Leider hat es auch heute nur wieder für ein „Bild des Tages“ gereicht, diesmal ein Kalifornien-Kondor (Gymnogyps californianus). Diese Tiere gehörten noch vor gar nicht allzu langer Zeit noch zu den seltensten Vogelarten der Erde, und war in Freiheit bereits völlig ausgestorben, Ende der 80iger Jahre gab es gerade einmal noch 27 Exemplare. Alle noch verbliebenen Individuen die nicht sowieso schon in Gefangenschaft waren, wurden eingefangen und Zuchtprogramme gestartet, so dass es heute wieder einen gewissen Hoffnungsschimmer gibt, dass diese Art vielleicht doch noch auf Dauer überleben könnte. In Anbetracht des sehr massiv begrenzten Genpools der Gründerpopulation bestehen hier aber immer noch schwer kalkulierbare Risiken.
Der Kalifornien-Kondor gehört nebem seinem nächsten Verwandten, dem Andenkondor, zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Sie erreichen teilweise Spannweiten bis 3m und Gewichte von mehr als 10kg. Damit erreichen sie ähnliche Größen wie der erst vor wenigen Jahrhunderten ausgestorbene (bzw ausgerottete) neuseeländische Riesenadler Harpagornis moorei. Im Gegensatz zu diesem sind Kondore aber insgesamt weitaus „schwächlicher“ gebaut, da sie sich zum größten Teil von Aas ernähren. Das erkennt man nicht nur an dem unbefiederten Hals und dem langgestreckten Schädel, der darauf ausgelegt ist, Kadaver großer Tiere auszuweiden (Tatsächlich wies der Schädel von Harpagornis eine sehr ähnlich Form auf, da er ebenfalls häufig große Kadaver ausweidete, allerdings von selbst erbeuteten Tieren wie Moas). Besonders augenfällig ist das an den Füßen, denn diese sind im Gegensatz zu jenen von Greifvögeln relativ schlank und schwach, ohne die breiten Ansatzstellen für Sehnen und Muskeln, und auch ohne die gewaltigen gekrümmten Klauen mit denen große Greifvögel teilweise sogar die Knochen ihrer Beute durchschlagen können. Es fällt auch auf, dass die Krallen teilweise ziemlich stumpf sind:
Einstmals gab es auf dem amerikanischen Kontinent noch Vögel, die selbst einen so gewaltigen Vogel wie den Kondor wie einen Zwerg erscheinen ließen, die Teratorne. Diese Riesenvögel, deren größter Vertreter Argentavis magnificiens eine Flügelspannweite von über 7m erreichte, werden in aller Regel mit Geiern, bzw Neuweltgeiern wie dem Kondor verglichen, und üblicherweise als riesige Aasfresser portraitriert. Tatsächlich unterschieden sie sich aber in einer Anzahl wichtiger Merkmale von typischen Geiern, etwa dem Schnabel der viel eher jenem von Raubvögeln glich, und es ist anzunehmen dass zumindest hinter einigen dieser gewaltigen Vögeln mehr steckte als bloße Riesenversionen von Kondoren, aber dazu ein ander mal mehr.
Noch mal vielen Dank auch an Wayne für die freundliche Genehmigung seine Photos zu benutzen.