Dass in der Tiefsee eine gane Reihe äußerst skurile und merkwürdige Wesen leben, ist ja allgemein bekannt. Allerdings handelt es sich bis auf wenigen Ausnahmen in aller Regel um sehr kleine Tiere, die in der Regel nur wenige Zentimeter messen, und nur ein paar Gramm auf die Waage bringen. Eine dieser Ausnahmen sind gewisse Tiefseeasseln der Bathynomus. Diese Tiere weisen eine kaum zu übersehende Ähnlichkeit mit den in praktisch jedem Garten heimischen Kellerasseln auf, und tatsächlich sind sie auch mit diesen verwandt. Aber einmal abgesehen davon dass es sich um Tiefseebewohner handelt, und gewisse äußerliche Differenzen in Bezug auf Gliedmaßen oder Augen bestehen, fällt vor allem der enorme Größenunterschied auf.
Man kennt insgesamt neun Bathynomus-Arten, von denen die größte Bathynomus giganteus. Bei diesem in der Schausammlung des Paläontologischen Institutes in Tübingen ausgestellten Exemplar, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um diese Art. Diese Tiere können Längen bis 37cm erreichen, bei einem Gewicht von etwa 1,5kg. Dieses Exemplar hatte in etwa die Größe eines ausgewachsenen Igels. Hier sieht man noch einmal den Kopf etwas besser:
Lebende Exemplare sind von einem zarten Rosa, teilweise auch mit einem leichten Grau. Dieses Exemplar ist natürlich durch das Alter, und wahrscheinlich auch durch Konservierungsmittel praktisch vollkommen entfärbt. Bei diesen Tieren handelt es sich um Aasfresser, die am schlammigen Meeresboden in Tiefen von meistens 365-730m leben, und sich vor allem von herabsinkenden toten Tieren ernähren. Ob ihre enorme Größe aber, wie auf der Tafel am Präparat beschrieben, dazu entwickelt wurde, um lange Perioden ohne Nahrung auszukommen, wage ich einmal zu bezweifeln. Hier spielten sicher auch andere Faktoren eine Rolle. Zum Schluss noch mal eine (leider etwas verwackelte) Ansich welche auch die Unterseite zeigt:
Ich weiss nicht mehr genau wo dies war, aber die wahrscheinlichste Ursache der Größenausbildung wurde damit begründet, dass sich die Asseln von Biomasse ernähren, welche von oben auf den schlammigen Grund niederrieselt. Die Asseln durchwühlen den Schlamm und filtern dabei alles mögliche verwertbare Biomaterial heraus. Um dabei recht effektiv vorgehen zu können, ist die größere Form von Vorteil, kann damit doch ein weitaus größeres Gebiet in kürzerer Zeit abgearbeitet werden, was letztendlich auch eine enorme Energieeinsparung darstellt, als wenn ein kleines Tier längere Zeit größere Strecken zurücklegen muss, um an die in der Tiefe spärlich vorhandenen Nahrungsquellen zu gelangen. Ein weiterer Vorteil der Größe mag auch sein, dass die Asseln dadurch auch größere Stück an Biomaterial fressen können, z.B. komplette Fischkadaver.
Zugegebenerweise habe ich da so meine Bedenken. Da könnte man auch gegenargumentieren, dass ein kleineres Tier ja auch viel weniger Nahrung bräuchte als ein so großes. Die Strecken wären zwar länger, aber große Brocken könnten länger genutzt werden, außerdem würden kleine Detritusmengen für ein kleines Tier schon ausreichen, wo ein großes noch viel weiter suchen müßte um satt zu werden. Wahrscheinlich gibt es dabei aber auch mehrere Grunde für die massive Größe, und ich wage mal zu behaupten, dass wir diese noch nicht kennen.