Der im letzten Teil vorgestellte Indohyus hatte ja noch sehr wenig Ähnlichkeit mit modernen Walen, vor allem weil es sich um ein größtenteils von Pflanzen lebenden Omnivoren handelte. Doch man kennt auch andere, bereits weiter entwickelte Formen, bei welchen sich die Merkmale ihrer Nachfahren bereits etwas eher erahnen lassen. Dazu gehören die vier bekannten Arten der Gattung Pakicetus, P. inachi, P. attocki, P. calcis und P. chittas, welche man anhand von 48-49 Millionen Jahren alten Fossilien aus Pakistan kennt.
Um hier vorneweg Missverständnissen vorzubeugen, was die chronologische Einordnung angeht, muss noch einmal kurz etwas erläutert werden. Indohyus wurde ebenfalls auf etwa 48 Millionen Jahre datiert, war aber noch primitiver als Pakicetus. Dass beide Gattungen zur selben Zeit lebten, obwohl die eine eine höhere Entwicklungsstufe darstellt ist aber keineswegs ein Widerspruch. Evolution ist nur in sehr seltenen Fällen auf eine einzige Linie beschränkt, sondern viel eher mit einem Busch oder Baum zu vergleichen. Wenn ein Seitenzweig sich in eine neue Richtung entwickelt, muss dies nicht zwangsläufig zu einem Aussterben der ursprünglicheren Formen führen, vor allem wenn sie unterschiedliche ökologische Nischen besetzen. Zwar stammt Pakicetus nicht in direkter Linie von der gleichzeitig lebenden Form von Indohyus ab, sondern von einer früheren gemeinsamen Stammform, doch dürfte diese immer noch sehr stark Indohyus geähnelt haben. Genau wie sich Arten wie die Hirschferkel über zig Millionen Jahre kaum weiter entwickelt haben, während ihre Verwandten in Savannen, Steppen und anderen Habitaten sich immer weiter auffächerten und immer mehr Spezialisierungen entwickelten, verblieb wohl auch Indohyus und seine Vorfahren über einen sehr langen Zeitraum in einer Art Stasis.
Pakicetus hatte in etwa die Größe eines mittelgroßen Hundes wie einem kleineren Border Collie. Man kann durchaus noch die Verwandtschaft zu Indohyus erkennen, etwa die behuften Zehen, der große Kopf und der lange Schwanz, aber auch dass Pakicetus bereits besser an ein Leben und vor allem an ein Jagen im Wasser angepasst war. Die Augen liegen ausgesprochen weit oben am Kopf, ähnlich wie bei Flusspferden oder anderen Tieren die viel Zeit unter Wasser nahe oder Wasseroberfläche verbringen. Auch sind die Kiefer sehr lang, und daher auch gut geeignet gewesen um Fische zu fangen, während die Gliedmaßen bereits kürzer als bei Indohyus waren, und auch die Zehen teilweise länger und stärker gespreizt. Ursprünglich waren von Pakicetus nur sehr wenige Fragmente bekannt, und er wurde reichlich spekulativ als ein vage robbenartiges und bereits größtenteils im Wasser lebendes Wesen rekonstruiert, inzwischen kennt man allerdings weitaus vollständigere Funde, welche uns inzwischen ein sehr gutes Bild über das tatsächliche Aussehen vermitteln.
Hier ein Bild welches Carl Buell von Pakicetus gemacht hat:
An dieser ebenfalls von Carl Buell angefertigen Kopfstudie kann man sehr schön sehen wie lang und schmal die Schnauze gewesen ist, und wie hoch die Augen saßen:
Die Fossilien von Pakicetus stammen aus einem Gebiet welches zur damaligen Zeit am Rande des Tethys-Meeres lag. Die Zähne von Pakicetus waren bereits deutlich an eine carnivore Lebensweise angepasst, und vermutlich umfasste ihre Beute ein recht breites Spektrum von verschiedenen Arten am und im Wasser lebender Tiere. Es sei an dieser Stelle auch daran erinnert, dass beispielsweise auch Fischotter bei weitem nicht nur Fisch fressen, sondern auch Flusskrebse, Amphibien, Wasservögel und sogar größere Säugetiere bis hin zu Bisamratten.