Feuersalamander gehören unter den heimischen Tieren zu meinen absoluten Favoriten. Nicht nur weil sie mit ihren leuchtenden Farben selbst den meisten tropischen Pfeilgiftfröschen in nichts nachstehen, oder weil sie die größten heimischen Schwanzlurche sind, sondern weil ihnen auch ein besonders sympathisches Wesen inne ist. Leider sehe ich sie praktisch immer nur überfahren, und in all den Jahren die ich in der Natur unterwegs gewesen bin, habe ich gerade einmal vier erwachsene Exemplare gefunden. Dabei sind sie stellenweise sogar verhältnismäßig häufig, durch ihre versteckte Lebensweise allerdings kaum einmal zu sehen.
Umso erfreuter war ich als ich zusammen mit Bryan Maltais eine Herpetologie-Tour in der Nähe von Esslingen machen konnte, und mehr Feuersalamander zu Gesicht bekommen habe als jemals zuvor. Bryan hat eine wirklich tolle Webseite über Naturphotographien, vor allem aus den USA. Er hat in kompletter Eigenregie auch einige der besten Dokumentationen über Amphibien gedreht, die ich je gesehen habe, sowie über einige andere, im Fernsehen leider in aller Regel mehr oder weniger völlig übergangene Reptilien und Amphibien. Darunter ist auch eine kurze Dokumentation über Feuersalamander und Bergmolche, welche er genau in dem Wald gedreht hat, in dem wir zusammen unterwegs waren:
http://www.youtube.com/watch?v=01j9SyNhavI
Unsere dreistündige Herpetologie-Tour begann an einem Wasserreservoir, in welchem wir allerdings nur einen sich gleich wieder versteckenden männlichen Teichmolch und einen noch recht jungen männlichen Bergmolch entdeckten:
Bereits die Bergmolch-Männchen sind erstaunlich bunt gefärbt, und mit ihrem blaugrauen Rücken, den schwargetupften weißen Bändern an Rücken und Flanken und dem tiefrorangen Bäuchen geradezu exotisch bunt. Wie so viele andere Tiere muss man sie nur genau genug ansehen um ihre ganze Schönheit zu entdecken.
Es dauerte allerdings nicht lange bis wir etwas tiefer im Wald den ersten Feuersalamander entdeckten, ein noch nicht ganz ausgewachsenes Exemplar:
Kurz darauf fanden wir schon den nächsten, ebenfalls ein noch nicht ganz ausgewachser:
Der nächste Feuersalamander war bereits deutlich größer:
Etwas tiefer im Wald fanden wir einen weiteren:
Nur etwa eineinhalb Meter entfernt stießen wir dann auf ein schönes ausgewachsenes Feuersalamander-Weibchen:
Erst nach einer Weile fiel Bryan dann auf dass etwas mit einem der Hinterfüße nicht stimmte. Der rechte Hinterfuß sowie auch der Unterschenkel waren ungewöhnlich breit, und statt der üblichen fünf Zehen, saßen dort sechs:
Allerdings scheint diese Behinderung keinen negativen Einfluss gehabt zu haben, denn dieses Weibchen war sowohl voll ausgewachsen als auch gut genährt, und zeigte auch ansonsten keinerlei Auffälligkeiten, und der Fuß war uneingeschränkt beweglich.
Auf diesem Bild sieht man die ungewöhnliche Form von Unterschenkel und Fuß sowie die sechs Zehen noch mal besser:
Noch mal eine Vergrößerung:
Es handelt sich hierbei allem Anschein nach nicht einfach um einen zusätzlichen Zehen, sondern um eine Art unvollständige Zwillingsbildung, welche zwischen den beiden mittleren Zehen ihren Ursprung zu haben scheint. Was genau diese Missbildung verursacht hat, lässt sich im Nachhinein nicht mehr sagen. Möglicherweise handelte es sich bereits um eine im Mutterleib erfolgte Fehlanlage, allerdings könnte es auch durchaus die Folge einer Verletzung oder Infizierung mit bestimmten Parasiten sein, welche im frühen Larvenstadium zu einer Fehlregeneration führte. Vor Jahren fand ich bereits einmal einen jungen Teichmolch im Garten, welcher an einem seiner Füße eine ganz ähnliche Missbildung aufwies.
Noch mal ein weiteres Photo:
Im Jahr 2008 wurde in Nordrhein-Westfalen ein Feuersalamander mit einer ähnlichen, aber noch extremeren Doppelbildung eines Hinterfußes gefunden. Ein Photo, sowie Bilder eines sehr ungewöhnlichen axantischen Exemplares findet man hier.
