden.
Zuguterletzt entdeckte ich auch noch einen einzelnen Moschusenten-Erpel (Cairina moschata).
Diese große Entenart stammt aus Südamerika, und wurde dort bereits in präkolumbianischer Zeit in einigen Gegenden als Hausgeflügel gehalten. Damit war die Moschusente neben dem Truthahn die einzige bereits teilweise domestizierte Vogelart der Neuen Welt, und wurde bereits 1514 nach Europa gebracht. Sowohl die Moschusente als auch der Truthahn fanden wegen ihrer guten Eigenschaften als Fleischlieferanten sehr schnell Verbreitung in der Alten Welt, wobei erstere im Gegensatz zum Truthahn auch vielfach verwilderte, und schon sehr früh fand man sie in Afrika, Madagaskar und Teilen Asiens. So wurde diese Art von Carl von Linné auch nicht anhand von Exemplaren aus Südamerika beschrieben, sondern 1758 basierend auf einer Beschreibung aus Indien. Die eigentliche Wildform dagegen wurde erst 1902 wissenschaftlich beschrieben.
Auch die Moschusente brütet teilweise in Europa, allerdings nur in sehr bescheidenem Maße.
Sehr gute Informatione über Vorkommen nichteinheimischer Vögel in Deutschland findet man hier:
Schon interessant, was Deutschland so an Fremdlingen zu bieten hat.
Nil- und Rostgänse habe ich in München zwar noch nie gesehen, aber Mandarinenten und Streifengänse. Und Papageien gibt es bei uns auch nicht. In Stuttgart soll es ja auch Gelbscheitelamazonen geben. Gesehen und gehört habe ich sie noch nie, was ich von den Halsbandsittichen in Heidelberg, Köln usw. nicht behaupten kann. Deren Population ist auch größer. 😉
Die Papageien in Stuttgart habe ich leider bisher auch noch nie gesehen, allerdings bin ich auch nicht arg oft im Rosensteinpark. Mandarinenten sehe ich auch gelegentlich, über die wird auch demnächst ein kurzer Artikel kommen.