Dass Vögel direkte Nachfahren der Dinosaurier sind ist inzwischen relativ weitläufig akzeptiert (abgesehen von Kreationisten, und den BANDits, die sich vor allem aus Ornithologen zusammensetzen, und davon ausgehen, dass Vögel und Dinosaurier von einem gemeinsamen, bisher noch unentdeckten Vorfahren abstammen. BAND steht übrigens für Birds Are Not Dinosaurs), aber irgendwie fällt es doch ziemlich schwer, die im Garten umherhuschenden Amseln oder die Gehsteige verunzierenden Tauben wirklich mit etwas in Verbindung zu bringen, das man in aller Regel eher als groß und schuppig ansieht. Seit einigen Jahren häufen sich teilweise spektakuläre Funde, welche beweisen dass schon eine ganze Reihe von kleineren Theropoden befiedert war, selbst beim berühmt-berüchtigten Velocraptor konnte kürzlich nachgewiesen werden, dass er Federn an den Armen trug. Das wirft natürlich viele bisherigen Vorstellungen und Rekonstruktionen völlig über den Haufen. Egal, mir haben die Jurassic-Parc-Raptoren auch ohne Federn gut gefallen, obwohl sie auch nur die grau-braune Einheitsfarbe aller Dinosaurier in diesem Meisterwerk der Filmkunst tragen. Bedebkt man, dass nun einige Theropoden befiedert waren, kann man sich schon viel eher vorstellen, wie ein lebender Dinosaurier gewirkt haben muss, vor allem wenn man Arten heranzieht, welche große Ähnlichkeiten in Größe und allgemeiner Morphologie haben. Als ich vor kurzem an den Volieren eines Kleintierzüchtervereins entlang ging, und auf eine Schar wunderschöner Truthähne stieß, war ich zugegebenerweise fasziniert, denn es gab einst einen Dinosaurier, welcher zu Lebzeiten fast genauso ausgesehen haben könnte. Diese Truthähne waren keine hässlichen weißen Fleischputen mit zerzausten Federn, wie sie üblicherweise gezüchtet werden, um den Fleischmarkt zu befriedigen, sondern wunderschöne Vögel mit dunklen gepflegten Gefieder:
Die kräftigen Beine und der nackte Hals und Kopf geben ihnen zusätzlich ein gewisses Dino-flair, außerdem erscheinen sie bei normal angelegten Gefieder auch viel schlanker, und damit dinosaurierähnlicher, als wenn sie sich, wie auf vielen Bildern zu sehen, aufplustern.
Ich hatte bei meinem Besuch im Museum am Löwentor vor ein paar Wochen die Gelegenheit zwei Skelettabgüsse des kleinen Theropoden Caudipteryx zu photographieren. Dieser kleine Theropode ist in Größe und Gestalt fast identisch mit einem Truthahn, nicht nur weil er Federn trug, sondern weil er auch einen extrem kurzen Schwanz, kleine flügelähnliche Arme und einen schnabelartigen Kiefer besaß. Beachtenswert sind auch die enorm langen Beine:
Und hier noch mal in der Fundsituation:
Ich denke es ist durchaus lohenswert selbst so ordinär erscheinende Tiere wie Puten einmal genauer zu betrachten, denn auch Tiere die jeden Tag millionenfach erbrütet, geschlachtet und gegessen werden, können erstaunlich interessant sein, sowohl in Bezug auf das Verhalten, als auch auf die Anatomie.
Ich hatte auch solche, naja, wie soll ichs nennen… „Vögel-sind echte-Dinos“-Momente, nur bei Laufvögeln. Es ist wirklich faszinierend, wie ähnlich solche Tiere ihren Gruppengenossen sehen können, vorallem Nandus habens mir angetan. Und jetzt wo du es sagst/schreibst, sehe ich auch Truthühner anders. Schön, so einen Artikel im Bestiarium lesen zu können.