Dies ist jetzt vorerst mal der letzte Teil der „Bizarre Hirsche“-Reihe. Ich hätte noch jede Menge weiteres Material über lebenden und ausgestorbenen Hirsche, aber das kommt dann mal in einer zweiten Reihe. Heute soll es mal wieder um Miss-und Fehlbildungen gehen, genauer um die Fehl-und Missmildunge bei Rehgeweihen. Dass ich ausgerechnet Rehe hier anführe hat einen einfachen Grund. Denn da diese die häufigsten Hirsche in Mitteleuropa sind, und auch noch dort vorkommen wo es schon lange keine Rothirsche mehr gibt und auch keine ohnehin nicht heimischen Damhirsche oder andere Arten eingeführt sind, finden sich auch entsprechend viele ungewöhnliche Geweihe. Natürlich kommen auch bei den anderen Hirsche gelegentlich sehr seltsame Geweihe vor, aber davon habe ich leider bei weitem nicht so viel Bildmaterial wie für Rehe. Die hier gezeigten Geweihe stammen allesamt, mal wieder, aus dem Jagd-und Forstmuseum im dänischen Hørsholm. Die Anzahl von dort ausgestellten Abnormitäten ist wirklich enorm, und ich muss mich hier leider auf einige besonders interessante Fälle beschränken, anderfalls würde ich hier stundenlang – nun ja, nicht grade wirklich stundenlang, aber schon wirklich ziemlich lange – nur damit beschäftigt sein, Bilder hochzuladen und in diesen Blogpost einzufügen. Außerdem möchte ich ja auch mal wieder über was anderes bloggen, allen die die letzten Beiträge im Allgemeinen und Hirsche im Besonderen langweilig finden, sei gesagt dass nicht mehr allzu viel zu diesem Thema kommt, zumindest für eine Weile. Oder auch nicht, ist ja schließlich mein Blog, und ich kann schreiben worüber ich will.
Hier sieht man einmal einen großen Teil der Geweihe:
Wenn man sich all jene Abnormitäten ansieht, fragt man sich natürlich, wie es überhaupt zu so etwas kommen kann. Tatsächlich sind die Ursachen dafür äußerst vielfältig. Zum Einen kann eine Verletzung der Geweihknospen, zumal in der Jugend, zu verschiedensten Fehlformen des Geweihs führen, die dann auch zweitlebens beibehalten werden. Andererseits kann auch lediglich das im Wachstum begriffene, und noch weiche Geweih durch Verletzungen (und wahrscheinlich auch Krankheiten) deformiert oder verletzt werden, wobei in einem solchen Fall aber die Fehlbildung auch einmalig sein kann, also bei später geschobenen Geweihen nicht mehr auftritt.
Es gibt natürlich auch genetisch bedingte Abnormitäten, tatsächlich ist es sogar so, dass die allermeisten Hirsche (ich weiß nicht wie es bei Rehen ist, da ihr Geweih weit weniger komplex ist) gewisse Abnormitäten zeigen, freilich in verschiedenem Grade. Wenn man sich einmal die Geweihe großer Mengen von Hirschen, oder eben wie hier auch Rehen ansieht, merkt man schnell dass ein enormes Potential bezüglich der individuellen Variabilität besteht. Es gibt sehr kurze und sehr lange, sehr dicke und sehr dünne, mehr oder weniger stark gebogene Geweihe. Natürlich ist das immer auch teilweise vom Alter abhängig, sowie dem Ernährungszustand, aber nichtsdestotrotz sind die individuellen Grundformen im Allgemeinen genetisch festgelegt.
Ein besonderes Kuriosum sind Rehkühe welche leichte Geweihe entwickeln. Unter den Hirschen bilden normalerweise lediglich bei den Rentieren auch die Weibchen ein Geweih aus, bei anderen Arten ist so etwas abnorm. Auch erreichen die Geweihe weiblicher Hirsche nicht die Größe jener der Männchen, wie man auch bei der unten gezeigten Rehkuh mit Geweih sieht.. Die Ursachen liegen dabei vermutlich bei Hormonstörungen.
