Vor einiger Zeit entdeckte ich bei mir in der Nähe beim Spazierengehen eine Weide mit Zwergzebus. Es handelte sich um einen Stier und zwei Kühe. Diese Tiere hatten eine Schulterhöhe von nur etwas über einem Meter, manche Rassen von Zwergzebus bleiben sogar noch deutlich kleiner. Dass es sich um Zebus handelte, war anhand der typischen Merkmale wie Rückenhöcker (der übrigens nur aus dem stark vergrößerten Musculus rhomboideus besteht, und nicht von den Dornfortsätzen der Wirbelsäule getragen wird) und stark ausgeprägte Wamme klar erkennbar. Auch der restliche Körperbau mit relativ geringen Fleischansatz unterscheidet sich stark von den auf möglichst viel Fleischertrag gezüchteten Rassen, die bei uns normalerweise auf den Teller kommen.
Was mir nun auffiel, war die äußerst interessante Farbe dieses Stieres, denn sie entspricht praktisch 100% der eines Auerochsen. Dazu muss man sagen, dass die Farbe von Auerochsen in ihrem einst riesigen Verbreitungsgebiet, welches Europa, Nordafrika, den Nahen Osten sowie große Teile Nordasiens und Russlands umfaßte eine Reihe unterschiedlicher Farbvarianten entwickelte, und auch die Kühe von einer anderen Farbe waren als die Stiere. Dieser wunderschöne kleine Stier hat mit seinem schwarzbraunen Fell fast genau die Grundfarbe von mitteleuropäischen Auerochsen, mit einem hellen Maul, und vor allem dem für Auerochsenstiere typischen, und bei den meisten modernen Rindern verlorengegangenen hellen Aalstrich auf dem Rücken. Es ist wirklich interessant, wie sich solche archaischen Merkmale der Vorfahren unserer Nutzrinder gerade in einer solchen Rasse erhalten haben, wobei ich dazu sagen muss, dass ich eine solche Färbung noch bei keinem anderen Zebu gesehen habe, in so ausgeprägter Form noch nicht einmal bei einem Heckrind.
Sollte zufällig jemand genaueres über diese Zebus wissen, etwa woher sie genau stammen, und ob eventuell noch andere Rassen bei ihnen eingekreuzt wurden, würde much das sehr interessieren.
Zebus stammen ursprünglich aus Indien – sie sind die berühmten „heiligen Kühe“ der Inder. Vorfahren sind eine lokale asiatische Unterart des Auerochsen (Bos primigenius namadicus), möglicherweise auch der Gaur (Bos frontalis) bzw. dessen domestizierte Form, der Gayal. Ferner sind später auch Kreuzungen zwischen Zebu und Banteng bzw. Balirind (Bos javanicus) sowie Yak (Bos grunniens) erfolgt.
Ja, insofern ist es ja auch besonders interessant, dass ausgerechnet bei einer Rasse mit derartigen Wurzeln allem Anschein typische Auerochsenmerkmale erhalten geblieben sind, vor allem wenn man bedenkt, dass die asiatischen Auerochsen wohl etwas anders gefärbt waren, als die in Europa.