Nachdem ich jetzt vor Kurzem für zwei Wochen auf La Palma gewesen bin, habe ich jede Menge neues Material für den Blog. Neben vielen anderen interessanten Dingen die ich dort gesehen habe, waren es vor allem die Portugiesischen Galeeren die es mir angetan haben.
Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) gehört zu den Staatsquallen, eine Ordnung von Nesseltieren welche gewisse Ähnlichkeiten mit Quallen haben. Wie diese besitzen sie eine Art Schirm, und lange Nesselzell-besetzte Tentakel mit denen sie ihre Beute fangen. Doch trotz der oberflächlichen Gemeinsamkeit unterscheiden sie sich in mancher Hinsicht stark von echten Quallen, wenn nicht sogar von den allermeisten anderen Lebewesen überhaupt. Denn es handelt sich bei ihnen nicht um ein Einzeltier, sondern um eine ganze Kolonie miteinander in Kontakt stehender Polypen, die zusammen einen Superorganismus bilden, ein bisschen vergleichbar einem Ameisenstaat, nur dass hier alles miteinander verwachsen ist. Diese Einzelpolypen sind hochspezialisiert, und könnten isoliert praktisch nicht leben, ganz wie die einzelnen Organe in unserem Körper ja auch nicht getrennt voneinander leben könnten. Manche der Polypen dienen beispielsweise dem Beutefang oder der Fortpflanzung, ein einzelner bildet die Gasblase. Dieses durchsichtige Gebilde, das aussieht als wäre es aus blau-lila-rosanem geblasenem Glas, dient sowohl als Schwimmkörper als auch als Segel. Dieser kann auch von der Galeere auch zu einem gewissen Grad in seiner Form verändert werden.
Es gäbe unheimlich viel was man über diese Tiere schreiben könnte, etwa über das hochwirksame Gift der Tentakel mit dem sie vor allem Fische fangen, die Zusammensetzung des Gasgemisches in der Gasblase, oder die Verbreitung, doch das würde den Rahmen dieses Artikels bei Weitem sprengen.
Die ersten beiden Exemplare die ich an der Westküste der Insel am Strand von Tazacorte fand, waren nicht besonders gut erhalten, entweder schon von der Sonne vertrocknet oder zerquetscht. Einige Zeit später entdeckte ich an der Inselostseite, genauer gesagt am Vulkansandstrand von Los Cancajos, ein frisch angespültes und noch völlig unversehrtes Exemplar. Es hatte eine Gasblase von vielleicht etwa 15 cm Größe, und die Farben und die glasartige Erscheinung sind wirklich spektakulär. Ich sah zwei weitere Exemplare später auch von den Felsen aus im Meer treibend, und zwei auch beim Schnorcheln vor dem Strand von Los Cancajos im Meer. Interessanterweise fand ich dort auch am gleichen Tag eine größere Anzahl von Exemplaren am Strand angespült, von denen das kleinste kaum so groß war wie eine Bohne. Hier sieht man noch ein paar Photos:
Dies war eines der kleineren Exemplare:
Am spektakulärsten waren aber sicherlich die ganz frisch angespülten und noch lebenden Galeeren, die noch auf äußerst merkwürdige Weise pulsierten und zuckten, sowohl an den Tentakeln als auch an der Gasblase selbst. Es ist etwas schwer zu beschreiben wie unglaublich seltsam das aussieht, daher habe ich mal ein Video davon aufgenommen:
Ich habe unwillkürlich an Lovecraftsches „Sternengezücht“ denken müssen, diese Tiere haben zweifellos etwas sphärisch Surreales an sich. Das Gift das sich in ihren Tentakeln befindet ist hochgiftig, und man sollte es auf jeden Fall vermeiden mit den Tentakeln in Berührung zu kommen, sowohl im Wasser als auch am Strand. Doch trotz ihrer Giftigkeit haben auch die Portugiesischen Galeeren Feinde, von denen einige fast ebenso seltsam und wunderbar sind wie sie selbst, etwa die pelagisch lebenden Meeresschnecken der Art Glaucus atlanticus (über die ich unbedingt mal schreiben muss), welche die gefressenen Nesselzellen zur Verteidigung in den eigenen Körper einbauen, aber auch Mondfische oder Unechte Karettschildkröten. Ein ganz ungewöhnliches Verhältnis zu den Galeeren haben die Löcherkraken (Tremoctopus violaceus). Diese sind in so vieler Hinsicht so merkwürdig, dass ich auch über sie bei Gelegenheit mehr bringen muss. Die im Vehältnis zu den Weibchen winzigen Männchen, sowie auch junge Weibchen, verwenden abgerissene Tentakel der Portugiesischen Galeere die sie an ihre umbebildeten Fangarme heften, um sich damit vor Fressfeinden zu schützen. Ein interessantes Video welches zeigt wie sowohl eine junge Unechte Karettschildkröte als auch Glaucus atlanticus an einer Galeere frisst, kann man hier sehen:
Portugiesische Galeere vs Glaucus atlanticus vs Caretta caretta
Ich habe es mir dann auch nicht nehmen lassen am letzten Tag des Urlaubes zwei kleine Exemplare die (bereits tot) am Strand lagen, mit nach Hause zu nehmen. Da man ja keine brennbaren Flüssigkeiten im Flugzeug transportieren darf, habe ich sie mit reichlich Salz konserviert, am nächsten Tag dann in destiliertem Wasser rehydriert und in Alkohol eingelegt. Zugegebenerweise ist die bisherige Aufbewahrung noch recht provisorisch, man bräuchte eigentlich besser ein sehr hohes schmales Glas, damit die Tentakel besser zu Geltung kommen, und man sollte die noch immer prall gefüllte Gasblase etwas nach unten drücken, damit man sie besser sehen kann und sie immer ganz von Alkohol bedeckt ist. Aber vorerst sollte das erst mal reichen. Leider habe ich nicht allen Sand der an ihnen dran hing entfernen können, und die Tentakel haben sich auch nicht mehr völlig entfaltet. Leider sieht man nicht allzu viel, aber ich wollte die Photos trotzdem mal zeigen:
Hallo, toller Beitrag, bin gespannt was noch alles kommt!
LG
Sehr nette Bilder 🙂 Und ein toller Beitrag!