Gelegentlich können Verletzungen auch zum völligen Verlust eines einzelnen Geweihsprosses führen, so dass nur noch ein einzelner Ast ausgebildet wird. Man achte auch auf die ungewöhnlich langen und schlanken Geweihe welche man hier neben dem „Einhorn“ sieht. Besonders das Geweih ganz rechts sieht beinahe schon etwas aus wie die Hörner einer Antilope, da keinerlei Gabelung vorhanden ist.
Eine der spektakulärsten Fehlbildungen von Hirschgeweihen, sind die sogenannten Perücken. Sie zeigen auf besonders eindrucksvolle Weise wie stark die Geweihbildung von Hormonen bestimmt wird, insbesondere von Testosteron. Wird beispielsweise ein junger Rehbock, bzw irgend ein anderer männlicher Hirsch, im frühen Alter kastriert, bildet er gar kein Geweih aus. Die einzige Ausnahme mache hier die Rentiere, da bei ihnen die Geweihbildung nicht geschlechtsabhängig ist, und ja auch die Weibchen ein Geweih bekommen. Werden bei einem bereits geschlechtsreifen Hirsch die Hoden während der Geweihbildung geschädigt oder entfernt (sowas passiert manchmal bei schlechten Schüssen, wie es auch eine ganz Reihe anderer äußerst unappetitlicher Verletzungen gibt, welche durch schlechte Treffer bei der Jagd passieren können, und den Tieren oftmals grauenhafte aber vielfach nicht gleich tödliche Verletzungn zufügen), kommt es zu einem Perückengeweih, der Bast wuchert einfach immer weiter. Kommt es aber zu einem Verlust der Testosteron-bildenen Zellen wenn der Bast bereits abgestreift ist, so wird das Geweih sofort abgeworfen, und ein neues Geweih fängt an zu wachsen, welches aber nicht mehr besonders groß wird, ständig mit Bast bedeckt ist, und auch nicht mehr abgestoßen wird.
Hier sieht man mal einen ganz besonders krassen Fall eines Perückengeweihs, welches sogar die Augen praktisch vollständig überwucherte.
Ich bin mit nicht ganz sicher was das ist, aber ich glaube hierbei handelt es sich um ein Perückengeweih, bei welchem der Bast entfernt wurde.
Es gibt noch andere Störungen und Merkwürdigkeiten, welche zu gestörtem Wachstum des Geweihs führen können. So kann man durch Einspritzen von weiblichen Geschlechtshormonen bei einem in der Geweihbildung befindlichen Hirsch bereits vorhandenes knorpeliges Kolbengeweih vorzeitig zum Verkalken bringen.
I love this blog. How many pictures of the horned goat. I think those are the genetic abnormalities. It have picked for selection?
Actually most if possibly nearly all of this abnormalities are not of genetic origin were caused by injuries or disturbed production of hormones.
Ich bin grad vom Tetrapod-Blog hier rübergekommen. Schöner Blog! Grad solche Sachen wie Fehlbildungen von Geweihen (das eine Reh mit der Mütze, das arme Tier …) lassen bei mir so leichte Schauer über den Rücken laufen. Gute Unterhaltung und lehrreich!
