Der „Lurchenschlächter“ Batrachotomus

Wenn man an große ausgestorbene räuberische Landreptilien denkt, dann fallen einen in der Regel primär mal Theropoden ein, angefangen von „kleineren“ Arten wie Dilophosaurus, bis hin zu Giganten wie dem altbekannten Tyrannosaurus oder dem noch größeren Giganotosaurus. Zugegebenerweise brachte dieser Zweig der Dinosaurier die mit Abstand größten und beeindruckensten Raubtiere hervor, die je das Anlitz der Erde beschritten (Riesenformen von Krokodilen, über die es auch mal gehen soll, lasse ich jetzt einfach mal außen vor, da sie ja amphibisch lebten). Doch das erdgeschichtliche Bestiarium kennt noch eine ganze Reihe anderer großer, fleischfressender Landbewohner unter den Reptilien, die aber, wie so viele andere auch, im populären Schatten der Dinosaurier stehen. Bevor diese ihren evolutionären Siegeszug über die Erde beginnen konnten, lebten noch ganz andere Wesen, welche in vieler Hinsicht nicht minder spektakulär war, wenngleich sie niemals die Ausmaße der wirklich großen Dinosaurier erreichten.

Eines dieser Wesen war Batrachotomus kupferzellensis, ein gewaltiges Raubtier von etwa 5m Länge, das unter seinen Zeitgenossen Angst und Schrecken verbreitet haben muss. Er gehörte zu den Prestosuchidae, und war in der Zeit des oberen Keuper eines der größten Landraubtiere überhaupt. Man kann sich diese Tiere ganz gut als eine Art vierbeinigen Carnosaurier vorstellen, denn tatsächlich erinnerten die hohen und seitlich komprimierten Schädel recht stark an jene von den erst viel später erscheinenden großen Theropoden. Sie besaßen recht lange Beine, und bewegten sich auf recht aufrechte Art fort. Dieses Photo zeigt eine lebensgroße Rekonstruktion aus dem Museum am Löwentor in Stuttgart:

Batrachotmus im Schachtelhalmwald

Man erkennt auch gut die Panzerplatten auf dem Rücken, welche ganz ähnlich aussahen wie von Krokodilen. Interessanterweise waren diese Rückenpanzerplatten über starke Muskeln mit der Wirbelsäule verbunden, und ermöglichten es die Wirbelsäule durchzubiegen, um beim Laufen hohe Geschwindigkeiten zu erreichen. Auch heutige Krokodile besitzen dadurch als einzige Nicht-Säuger diese Fähigkeit zu Galoppieren, mit der sie auf kurze Strecken sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen können. Bei größeren Exemplaren sieht man das kaum jemals, was sicherlich auch an der Körpermasse liegt. Dieses Galoppieren wird allerdings nicht zum Angriff, oder zum Ergreifen von Beute genutzt, sondern zur Flucht. Australienkrokodile (Crocodylus johnsoni) etwa wenden diese Fortbewegungsweise um sich vor den häufig im gleichen Lebensraum vorkommenden und viel größeren Leistenkrokodilen (C. porosus) in Sicherheit zu bringen. Man kann allerdings mit einiger Sicherheit annehmen, dass Batrachotmus eine galoppierende Fortbewegungsweise tatsächlich primär zur Jagd benutzt hat. Der Anblick eines derartigen Riesen, wie er mit voller Geschwindigkeit und auf eine für Reptilien eigentlich äußerst ungewohnte Weise seiner Beute hinterherjagte, muss zweifellos ein beeindruckender Anblick gewesen sein – und sicherlich für viele Wesen einer der letzten visuellen Eindrücke in ihrem Leben. Die Knochenplatten an den Flanken dagegen waren coneinander isoliert, und hatten wohl tatsächlich eher einen defensiven Charakter.

Den Namen Batrachotomus bekam dieser Räuber anhand der Funde von mehreren Fossilien des riesigen Mastodonsaurus (über den schon früher geschrieben wurde) aus Kupferzell, welche die Zahnspuren des Prestosuchiden aufwiesen. Ob hier Kadaver gefressen, oder diese Riesenamphibien aktiv erbeutet wurden, läßt sich hier allerdings kaum noch sagen. Ich würde es allerdings keineswegs ausschließen, dass hier tatsächlich Riesenamphibien zumindest manchmal auch gejagt und getötet wurden. Sowohl Jaguare, als auch Löwen und Tiger töten immer wieder teils recht große Kaimane, bzw Krokodile, um diese zu fressen, auch wenn es auf den ersten Blick äußerst ungewöhnlich erscheint, dass ein teilweise recht großes und auch nicht ungefährliches anderes Raubtier als Beutetier gewählt wird.

Hier sieht man noch ein Photo eines rekonstruierten Schädels aus der Ausstellung:

Schädel von Batrachotomus 

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5 Antworten zu Der „Lurchenschlächter“ Batrachotomus

  1. fragi sagt:

    Hello,

    I often enjoy your website,
    especially I’m interested in many photos of exhibitions at German museum.
    Stuttgart museum is one of the museum I want to visit.

    In your weblog, some reconstruction or creature models are introduced.
    https://bestiarium.kryptozoologie.net/artikel/category/skulpturen/

    Are those your works?

    I’m Japanese and can’t read German,
    so I use ?ranslation website.
    But the translation from German to English or Japanese are not so good.
    So I can’t understand your article enough.

    I’m looking forward to your next post.

    Thanks.

  2. Cronos sagt:

    Hi, nice to hear that you like my blog! You can find some more photos from the exhibition at Stuttgart at my flickr site (the last 26 photos are from there):
    http://www.flickr.com/photos/32329052@N00/sets/72157601568774189/
    The models in the category „Skulpturen“ are all made by me, and you can see some other ones at my flickr-site too:
    http://www.flickr.com/photos/32329052@N00/sets/72157601561815064/
    I have many more models, but most of them are not online yet. If you´re from Japan, you probably know the Tsuchinoko, which I sculpted as a small model.

  3. fragi sagt:

    Thank you for your reply.

    I live in Japan and am interested in cryptozoology too.
    So of course, I know Tsutcinoko.
    Recently, reports about it is very rare.
    Your work show the characteristics of tsuchinoko very well.

    It is very interesting for me to see your works because I also sculpture paleo animals.
    I hope to see your other or next works!

  4. Ralph Blumberg sagt:

    Mich würde interessieren ob auch alle anderen Tiere dieser Arten auch galopieren konnten z.b. fasolasochus.

  5. Markus Bühler sagt:

    Das ist natürlich nicht immer so einfach zu sagen, zumal Fasolasuchus ja einer ganz anderen Entwicklungslinie angehörte. Aber da diese Tiere alle auf gestreckten und sehr langen Beinen liefen, erscheint es relativ wahrscheinlich – wobei hier der Begriff „galopieren“ natürlich eine gewisse Auslegungsfreiheit hat.

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