Mal ein paar Nahansichten von Robben, Teil 2: Die Vibrissen

Nachdem es im ersten Teil um die erstaunlich diversen Ohren von Robben ging, soll es jetzt um die Vibrissen gehen, also die Schnurrhaare. Auch diese zeigen teilweise erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenene Arten. Das schöne ist dass ein Blick auf die vorhergehenden Bilder im letzten Blogpost reichen, um sich noch mal die unterschiedliche Ausprägung, Anzahl und Länge der Vibrissen bei den bisher gezeigten Arten anzusehen, darum soll hier nur auf ein paar wenige Arten eingegangen werden.

Zuallererst die Art mit der wohl extremesten Ausbildung von Vibrissen unter allen Robben, der Antarktische Seebär (Arctocephalus gazella). Während die meisten ihrer Virbrissen im Vergleich zu ihren Verwandten durchaus im normalen Rahmen liegen, sind typischerweise zwei von ihnen auf jeder Seite extrem verlängert, fast wie die Fühler bei einem Insekt. Die Rekordlänge für die längste Vibrisse bei einem männlichen Antarktischen Seebären lag bei 48 cm, was damit auch den Rekord für alle Robben (und möglicherweise für alle Säugetiere überhaupt) darstellt. Bei den anderen Seebärenarten sind sie dagegen weitaus weniger lang. Das unten zu sehende Photo eines Antarktischen Seebären stammt mal wieder von Wikipedia:

Antarktische Seebär (Arctocephalus gazella)

Einen anderen Rekord stellen die Walrosse dar, sie haben nämlich mit bis etwa 300 Vibrissen je Seite die mit Abstand zahlreichsten unter allen Robben. Auch sind sie ausgesprochen dick, bis etwa 3 mm im Durchmesser. Hier ein sehr schönes Portraitbild eines Walross im Hagenbeck Zoo in Hamburg, photographiert von Katja Haase:

Walross Hagenbeck Zoo by Katja Haase

Walrosse finden ihre vor allem aus Muscheln und anderen Wirbellosen bestehende Nahrung primär direkt am Boden und teilweise auch im Sediment, weshalb sich die dicken Vibrissen in der Natur auch teilweise recht stark abnutzen. Daher haben freilebende Walrosse teilweise erheblich kürzere Vibrissen als im Zoo gehaltene Exemplare, besonders im oberen Bereich. Hier sieht man zum Vergleich ein Photo eines wilden Walrosses (von Wikipedia), bei dem die obersten Borsten fast komplett abgenutzt sind.

Besonders bei älteren Walrossen können die Vibrissen dagegen in Gefangenschaft aufgrund fehlender Abrasion eine erhebliche Länge erreichen, wie es etwa bei den bekannt gewordenen Walrosskühen Antje (* 25. Mai 1976; † 17. Juli 2003 in Hamburg) und Tanja (* ca. 1974; † 16. Februar 2007 in Hannover) der Fall gewesen ist. Beide waren übrigens unter den ältesten jemals dokumentierten Vertretern ihrer Art. Wie lang der Walrossbart in so einem Fall dann tatsächlich werden kann, wenn über Jahrzehnte die natürliche Abnutzung fast vollständig fehlt, kann man sehr eindrucksvoll an diesem Photo (von Wikipedia) sehen, das Tanja im Jahr 2006 zeigt:

Vor allem Antje wurde als Maskottchen des Norddeutschen Rundfunks sehr berühmt, und ich kann mir gut vorstellen dass auch teilweise eine übertriebene Vorstellung vom Ausmaß eines „echten“ Walrossbartes besteht, da jener von Antje weitaus länger war als in freier Natur üblich. Hier noch ein Photo von Antje aus dem Jahr 1982 (ebenfalls von Wikipedia):

Antje

Inzwischen ist Antje inder Zoologischen Schausammlung in Hamburg zu sehen. Allerdings sind die Vibrissen des Präparates nicht die Originalvibrissen (diese zu erhalten kann extrem schwer sein, da sie viel zu leicht ausfallen), sondern dicke Nylonschnüre. Das hohe Alter, und eben auch die fehlende Abnutzung der Zähne am Bodengrund, hatten auch zur Folge das Antje extrem lange und auch sehr stark gebogene Stoßzähne entwickelte, wie man hier auf einem Photo aus der Zoologschen Schausammlung in Hamburg sehen kann:

Antje Zoologische Schausammlung Hamburg

 

 

 

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