Freut mich sehr dass Dir der Blog gefällt!
erstmal grosses lob!! die bilder der hühnervoegl hybriden sind sehr interessant und so auch diese hier. nur einen makel hab ich ausmachen können. eine „rehkuh“ gibt es nicht, es ehrt dich das du korrekte bezeichnungen benutzen willst daher als keine korrektur: ein weibliches ausgewachsenes reh heisst Ricke. ansonsten auch hier tolle bilder einzigartiger tiere, die leider wegen verletzungen der eben, wenn auch seltener, genetischer fehler entnommen werden mussten. interessant sind diese fehlbildungen allemal
Danke für die Berichtigung. Ich bin zwar teilweise durchaus mit der Waidmannssprache vertraut, allerdings auch nicht überall. In dem Museum in dem ich die Photos gemacht habe, gibt es noch haufenweise ähnliche Sachen, vor allem eine wirklich beeindruckende Sammlung von Missbildungen oder auch Verkrüppellungen. Nicht dass ich so etwas wirklich schön finde, aber eine gewisse leicht morbide Faszination hat das schon, und es ist teilweise auch wirklich erstaunlich mit was für „Deffekten“ manche Tiere wirklich lange und teilweise scheinbar kaum eingeschränkt überleben. Ich hätte da noch jede Menge Photos, und allein mit den Sachen aus diesem einen Museum könnte ich das ganze Jahr über bloggen. Wenn ich die Zeit habe, werde ich auch auf jeden Fall noch über einige Exponate von dort schreiben.
Zwar schon ein älterer Beitrag, aber durch Google auf diesen gestoßen. Hatte von einem Jäger gehört, dass dieser ein Reh mit einer „Perrücke“ gesehen hatte wußte gar nicht was damit gemeint war, bis ich diese Bilder gesehen habe. Musste laut lachen, als ich „Atze“ gesehen habe, der schaut aus wie der Comediant 🙂
Gruß
Thomas
Kleiner Hinweis auf einen elementaren Fehler. Rehe tragen kein Geweih – sondern ein Gehörn….
Das ist keineswegs ein Fehler, schon gar kein elementarer. Rehböcke tragen sehr wohl ein Geweih, und diese Bezeichnung ist im zoologischen Gebrauch auch gängig. Der Begriff „Gehörn“ ist ledigich in der Jägersprache dafür gebräuchlich, wird aber in der Zoologie und dem allgemeinen Sprachgebrauch genausowenig verwendet wie „Gewehre“ für die unteren Eckzähne beim Keiler.
Das mit dem Geweih ist wirklich kein Fehler! Jedoch heißt das weibliche Reh nicht Reh-kuh sondern Reh-geis! Noch ein Fehler! Eine Perücke kommt nur bei Rehwild vor und nicht bei Rotwild! (Rotwild ist der bei uns heimische Hirsch)
Das mit dem Geweih ist wirklich kein Fehler! Jedoch heißt das weibliche Reh nicht Reh-kuh sondern Reh-geis! Noch ein Fehler: Eine Perücke kommt nur bei Rehwild vor und nicht bei Rotwild! (Rotwild ist der bei uns heimische Hirsch)
Ja danke, das mit der „Rehkuh“ wurde schon weiter oben erwähnt. Perücken-artige Geweihwucherungen gibt es übrigens durchaus – wenngleich auch selten – beim Rotwild (diese Bezeichnung ist mir übrigens durchaus ein Begriff). Im Jagdmuseum in Warschau ist ein entsprechendes Exemplar ausgestellt, vielleicht werde ich es irgendwann einmal als „Bild des Tages“ bringen.
^Diese ganzen „Abnormitäten“ sind doch ein Beweis, wie wunderbar
unsere Schöpfung ist. Eine Vielzahl von Geweihformen finden wir.
Besonders interessant finde ich auch die echten Albinos. In Horsholm
ist ja auch einer mit an der Wand.
Ich selbst habe durch Zufall vor 2 Wochen beim Autofahren rechts von mir
im Wald einen weissen Bock gesehen.
Viele Grüsse
Michael Torgeir Podlech
Kreis Ludwigsburg
Stimmt nicht ganz, im Warschauer Jagdmuseum ist auch eine Rothirsch mit Perückengeweih ausgestellt.
Naja, mit Schöpfung hat das nichts zu tun. Zudem sind relativ viele dieser Abnormitäten schlichtweg auf Verletzungen während der Geweihbildung zurückzuführen, teilweise auch auf hormonelle Störungen.