Bryan ist mit der Gegend ziemlich gut vertraut, und zeigte mir dann noch eine Stelle eines kleinen Baches, an dem sich ein größeres Becken angestaut hatte. In diesem sammelten sich Dutzende von Feuersalamanderlarven.
Zuguterletzt fanden wir noch zwei weitere ausgewachsene Feuersalamander, wieder in nur geringem Abstand voneinander.
Man sieht sehr schön wie sehr sich die Muster voneinander unterscheiden, weniger auffällig ist auf dem Photo allerdings dass beide einen unterschiedlichen Gelbton hatten, beim Exemplar auf der rechten seite ware er sichtlich heller. In diesem Teil von Süddeutschland überschneiden sich die Verbreitungsgebiete des Gestreiften Feuersalamanders Salamandra salamandra terrestris und des Gefleckten Feuersalamanders Salamandra salamandra salamandra. Beide Unterarten, die ja ohnehin schon variable Muster aufweisen, kreuzen sich natürlich in diesen Gebieten auch miteinander, so dass es zu zahlreichen Misch-und Übergangsformen kommt.
Noch etwas weiter südwestlich habe ich auch schon (meistens in Form von Straßenopfern) deutlich kleingeflecktere Exemplare von Salamandra salamandra salamandra gefunden, wobei ich in diesem Gebiet auch der Gestreifte Feuersalamander vorkommt.
Auf dieser Seitenansicht von „Nummer sieben“ sieht man auch sehr gut wie kompakt Feuersalamander gebaut sind, vor allem wenn man sie mit dem viel grazilerem Bergmolch weiter oben vergleicht.
Alles in allem war dies eine wirklich äußerst erfolgreiche und interessante Tour. Zum Abschluss noch ein Bild zweier Feuersalamander-Fans (Bryan rechts, ich links auf dem Photo):
Hi Markus, This was a great trip. Not only because we found a record amount of salamanders in such a short time, but the foot defect was anew experience for me. Thanks again for the experience!
Yes, it was really a great day, and a really great experience to see more fire salamanders than ever before!
Hi Markus,
Super Artikel, ich wünschte mir würden mal Feuersalamder über den Weg laufen, aber ich schätze ich müsste einfach mal aktiver suchen…
Solche Missbildungen sind mir in meiner Kindheit des öfteren an unserer hiesigen Bergsalamander Population aufgefallen, 6 oder sogar 7 Zehen, manchmal aber auch nur 3. Heute spekuliere ich darüber ob es sich dabei um Auswirkungen von Umweltgiften handeln könnte (die Wasserzufuhr erfolgt über die Kanalisation unter unserer Siedlung und nicht jeder wäscht sein Auto nur mit Wasser…) aber das war wohl hier weniger der Fall…
Alles Gute,
Joschua
Lieber Markus
Vielen Dank für diesen außerordentlich interessanten und spannenden Bericht. Ich bin Salamandern und Molchen ebenfalls sehr zugetan und hatte vor ein paar Monaten im Weserbergland (Patenstieg) das Vergnügen, ein großes und prächtiges Exemplar zu beobachten. Bei uns im Wald soll es ebenfalls Feuersalamander geben, aber da hatte ich bisher kaum Glück. Dafür hat sich mal ein kleiner Bergmolch in unserem Kellereingang verirrt.
Insgesamt auch ein großes Lob an Deine Homepage. Deine Berichte über Lungenfische, Quastenflosser, bizarre Kragenhaie und Ur-Wale sind sehr spannend und in dieser Form im deutschsprachigen Raum einzigartig. Dein Blog steht nicht umsonst ziemlich weit oben in meiner Lesezeichen-Liste.
Viele Grüße und Glückauf aus Bottrop
Vielen Dank für das Kompliment! Freut mich sehr dass dich die Themen auf dem Blog interessieren. Bergmolche hatte ich auch schon im Keller (keine Ahnung wie die dort hingekommen sind), und ich finde auch immer wieder welche im Garten, teilweise auch Teichmolche.
Hört sich wirklich interessant an, zumal ich über Alpensalamander auch mal einen Blogpost schreiben wollte, da ich letztes Jahr bei einem Ausflug das große Glück hatte einige zu entdecken. Es ist wirklich schwer zu sagen woher solche Missbildungen kommen, aber bei Unterzahl von Zehen kann es einfach nur eine Verletzung im frühen Larvenstadium sein. Eine Überzahl geht vermutlich auch auf eine Störung der Gliedmaßenentwicklung im Larvenstadium zurück, beispielsweise durch bestimmte Parasiten. Aber mit Sicherheit kann man das im Einzelfall natürlich auch nicht sagen.